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Amfilohije Radović

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Metropolit Amfilohije Radović (2009)

Amfilohije (Amphilochius) Radović kyrillisch Амфилохије Радовић, bürgerlich Risto Radović; (* 7. Januar 1938 in Donja Morača, Jugoslawien, † 30. Oktober 2020 in Podgorica, Montenegro) war der serbisch-orthodoxe Metropolit von Montenegro und dem Küstenland und Erzbischof von Cetinje. Amfilohije wurde während der Krankheit des Patriarchen Pavle vom 13. November 2007 bis zum 15. November 2009 Interimspatriarch der Serbisch Orthodoxen Kirche.

Unter Amfilohije wurde die Orthodoxe Eparchie Montenegros nach der hier in der Zeit der kommunistischen Sozialistischen Föderativen Republik Montenegro im damaligen Jugoslawiens besonders rigoros betriebenen Unterdrückung religiösen Lebens wieder aufgebaut. Er war dem konservativen Flügel der Serbisch-Orthodoxen Kirche zugehörig und eine der herausragenden Persönlichkeiten der neueren montenegrinischen Geschichte.

Amfilohije war die Schlüsselfigur der Bürgerproteste 2019 bis 2020 gegen die Herrschaft der SDP unter ihrem Vorsitzenden Milo Đukanović, als dessen stärkster Opponent er zu dessen Abwahl am 30. August 2020 maßgeblich beitrug.[1] Er führte die Bürgerproteste, die sich an den Beschlüssen des Religionsgesetzes 2019 entzündet hatten.

Amfilohije starb, nachdem er sich mit SARS-CoV-2 infizierte. Der Todestag Amfilohijes wurde von der Übergangsregierung als landesweiter Trauertag vorgeschlagen.

Leben

Amfilohije wurde zu Weihnachten 1938 in Donja Morača in Montenegro geboren. Er ist Nachfahre des montenegrinischen Wojwoden Mina Radović. Die Schulzeit verbrachte Amfilohije in seinem Geburtsort.

Studienzeit

Amfilohije studierte Theologie am theologischen Seminar des hl. Sava in Belgrad. Seine theologischen Studien setzte er an der serbisch-orthodoxen theologischen Fakultät bis in das Jahr 1962 fort. An der Universität zu Belgrad belegte Amfilohije zudem das Fach klassische Philologie. Weitere Studien absolvierte er am Institut de Théologie Orthodoxe Saint-Serge in Paris, am Päpstlichen Orientalischen Institut in Rom und an der Universität Bern.

Die theologische Studienzeit führte ihn nach Griechenland, wo er sieben Jahre lang lebte. Seine monastisch-klösterliche Tonsur erfolgte in der griechisch-orthodoxen Kirche und auf dem Berg Athos. An der Theologischen Fakultät der Kapodistrias-Universität verteidigte Amfilohije seine Dissertation zum Thema „Mysterium der heiligen Dreieinigkeit gemäß der kirchlichen Lehre des hl. Gregorios Palamas“.

Hochschullehrer

Danach wurde Amfilohije zum Professor am Institut de Théologie Orthodoxe Saint-Serge in Paris berufen. Ab 1976 war zunächst Dozent, dann Professor an der Theologischen Fakultät der serbisch-orthodoxen Kirche und unterrichtete dort Fachdidaktik und orthodoxe Pädagogik.

Bischof der Serbisch-Orthodoxen Kirche

Im Mai 1985 wurde Amfilohije zum Bischof der Eparchie von Banat ernannt. Am 30. Dezember 1991 erfolgte die Ernennung zum Metropoliten von Montenegro. 2012 wurde er Bischof der Serbisch-orthodoxen Diözese von Buenos Aires.

Amfilohije veröffentlichte zahlreiche theologische Arbeiten und Übersetzungen. Sein Schaffen wurden zudem ins Griechische übersetzt und veröffentlicht. Er war Mitglied in der „Union Montenegrinischer und Serbischer Schriftsteller“. Er sprach Griechisch, Russisch, Italienisch, Deutsch und Französisch.

Amfilohije war Vorsitzender der serbische-orthodoxen kirchlichen Kommission in der zwischenkirchlichen Beurteilung der Causa Alojzije Stepinac unter Franziskus.[2] Als langjähriger Vorsitzender der Synode zum Bau der Kirche des Heiligen Sava, gestaltete er von 2012 bis 2020 insbesondere die politische und organisatorische Umsetzung zur Vollendung der Innendekoration von Seiten der Kirche.

Musiker

Amfilohije spielte Gusle und beherrschte dazu auch den Gesang epischer Heldenlieder. Er hatte die Gusle neben der Darbietung während öffentlicher Auftritte auch in kircheninternen Versammlungen präsentiert.[3] Er setzte damit eine Tradition fort, die schon Njegoš wie andere Geistliche Montenegros auszeichnete.

Historische Einordnung

Als Amfilohije am Vorabend des Weihnachtsfestes 1990 in Cetinje als Mitropolit Montenegros eingesetzt wurde, hatte seine Diözese nach fast 50 Jahren kommunistischer Herrschaft eine völlig degradierte Kirchenstruktur. Neue Kirchen waren nicht gebaut worden, die Priesterschaft sowie Mönche in aktiven Klöstern waren auf ein Minimum gesunken. 1993 erreichte er die Genehmigung zum Bau der neuen Podgoricer Auferstehungskathedrale an der sich anfänglich auch die regierenden Sozialisten beteiligten. Es folgten zahlreiche weitere Kirchenbauten, darunter die Kirche des Heiligen Jovan Vladimir in Bar. Nach dem Bruch der montenegrinischen (DPS) mit den serbischen Sozialisten (SPS) 1997 verschlechterte sich das Verhältnis der Serbisch-Orthodoxen Kirche in Montenegro mit der von 1991 bis 2020 ununterbrochen regierenden DPS. Diese unterstützte spätestens mit der Unabhängigkeit Montenegros vom Staatenbund Serbien-Montenegro 2006 die ökumenisch nicht anerkannte Montenegrinisch Orthodoxe Kirche. Amfilohije, anfänglich ein Unterstützer von Milo Đukanović, Montenegros Langzeitpräsident, wurde alsbald dessen schärfster Kritiker und einziger Widersacher auf Augenhöhe. Die DPS selbst brachte 2019 mit einem Gesetzesentwurf, der den Besitzstand der SPC (Srpska Pravoslavna Crkva) zu verstaatlichen vorhatte, den letzten Stein zum Rollen, der zu einen Machtkampf der SPC mit dem Staat führte. Die von Amfilohije befürworteten Bürgerproteste entwickelten sich schnell zu landesweiten Kristallisationspunkten, die einen Machtwechsel in Montenegro forderten. In den Parlamentswahlen am 30. August 2020 konnte sich die DPS zwar als stärkste Kraft weiterhin behaupten, jedoch hatte die Opposition die Regierungsmehrheit knapp gewonnen. Dies, obwohl in den Wählerlisten wiederum bis zu 70.000 Phantomstimmen vermutet worden waren. Amfilohije nahm selbst das erste Mal sein Wahlrecht in Anspruch. Er wird allgemein als Hauptverantwortlicher für die politische Wende benannt. Die Kreise um die SPS hatten hier ebenso Zdravko Krivokapić, einem in politischen Zirkeln völlig Unbekannten, als Listenführer empfohlen.

Amfilohije bemühte sich, das kommunistische Erbe in Montenegro, das nach seinen Worten nach Albanien die schlimmste Repressionspolitik während der sozialistischen Zeit in Europa führte, zu beseitigen. Insbesondere war es Amfilohijes Anspruch, die kleine Grabkapelle des Vladika Njegoš, dem Nationalheiligen Montenegros, auf dem Lovčen, die die Kommunisten 1974 zum Bau eines Mausoleums zerstört hatten, in seiner ursprünglichen Form dort wieder zu errichten.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ко је био и како је говорио митрополит Амфилохије. In: RTS.rs. 30. Oktober 2020, abgerufen am 30. Oktober 2020 (српски / srpski).
  2. Bischöfe würdigen Papst Franziskus in Stepinac-Frage. In: noek.info. Nachrichtendienst östliche Kirchen, 11. Januar 2018, abgerufen am 30. Oktober 2020.
  3. Osveštan Ruski Konzulat: Amfilohije svirao gusle u Budvi. In: alo.rs. 29. April 2015, abgerufen am 30. Oktober 2020 (rs).
VorgängerAmtNachfolger
Danilo DajkovićMetropolit von Montenegro und dem Küstenland
Erzbischof von Cetinje

1991–heute
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Amfilohije Radović aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.