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Datei:Bamberger otto zur aufklaerung 24june1919 lichtenfelser tagblatt.png

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Beschreibung

Beschreibung
Deutsch: Leserbrief Zur Aufklärung des Otto Bamberger vom 24. Juni 1919, veröffentlicht im Lichtenfelser Tagblatt vom 25. Juni 1919. Transkription: »Zur Aufklärung. Um den zahlreichen offenen und versteckten Angriffen, denen ich in jüngster Zeit andauernd ausgesetzt bin, entgegenzutreten, sehe ich mich veranlaßt, folgendes zu erklären: Ich war mir von Anfang an klar darüber, daß ich mit meinem Eintritt in die sozialdemokratische Sektion [SPD] Lichtenfels eine große Zahl Gegner des Prinzips vor mir und die Masse der Anhänger desselben nicht hinter mir haben werde. Deshalb habe ich von vorne herein damit gerechnet, von beiden Seiten mißverstanden zu werden. Es war auch mit Sicherheit anzunehmen, daß reaktionäre Parteiler dies Verhältnis ihren Zwecken dienlich machen würden. Ich wurde davor sogar gewarnt und man hat mir hundertmal nahegelegt, im Stillen zu denken wie ich wolle – aber meine politische Ueberzeugung ja nicht bekannt werden zu lassen, wenn ich keinen Schaden davon haben wolle. Mein Idealismus war stärker, ich konnte nicht anders. So zog ich denn vor, lieber allerlei Unannehmlichkeiten in den Kauf zu nehmen, als gegen meine innerlichste Ueberzeugung zu handeln oder diese zu verleugnen. Ich sehe aber auch gar nicht ein, wieso ich mich dadurch „ins eigene Fleisch schneide“. Die Sozialdemokratie bekämpft nicht den Einzelnen – sondern das System, nicht den Kapitalisten, sondern den Kapitalismus, nicht das Unternehmen, sondern die kapitalistische Produktionsweise. Folglich kann ich, ungeachtet meiner bürgerlichen Stellung, ein Anhänger der sozialdem. [sozialdemokratischen] Partei sein – eben so wie ein Aristokrat (z. B. Max von Baden) demokratisch fühlen und handeln, [Prinz Max von Baden: letzter Reichskanzler des Deutschen Kaiserreichs; er erklärte 1918 eigenmächtig die Abdankung des Kaisers] ebenso wie ein Pfarrer (z. B. Grandinger) liberal sein kann. [Johannes Grandinger, katholischer Pfarrer; 1907 bis 1911 parteiloser liberaler Abgeordneter im Bayerischen Landtag; siehe Elmar Kerner: Der „weiße Rabe“ Johannes Grandinger (1869–1941) (= Studien zur Bamberger Bistumsgeschichte Band 8, hrsg. v. Andreas Hölscher), ISBN 978-3-7319-0618-6.] Ich muß es also schon als albernes Argument bezeichnen, wenn man immer behauptet, ich stehe mit meiner politischen Gesinnung im Widerspruch mit meiner beruflichen Tätigkeit. Ganz abgesehen davon, daß ich persönlich nur mit einem Anteil an einer offenen Handelsgesellschaft beteiligt bin, weiter abgesehen davon, daß mein politischer Standpunkt ein wesentlich anderer ist, als der meiner Gesellschafter und Mitarbeiter, kann ich das bestehende wirtschaftliche System auch gar nicht ändern. Die kapitalistische Produktionsweise, als eine Zwischenstufe in der ökonomischen Entwicklung, wird der kommenden Vergesellschaftung aller Produktionsmittel auch ohnehin weichen. Gerade aufgrund dieser sozialistischen Auffassung fühle ich mich verpflichtet im Rahmen meines Berufes mit allen Kräften zu arbeiten und Werte zu schaffen, anstatt solche durch zweckloses Experimentieren aufs Spiel zu setzen. Die Zeiten wären hiefür [sic!] an sich zu ernst. Ich gebe zu, daß eine große Zahl der bürgerlichen Kreise mangels Beschlagenheit in der sozialistischen Literatur den äußerlichen Widerspruch zwischen meiner gesellschaftlichen Stellung und meiner politischen Gesinnung nicht richtig zu beurteilen vermag. Ich verwahre mich aber ganz energisch gegen Versuche, meiner Stellungnahme unlautere Motive, Streberei oder berechnende Klugheit unterschieben zu wollen. Ich zeichne solche Mittelchen als gemeine Kampfmethoden politischer Gegner oder geschäftlicher Neider. Behauptungen wie z. B. meine arbeiterfreundliche Haltung, sei nur ein Wahlmanöver gewesen oder ich wollte mich durch Anschluß an „diese Bande“ nur vor Gewalttätigkeiten schützen, weise ich entschieden weit von mir. Ich bedauere nur, daß sich solche Quertreiber nicht scheuen, in meinem Familien- und Freundeskreis zu wühlen und zu hetzen ! Es wird ihnen nichts nützen ! ! Ich bleibe fest und zähle nicht zu jenen Schwächlingen, die nur solange Sozialdemokraten waren, als ihnen die militärische Fuchtel ob sonstige Unterdrückung das Leben vereckelte [verekelte]. Gelegentlich des 12stündigen Streiks bei meiner Firma wurde ich von vielen Seiten zu solchen Genossen „beglückwünscht.“ [sic!] Es wurde mir auch wiederholt der Vorwurf gemacht, daß ich infolge meiner politischen Anschauungen die Arbeiterschaft immer zu neuen Lohntreibereien herausfordere und daß die hiesige Korbindustrie sich nur bei mir für die hohen Löhne zu „bedanken“ habe. Demgegenüber stelle ich fest: 1. Die Lohnbewegung hat mit der politischen Bewegung nichts zu tun und ist nur eine Nebenerscheinung. Die Regelung derselben ist Sache der gewerkschaftlichen Organisation, nicht der Sozialdemokratie. 2. Die Arbeiter der Korbindustrie hier, sind fast durchweg im Christlichen Holzarbeiterverband und Mitglieder der bayer. [Bayerischen] Volkspartei. 3. Meine Firma ist politisch neutral und für die politische Haltung eines Einzelnen von mehreren Teilhabern nicht verantwortlich. Politik ist Privatsache. Zur gefl. [gefälligen] Kenntnisnahme! Lichtenfels, den 24. Juni 1919. Otto Bamberger.«
Datum
Quelle Zur Aufklärung. In: Lichtenfelser Tagblatt, 25. Juni 1919
Urheber Otto Bamberger (1885–1933)

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Leserbrief ''Zur Aufklärung'' des Otto Bamberger, 24. Juni 1919

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