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Zweistaatenlösung

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Ein Plakat der Nahost-Friedensbewegung: Die israelische und die palästinensische Flagge, dazwischen das Wort „Frieden“, oben in arabischer und unten in hebräischer Sprache. Vergleichbare Darstellungen wurden von unterschiedlichen Gruppen verwendet, die eine Zweistaatenlösung des Nahostkonflikts unterstützen.
Karte des Westjordanlandes und des Gazastreifens von 2007. Die Einigung auf von allen Seiten akzeptierte Grenzen ist eines der Hauptprobleme der Zweistaatenlösung.

Als Zweistaatenlösung wird eine Lösung des Israelisch-Palästinensischen Konflikts diskutiert, die „zwei Staaten für zwei Volksgruppen“ vorsieht. Dabei wird ein unabhängiger Staat Palästina neben dem Staat Israel westlich des Jordan angestrebt. Die Grenze zwischen den beiden Staaten ist noch nicht endgültig festgelegt, da hierzu noch keine Einigung gefunden wurde und weitere Verhandlungen notwendig sind. Die palästinensische bzw. arabische Seite besteht auf die bis zum Sechstagekrieg 1967 bestehende Waffenstillstandslinie als Grenze, was von israelischer Seite jedoch nicht akzeptiert wird. Das Gebiet des Völkerbundsmandats für Palästina, das nicht Teil des innerhalb dieses Lösungsweges vorgesehenen Staates Palästina ist, soll nach dieser Variante israelisches Territorium werden.

Geschichte

Den Rahmen dieses Konfliktlösungsvorschlags bilden die UN-Resolutionen zur „friedlichen Lösung der Palästinafrage“ (Englisch: Peaceful settlement of the question of Palestine), die bis ins Jahr 1974 zurückreichen.[1] Die jüngste entsprechende Resolution vom 24. November 2015 wurde mit 155 Stimmen, sieben Gegenstimmen und sieben Enthaltungen verabschiedet.[2][3] Darin ist u. a. von „zwei Staaten, Israel und Palästina, Seite an Seite innerhalb sicherer und anerkannter Grenzen“ die Rede. Frühere Resolutionen enthalten auch ergänzend die Passage, dass „eine gerechte Lösung für die palästinensische Flüchtlingsfrage in Übereinstimmung mit UN-Resolution 194“ gefunden werden müsse.[4]

Erste maßgebliche Palästinenser haben seit Mitte der 1970er Jahre Interesse an einer Zweistaatenlösung gezeigt (so insbesondere Said Hammami, der PLO-Vertreter in London).[5][6] Die palästinensische Führung hat das Konzept schließlich beim arabischen Gipfel 1982 im marokkanischen Fès aufgegriffen.[7] Dennoch hat Jassir Arafat Israel – vorerst nur indirekt – erst ab 1988 (Rede vor der UN-Vollversammlung vom 13. Dezember 1988) anerkannt.[8] 1989 erklärte Arafat sodann die PLO-Charta von 1964, in der zur Zerstörung des Staates Israel aufgerufen wurde,[9] für hinfällig. Und am 9. September 1993 schrieb Arafat als PLO-Vorsitzender an den damaligen israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin in einem historischen Brief: „Die PLO erkennt das Recht des Staates Israel auf Existenz in Frieden und Sicherheit an. [Die PLO verzichtet] auf Terror und jede andere Art von Gewalt.“ Im Gegenzug erkannte Rabin „die PLO als die Vertretung des palästinensischen Volkes“ an.[10]

Viele Anläufe zur Umsetzung einer Zweistaatenlösung wurden bereits unternommen, angefangen mit der Madrider Konferenz im Jahr 1991, gefolgt vom Oslo I 1993, dem Gaza-Jericho-Abkommen 1994, Oslo II 1995, dem gescheiterten Treffen Camp David II im Jahr 2000 sowie der Fortsetzung in Taba 2001. Im Jahr 2002 wurde durch die Arabische Liga die Arabische Friedensinitiative ins Leben gerufen. Aus dem Scharon-Plan von 2004 entwickelte Ehud Olmert den Konvergenz-Plan von 2006. Der letzte, ebenfalls gescheiterte Anlauf waren die israelisch-palästinensischen Friedensgespräche 2013–2014.

Trump-Plan

Im Februar 2017 wurde bekannt, dass die US-Regierung unter Donald Trump nicht mehr auf eine Zweistaatenlösung besteht und es den Konfliktparteien selbst überlässt, wie sie eine dauerhafte Friedenslösung erreichen wollen.[11] Im Jahr 2018 entschied Trump die Verlegung der amerikanischen Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem.[12][13] Im selben Jahr sprach sich die US-Regierung, anders als im Jahr zuvor, für eine Zweistaatenlösung aus.[14]

Am 28. Januar 2020 stellte Trump zusammen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu eine Zweistaatenlösung vor.[15][16] Die Regierung der Palästinensischen Autonomiegebiete lehnte den Vorschlag, der ohne Konsultation der Palästinenser formuliert worden war und palästinensische Positionen nicht berücksichtigt, bereits im Vorfeld ab.[17]

Eckpunkte des Planes sind:[18]

  • Westjordanland: Der Plan sieht die Gründung eines palästinensischen Staates vor, der 97 Prozent der derzeit im Westjordanland lebenden Palästinenser umfasst. Insgesamt soll der Staat, den Gazastreifen eingeschlossen, eine Fläche umfassen, die vergleichbar ist mit dem arabisch kontrollierten Territorium vor dem Sechs-Tage-Krieg von 1967. Zu diesem Zweck sollen beide Seiten Land austauschen. Israel darf die große Mehrheit der Siedlungen und das gesamte Jordantal in sein Staatsgebiet integrieren. Im Gegenzug könnten mehrere arabische Gemeinden, die derzeit zu Israel gehören und am westlichen und nordwestlichen Rand des Westjordanlandes liegen, z. B. Umm al-Fahm, palästinensisch werden.
  • Gazastreifen: Der Gazastreifen soll mit zwei kleinen Gebieten im Negev an der Grenze zu Ägypten verbunden werden, die Israel an die Palästinenser abtritt. Hier kann unter anderem ein Industriegebiet entstehen. Der Gazastreifen soll politisch von der Hamas wieder an die palästinensische Regierung zurückgehen.
  • Jerusalem: Jerusalem bleibt die ungeteilte Hauptstadt Israels, während das früher zu Jerusalem gehörende Abu Dis die Hauptstadt Palästinas werden soll.
  • Heilige Stätten: Der Status quo auf dem Tempelberg, der derzeit von der jordanischen Waqf-Behörde verwaltet wird, soll erhalten bleiben. Gefordert wird, dass künftig Menschen jeden Glaubens die Möglichkeit haben sollen, auf dem Tempelberg zu beten, was derzeit nur Muslimen erlaubt ist.
  • Infrastruktur: Die Territorien der beiden Staaten sollen mithilfe eines Netzwerks an Straßen, Brücken und Tunneln verbunden werden und so Bewegungsfreiheit sicherstellen und die Checkpoints reduzieren. Zwischen Westjordanland und Gazastreifen soll eine Hochgeschwindigkeitstraße entstehen. Gleichzeitig erhält der palästinensische Staat Zugang zu den Häfen in Haifa und Aschdod, um Güterverkehr abzuwickeln. Fünf Jahre nach Unterzeichnung des Friedensplans könnte über einen eigenen Hafen für Gaza und einen kleinen Flughafen nachgedacht werden.
  • Flüchtlinge: Der Konflikt habe ein palästinensisches und ein jüdisches Flüchtlingsproblem geschaffen. Die arabischen Flüchtlinge seien in einem Schwebezustand gehalten worden, um den Konflikt am Leben zu halten. Der Plan sieht drei Optionen für die arabischen Flüchtlinge vor: die Aufnahme in den palästinensischen Staat, die Integration in die arabischen Gastländer oder die Umsiedlung in andere Staaten der Organisation für Islamische Zusammenarbeit. Ein Fonds soll Kompensationszahlungen ermöglichen. Gleichzeitig müsse auch Israel einen Ausgleich für die Aufnahme der jüdischen Flüchtlinge erhalten.
  • Sicherheit: Der Plan setzt auf Vorrang der Sicherheit. Der palästinensische Staat soll demilitarisiert sein. Israel behält eine übergeordnete Sicherheitsverantwortung, was unter anderem eine volle Kontrolle über den Luftraum westlich des Jordan, eine Kontrolle der Zubringerstraßen zu den palästinensischen Gebieten und Baubeschränkungen in den Grenzregionen bedeutet.
  • Liberalisierung: Der künftige palästinensische Staat soll einer liberalen Ordnung folgen, also transparent sein, eine unabhängige Justiz, Menschenrechte, Religions- und Pressefreiheit sowie ein demokratisches System gewährleisten. Gleichzeitig soll die Korruption bekämpft, aufhetzende Passagen in Lehrplänen und Schulbüchern entfernt und die Zahlung von Renten an palästinensische Terroristen und deren Angehörige eingestellt werden.
  • Gefangene: Das Abkommen sieht eine Entlassung palästinensischer Gefangener aus israelischen Gefängnissen vor, außer für verurteilte Mörder. Bedingung für die Entlassung ist ein Bekenntnis zum Existenzrecht Israels und die Herausgabe aller Israelis, die sich in palästinensischer Hand befinden.
  • Wirtschaft: Bereits im Juni 2019 hatten die USA ihre wirtschaftliche Vision für die Lösung des Nahostkonflikts vorgestellt. Die Palästinenser sollen Wirtschaftshilfe von etwa 50 Milliarden Dollar erhalten. Vorgeschlagen wird eine Freihandelszone Palästinas mit Jordanien und den USA.
  • Arabische Länder: Vorgeschlagen wird eine breitere Kooperation zwischen Ägypten, Jordanien und Israel durch eine Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit im Nahen Osten.

Reaktionen anderer Staaten auf den Vorschlag waren unterschiedlich. So rief Saudi-Arabien die Palästinenser dazu auf, auf dieser Basis zu verhandeln, Ägypten wertete ihn als Beitrag zu Stabilität und Sicherheit, Katar und Jordanien hingegen betonten die Grenzen von 1967 als Grundlage für alle Friedensbemühungen.[19] Auch viele israelische Araber protestieren gegen den Friedensplan, weil sie zukünftig nicht in einem palästinensischen Staat leben wollen. Das bestätigte Ayman Odeh, Vorsitzender der arabischen Partei Vereinte Liste, die derzeit mit 13 Sitzen in der Knesset vertreten ist.[20]

Zitat

Israels Sänger, Schauspieler und Moderator Yehoram Gaon über die „Zweistaatenlösung“ (Juli 2017; Übersetzung: Rachel Grünberger-Elbaz):

Ich gestehe, dass ich für die »zwei Staaten für zwei Völker« bin. Aber zuerst müsste mir jemand, der wirklich kompetent ist, erklären, was dieser Ausdruck bedeutet, den alle dreimal am Tag wiederholen, als sei er das Shmona-Esrey, das Gebet der 18 Segensprüche. »Zwei Staaten für zwei Völker« … kann mir jemand erklären, von welchen Völkern dabei die Rede ist? Von welchen Staaten die Rede ist? Nur, damit ich das mal verstehe: Sprechen wir von einem jüdischen und einem palästinensischen Staat, oder sind wir uns über die Definitionen noch gar nicht im Klaren? Ich habe das noch nicht verstanden… Ich bin dafür, ich schwöre es Ihnen, ich bin für diese »zwei Staaten für zwei Völker«. Aber jemand, einer, der kompetent ist, einer, der es weiss, der es wirklich weiss, nicht jemand, der es wie alle andern einfach nur vor sich hin nuschelt, also so einer möge mir doch erklären, was das eigentlich bedeutet? Was bedeutet dieses »Zwei Staaten für zwei Völker«? Wo soll das geschehen? Wie soll es geschehen? Nur, um das zu verstehen: Wo wird unser Staat sein, und wo der des anderen Volkes? Ich sage das mit Absicht »des anderen Volkes«, weil ich nicht weiss, ob auch Gaza in diesem Abkommen enthalten ist? Oder ob es eventuell noch einen weiteren Staat geben wird? „Drei Staaten für zwei Völker, richtig?“ Es ist schön, ich finde es gut, dass man in Frankreich darüber debattiert, vielleicht weiss man dort mehr. Denn hier, also da, wo diese Staaten beheimatet sein sollen, weiss man nicht, aber wirklich nicht, wie das Ganze aussehen soll. Wenn nämlich der Gazastreifen nicht in diesem Abkommen enthalten ist, dann sprechen wir ja schon über drei Staaten für zwei Völker, richtig? Einen Staat in Gaza, für die Palästinenser der Hamas, und ein zweiter palästinensischer Staat auf dem Boden von Judäa und Samaria im Westjordanland, von wo dann 500 000 Juden evakuiert werden sollen, damit dieser reibungslos an die PLO übergeben werden kann, richtig? Also zwei Staaten für sie und einen für uns. Soweit alles klar. Und − damit Sie mich nicht falsch verstehen: Ich bin für »zwei Staaten für zwei Völker«. … Aber halt, einen Augenblick… 80% der jordanischen Bevölkerung sind Palästinenser? Das heisst, wenn dieses Abkommen echt sein und die Realität getreu wiedergeben sollte, dann müsste darin auch vermerkt werden, dass es bereits vier Staaten für zwei Völker sind. Einer für die Juden − falls man uns in diesem Abkommen erlaubt, uns als solche zu bezeichnen − und drei für die Palästinenser. Erstens Gaza, zweitens das Westjordanland und drittens Jordanien. Gesetzt den Fall, wir hätten uns darauf geeinigt: einen Staat für uns und drei für sie, sagen wir, wir wären damit einverstanden, dürften wir als Juden dann in Gaza wohnen? Oder in Jordanien? Oder im von Juden evakuierten Westjordanland? Das ist nicht sicher. Aus zwei Gründen − erstens glaube ich nicht, dass es auch nur einen Juden gibt, der zum Beispiel in Gaza wohnen möchte, und zweitens glaube ich auch nicht, dass irgendjemand es überhaupt zulassen würde, dass ein Jude, natürlich nach der Evakuierung, im Westjordanland lebt. Im jüdischen Staat hingegen − falls man uns erlauben wird, diesen so zu nennen − gibt es eineinhalb Millionen Araber. Daraus lernen wir, dass das Mantra von den zwei Staaten für zwei Völker eigentlich Folgendes bedeutet: drei judenreine Staaten für die Palästinenser und einen weiteren Staat für all seine Bürger, in dem auch Israelis leben dürfen. Korrigieren Sie mich, falls ich irren sollte. Aber… Ich bin dafür, ich bin für die »zwei Staaten für zwei Völker«. Man darf sich nämlich nicht von Ängsten lähmen lassen… Wenn ich diesen Satz ausspreche, dann fühlt sich das so fortschrittlich an. Aber ich stecke auch voller Ängste, ich gestehe es. Nehmen wir mal an, wir erklären uns einverstanden, für den heiss ersehnten Frieden aus dem Westjordanland abzuziehen, zurück auf die Grenzen von 1948… wenn schon eine Geste, dann Jallah, lasst uns aufs Ganze gehen. Vielleicht wird das der gesamten Region hier guttun, die ja bekanntlich so friedliebend ist, sich so sehr nach Frieden sehnt. Schliesslich erblüht rings um uns alles in einem einzigen regionalen Frühling. Also sagen wir mal, wir hätten die Gebiete geräumt, seien mit Lastwagen abgezogen, aus diesen besetzten Gebieten, die man früher einmal Judäa und Samaria nannte. 500 000 Menschen… Weiss jemand, wo diese hingehen sollen? Bereitet sich jemand auf ihre Ankunft vor? Die Welt und ihr Gewissen mögen eines bedenken: für viele der 7 000 im Jahr 2005 aus Katif im Gazastreifen umgesiedelten Israelis hat sich immer noch keine Lösung gefunden, und ein beachtlicher Teil von ihnen siedelt heute auf der Couch von Psychiatern. Sind wir zu einer freiwilligen Völkerwanderung von weiteren 500 000 Menschen bereit? Von drei Generationen? Haben wir eine halbe Million Psychiater, die bereitstehen, um zu empfangen, was da kommen mag? Ich bin dafür, ich versichere es Ihnen, ich bin dafür: »Zwei Staaten für zwei Völker«… ich schwöre es. Es gibt nichts, was richtiger klänge, was so romantisch und so moralisch klänge. Aber… was ist das überhaupt? Wie soll es aussehen, dieses Zauber-, dieses Allheilmittel? Und Jerusalem? Was ist mit Jerusalem? Es soll die Hauptstadt beider Völker werden, richtig? Nein, nein, nein… Sagen Sie mir nicht, dieses Thema müsse man für zuletzt aufbewahren. Nein, lassen Sie uns damit beginnen, damit müssen wir beginnen. Denn wegen dieses Themas wird der Stadt bereits eine neue Vergangenheit erfunden, eine Vergangenheit ohne König David, ohne König Salomo, ohne die Tempel… das ist alles nur eine Erfindung der Juden. Jerusalem ist das Herzstück des Konflikts. Was also soll in Jerusalem geschehen? Soll eine Mauer die miteinander verflochtenen Stadtviertel trennen? Soll es eine Art von allmächtiger Super-Stadtverwaltung geben? Und noch eine interessante Frage: wird überhaupt bedacht, dass wir hier von Menschen sprechen? Denen irgendein willkürliches Abkommen etwas vorschreiben soll, das im Widerspruch zu ihrer Kultur, ihrem Alltag, ihrer Geschichte und ihrem Glauben steht? Hören Sie, das ist interessant: Wenn in Jerusalem keine Menschen lebten, dann wäre es sehr viel leichter, die Stadt zu teilen, ich gebe es zu. Man würde ganz einfach eine Linie auf einer Karte ziehen. Und das wär’s. Das hat es ja bereits gegeben. Sehen Sie sich nur an, wie es in unserer Region aussieht, weil ein paar Leute früher schon einmal Linien auf einer Landkarte gezogen haben. Aber in dieser Stadt leben und atmen 800 000 Menschen. Das ist etwas komplizierter. Ich bin für die »zwei Staaten für zwei Völker«. Was aber geschieht, wenn Mahmoud Abbas am Tag der Unterschriftsleistung aus dem Amt scheidet? Oder davongejagt wird? Und Ismail Haniyya, der feine Herr Haniyya, in dieses Gebiet Einzug hält? Und weiter: Angesichts der in Flammen aufgehenden arabischen Welt, von der wir umgeben sind − was soll geschehen, wenn die israelischen Araber ein Teil dieser Staaten werden wollen, die plötzlich rings um sie aus dem Boden gestampft werden, was dann? Was soll dann mit Wadi Ara geschehen? Wird uns dann nur noch Wadi Milek bleiben, um vom Westen des Landes in den Osten zu fahren? Ich bin dafür, bin dafür, bin dafür… für die zwei Staaten. Aber jemand möge mir doch erklären, wie das aussehen soll? Wo genau das stattfinden soll? Was hier passiert, am Tag nach dem Abkommen? Werden sie ein Militär haben? Werden sie kein Militär haben? Und wenn in diesem unterzeichneten Abkommen schriftlich vereinbart worden ist, dass sie kein Militär haben werden, halten sie sich dann daran? Schliesslich sehen wir den Präzedenzfall Gaza, wo es einmal einen Flughafen, einen Hafen und Nachtklubs gab. Gaza hat sich in eine grausame Armee verwandelt, die einen Staat besitzt! Wer garantiert uns, dass sich das nicht mit allen vier Staaten wiederholt, die sie bekommen werden? Ich bin dafür, ich bin für zwei Staaten… aber wenn sich das dennoch nicht so ganz nach dem amorphen Plan entwickelt, der ignoriert, dass hier von Menschen die Rede ist? Der nur Gebiete sieht? Wie sollen wir dann über die Schnellstrasse 6 fahren? Mit sicherheitsverglasten Autos? Mit Panzerfahrzeugen? Hören Sie, ich bin für »zwei Staaten für zwei… «. Ich weiss ganz einfach nicht, was das ist. Gibt es auf diesem Planeten überhaupt jemanden, der das weiss?|[21]

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary: Zweistaatenlösung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Fußnoten

  1. Resolution 3236 (XXIX) - Die Palästina-Frage, Generalversammlung der Vereinten Nationen, 22. November 1974
  2. 70/15. Peaceful settlement of the question of Palestine, 24. November 2015
  3. http://www.humanrightsvoices.org/site/documents/?d=13700
  4. 61/26. Peaceful settlement of the question of Palestine, 4. Dezember 1996
  5. Mohammed Ayoob: The Middle East in world politics. 1981, S. 90. (Als reprint erhältlich bei Routledge Revivals, ISBN 978-0-4157-3940-5.)
  6. David Cesarani: The Jewish chronicle and Anglo-Jewry, 1841–1991. Cambridge University Press, Cambridge 1994, ISBN 978-0-5114-7050-9, S. 230.
  7. Mark A. Tessler: A History of the Israeli-Palestinian conflict. Indiana University Press, Bloomington 1994, S. 718.
  8. Alain Gresh: Der versprochene Staat. Le Monde diplomatique vom 14.10.2011, online [1]; aufgerufen am 7. September 2017.
  9. Die Palästinensische Nationalcharta vom 17. Juli 1968; vgl insb Artikel 9, 10, 15
  10. WDR: PLO erkennt Existenzrecht Israels an. 9. September 1993 [2]; abgerufen am 7. September 2017.
  11. Sueddeutsche.de: USA bestehen nicht mehr auf Zwei-Staaten-Lösung im Nahen Osten, 15. Februar 2017
  12. https://de.usembassy.gov/de/eroeffnung-der-us-botschaft-in-jerusalem/
  13. Marcel Wagner: Pariser Nahost-Konferenz. Zwei-Staaten-Lösung und Trump-Faktor. In: deutschlandfunk.de, 15. Januar 2017.
  14. ZEIT ONLINE: Nahostkonflikt: Donald Trump spricht sich für Zweistaatenlösung aus. In: Die Zeit. Hamburg 2018-09-26, ISSN 0044-2070 (https://www.zeit.de/politik/ausland/2018-09/nahostkonflikt-israel-donald-trump-zwei-staaten-loesung-un).
  15. zeit.de 28. Januar 2020: Donald Trump schlägt palästinensischen Staat vor
  16. DER SPIEGEL: Trump schlägt palästinensischen Staat vor - mit Ostjerusalem als Hauptstadt - DER SPIEGEL - Politik. Abgerufen am 28. Januar 2020.
  17. DER SPIEGEL: Donald Trump: Mahmud Abbas lehnt Friedensplan als "Verschwörung" ab - DER SPIEGEL - Politik. Abgerufen am 28. Januar 2020.
  18. Das ist Trumps „realistische Zwei-Staaten-Lösung“. Israelnetz.de, 29. Januar 2020, abgerufen am 8. Februar 2020.
  19. Christian Böhme, Thomas Seibert: Der Nahostplan und seine Folgen: Wie Trumps Vorstoß die islamische Welt spaltet. In: Der Tagesspiegel. 30. Januar 2020, abgerufen am 30. Januar 2020.
  20. Israelisch-arabischer Widerstand gegen Trump. Israelnetz.de, 3. Februar 2020, abgerufen am 9. Februar 2020.
  21. Ich bin für die Zweistaatenlösung – Wirklich! Ein Altstar gibt Auskunft, Audiatur online am 7. Juli 2017
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