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Wolfgang Stegemann

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Wolfgang Stegemann (* 8. November 1945 in Barkhausen an der Porta) ist emeritierter Professor für Neues Testament.

Werdegang

Stegemann war 1973–1977 Assistent für Neues Testament an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und 1979–1984 Assistent für Systematische Theologie und Neues Testament an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Von 1984 bis 2010 war er Professor am Lehrstuhl Neues Testament der Augustana-Hochschule Neuendettelsau. Sein Nachfolger ist Stegemanns ehemaliger Assistent Christian Strecker. Sein Zwillingsbruder ist der Professor für Theologie des Neuen Testaments an der Universität Basel Ekkehard Wilhelm Stegemann.

Forschungsansätze

Siehe auch: Historische Jesusforschung: Gerd Theißen, Luise Schottroff, Wolfgang Stegemann

Stegemann hat neben Gerd Theißen, Bruce J. Malina u.a. die sozialgeschichtliche Bibelauslegung in der Teildisziplin Neues Testament etablieren können. Forschungsschwerpunkte sind die Sozialgeschichte des Urchristentums und die Kulturanthropologie des Neuen Testaments. Darüber hinaus finden sich auch Veröffentlichungen zu zeitgeschichtlichen Fragestellungen.

In Jesus und seine Zeit (2010) untersucht Stegemann Konsequenzen eines „Ethnizitätsmodells“ des Judentums, im Gegensatz zu einer neuzeitlichen Auffassung als Religion im Sinn einer „Abstraktion und Objektivierung einer komplexen Wirklichkeit“ (W. C. Smith). Dagegen seien in den antiken Mittelmeerkulturen religiöse Überzeugungen und Praktiken in die sozialen Institutionen Gemeinwesen und Familie eingebettet gewesen. Stegemann geht insofern über E.P. Sanders Begriff des „gemeinsamen Judentums“ hinaus, als er für die kollektive Identität des Volks der Judäer auch Wohngebiet, Sprache, Geschichtserzählungen oder Sitten als wesentlich ansieht. Daraus leitet er Kritik an einer Sicht der Zersplitterung des antiken Judentums in Sekten ab. Außerdem sei die Frage nach der grundsätzlichen Haltung des historischen Jesus zur Tora falsch gestellt, da diese Teil seiner derart umfassend verstandenen Identität war. Bei überlieferten Konflikten könne es sich nur um Auslegungsfragen im Rahmen der Tradition handeln.[1]

Stegemann ist Mitglied der Context Group und Mitherausgeber der Zeitschrift Kirche und Israel.

Engagement gegen Antisemitismus

Stegemann ist der Ansicht, dass sich der traditionelle Antisemitismus von „den Juden“ auf „den Staat Israel“ verlagere.[2] Als Mitherausgeber der Zeitschrift „Kirche und Israel“[3] unterstützt er neben theologisch ausgerichteten Beiträgen auch die Publikation von Artikeln, die auf die Stellung des Staates Israel eingehen, etwa zum Goldstone-Bericht oder zu den Publikationen des israelischen Historikers Shlomo Sand. Zu den Autoren der Zeitschrift gehört auch der politische Aktivist Alan M. Dershowitz.[4]

Stegemann setzt sich auch mit der Situation der Palästinenser in den besetzten Gebieten auseinander. Seine eigene Haltung erläutert er im September 2010 gegenüber dem Palästinaportal mit den Worten, er sei ein „überzeugter Westler“, andere Werte interessierten ihn nicht. Aus dieser Position heraus beschreibt er die Situation der Palästinenser in Gaza nach der israelischen Militäroperation Cast lead: „Die dort wohnenden Palästinenser haben alle Hände damit zu tun, nichts zu tun oder Israelis zu töten“.[5]

Im Februar 2012 warf Stegemann dem badischen Landesbischof Ulrich Fischer in einem offenen Brief vor, dieser habe die Bekenntnisse der badischen Kirche missachtet.[6] Fischer hatte sich anerkennend über den Träger des Aachener Friedenspreises 2008 und des deutschen Medienpreises 2011, Pfarrer Mitri Raheb aus Bethlehem, geäußert.[7] Stegemann hingegen verweist auf Aussagen Rahebs, die er als „rassistische Äußerungen über Jesus Christus“ wertet.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Das Evangelium und die Armen. Über den Ursprung der Theologie der Armen im Neuen Testament, München 1981.
  • Jesus von Nazareth – Hoffnung der Armen, zusammen mit Luise Schottroff, Stuttgart ³1990.
  • Der Gott der kleinen Leute. Sozialgeschichtliche Bibelauslegung (Hrsg., zusammen mit Willy Schottroff) (2 Bde.), München ²1979.
  • Kirche und Nationalsozialismus (Hrsg.), 2., überarb. und erw. Aufl., Stuttgart 1992.
  • Urchristliche Sozialgeschichte. Die Anfänge im Judentum und die Christusgemeinden in der mediterranen Welt, zusammen mit Ekkehard W. Stegemann, Stuttgart ²1997.
  • Jesus und seine Zeit, Stuttgart 2010, ISBN 3-17-012339-4.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Stegemann: Jesus und seine Zeit, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-17-012339-7, S. 211-215, 219-236, 263-266, 276f.
  2. Wolfgang Stegemann, Von der „Verwerfung“ Israels zur „bleibenden Erwählung“ -Fortschritte im christlichen Verhältnis zum Judentum, in: Kirche und Israel 1/2011.
  3. Kirche und Israel
  4. Alan M. Dershowitz, WikiLeaks und der Goldstone Bericht, Kirche und Israel 1/2011.
  5. Palästinaportal, 10. März 2012
  6. Audiatur Online 10. März 2012
  7. epd Landesdienst Südwest, 2. März 2012
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Wolfgang Stegemann aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.