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Waldemar Krause (SS-Offizier)

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Waldemar Krause (geb. 15. Juli 1908 in Straßburg; gest. 11. April 1992 in Niedernstöcken) war ein deutscher Kriminalpolizist, SS-Sturmbannführer und Führer des Sonderkommandos 4b der Einsatzgruppe C in der Sowjetunion.

Leben

Krause war von August 1943 bis Januar 1944 Leiter des für die Judenerschießungen in der Ukraine verantwortlichen Sonderkommandos 4b der Einsatzgruppe C.[1] Am 13. oder 14. Dezember 1943 erschoss Krauses Sonderkommando 4b in dem ukrainische Ort Vladimir Volynskij etwa 1000 jüdische Handwerker, die man bei der Besatzung 1942 und der Ermordung von 13.500 Menschen des dortigen jüdischen Ghettos im September zunächst noch am Leben gelassen hatte.[2] Die Eisenbahnschienen zur späteren Verbrennung der Leichen waren bereits angelegt. „Damit war“, so urteilt der Historiker Dieter Pohl „die ‚Endlösung‘ im Reichskommissariat abgeschlossen“.[3]

Während die Angaben zu seiner Tätigkeit als Chef des SS-Sonderkommandos 7b in der Literatur übereinstimmen, sind sie bei seiner sonstigen Tätigkeit teilweise ungenau bis inkonsistent. Laut dem Braunbuch der DDR war er - ohne genaue Zeitangabe - als Kriminalrat im Reichskriminalpolizeiamt im Referat I A 3 tätig und Mitglied der NSDAP mit der Mitgliedsnummer 2.953.348 und der SS mit der Nr. 346.964 .[4] Nach dem Historiker Stephan Linck hat Krause an einem, von ihm nicht näher datierten Lehrgang für Kriminalkommissare auf der Führerschule der Sicherheitspolizei in Berlin-Charlottenburg teilgenommen und war im Amt V des Reichssicherheitshauptamtes („Kriminalpoizei“) tätig.[5] Dem Historiker Gerhard Paul zufolge hatte Krause bis 1943 die Kriminalpolizei (Kripo) Saarbrücken geleitet, ehe er zum Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD (KdS) nach Stalino in der Sowjetunion abgeordnet wurde und nach der Abberufung des dortigen KdS zum Leiter des Sonderkommandos 4b avancierte.[6]

Gegen Kriegsende gelang Krause die Flucht nach Flensburg. Zu seinem Zufluchtsort äußerte er 1961 in einer Festschrift Zehn Jahre Kameradschaft Kriminalpolizei Flensburg:

„In den turbulenten Tagen vor und nach der Kapitulation am 8. Mai 1945 wurde [...] Flensburg Zufluchtsort zahlreicher Angehöriger des Reichskriminalpolizeiamtes“.[7]

Krause bewarb sich, so Gerhard Paul, nach Einführung des die Rückkehr belasteter Beamter in den Staatsdienst erleichternden Artikel 131 in das Grundgesetz 1951 um seine Wiedereinstellung als Kriminalbeamter und schaffte es bis 1960 zum Leiter der Bezirkskriminalpolizeistelle Flensburg.[6] Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel wurde Krause Ende August 1963 verhaftet und befand sich bis August 1964 in Untersuchungshaft, da er nach Ermittlungen der Zentralstelle zur Aufklärung von NS-Kriegsverbrechen in Dortmund verdächtigte wurde, als Leiter des Sonderkommandos 4b für die von diesem begangenen Morde verantwortlich zu sein. Aus der Untersuchungshaft entlassen wurde er, nachdem der zuständige Haftrichter am. Amtsgericht in Ratingen bei Düsseldorf wegen der Fluchtgefahr bei andauernden Ermittlungen von mehr als einem Dutzend höheren schleswig-holsteinischen Polizeibeamten jeweils Summen zwischen 500 und 6.000 DM Kaution erwirkt hatte.[8] 1970 erhob die zuständige Düsseldorfer Staatsanwaltschaft Anklage. Der Tatvorwurf lautete, er habe:

„zu der grausam begangenen Tötung von mindestens 500 Menschen wissentlich durch Tat Hilfe geleistet“, in dem er „im Bezirk Luzk/Ukraiine die Erschießung von mindestens 500 Menschen im sogenannten Handwerker-Getto lebenden Juden in einem naheliegenden Wald angeordnet und überwacht“ habe.[9][6]

Nach Vorlage von ärztlichen Attesten, die ihm einen schlechten Gesundheitszustand bescheinigten, wurde das Verfahren jedoch 1974 eingestellt. 1982 nahm die Staatsanwaltschaft Kiel neue Ermittlungen auf, die umgehend eingestellt wurden, als der damalige Landesjustizminister Schleswig-Holsteins Henning Schwarz entgegen den Fakten auf eine parlamentarische Anfrage des SPD-Landtagsabgeordneten Uwe Jensen mitteilte, „Krause komme als Täter nicht in Betracht“, er sei wohl mit einem „namensgleiche[n], im übrigen unbekannt gebliebene[n] Zivilbedienstete[n] am Tatort in Rußland“ verwechselt worden.[6][9] Am 11. April 1992 starb Krause im niedersächsischen Niedernstöcken.[9]

Schriften

  • Unsere Dienststelle im Wandel der Zeiten. In: Zehn Jahre Kameradschaft. Kriminalpolizei Flensburg 1951–1961. Verlag Deutsche Polizei, Hamburg 1961

Literatur

  • Gerhard Paul: Landunter. Schleswig-Holstein und das Hakenkreuz. Münster 2001, ISBN 3-89691-507-X.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden. Bd.3. Hrsg. v. Eberhard Jäckel, Peter Longerich, Julius H. Schoeps. Argon, Berlin 1993, ISBN 3-87024-303-1, S. 1737.
  2. Dieter Pohl: Schauplatz Ukraine. Der Massenmord an den Juden im Militärverwaltungsgebiet und im Reichskommissariat 1941–1943. In: Christian Hartmann, Johannes Hürter, Peter Lieb, Dieter Pohl (Hrsg.): Der deutsche Krieg im Osten 1941–1944. Facetten einer Grenzüberschreitung. Oldenbourg, München 2009, S. 155–198, hier S. 183ff.
  3. Dieter Pohl: Schauplatz Ukraine. Der Massenmord an den Juden im Militärverwaltungsgebiet und im Reichskommissariat 1941–1943. In: Christian Hartmann, Johannes Hürter, Peter Lieb, Dieter Pohl (Hrsg.): Der deutsche Krieg im Osten 1941–1944. Facetten einer Grenzüberschreitung. Oldenbourg, München 2009, S. 185.
  4. Braunbuch. Kriegs- und Naziverbrecher, Edition Ost, 2002, S. 373.
  5. Stephan Linck: Die Stammtisch-Geschichte der „Alten Charlottenburger“. Ein Netzwerk in Westdeutschland. In: Klaus-Michael Mallmann, Andrej Angrick (Hrsg.): Die Gestapo nach 1945. Karrieren, Konflikte, Konstruktionen (=Veröffentlichungen der Forschungsstelle Ludwigsburg Bd. 14) WBG, Darmstadt 2009, ISBN 978-3-534-20673-5. S. 105–121, hier S. 117.
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 Gerhard Paul: Landunter. Schleswig-Holstein und das Hakenkreuz. Münster 2001, S. 361.
  7. Waldemar Krause: Unsere Dienststelle im Wandel der Zeiten. In: Zehn Jahre Kameradschaft. Kriminalpolizei Flensburg 1951–1961. Verlag Deutsche Polizei, Hamburg 1961, S. 10, zit. nach Gerhard Paul: Landunter. Schleswig-Holstein und das Hakenkreuz. Münster 2001, S. 359.
  8. Fluchtverdacht. Kieler Wache. Polizei . In: Der Spiegel Nr. 34/ 1964 vom 19. August 1964.
  9. 9,0 9,1 9,2 Ocke H. Peters: Schleswig-Holstein hat sich als Versteck für NS-Verbrecher bewährt. Für Erich Waldemar Krause wurde sogar gelogen. In: Informationen zur schleswig-holsteinischen Zeitgeschichte (ISHZ). Heft 23, November 1992, S. 61f.
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