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Tatjana Nikolajewna Sawitschewa

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Tanja Sawitschewa

Tanja Nikolajewna Sawitschewa (russisch Татьяна Николаевна Савичева; * 23. Januar 1930 in Dworischtschi bei Gdow; † 1. Juli 1944 in Schatki, Oblast Gorki) war eine russische Schülerin, die während der Blockade Leningrads im Zweiten Weltkrieg ein Tagebuch führte.

Tanja Sawitschewa war das jüngste Kind des Bäckers Nikolai Rodionowitsch Sawitschew und der Näherin Maria Ignatiewna Sawitschewa. Ihr Vater starb, als sie sechs Jahre alt war, und hinterließ die Mutter mit fünf Kindern – drei Mädchen, Tanja, Schenja und Nina, und zwei Jungen, Michail und Ljoka. Die Familie plante den Sommer 1941 auf dem Lande zu verbringen, doch durch die Invasion der Sowjetunion durch Deutschland am 22. Juni veränderte sich die Situation. Außer Michail, der die Stadt bereits verlassen hatte, blieben alle im belagerten Leningrad und arbeiteten für die Armee. Die Mutter nähte die Uniformen, Ljoka arbeitete am Hobel in der Fabrik der Admiralität, Schenja in der Munitionsfabrik, Nina bei der Errichtung von Verteidigungsanlagen. Tanja grub im Alter von elf Jahren Schützengräben und platzierte Bomben.

Eines Tages ging Nina zur Arbeit und kam nie zurück. Sie wurde zum Ladogasee geschickt und dann eilig evakuiert. Die Familie wusste nichts davon und hielt sie für tot. Nach einigen Tagen der Trauer bekam Tanja von ihrer Mutter Ninas Notizbuch, das später Tanjas Tagebuch wurde. Bereits zuvor hatte Tanja ein Tagebuch geführt, das jedoch im kalten Winter dem Ofen zum Opfer fiel, als nichts anderes mehr zum Heizen vorhanden war.

Der erste Eintrag ist auf den 28. Dezember datiert. Jeden Tag stand Schenja auf, als es draußen noch dunkel war. Sie ging sieben Kilometer zu Fuß zur Fabrik, wo sie jeden Tag in zwei Schichten arbeitete und Minenhüllen herstellte. Nach der Arbeit spendete sie Blut. Ihr schwacher Körper konnte die Belastung nicht aushalten und so starb sie schließlich bei der Arbeit. Als Nächstes starb die Großmutter Jewdokija Grigoriewna, danach Ljoka. Es folgten Onkel Wasja und Onkel Ljoscha. Die Mutter war die letzte. Zu dieser Zeit blätterte Tanja durch ihr Tagebuch und fügte die letzte Bemerkung hinzu.

Im August 1942 wurden 140 Kinder aus Leningrad, darunter Tanja Sawitschewa, nach Krasny Bor (Oblast Gorki) evakuiert. Bis auf Tanja überlebten sie alle. Anastasija Karpowa, eine Lehrerin des örtlichen Waisenhauses, schrieb an Tanjas Bruder Michail, der sich 1941 außerhalb von Leningrad aufhielt: „Tanja lebt jetzt, aber sie sieht nicht gesund aus. Ein Arzt, der sie vor kurzem besuchte, sagt, sie sei sehr krank. Sie braucht Ruhe, spezielle Fürsorge, Ernährung, ein besseres Klima und vor allem zärtliche mütterliche Zuneigung.“ Im Mai 1944 wurde Tanja ins Schatkowski-Krankenhaus eingeliefert, wo sie einen Monat später am 1. Juli 1944 starb.

Unter den Beweisen, die bei den Nürnberger Prozessen von der Anklage präsentiert wurden, war das Tagebuch Tanjas. Es bestand aus wenigen Seiten – für jeden Toten eine Seite.

Nina und Michail kehrten nach dem Krieg nach Leningrad zurück. Tanjas Tagebuch ist nun im Stadtmuseum Sankt Petersburg zu sehen; eine Kopie befindet sich im Piskarjowskoje-Gedenkfriedhof. Der Asteroid (2127) Tanya wurde nach ihr benannt.

Inhalt des Tagebuchs

Auszug aus dem von Tanja Sawitschewa geführten und im Museum in Petersburg ausgestellten Tagebuch
  • Schenja starb am 28. Dezember um 12.00 vormittags 1941 (28 декабря 1941 года. Женя умерла в 12 часов утра.)
  • Großmutter starb am 25. Januar, 3 Uhr nachmittags 1942 (Бабушка умерла 25 января 1942-го, в 3 часа дня.)
  • Ljoka starb am 17. März um 5 Uhr vormittags 1942 (Лёка умер 17 марта в 5 часов утра.)
  • Onkel Wasja starb am 13. April um 2 Uhr nach Mitternacht 1942 (Дядя Вася умер 13 апреля в 2 часа ночи.)
  • Onkel Ljoscha am 10. Mai um 4 Uhr nachmittags 1942 (Дядя Лёша 10 мая в 4 часа дня.)
  • Mutter am 13. Mai um 7.30 vormittags 1942 (Мама — 13 мая в 730 утра.)
  • Die Sawitschews sind gestorben. (Савичевы умерли.)
  • Alle sind gestorben. (Умерли все.)
  • Nur Tanja ist geblieben. (Осталась одна Таня.)

Musikalische Verarbeitung

Fredrik Vahle vertonte die Geschichte von Tanja Sawitschewa unter dem Titel Tanja (veröffentlicht 1983 auf dem Album Der Friedensmaler).

Weblinks

 Commons: Tanya Savicheva – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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