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Stimmung (Psychologie)

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Als Stimmung bezeichnet man in der Psychologie eine Form des angenehmen oder unangenehmen Fühlens. In veraltetem Gebrauch findet sich auch Worte wie Gemüt [1] oder Gemütsbewegung, Gemütsverfassung. Die Stimmung hängt u. a. von der Gesamtverfassung des Individuums ab. Von Stimmung oder Gemüt ist allerdings in der neueren Psychologie kaum noch die Rede.

Definition

Stimmungen unterscheiden sich von Gefühlen, Emotionen und Affekten dadurch, dass sie als zeitlich länger ausgedehnt erlebt werden, allerdings auch gewissen situationsbezogenen Schwankungen unterworfen sind.[2][3] Stimmungen spielen eine wichtige Rolle in der Motivation.[4] Erfahrungen erscheinen als durch Stimmungen „eingefärbt“. Bei trüber Stimmung beispielsweise wirkt die Welt „grau in grau“. Stimmungen bezeichnen eine körperlich-psychische Gesamtverfassung. Stimmungen können neben ihrem Angenehm- oder Unangenehmsein noch zahlreiche verschiedene Qualitäten besitzen, beispielsweise:

Thure von Uexküll (1908–2004) hat sich mit der biologischen Seite von Stimmungen befasst. Er kam zu der Überzeugung, dass Stimmungen funktionelle Zustände darstellen, in denen ein Organismus oder eine Mehrzahl von Organismen auf ein bestimmtes Verhalten „abgestimmt“, „eingestimmt“ oder bereitgestellt ist. Er bezog sich dabei auch auf Arbeiten seines Vaters Jakob Johann von Uexküll (1864–1944). Dieser hatte bei Organismen, die kein Nervensystem besitzen, wie etwa Seeigeln oder bei Verbänden von Lebewesen wie etwa Dohlenschwärmen entsprechende Abstimmungsmechanismen untersucht.[4] Auf menschliche Verhältnisse übertragen weist Thure von Uexküll anhand verschiedener Fallbeispiele nach, dass Stimmungen Vorbedingung sind zur Entwicklung bewusster Handlungsmotive. Wo diese energetischen Abläufe nicht gewährleistet sind, d. h. wenn wesentliche innere oder äußere Hemmungen entgegenstehen, können sich Ausdruckskrankheiten oder Bereitstellungskrankheiten entwickeln.[4]

Grundstimmung(en)

Die vorherrschende Art der Stimmung einer Persönlichkeit wird als deren Grundstimmung bezeichnet. Diese Stimmung ist ein sozialpsychologisch relevantes Persönlichkeitsmerkmal.

Die Entstehungsbedingungen der Grundstimmung sind noch schwieriger zu erforschen und dem einzelnen Individuum noch weniger bewusst als die der jeweiligen Stimmungslage. Trotzdem sind sie entscheidend bei Entstehung und Ablauf von z. B. Interaktionen und Lernprozessen. Diese sind nicht nur eingebettet in Grundstimmungen, sondern Grundstimmungen sind auch verantwortlich für ihr Zustandekommen und die Art ihres Verlaufs.

Siehe auch: Grundgefühl

Psychologie

Viele Tätigkeiten des menschlichen Lebens können bewusst oder unbewusst als Strategien verstanden werden, Stimmungen zu verändern (vgl. Emotionale Intelligenz); so auch Daniel Goleman (in Emotionale Intelligenz, dt. 1996): „Alles, vom Lesen eines Romans oder vom Fernsehen bis zu den Aktivitäten und Freuden, für die wir uns entscheiden, kann als ein Bemühen aufgefasst werden, zu erreichen, dass wir uns besser fühlen.“

Stimmungen können auch Lernprozesse entscheidend initiieren und beeinflussen. Aus diesem Grund sollten Lehrende bei ihren Bemühungen für eine angenehme bzw. förderliche Stimmung sorgen, soweit es in ihrer Macht steht. Erfahrene Pädagogen wissen, wovon die Rede ist (siehe dazu: A. Tausch/R. Tausch: Erziehungspsychologie). Schließlich ist die Vermittlung von Erfolgserlebnissen (durch den Erziehenden oder mithilfe des Lernerfolgs selbst) während und nach Lernprozessen ein bedeutender Versuch, die Stimmung positiv zu beeinflussen, die die Lernprozesse produktiv begleitet und damit optimiert.

Andererseits können Stimmungen wie Angst, Trauer und solche, die mit der Verarbeitung persönlicher Probleme verbunden sind, Lernprozesse be- oder verhindern. Wenn sich solche Stimmungen mehren oder wenn diese überhandnehmen, sind Lernprozesse beeinträchtigt. Auch die Planung von Interaktionen in sozialen Situationen kann beeinträchtigt sein. Interaktionen sind dann sozial unangemessen und von ungünstigen Absichten gesteuert. Sie wirken u. U. deplatziert und/oder unwirksam (Siehe auch: D. H. Rost: Handwörterbuch Pädagogische Psychologie; Aufmerksamkeitsprozesse). Unter solchen Gesichtspunkten könnte auch Willenskraft und Ichstärke eine Rolle spielen (siehe auch: D. H. Rost: Soziales Lernen), ein Aspekt der Kontrolle und Planung von Stimmungen im Zusammenhang mit Lebens- und Lernplanung.

Extreme Stimmungsschwankungen wie die Bipolare Störung deuten auf eine psychische Erkrankung hin. In der Psychiatrie lassen sich Stimmungen erfolgreich durch Psychotherapie oder auch, falls nötig, durch Psychopharmaka beeinflussen. Aber auch körperliche Erkrankungen können die Stimmungslage entscheidend beeinflussen, so z. B. die Aussichten auf Heilung oder die Schwere der Erkrankung.

Stimmung als psychosomatisches Modell

Das Modell der Stimmung als Grundbegriff der Psychosomatik bezieht sich nach Thure von Uexküll auf das Subjekt, schließt damit psychologische oder physiologische Voraussetzungen in sich ein, ist aber von diesen Voraussetzungen nicht einseitig determiniert. Damit stelle es sich als dritter Weg neben Psychologie und Physiologie dar. Dieses Modell habe sich vor allem als nützlich erwiesen zum Verständnis der Bereitstellungskrankheiten. Stimmungen tragen wesentlich zur Entwicklung von wichtigen festen oder jeweils situationsbedingt neu festzulegenden Verhaltensweisen bei und somit von psychologisch bedingten und physiologisch wirksamen Einstellungen.[4]

Philosophie

Ein philosophischer Ansatz zur Interpretation von Stimmungen bzw. „Gestimmtheit“ findet sich im Denken des deutschen Philosophen Martin Heidegger, unter anderem in dessen Hauptwerk Sein und Zeit (1927).

Siehe auch

Literatur

  • Der Brockhaus Psychologie, Verlag F. A. Brockhaus, Mannheim/Leipzig, 2009
  • D. H. Rost: Handwörterbuch Pädagogische Psychologie, Verlag Beltz PVU, Weinheim
  • Annemarie und Reinhard Tausch: Erziehungspsychologie, Hogrefe Verlag, Göttingen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bsp.: Das schlägt mir aufs Gemüt, vgl. den Eintrag „aufs Gemuet schlagen“ in Udos Lexikon für Redensarten, Redewendungen, idiomatische Ausdrücke, feste Wortverbindungen.
  2. 2,0 2,1 Uwe Henrik Peters: Wörterbuch der Psychiatrie und medizinischen Psychologie. Urban & Schwarzenberg, München 31984; Lexikon-Stw. „Stimmung“, Seite 538
  3. 3,0 3,1 Wilhelm Karl Arnold et al. (Hrsg.): Lexikon der Psychologie. Bechtermünz, Augsburg 1996, ISBN 3-86047-508-8; Spalte 2221
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 Thure von Uexküll: Grundfragen der psychosomatischen Medizin. Rowohlt Taschenbuch, Reinbek bei Hamburg 1963; (a) zu Stw. Motivation: Seite 195; (b) zu Stw. Biologie: Kap. V. Die Weisheit des Körpers und ihre Grenzen. Abs. 6. Emotion, Stimmung und Bereitstellung Seite 173 f.; (c) zu Stw. Übertragung der biologischen Forschungsergebnisse auf menschliche Verhältnisse: Kap. V. wie vorstehend, Abs. 10 Fallbeispiele, Seite 194; (d) zu Stw. Stimmung als Modell, Kap. V. wie vorstehend, Abs. 11 Nosolog. Unterscheidungen, Seite 195; Kap. VII. Psychosomatik und Modelle der Nachrichtentechnik, Seiten 244, 267, 270 f.
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