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Sozialökonomie

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Der Begriff Sozialökonomie findet folgende Verwendungen:

  1. Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft und Wirtschaft (Sozialökonomie als interdisziplinäre Wissenschaft)
  2. Betriebswirtschaftslehre und Management im sozialen Bereich sowie im Gesundheitswesen
  3. Synonym für Sozialökonomik
  4. Synonym für Volkswirtschaftslehre
  5. Synonym für Wirtschaftssoziologie
  6. Angewandte Sozial- und Wirtschaftspolitik (Sozialpolitik, Sozialleistungen sowie Sozialwirtschaft)
  7. Marktwirtschaft ohne Kapitalismus bzw. im Sinne der Freiwirtschaftslehre nach Silvio Gesell

Sozialökonomie als interdisziplinäre Wissenschaft

Sozialökonomie versucht die Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft, Wirtschaft, Ökonomie und Politik zu verstehen. Sozialökonomische Forschung und Wissenschaft behandelt und beantwortet soziologische und ökonomische Fragestellungen interdisziplinär von verschiedenen Blickwinkeln aus. Sozialökonomische Forschung und Lehre beruft sich auf Karl Marx, Max Weber, Émile Durkheim, Joseph Schumpeter, Karl Polanyi, Pierre Bourdieu, Reinhard Schultz, Günter Schmölders, Werner Hofmann, Manfred Schweres sowie Alfred Oppolzer.

Zweck der Sozialökonomie

Die Notwendigkeit der Sozialökonomie wird nach dem Soziologen Alfred Oppolzer aus den verschiedenen Einzeldisziplinen heraus gefordert, beispielsweise aus der Betriebswirtschaftslehre (Reinhard Schultz, 1988), ebenso aus der Volkswirtschaftslehre (Günter Schmölders, 1973) und der Politischen Ökonomie (Werner Hofmann, 1969), aus der Soziologie (Max Weber, 1904) ebenso wie aus der Arbeitswissenschaft (Manfred Schweres, 1980; Alfred Oppolzer, 1989). Oppolzer hält fest, Sozialökonomie ist:

  1. die „Untersuchung der Wechselwirkungen von Wirtschaft und Gesellschaft“,
  2. die „Praxisrelevanz der Fragestellung“ und
  3. die „interdisziplinäre Vorgehensweise“. [1]

Der Wirtschafts- und Sozialhistoriker Ernst Langthaler geht davon aus, dass in der sozialökonomischen Betrachtungsweise:

  • Wirtschaft in gesellschaftlichen Zusammenhängen gesehen wird,
  • die Vernetzung der Akteure sowie Kollektive im Mittelpunkt stehen,
  • Machtgefälle zwischen Akteuren untersucht werden sowie
  • versucht wird, Verhalten zu verstehen und zu erschließen.[2]

Wie auch Oppolzer, beruft sich Langthaler auf Karl Marx (Ökonomie, Soziologie), Max Weber (Soziologie, Ökonomie), Émile Durkheim (Soziologie), Joseph Schumpeter (Ökonomie), Karl Polanyi (Kulturanthropologie, Soziologie), Pierre Bourdieu (Soziologie).

Einen weiteren Schritt machte Günter Schmölders mit der Sozialökonomische Verhaltensforschung. Er gründete 1958 die Forschungsstelle für empirische Sozialökonomik.[3] Aus der Rechtswissenschaft sind der Arbeits- und Verfassungsrechtler Otto Ernst Kempen, ehemaliger Direktor der Akademie der Arbeit[4] sowie der Wirtschaftsrechtler Udo Reifner als Gründer des Institut für Finanzdienstleistungen[5] zu nennen. Zur sozialökonomischen Betrachtung von Bildungs- und Sozialisationstheorie leistete Harry Friebel mit dem Hamburger Biografie- und Lebenslaufpanel "Die Kinder der Bildungsexpansion" einen wichtigen Beitrag.[6] Einen wirtschaftssoziologischen Ansatz zeigt das Internationale Institut für Empirische Sozialökonomie.[7]

Studium der Sozialökonomie

Der Diplom-Sozialwirt konnte durch ein interdisziplinäres Studium an Universitäten und Fachhochschulen, aber auch an Berufsakademien (BA), erworben werden. Die Diplomstudiengänge werden Schrittweise durch Bachelor- und Masterstudiengänge ersetzt. An der Universität Göttingen in Form von polyvalenter Bachelor- und Masterabschlüssen.

Sozialökonomische Forschung

  • Institut für Finanzdienstleistungen e.V. (iff) in Hamburg. Der Zweck des Instituts besteht in der Förderung und Durchführung von Forschungen auf dem Gebiet der Beziehungen zwischen Recht, Wirtschaft und Gesellschaft.[19]
  • FiBS: Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie in Köln und Berlin. Das Institut für interdisziplinäre Forschung beschreibt sich als wissenschaftliche Schnittstelle für Bildungs- und Sozialökonomie und als ein Think Tank mit Know-how für Entscheidungsträger in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, für Bildungs- und Sozialeinrichtungen.[20]
  • Sektion Sozialpolitik und Sozialökonomie der Fakultät für Sozialwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum. Die Uni Bochum leistet mit Lehrstühlen für Sozialökonomie Lehre und Forschung. Ökonomische Prozesse werden aus sozialwissenschaftlichen Perspektiven mit Blick auf die sozialen Beziehungen betrachtet.[21]
  • Forschungsstelle für empirische Sozialökonomik e.V. Der Ansatz der sozialökonomischen Verhaltensforschung befähigt in besonderer Weise, empirisch gestützte und praktisch verwertbare Vorschläge für staatliches und unternehmerisches Handeln zu entwickeln. Forschungsschwerpunkte sind die Finanz- und Steuerpsychologie, die Transformationsforschung, die Schattenwirtschaft, die Konsumforschung, die Unternehmensforschung und die Neuen Technologien.[22]

Betriebswirtschaftslehre und Management im sozialen Bereich sowie im Gesundheitswesen

Sozialökonomie wird zudem als Betriebswirtschaftslehre und Management im sozialen Bereich sowie im Gesundheitswesen verwendet. Ein Beispiel hierfür ist der Studiengang Gesundheits- und Sozialökonomie (Diplom) an der Hochschule Mainz.[23] Auch in Bremen wurde Sozialpädagogik und Sozialökonomie gelehrt.

Synonym für Sozialökonomik

Sozialökonomik fand im deutschsprachigen Raum mit den interdisziplinären Texten von Max Weber Verbreitung. Insbesondere mit "Grundriss der Sozialökonomik" entwickelte Weber die Grundlagen zur Sozialökonomie, neben Karl Marx und Karl Polanyi. Max Webers "Wirtschaft und Gesellschaft" wurde postum 1922 von seiner Frau Marianne Weber veröffentlicht. Sozialökonomik wurde über Jahrzehnte auch als Begriff für Nationalökonomie verwendet. Zunehmend setzt sich Sozialökonomik als Bezeichnung für die Lehre von der "gesellschaftlichen Wirtschaft" durch. Hiermit ist unter anderem die Sozialökonomische Verhaltensforschung nach Günter Schmölders gemeint.

Synonym für Volkswirtschaftslehre

Sozialökonomie wird historisch auch als Synonym für Volkswirtschaftslehre benutzt.

Synonym für Wirtschaftssoziologie

Sozialökonomie wird historisch auch als Begriff für Wirtschaftssoziologie gebraucht. Die Wirtschaftssoziologie beruft sich wie die Sozialökonomie auf Max Weber, Karl Marx und Karl Polanyi. Im Trennungsprozess von Nationalökonomie und Soziologie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verlor die Wirtschaftssoziologie als Teildisziplin bzw. Bindestrichsoziologie an Einfluss. Die neue Wirtschaftssoziologie, seit den 1980er Jahren in den USA, versteht ökonomisches Handeln als soziales Handeln, das eingebettet im sozialen Kontext stattfindet.

Die Sektion Wirtschaftssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS)[24] will die wirtschaftssoziologische Forschung und Lehre in Deutschland institutionell bündeln und den wissenschaftlichen Austausch in diesem Bereich befördern.[25]

Angewandte Sozial- und Wirtschaftspolitik

Angewandte Sozial- und Wirtschaftspolitik wird ebenfalls mit dem Begriff Sozialökonomie zusammengefasst. Dies beginnt bei der Sozialpolitik, über staatliche Sozialleistungen bis zur öffentlichen oder privaten Sozialwirtschaft. Sozialwirtschaftliches Handeln im Non-Profit-Sektor beinhaltet sowohl ökonomische als auch soziale Aspekte. "Die Sozialökonomie verfolgt nicht nur rein ökonomische Ziele, sondern auch soziale, umweltbezogene und ethische Ziele", so die Gebietskörperschaft Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens.[26]

Marktwirtschaft ohne Kapitalismus

Die Stiftung für Reform der Geld- und Bodenordnung sowie deren nahestehender Verlag für Sozialökonomie berufen sich auf Silvio Gesell bei ihren Vorstellungen nach einer anderen Geld- und Bodenordnung mit dem Ziel einer Marktwirtschaft ohne Kapitalismus.[27] Die Zeitschrift für Sozialökonomie steht der Freiwirtschaftslehre nahe.[28]

Siehe auch

Literatur

  • Bärbel von Borries-Pusback: Keine Hochschule für den Sozialismus. Die Gründung der Akademie für Gemeinwirtschaft in Hamburg 1945–1955. Opladen (Leske und Budrich) 2002.
  • Hund, Wulf D. (Hrsg.): Von der Gemeinwirtschaft zur Sozialökonomie. 50 Jahre Hochschule für Wirtschaft und Politik Hamburg. Hamburg (VSA) 1998.
  • Dirk Hauer / Bela Rogalla: HWP in Bewegung. Studierendenproteste gegen neoliberale Hochschulreformen. Hamburg (VSA) 2006.
  • Schultz, Reinhard: Betriebswirtschaftslehre. Eine sozialökonomische Einführung. München/Wien 1988.
  • Schmölders, Günter. Bringmann, Gerhard (Hrsg.): Volkswirtschaftslehre als Sozialwissenschaft. In: Sozialökonomische Verhaltensforschung. Berlin 1973.
  • Hoffmann, Werner: Grundelemente der Wirtschaftsgesellschaft. Reinbek 1969.
  • Weber, Max: Die Objektivität sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis. In: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik. 19. Band (Neue Folge, 1. Band). Tübingen 1904.
  • Schweres, Manfred: Strukturelemente einer integrativen Arbeitswissenschaft. In: Zeitschrift für Arbeitswissenschaft. Heft 1/1980.
  • Oppolzer, Alfred: Handbuch Arbeitsgestaltung. Leidfaden menschengerechter Arbeitsorganisation. Hamburg 1989.
  • Marx, Karl: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. 1867.
  • Weber, Max: Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss der verstehenden Soziologie. 1922.
  • Durkheim, Émile: Über soziale Arbeitsteilung. Studie über die Organisation höherer Gesellschaften. 1893.
  • Schumpeter, Joseph: Die Krise des Steuerstaates. 1918.
  • Polanyi, Karl: The Great Transformation. 1944.
  • Bourdieu, Pierre: Entwurf einer Theorie der Praxis auf der ethnologischen Grundlage der kabylischen Gesellschaft. 1972.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Oppolzer, Alfred: Sozialökonomie: Zu Gegenstand, Begriff und Geschichte. In: Sozialökonomische Beiträge. Zeitschrift für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. 1. Jg. Hamburg. 1/1990, Seite 6–29. Alfred Oppolzer
  2. Langthaler, Ernst: Was heißt Sozialökonomie? Skriptum-1.pdf (Skriptum-1\374). Universität Wien 2009. Download des PDF
  3. Forschungsstelle für empirische Sozialökonomik: [1]
  4. Kempen, Otto Ernst. Akademie der Arbeit in der Universität Frankfurt a. M.: [2]
  5. Reifner, Udo. Gründer des Institutes für Finanzdienstleistungen (iff): [3]
  6. Friebel, Harry: Die Kinder der Bildungsexpansion. Fachbereich Sozialökonomie der Universität Hamburg: KINDER DER BILDUNGSEXPANSION
  7. Internationales Institut für Empirische Sozialökonomie: http://www.inifes.de/institut.htm (Memento vom 2. Juli 2007 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
  8. Fachbereich Sozialökonomie der Universität Hamburg: Webseiten des Fachbereiches Sozialökonomie
  9. Sozialökonomie (Bachelor) an der Uni Hohenheim: [4]
  10. Sozialökonomie (Diplom) an der Uni Hohenheim: [5]
  11. PWG (Bachelor) an der Ruhr-Uni Bochum: [6]
  12. Sozialökonomik (Bachelor) an der Uni Erlangen-Nürnberg: [7]
  13. Sozialökonomik (Master) an der Uni Erlangen-Nürnberg: [8]
  14. Wirtschafts- und Sozialgeschichte (Bachelor) an der Uni Göttingen: [9]
  15. INIFES: http://www.inifes.de/institut.htm (Memento vom 2. Juli 2007 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
  16. SOEP: SOEP
  17. Sozialökonomische Forschung UHH: Schwerpunkte
  18. Zentrum für Ökonomische und Soziologische Studien (ZÖSS):Zentrum für Ökonomische und Soziologische Studien (ZÖSS)
  19. Institut für Finanzdienstleistungen (iff): [10]
  20. Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS): [11]
  21. Sektion Sozialpolitik und Sozialökonomie der Ruhr-Universität Bochum: [12]
  22. Forschungsstelle für empirische Sozialökonomik:[13]
  23. Gesundheits- und Sozialökonomie (Diplom) an der FH Mainz: [14]
  24. Sektion Wirtschaftssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS): [15]
  25. Sektion Wirtschaftssoziologie der DGS: Mission Statement Sektion „Wirtschaftssoziologie“. April 2010.: Download des PDF
  26. Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens: Sozialökonomie und Solidarwirtschaft: [16]
  27. Stiftung für Reform der Geld- und Bodenordnung: [17]
  28. Verlag für Sozialökonomie: [18]
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