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Siegfried Rudolph

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Kurt Siegfried Rudolph (* 12. April 1915 in Leipzig; † 27. Februar 2004 in Mitwitz, Oberfranken, Bayern) war ein deutscher Mediziner, Heimatforscher, Hobbyhistoriker und Autor.[1]

Familie

Siegfried Rudolph wurde als Sohn des Volksschullehrers Kurt Rudolph geboren, der an der 5. Bezirksschule in der Elsässer Straße 1–3 in Gohlis unterrichtete und mit seiner Familie in der Brockhausstraße 29 III im Stadtteil Schleußig wohnte.[2] Im Jahr 1941 heiratete Siegfried Rudolph Rosemaria Kober (* 23. Juni 1916 in Memel, Ostpreußen). Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor, darunter Matthias, Sabine und Ulrike (* 1957).[3]

Schule und Studium

Universität Leipzig
Sächsisches Kinderkurheim Wiek auf Rügen

Nach vier Jahren in der Volksschule besuchte er neun Jahre die Herderschule in Leipzig, eine städtische Oberrealschule (heute: Immanuel-Kant-Schule), die er Ostern 1934 mit dem Abitur abschloss. An der Universität seiner Geburtsstadt studierte er ab Wintersemester 1934/35 Medizin, insgesamt zehn Semester. Am Ende des fünften Semesters legte er seine ärztliche Vorprüfung mit der Gesamtnote sehr gut ab. Mit demselben Ergebnis beendete er am 3. November 1939 die ärztliche Prüfung. Anschließend absolvierte er sein praktisches Jahr (hier: 15 Monate) an der Universitätskinderklinik Leipzig, am Sächsischen Kinderkurheim (auch: Weiße Kinderstadt am Bodden) in Wiek auf der Ostseeinsel Rügen, an der Universitätsfrauenklinik Leipzig (1 Monat) und in Vertretung eines niedergelassenen praktischen Arztes (1 Monat). Seine Approbation datiert auf den 1. April 1940.[4]

Im Jahr 1941 legte er seine Dissertation zum Thema Zur Frage der Identität von Osteogenesis imperfecta congenita und Osteopsathyrosis idiopathica vor, mit der er zum Doctor medicinae (Dr. med.) promovierte.[5]

Militärdienst und Kriegsgefangenschaft

Nach seiner Einberufung diente er während des Zweiten Weltkrieges in der Wehrmacht als Stabsarzt und war an der Ostfront eingesetzt.[6] In den Jahren 1945 bis 1948 war er in französischer Kriegsgefangenschaft.[3]

Wirken

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland praktizierte er ab 1949 im oberfränkischen Mitwitz im Landkreis Kronach als niedergelassener Arzt für Allgemeinmedizin, eine hausärztliche Tätigkeit, die er ebenda bis 1980 ausübte.[7]

Jüdischer Friedhof Burgkunstadt, Teilansicht

Nach seiner Pensionierung war er über eine Zeitspanne von rund fünfzehn Jahren als Heimatforscher und Hobbyhistoriker aktiv.[3][8]

Dabei fokussierte er auf die Sichtung von Archivalien zur Geschichte der Juden im ehemaligen Obermainkreis (entspricht etwa der heutigen Region Oberfranken) im Wasserschloss Mitwitz der Freiherren von Würtzburg, die er vorort über mehrere Jahre entzifferte. Er erfasste unter fachkundiger Beratung durch den Direktor des Bayerischen Staatsarchivs Bamberg, Rainer Hambrecht, u. a. mehr als 2000 Grabsteine des jüdischen Friedhofes von Burgkunstadt,[9] des größten jüdischen Begräbnisplatzes der Region Oberfranken,[10] und veröffentlichte dazu 1995 gemeinsam mit Josef Motschmann und Günter Dippold eine illustrierte Bestandsaufnahme,[11][12] für die er eine Vielzahl von Kontakten zu Nachfahren früherer jüdischer Gemeindemitglieder des ehemaligen Obermainkreises im Ausland knüpfte,[6] beispielsweise zu Klaus Bamberger, dem Sohn des in Mitwitz geborenen Otto Bamberger, zu dem Siegfried Rudolph publiziert hatte. Die Arbeit über den jüdischen Friedhof von Burgkunstadt wurde durch den in Bamberg geborenen Historiker Herbert Loebl in die englische Sprache übersetzt.[13] Für seine Arbeit zu diesem Projekt wurde Siegfried Rudolph im Jahr 1998 durch das B’nai B’rith Klutznick National Jewish Museum in Washington, D.C. offiziell mit einer Urkunde gewürdigt.[3]

Kinder des Mediziners vermuten, dass das auf jüdische Schicksale fokussierende historische Engagement ihres Vaters möglicherweise als eine Art persönlicher Wiedergutmachung gemeint gewesen sein könnte.[6] Dies mag auf Erlebnisse während der Zeit des Nationalsozialismus bzw. des Zweiten Weltkrieges zurückzuführen sein.

Siegfried Rudolph verstarb im Alter von 88 Jahren und wurde in Mitwitz beigesetzt. Der ehemalige Landrat Heinz Köhler widmete ihm 2020 eine Buchveröffentlichung zur Geschichte der Juden in Mitwitz.[14]

Veröffentlichungen

  • Zur Frage der Identität von Osteogenesis imperfecta congenita und Osteopsathyrosis idiopathica. Dissertation, Medizinische Fakultät der Universität Leipzig, Leipzig 1941, OCLC 783116923.
  • Judentauchbäder in Mitwitz und Küps. In: Landkreis Kronach (Hrsg.), Arbeitskreis Heimatpflege: Heimatkundliches Jahrbuch, Nr. 18 (1990/91), ISBN 3-9802664-9-4, OCLC 645660273, S. 77–83.
  • Ein Mitwitzer Kunstsammler. In: Mitteilungsblatt – Amtsblatt für die Verwaltungsgemeinschaft Mitwitz, Nr. 25 (1992), 19. Juni 1992, S. 1.
  • Der jüdische Friedhof von Burgkunstadt. Mitwitz 1993, OCLC 1018036796.
  • mit Herbert Loebl (Übersetzung): The Jewish Cemetery at Burgkunstadt. Report about the Jewish cemetery of Burgkunstadt with photos and maps. Mitwitz 1995, OCLC 1018036796.
  • mit Josef Motschmann und Günter Dippold: „Guter Ort“ über dem Maintal – Der jüdische Friedhof bei Burgkunstadt (= CHW-Monographien, Band 1), Colloquium Historicum Wirsbergense, Kommissionsverlag H. O. Schulze, Lichtenfels 1999, ISBN 3-87735-146-8, OCLC 970949273.
  • Die Familie des Ludwig A. Freund. In: Friedrich Bürger (Hrsg.): 750 Seiten Mitwitz – Ein Sammelband. Selbstverlag, Mitwitz 2012, ohne ISBN, OCLC 814521359, S. 425–452.
  • Ludwig A. Freund als Schüler. In: Friedrich Bürger (Hrsg.): 750 Seiten Mitwitz – Ein Sammelband. Selbstverlag, Mitwitz 2012, ohne ISBN, OCLC 814521359, S. 425–452.
  • Das Revolutionsjahr 1848 in Mitwitz. In: Friedrich Bürger (Hrsg.): 750 Seiten Mitwitz – Ein Sammelband. Selbstverlag, Mitwitz 2012, ohne ISBN, OCLC 814521359, S. 425–452.
  • Englische Königin adelt ein Mitglied der Mitwitzer Familie Freund. In: Friedrich Bürger (Hrsg.): 750 Seiten Mitwitz – Ein Sammelband. Selbstverlag, Mitwitz 2012, ohne ISBN, OCLC 814521359, S. 425–452.
  • Hermann Freund – Konsul von Kolumbien. In: Friedrich Bürger (Hrsg.): 750 Seiten Mitwitz – Ein Sammelband. Selbstverlag, Mitwitz 2012, ohne ISBN, OCLC 814521359, S. 425–452.
  • Therese Bamberger wandert nach Amerika aus. In: Friedrich Bürger (Hrsg.): 750 Seiten Mitwitz – Ein Sammelband. Selbstverlag, Mitwitz 2012, ohne ISBN, OCLC 814521359, S. 425–452.
  • Die Nachkommen des Mayer Samuel Fechheimer. In: Friedrich Bürger (Hrsg.): 750 Seiten Mitwitz – Ein Sammelband. Selbstverlag, Mitwitz 2012, ohne ISBN, OCLC 814521359, S. 425–452.
  • Otto Bamberger – ein Mitwitzer Kunstsammler. In: Friedrich Bürger (Hrsg.): 750 Seiten Mitwitz – Ein Sammelband. Selbstverlag, Mitwitz 2012, ohne ISBN, OCLC 814521359, S. 425–452.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Siegfried Rudolph. In: Deutsche Nationalbibliothek, auf: d-nb.info
  2. Leipziger Adreßbuch 1915, 94. Jahrgang, Teil I, August Scherl, Deutsche Adreßbuch-Gesellschaft m.b.H., S. 777, Spalte 2.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 Schriftliche biographische Angaben zu Dr. med. Siegfried Rudolph durch dessen Sohn Dr. med. Matthias Rudolph, Mitwitz, übermittelt am 11. Januar 2022.
  4. Lebenslauf Dr. med. Siegfried Rudolph. In: Dissertation Zur Frage der Identität von Osteogenesis imperfecta congenita und Osteopsathyrosis idiopathica, Universität Leipzig 1941.
  5. Dissertation Zur Frage der Identität von Osteogenesis imperfecta congenita und Osteopsathyrosis idiopathica. In: Monatsschrift für Kinderheilkunde, Bd. 88, H. 3/4. Spamer, Leipzig 1941, OCLC 783116923.
  6. 6,0 6,1 6,2 Nicole Julien-Mann: Dokumentation jüdischer Schicksale. In: Neue Presse, Coburg, 14. Oktober 2020, auf: np-coburg.de
  7. Historie, auf: praxis-rudolph-lingert.de
  8. Matthias Einwag: Die Heimat braucht die Pflege aller, 3. November 2019, auf: infranken.de
  9. Christine Kühnl-Sager: Reise-Tagebuch zur Studien-Reise des aktiven Museums nach Nordbayern vom 21.–24. Mai 2009 (PDF-Datei; 536 kB). In: Aktives Museum – Mitgliederrundbrief Nr. 61, Juli 2009, S. 7–8, auf: aktives-museum.de
  10. Andreas Motschmann: Seminararbeit über den „Guten Ort“ am Ebnether Berg. In: Obermain-Tagblatt, 2. Februar 2022, auf: obermain.de
  11. Andreas Motschmann: Der Judenfriedhof bei Burgkunstadt ist 400 Jahre alt. In: Obermain-Tagblatt, 18. September 2020, auf: obermain.de
  12. Dr. Siegfried Rudolph: Der jüdische Friedhof von Burgkunstadt. Mitwitz 1995, OCLC 1018036796
  13. Dr. Siegfried Rudolph (Autor), Herbert Loebl (Übersetzung): The Jewish Cemetery at Burgkunstadt. Report about the Jewish cemetery of Burgkunstadt with photos and maps. Mitwitz 1995, OCLC 1018036796.
  14. Dr. Heinz Köhler: Aus der Geschichte der Juden in Mitwitz. Selbstverlag, Mitwitz 2020, ohne ISBN, OCLC 1193308810.
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