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Richard Wadani

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Richard Wadani bei der Eröffnung des Denkmals für die Verfolgten der NS-Militär­justiz am Wiener Ballhausplatz, 2014

Richard Wadani (geboren am 11. Oktober 1922 in Prag als Richard Wedenig, gestorben am 19. April 2020 in Wien[1]) war ein österreichischer Deserteur der deutschen Wehrmacht und politischer Aktivist. Sein Engagement und das seines Personenkomitees Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz trugen beträchtlich dazu bei, dass der Nationalrat am 21. Oktober 2009 das Aufhebungs- und Rehabilitierungsgesetz beschlossen hat, das alle Opfer der NS-Militärjustiz rehabilitiert.[2] Auch für die Errichtung des 2014 enthüllten Denkmals für die Verfolgten der NS-Militärjustiz haben sich Wadani und sein Personenkomitee eingesetzt.

Leben und Werk

Wadani wuchs zweisprachig in Prag in einer sozialdemokratischen Familie auf, die aus Österreich stammte. 1938 musste die Familie zurück nach Wien, wo ein Schutzbündler Wadani riet, sich zur Luftwaffe zu melden. Er wurde dort Kraftfahrer. 1942 unternahm er einen ersten Fluchtversuch, der scheiterte. 1944 gelang ihm die Desertion – ohne Waffe – an der Westfront und er wurde, da es keine Exileinheit von Österreichern gab, Soldat der Tschechoslowakischen Exilarmee in Großbritannien.[3]

Obwohl er sich selbst als Befreier ansah, war er nach seiner Rückkehr nach Österreich Anpöbelungen und Schmähungen ausgesetzt. Darauf zog er sich zurück, wurde Sportlehrer, später Bundestrainer und Bundeskapitän im Volleyballverband. Als politische Heimat sah er die Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) an, welche er aber nach der Zerschlagung des Prager Frühlings verließ. Die Tageszeitung Der Standard schrieb darüber: „Wie das Nachkriegsösterreich mit Wehrmachtsdeserteuren umging, hat ihn nie losgelassen.“[2] „Noch 2001, als die Debatte über die Rehabilitierung der Deserteure voll einsetzt, tritt er anonymisiert auf, lässt sich nur seitlich fotografieren: ‚Wir hatten permanent Anrufe und Beschimpfungen.‘“[4]

2002 wurde er Sprecher des Personenkomitees „Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz“. Nach hartem Ringen erreichte er 2003 – gemeinsam mit der Österreichischen Lagergemeinschaft Mauthausen und Wolfgang Neugebauer, dem wissenschaftlichen Leiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) – die Aberkennung des Ehrengrabs des NS-Fliegermajors Walter Nowotny.[5] Nach 2005 setzte sich das Personenkomitee dafür ein, das Anerkennungsgesetz aus diesem Jahr abzuändern. Darin wurden Deserteure zwar indirekt rehabilitiert, aber nicht explizit genannt. Über viele Jahre hindurch organisierten Wadani und sein Personenkomitee jeweils Ende Oktober oder Anfang November eine Kundgebung bei der Hinrichtungsstätte in Kagran.

Unterstützt in seinem politischen Engagement wurde Wadani von seiner Frau Sieglinde (kurz: Linde), geb. Bair. Ihr Vater war der Widerstandskämpfer Franz Bair, nach dem das Franz-Bair-Heim in Kapfenberg benannt ist.

Familie

Über den Volleyballsport lernte Wadani seine zukünftige Frau kennen. Beide teilten die Begeisterung für Sport und Politik. Ihr gemeinsamer Sohn lebt in Australien. Richard Wadani starb im April 2020 im Alter von 97 Jahren in Wien.

Programmatik

Auf der Website des Personenkomitees zitierte Wadani den französischen Schriftsteller, Musiker und Schauspieler Boris Vian mit einer Strophe aus dem Chanson Le déserteur (1954):

„Verweigert Krieg, Gewehr
Verweigert Waffentragen!
Ihr müsst schon etwas wagen
Verweigert’s Militär“

Auszeichnung

Literatur

Lisa Rettl, Magnes Koch: „Da habe ich gesprochen als Deserteur.“ Richard Wadani – Eine politische Biografie. Milena, Wien 2015, ISBN 978-3-902950-413.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Peter Mayr: Wehrmachtsdeserteur Richard Wadani gestorben. In: derStandard.at. 19. April 2020, abgerufen am 19. April 2020.
  2. 2,0 2,1 Peter Mayr: Richard Wadani erkämpft seine Anerkennung. In: derStandard.at. 7. Oktober 2009, abgerufen am 20. April 2020.
  3. Max Winter: Wörtlich – Richard Wadani. (mp3-Audio; 83,5 MB; 98:32 Minuten) In: Radio Orange 94.0. 21. März 2016, abgerufen am 20. April 2020.
  4. Peter Mayr: Kopf des Tages: Der Erste, der nicht der Letzte sein will. In: derStandard.at. 18. Juni 2007, abgerufen am 20. April 2020.
  5. Gemeinderat, 28. Sitzung vom 23. Mai 2003, Wörtliches Protokoll. In: wien.gv.at. S. 44, abgerufen am 27. Oktober 2014.
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