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Philipp Schwartz

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Philipp Schwartz (geb. 19. Juli 1894 in Versec, Banat, Königreich Ungarn; gest. 1. Dezember 1977 in Fort Lauderdale, Florida, USA) war Professor an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main (1927 bis 1933), Leiter der Pathologischen Abteilung der Universität Istanbul und Pathologe am Warren State Hospital in Pennsylvania.

Leben

Werdegang bis 1933

Schwartz trat 1919 in das Pathologische Institut der Goethe-Universität in Frankfurt ein. 1926 hat er sich habilitiert, 1927 wurde er zum nichtbeamteten außerordentlichen Professor ernannt.

Schwartz wurde als Professor jüdischen Glaubens Opfer des am 7. April 1933 erlassenen „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“, das in Artikel 3 und 4 folgendes vorsah: „Beamte, die nicht arischer Abstammung sind, sind in den Ruhestand zu versetzen“ (§3) und „Beamte, die nicht die Gewähr dafür bieten, dass sie jederzeit rückhaltlos für den nationalen Staat eintreten, können aus dem Dienst entlassen werden“ (§4).

Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft im Ausland

Schwartz erkannte die ausweglose Lage hunderter deutscher Wissenschaftler und gründete noch im April 1933 in Zürich eine „Beratungsstelle für deutsche Wissenschaftler“ auch „Notgemeinschaft“ genannt. Schwartz nahm sehr bald den Kontakt in die Türkei auf, denn er hatte davon erfahren, dass hier seit 1932 der Genfer Pädagogikprofessor Albert Malche im Auftrag des türkischen Staatspräsidenten Kemal Atatürk und seines Erziehungsministers Reşit Galip mit der Aufgabe befasst wer, das türkische Hochschulwesen zu überprüfen und Reformvorschläge zu unterbreiten.

Eine Neugründung der Universitäten nach westlichem Vorbild wurde angestrebt. Dafür eignete sich aber nur ein Teil der bisherigen Professoren. Nach türkischen Quellen wurden von den 240 Hochschuldozenten 157 entlassen, darunter allein 71 Professoren und Ordinarien, so dass ausländische Hochschullehrer gefragt waren.

Bei zwei Besuchen in Ankara konnte Schwartz Minister Galip davon überzeugen, dass er genug qualifizierte Kandidaten habe, so dass über die „Notgemeinschaft“ 30 ordentliche Professuren besetzt werden konnten. Philipp Schwartz hat über die Gespräche in seiner Schrift „Notgemeinschaft“ berichtet. Im akademischen Jahr 1933/34 nahmen an der Universität Istanbul bereits 42 deutsche Professoren ihre Arbeit auf - von Arndt (Leiter des chemischen Instituts) bis Winterstein (Leiter des physiologischen Instituts). Eine türkische Quelle beziffert die Gesamtzahl ausländischer Professoren von 1933 bis 1953 auf 220, darunter 166 Deutsche, bei denen die Emigranten überwogen.

Werdegang nach 1945

Im Jahr 1951 wurde Schwartz im Zuge der Wiedergutmachung die Stellung eines ordentlichen Professors an der Goethe-Universität in Frankfurt nachträglich zuerkannt, ohne dass er an der Universität zu dieser Zeit tätig war. Schwartz war ab 1953 als Pathologe am Warren State Hospital in Pennsylvania tätig. 1957 bemühte sich Schwartz um eine Rückkehr an die Goethe-Universität, jedoch wurde ihm dort eine Professur verweigert.

2002 wurde Schwartz postum mit der Avicenna-Plakette der Medizinischen Fakultät der Universität Istanbul ausgezeichnet.

Siehe auch

Literatur

  • Philipp Schwartz, Helge Peukert (Hrsg.): Notgemeinschaft. Zur Emigration deutscher Wissenschaftler nach 1933 in die Türkei. Metropolis, Marburg 1995, ISBN 3-89518-038-6.
  • Reiner Möckelmann (Hrsg.): „Exil und Bildungsreform: Deutsche Rechtsprofessoren in der Türkei ab 1933“. Diskussionsabend im Deutschen Generalkonsulat Istanbul am 29.11.2005. (PDF)
  • Reiner Möckelmann (Hrsg.): „Exil und Gesundheitswesen: Deutsche Mediziner in der Türkei ab 1933.“ Diskussionsabend im Deutschen Generalkonsulat Istanbul am 8.06.2006. (PDF)
  • Gerald Kreft: `Dedicated to Represent the True Spirit of the German Nation in the World´: Philipp Schwartz (1894-1977), Founder of the Notgemeinschaft. In: Shula Marks, Paul Weindling, Laura Wintour (Hrsg.): In Defence of Learning. The Plight, Persecution and Placement of Academic Refugees 1933-1980s. Oxford University Press, Oxford 2011, ISBN 978-0-19-726481-2, S. 127–142. (Proceedings of the British Academy 169)
  • Gerald Kreft, Ulrich Lilienthal: „... beşeriyetin ezeli ve lâyetegayyer ahlâkî gayesi ...“/„... das ewige und unveränderliche moralische Ziel der Menschheit ...“ Philipp Schwartz (1894-1977): Drei Vorträge in Istanbul (1936-1944). In: Caris-Petra Heidel (Hrsg.): Jüdische Medizin – Jüdisches in der Medizin – Medizin der Juden? Mabuse, Frankfurt am Main 2011. (Medizin und Judentum 10) Corrigendum

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Philipp Schwartz aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.