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Oyfn Pripetshik

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Oyfn Pripetshik (weniger bekannt auch unter dem Originaltitel Der Alef-Beis) ist ein jiddisches Lied des russisch-jüdischen Dichters und Komponisten Mark Markovich Warshavsky aus dem Jahr 1899. Es ist heute eines der populärsten jiddischen Lieder überhaupt.

Entstehung und Verbreitung

  • Das Lied wird häufig fälschlicherweise für ein Volkslied gehalten. Text und Musik stammen aber von Mark Warshavsky. Das Lied erschien erstmalig im Jahr 1899 in der zionistischen Zeitschrift Der yid. Ein Jahr später wurde es mit Hilfe von Sholem Aleichem auch in einer Sammlung jiddischer Lieder veröffentlicht.[1] Oyfn Pripetshik und andere Lieder des Bandes wurden von dem Komponisten und Musikforscher Joel Engel kritisiert. Für Engel, der sich der Erforschung jüdischer Volksmusik widmete, konnte es nicht sein, dass ein volkstümlich wirkendes jüdisches Lied von einem städtischen Anwalt und nicht aus der anonymen Volkstradition stammte. Er kritisierte die Kompositionen von Warshavsky als nicht authentische Imitationen und Angriff auf die wirklichen jüdischen Volkstraditionen. Warshavskys Lieder wären, als wenn man einen ehrwürdigen Chassiden zwingen würde, in westlicher Kleidung Wiener Walzer zu tanzen.[2]
  • Der Titel war bald sehr populär und wurde von vielen Künstlern aufgenommen. Die früheste Aufnahme stammt von Nahum Koster aus dem Jahr 1918.[3] Aus dem Jahr 1917 existiert eine Klavierversion auf Rolle von der Pianistin Victoria Boshko.[4]
  • Das Lied wurde auch für Propagandazwecke umgetextet. In den 1930er-Jahren erstellte Vladimir Jabotinsky auf Basis der Musik des Liedes eine zionistische Hymne. Die russischen Bolschewisten machten aus Oyfn Pripetshik ein kommunistisches Kampflied. In den 1940er-Jahren fungierte das Lied als Hymne des Widerstands gegen die Nazis in den Ghettos.[5]
  • Später haben u.a. Esther Ofarim, Connie Francis, Chava Alberstein, Itzhak Perlman und viele andere Künstler das Lied aufgenommen.
  • Besondere Bekanntheit erlangte es durch seine Verwendung in dem Spielfilm Schindlers Liste aus dem Jahr 1993. Dort wird es vom israelischen Li-Ron Chor gesungen.[6]

Text

  • Im Text geht es um einen Rabbiner, der Kindern das hebräische Alphabet beibringt. Er betont die Wichtigkeit des Fleisses beim Lernen. In den letzten beiden Strophen verweist er auf den Trost, den das Lesen (gemeint ist wohl das Lesen in religiösen Texten) dem Menschen in Not und Verfolgung bieten kann. Der Text lautet in Jiddisch und deutscher Übersetzung folgendermaßen:

oyfn pripetshik brent a fayerl un in shtub iz heyz. / Im Ofen brennt ein Feuer, und in der Stube ist es heiß.
un der rebe lernt kleyne kinderlakh dem alef-beyz. / Und der Rabbi lehrt den kleinen Kindern das Alphabet.
zet zhe kinderlakh, gedenkt zhe tayere, vos ir lernt do, / Achtet Kinder, bedenkt, Teure, was ihr lernt.
zogt zhe nokh amol un take nokh amol, komez-alef, o / Sagt es noch einmal, wirklich noch einmal, das ABC
lernt kinder, mit groyz kheyshek, azoy zag ich aykh on, / Lernt Kinder mit großem Fleiß, so sage ich Euch,
ver fun aykh wird gikher kenen ivre, der bakumt a fon. / wer von Euch schneller lesen lernt, bekommt eine Fahne.
az ir vet kinder elter vern, vet ir aleyn farshteyn, / Wenn ihr Kinder älter werdet, werdet ihr alleine verstehen,
vifil in di oysyes lign trern, un vi fil geveyn. / wie viel Tränen in den Buchstaben liegen, und wie viel Weinen.
az ir vet kinder dem golez shlepn, oysgemutshet zayn, / Wenn ihr Kinder, in der Verbannung lebt, geplagt werdet,
vet ir fun di oysyes koyekh shepn, kukt in zey arayn. / werdet ihr von den Buchstaben Kraft schöpfen, Schaut sie euch an ![7]

Andere Wikis

Videos auf Youtube

Einzelnachweise

  1. James Benjamin Loeffler: The Most Musical Nation - Jews and Culture in the Late Russian Empire, Yale University Press, 2010, S. 164 und 165
  2. Fighting over Folk Songs - The Story Behind “Oyfn Pripetshik”
  3. James Benjamin Loeffler: The Most Musical Nation - Jews and Culture in the Late Russian Empire, Yale University Press, 2010, S. 164 und 165
  4. Aufnahme von Victoria Boshko auf Youtube
  5. James Benjamin Loeffler: The Most Musical Nation - Jews and Culture in the Late Russian Empire, Yale University Press, 2010, S. 164 und 165
  6. Ben Furnish: Nostalgia in Jewish-American Theatre and Film 1979-2004, Peter Lang Publishing, New York, 2005, S. 82
  7. Text des Liedes und Übersetzung auf www.klesmer-musik.de
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Oyfn Pripetshik aus der freien Enzyklopädie PlusPedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der PlusPedia ist eine Liste der ursprünglichen PlusPedia-Autoren verfügbar.