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Obskurität

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Obskurität (von lateinisch obscuritas „Dunkelheit, Unverständlichkeit“) bezeichnet eine Verdunkelung im übertragenen Sinn einer Undeutlichkeit.[1] Das zugehörige Adjektiv obskur wird im Deutschen seit dem 17. Jahrhundert in der Bedeutung „dunkel, unbekannt, verdächtig, [von] zweifelhafter Herkunft“ verwendet.

Im Bereich der Informationssicherheit beschreibt Obskurität unter dem Schlagwort „Security through obscurity“ (engl. „Sicherheit durch Obskurität“) den Versuch, Sicherheit durch Unklarheit zu erreichen. Aus dem Englischen wird häufig der Begriff „Obfuskation“ verwendet, wenn es darum geht, Programmiersprache für einen Nutzer der Anwendung unkenntlich zu machen.

Obskurantismus

Verwendung in der Burschensprache (1845): Der Bursch, ein Student, der sich lässig gibt, die Obrigkeit provoziert und sich mit den verbotenen Insignien seiner Verbindung schmückt, wird hier dem Obskuranten gegenübergestellt, einem braven Studenten, der ordentlich seine universitären Veranstaltungen besucht.

Im Zusammenhang mit der Aufklärung wurde der Begriff Obskurantismus geprägt, der auf die im frühen 16. Jahrhundert erschienenen sog. Dunkelmännerbriefe, lat. Epistolae obscurorum virorum, zurückgeht (Auf den Begriff der Dunkelmänner nimmt auch der Titel einer Neuausgabe[2] des von den Nationalsozialisten vereinnahmten Werks Der teutsche Michel und Der Römische Papst. Altes und Neues aus dem Kampfe des Teutschtums gegen römisch-wälsche Überlistung und Bevormundung in 666 Tesen und Zitaten[3] von Oskar Panizza Bezug). Obskurantismus bezeichnet keine feststehende Weltanschauung. Obskurantismus und die Bezeichnung für dessen Anhänger, Obskurant, wurden als kritische Bezeichnung etabliert. Diejenigen, die sich als Vertreter einer der Aufklärung verpflichteten Denkweise sahen, benutzten das Wort als rhetorisches Mittel. Die anderen, deren Positionen ihnen als „anti-aufklärerisch“, „metaphysisch“ oder „religiös“ galten, wurden mit der Zuschreibung, Anhänger eines Obskurantismus zu sein, belegt.

Heinrich Heine schätzte Anfang des 19. Jahrhunderts das Wort und ordnete zahlreiche Zeitgenossen, insbesondere die Anhänger einer rückwärtsgewandten Romantik, dem Obskurantismus zu. Den Protagonisten im Spottgedicht Der neue Alexander (III) lässt er über sich sagen, er sei „ein aufgeklärter Obskurant, und weder Hengst noch Stute!“

Friedrich Nietzsche schreibt im Text Die Obskuranten[4] (1879) über Obskurantismus und Immanuel Kant:

„Das Wesentliche an der schwarzen Kunst des Obskurantismus ist nicht, daß er die Köpfe verdunkeln will, sondern daß er das Bild der Welt anschwärzen, unsere Vorstellung vom Dasein verdunkeln will. […] Spitzfindige Metaphysiker, welche die Skepsis vorbereiten und durch ihren übermäßigen Scharfsinn zum Mißtrauen gegen den Scharfsinn auffordern, sind gute Werkzeuge eines feineren Obskurantismus. – Ist es möglich, daß selbst Kant in dieser Absicht verwendet werden kann? ja daß er, nach seiner eignen berüchtigten Erklärung, etwas Derartiges, wenigstens zeitweilig, gewollt hat: dem Glauben Bahn machen dadurch, daß er dem Wissen seine Schranken wies? – was ihm nun freilich nicht gelungen ist, ihm sowenig wie seinen Nachfolgern auf den Wolfs- und Fuchsgängen dieses höchst verfeinerten und gefährlichen Obskurantismus, […]“

Meyers Konversationslexikon in der Ausgabe von 1888 erklärt die Obskuranten schließlich zu „Finsterlingen“:

„Obskurantismus (lat.), Gegensatz zu Aufklärung (s. d.), sowohl die Hinneigung zur geistigen Dämmerung als das System, alle Aufklärung von andern abzuhalten. Die Anhänger des O. heißen Obskuranten (Finsterlinge).“

Der Begriff Obskurantismus findet sich insbesondere als Terminus in Texten, die unmittelbar mit der Epoche der Aufklärung oder dem damit verbundenen Gedankengut im Zusammenhang stehen. Im allgemeinen deutschen Sprachgebrauch galt er – anders als das Adjektiv obskur – zwischenzeitlich bereits als ungebräuchlich.[5] In aktuellen Wörterbüchern und Lexika ist der Begriff Obskurantismus jedoch weiterhin präsent, als Bestreben, andere Menschen absichtlich „in Unwissenheit zu halten, ihr selbstständiges Denken zu verhindern und sie an Übernatürliches glauben zu lassen.“[6][7]

Siehe auch

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. obscuritas. Pons-Verlag. Abgerufen am 5. November 2012.
  2. Oskar Panizza: Deutsche Thesen gegen den Papst und seine Dunkelmänner. [1894] Mit einem Geleitwort von M. G. Conrad. Neuausgabe (Auswahl aus den „666 Thesen und Zitaten“). Nordland-Verlag, Berlin 1940.
  3. Oskar Panizza: Der teutsche Michel und Der Römische Papst. Altes und Neues aus dem Kampfe des Teutschtums gegen römisch-wälsche Überlistung und Bevormundung in 666 Tesen und Zitaten. Mit einem Begleitwort von Michael Georg Conrad. Wilhelm Friedrich, Leipzig 1894.
  4. Friedrich Nietzsche: Menschliches, Allzumenschliches. Ein Buch für freie Geister, Zweiter Band: Meinungen und Sprüche 1–39, 27. Die Obskuranten, 1879
  5. Duden Fremdwörterbuch 1960 zu Obskurant: „veraltet für Dunkelmann, Finsterling“, Obskurantismus: „veraltet für Denkart der Dunkelmänner; Verdummungseifer“
  6. nach Meyers Lexikon online Stand 16. April 2007
  7. Obskurantismus, der duden.de, abgerufen am 6. September 2011
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Obskurität aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.