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Okkultismus

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Dieser Artikel behandelt den Okkultismus des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Zu älteren und jüngeren esoterischen Richtungen, die mitunter auch als Okkultismus oder okkultistisch bezeichnet werden, siehe Esoterik.

Okkultismus (von lat.: occultus = ‚verborgen‘, ‚verdeckt‘, ‚geheim‘) ist eine unscharfe Sammelbezeichnung für verschiedenste Phänomenbereiche, Praktiken und weltanschauliche Systeme, wobei okkult etwa gleichbedeutend mit esoterisch, paranormal, mystisch oder übersinnlich ist.[1] In einem engeren, vorwiegend in der Wissenschaft gebräuchlichen Sinn wird die Bezeichnung für bestimmte esoterische Strömungen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts verwendet. Diesem Verständnis schließt sich der vorliegende Artikel an. Im heutigen Sprachgebrauch hat der Begriff vielfach eine abwertende Konnotation.[2]

Begriffsgeschichte

Das Adjektiv okkult wurde schon im Mittelalter gebraucht. Im Rahmen der aristotelistischen Naturphilosophie unterschied man damals wahrnehmbare Qualitäten der Dinge wie Farbe oder Geschmack von nicht wahrnehmbaren okkulten Qualitäten wie dem Magnetismus, den Einflüssen der Sterne (im Sinne der Astrologie) und den Heilkräften verschiedener Substanzen, die nur indirekt über ihre Effekte erfahrbar sind. Die mittelalterliche Scholastik war der Meinung, dass die okkulten Qualitäten im Unterschied zu den direkt wahrnehmbaren nicht Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen sein könnten. Als die Naturwissenschaft im 17. Jahrhundert begann, auch Erscheinungen wie den Magnetismus zu untersuchen, erhielt die Rede von okkulten Qualitäten eine abwertende Bedeutung, da sie im Zusammenhang mit der scholastischen Ansicht der Unerforschbarkeit gesehen wurde.[3]

Seit dem frühen 16. Jahrhundert ist der Begriff okkulte Philosophie nachgewiesen.[4] Er scheint auf Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim zurückzugehen, der ihn 1510 in einer ersten, handschriftlichen Fassung seines Werks De occulta philosophia verwendete.[4][5] In diesem Buch, das zunächst in Form von Abschriften verbreitet wurde[5] und erst 1531 in gedruckter Form erschien, verband Agrippa Elemente der Hermetik, des Neuplatonismus und der christlichen Kabbala.[4][6] Okkulte Philosophie oder Philosophia occulta etablierte sich als Bezeichnung für derartige religiös-philosophische Lehren, insbesondere für solche des späten 15. bis zum 17. Jahrhundert.[7][8][9]

Ebenfalls im 16. Jahrhundert kam die Bezeichnung Okkulte Wissenschaften auf, womit vor allem die Astrologie, die Alchemie und die Magie gemeint waren.[7]

Im Rahmen einer Gegenbewegung zur Aufklärung und der mit ihr verbundenen mechanistischen und materialistischen Naturwissenschaft wurden ab dem 18. Jahrhundert okkulte Kräfte postuliert, die der „normalen“ Wissenschaft unzugänglich sein sollten. Hinzu kamen Spekulationen, wonach letztlich alles auf nur eine okkulte Kraft zurückgeführt werden könnte. Beliebte Kandidaten waren der Magnetismus und die Elektrizität. Ihren Höhepunkt erreichten diese Spekulationen in Helena Petrovna Blavatskys synkretistischem Werk Die Geheimlehre (The Secret Doctrine, 1888).[10]

Das Substantiv Okkultismus kam erst im 19. Jahrhundert auf und ist erstmals nachgewiesen in einem französischen Wörterbuch von 1842. Populär wurde es zunächst im Französischen durch Eliphas Lévi, der es zuerst 1856 in Dogme et rituel de la haute magie gebrauchte, wobei er an Agrippa von Nettesheim und an den Begriff der Okkulten Wissenschaften anknüpfte. Ins Englische wurde es anscheinend 1875 durch Helena Petrovna Blavatsky eingeführt; im Deutschen prägte vor allem Carl Kiesewetter diesen Sprachgebrauch in den 1890er Jahren. In der wissenschaftlichen Literatur gibt es keine allgemein anerkannte Okkultismus-Definition. Im weitesten Sinn wird das Wort mitunter als Synonym für Esoterik gebraucht. In der engsten, vor allem von Antoine Faivre vertretenen Fassung steht es speziell für die französische, durch Lévi und Papus begründete Richtung der Esoterik. Zumeist werden jedoch ähnliche und etwa zeitgleiche Strömungen in anderen Ländern hinzugenommen.[11]

Ein weiteres, etymologisch verwandtes Substantiv neueren Ursprungs ist Das Okkulte, das u.a. durch Colin Wilson (The Occult: A History, 1971) geprägt wurde und vor allem in der Soziologie und im Journalismus als vage Sammelbezeichnung für das Unerklärte verwendet wird.[12]

Richtungen

Grundsätzlich lassen sich zwei Richtungen des Okkultismus unterscheiden: der empirische und der esoterische Okkultismus.[13] Ersterer befasst sich mit okkulten Erscheinungen und will diese erforschen. Seine Ursprünge liegen im Mesmerismus und im experimentellen Spiritismus. Der esoterische Okkultismus hingegen befasst sich mit „Geheimwissen“, das nur „Eingeweihten“ zugänglich sei.

Nach einem Vorschlag von Edward A. Tiryakian soll nur die praktisch orientierte Richtung als Okkultismus bezeichnet werden, während die theoretische Richtung der Esoterik zugerechnet werden soll.[14] Dieser Sprachgebrauch fand eine weite Verbreitung, wurde jedoch auch grundsätzlich als künstliche Unterscheidung zurückgewiesen[15] und konnte sich nicht allgemein durchsetzen.

Geschichte

Die Wurzeln des Okkultismus lassen sich bis in die Antike zurückverfolgen (Gnosis, Hermetik, Neuplatonismus, Kabbala).[16] (Siehe Geschichte der westlichen Esoterik.) Im engeren Sinn, oft auch als moderner Okkultismus bezeichnet, wurde er in Frankreich durch Alphonse Louis Constant alias Eliphas Lévi begründet, der in den Jahren 1854 bis 1861 einige einflussreiche Kompilationen über diverse Themen der Esoterik herausbrachte und auch die Bezeichnung Okkultismus populär machte.[17] Weitere bedeutende Vertreter des französischen Okkultismus waren Papus, Stanislas de Guaita und Joséphin Péladan; im englischen Sprachraum sind vor allem G.R.S. Mead und Arthur Edward Waite zu nennen, in Russland P. D. Ouspensky.[18]

Die okkultistische Bewegung in Deutschland (ca. 1880-1940)

Im deutschen Sprachraum ist der Ursprung der modernen okkultistischen Bewegung eng mit dem Spiritismus verbunden, der um 1860 aus den USA nach Deutschland kam.[19] Ein breites Interesse an okkulten Phänomenen riefen hier besonders die Sitzungen des Physikers Karl Friedrich Zöllner mit dem Medium Henry Slade hervor, an denen auch andere bedeutende Wissenschaftler (darunter Gustav Theodor Fechner) teilnahmen und über die Zöllner ab 1878 ausführliche Berichte veröffentlichte.[20] Zöllner erwartete von diesen Séancen Beweise für die Existenz einer Vierten Dimension und wollte damit eine „Transzendentale Physik“ begründen. Während die bei Séancen auftretenden okkulten Phänomene traditionell als Äußerungen verstorbener Personen gedeutet wurden, entstand in den 1880er Jahren in Deutschland eine neue animistische Richtung (v. lat. anima = ‚Seele‘), welche die Ursachen dieser Phänomene als unbekannt betrachtete und sie auf psychologischer Ebene untersuchen wollte.[21] Die wichtigsten Vertreter dieser Richtung waren Gregor Konstantin Wittig und Alexander Aksakow, die zusammen mit dem Verleger Oswald Mutze die Zeitschrift Psychische Studien herausgaben. Ein renommierter Unterstützer war der Philosoph Eduard von Hartmann mit seiner Schrift Der Spiritismus (1884).

Helena Blavatsky (1877)

Aus der Beschäftigung mit dem Spiritismus ging auch die 1875 unter der Leitung von Henry Steel Olcott und Helena Petrovna Blavatsky in New York gegründete Theosophische Gesellschaft hervor, zu deren Zielen die Erforschung okkulter Phänomene und Kräfte sowie vergleichende Studien der Religionen, der Philosophien und der Naturwissenschaft gehören, um darin verborgene „Wahrheiten“ aufzudecken.[22] In den folgenden Jahren entwickelte Blavatsky eine synkretistische esoterische Lehre, die moderne Theosophie, welche eine Einweihung in okkulte Geheimnisse verspricht und Elemente der Gnosis, der Hermetik und anderer Traditionen der westlichen Esoterik mit solchen östlicher Religionen verbindet.[23] Sie fand begeisterte Anhänger in den Vereinigten Staaten, in Europa und in Indien, wo die Theosophische Gesellschaft zeitweilig ihren Hauptsitz hatte. Als erste bedeutende theosophische Einrichtung in Deutschland entstand 1884 die Theosophische Societät Germania.[24] Sie wurde allerdings schon 1886 neben vielen ähnlichen Gruppierungen in anderen Ländern wieder aufgelöst, nachdem Berichte bekannt geworden waren, in denen u.a. Blavatsky und Slade des Betrugs bezichtigt wurden (bezüglich Blavatsky siehe hierzu die Coulomb-Affäre).

1886 gab es in Deutschland aber auch zwei bedeutende Neugründungen im Bereich des Okkultismus: die Psychologische Gesellschaft und die theosophische Zeitschrift Sphinx.[25] Die Psychologische Gesellschaft verfolgte vor allem das Ziel, durch streng wissenschaftlich durchgeführte Experimente mit mediumistisch begabten Versuchspersonen neue Erkenntnisse über die menschliche Psyche zu gewinnen. Die Sphinx, herausgegeben von Wilhelm Hübbe-Schleiden, brachte mit wissenschaftlichem Anspruch Berichte über okkulte Phänomene wie Telepathie und Magnetismus sowie Beiträge zu den „Okkulten Wissenschaften“ wie Astrologie und Magie. Sie zählte auch namhafte Wissenschaftler wie Alfred Russel Wallace und Eduard von Hartmann sowie andere bedeutende Personen wie Leo Tolstoi oder den Sozialdemokraten Kurt Eisner zu ihren Autoren. Über die Arbeit der Psychologischen Gesellschaft berichtete neben okkulten Magazinen wie der Sphinx auch die Mainstream-Presse wie etwa Die Gegenwart.

Carl du Prel

Innerhalb der Psychologischen Gesellschaft kam es bald zu Differenzen zwischen den beiden wichtigsten Mitarbeitern, Albert von Schrenck-Notzing und Carl du Prel.[26] Der Philosoph du Prel wollte mit der Begründung einer „Transzendentalen Psychologie“ ein Gegengewicht zu dem herrschenden Materialismus schaffen und sah in den Experimenten der Gesellschaft einen wichtigen Beitrag hierzu, indem er hoffte, durch sie den Materialismus empirisch widerlegen zu können. Dagegen verfolgte der Psychiater Schrenck-Notzing das eher pragmatische und umgekehrt ausgerichtete Ziel, gewisse rätselhafte Phänomene, die er etwa durch Hypnose hervorrufen konnte, aus dem Bereich des Mystischen in den der „offiziellen Wissenschaft“ einzubringen. 1889 kam es zum Bruch, indem sich unter der Leitung du Prels eine Gesellschaft für Experimentalpsychologie abspaltete, in der das Ziel einer Transzendentalen Psychologie weiter verfolgt wurde, während die verbleibende Muttergesellschaft unter Schrenck-Notzing der Richtung folgte, aus der die Parapsychologie hervorging.

Die von du Prel und Hübbe-Schleiden vertretene Zielsetzung, das Spirituelle zum Gegenstand wissenschaftlicher Forschung zu machen, war ab etwa 1890 ein zentrales Thema der deutschen okkultistischen Bewegung. Im Verlauf der 1890er Jahre verlagerte sich das Interesse aber von der wissenschaftlichen Erforschung zur subjektiven Erfahrung.[27] Okkultismus wurde zunehmend als eine Angelegenheit der persönlichen Entwicklung verstanden, bei der den „okkulten Künsten“ eine Schlüsselrolle zukam und die dem Zeitgeist des Fin de siècle entsprechend mit der Entwicklung alternativer Lebensstile verbunden war. Inzwischen handelte es sich um eine Massenbewegung mit vielen lokalen und überregionalen Gesellschaften, mit zahlreichen Buchverlagen, welche unter anderem okkultistische Literatur herausbrachten, und mit etlichen eigenen Zeitschriften, von denen neben der Sphinx (1886-1896) die von Franz Hartmann herausgegebenen Lotusblüthen (1892-1900) und Paul Zillmanns [Neue] Metaphysische Rundschau (1896-1918) die bedeutendsten waren.[28] Führende Vertreter des auf die eigene spirituelle Entwicklung und Erfahrung ausgerichteten Okkultismus waren die Theosophen Franz Hartmann und Rudolf Steiner, der 1902 die Leitung der neu gegründeten Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft übernahm und später die Anthroposophie begründete.[29]

Während die Theosophen auf der Grundlage der spirituellen Entwicklung des Einzelnen weltweit die Schaffung einer „allumfassenden Bruderschaft der Menschheit“ anstrebten, entwickelte sich speziell im deutschsprachigen Raum im frühen 20. Jahrhundert mit der Ariosophie eine Bewegung, welche okkultistische Elemente mit Rassismus und Nationalismus verband.[30] Die Ariosophen, deren bedeutendste Repräsentanten Guido von List und Jörg Lanz von Liebenfels waren, propagierten eine rassisch reine „arische“ Gesellschaft und übernahmen selektiv gewisse Vorstellungen aus der Theosophie, darunter die Lehre von den Wurzelrassen. Innerhalb der Okkultismus-Bewegung war die Ariosophie jedoch nur eine Randerscheinung, während umgekehrt okkultistische Themen etwa in den Publikationen des Lanz von Liebenfels nur einen recht geringen Raum einnahmen.

In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts konnte sich der Okkultismus in fast allen seinen Spielarten in Deutschland recht frei entfalten und erfreute sich wachsender Beliebtheit. Es gab zwar Gegner wie die Katholische Kirche, und speziell in Bayern gab es einen „Gaukelei“-Paragraphen im Strafgesetzbuch, der eine Handhabe bot, etwa Handleser und Astrologen strafrechtlich zu verfolgen[31], aber insgesamt wuchs die Akzeptanz für „das Okkulte“.[32] Auch einige führende Nationalsozialisten waren an okkulten Themen interessiert. So nahm Rudolf Heß regelmäßig die Dienste von Astrologen, Magnetheilern und Hellsehern in Anspruch.[33] Heinrich Himmler förderte den Ariosophen Karl Maria Wiligut als seinen „privaten Magier“ und Hellseher.[34] Dieser hatte eine eigene Variante eines Geschichtsmythos von übermenschlichen arischen Vorfahren entwickelt. Wiligut wurde Leiter der Abteilung Vor- und Frühgeschichte der SS und trug zum Ausbau der Wewelsburg als SS-Zeremonienstätte bei. 1939 wurde er jedoch – unter anderem wegen des Bekanntwerdens einer früheren Schizophrenie – aus der SS ausgeschlossen. Für Adolf Hitler waren dagegen Okkultisten bereits in Mein Kampf (1925/26) ein Haufen von Wirrköpfen.[35]

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurden okkultistische Vereinigungen als „staatsfeindliche Sekten“ eingestuft.[36] Die wichtigsten Anklagepunkte waren, dass Okkultisten den für den Nationalsozialismus zentral bedeutenden Rassismus ablehnten und speziell die Theosophen sogar eine „allumfassende Bruderschaft der Menschheit“ propagierten, und dass sie, ähnlich wie die Freimaurer, angeblich eine „gefährliche“ Beeinflussung der Volksmassen betrieben.[37] Ab 1935 ist eine strafrechtliche Verfolgung okkultistischer Aktivitäten dokumentiert, und 1937 wurden durch einen Erlass des Innenministeriums alle Freimaurerlogen, theosophischen Vereine und verwandten Gruppierungen verboten.[38] Die Situation verschärfte sich weiter, nachdem im Mai 1941 Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß auf eigene Faust nach Großbritannien geflogen war, um Friedensverhandlungen anzuregen. In einer umgehend durch den Propagandaminister Joseph Goebbels gestarteten Kampagne wurde Heß als Geisteskranker bezeichnet, der aufgrund des Einflusses von Astrologen, Mesmeristen und anderer Okkultisten unter Halluzinationen leide.[39] Es folgten umfassende Polizeiaktionen gegen Astrologen, Spiritisten, Anthroposophen und alle Anhänger ähnlicher Richtungen einschließlich der völkischen Ariosophen mit der Anordnung, diese Personen zur Zwangsarbeit zu verurteilen oder in Konzentrationslager einzuliefern und ihre Publikationen und sonstige Materialien zu beschlagnahmen.[40]

Das Ziel dieser Aktion gegen Geheimlehren und sogenannte Geheimwissenschaften war die vollständige und dauerhafte Ausschaltung dieser Personen und ihrer Organisationen. So notierte Goebbels in seinem Tagebuch: „Diese [sic!] ganze obskure Schwindel wird nun endgültig ausgerottet. Die Wundermänner, Heß’ Lieblinge, werden hinter Schloss und Riegel gesetzt.“[41] Von Hitler wird berichtet, dass er namentlich Astrologen eine starke Mitschuld an Heß’ Aktion zusprach und äußerte: „Es ist daher Zeit, mit diesem Sterndeuterunfug radikal aufzuräumen.“[42] Inwiefern das tatsächlich erreicht wurde, ist jedoch unklar. Goebbels notierte nach der Aktion: „Alle Astrologen, Magnetopathen, Anthroposophen etc. verhaftet und ihre gesamte Tätigkeit lahmgelegt. Damit ist diesem Schwindel endgültig ein Ende gemacht.“[43] Diese Einschätzung wurde in der Fachliteratur weitgehend übernommen.[44] Dagegen wird in einer neueren Untersuchung von Uwe Schellinger & al.[44] darauf hingewiesen, dass in den Anweisungen Ausnahmeregelungen für Wehrmachtsangehörige, führende Parteimitglieder und leitende Staatsbeamte vorgesehen waren, und die Durchführung von Experimenten mit Pendeln zur Ortung feindlicher Schiffe bei der Marine noch im Jahr 1942 dokumentiert.

Okkultismus im Kontext der Moderne

Traditionell wird der Okkultismus als Gegenbewegung zur Moderne, als Abkehr von der Vernunft und als Rückfall in vor-moderne Ansichten interpretiert. Besonders drastisch hat das Theodor W. Adorno 1951 in Minima Moralia formuliert, indem er von einer „Rückbildung des Bewusstseins“ und von einer „Metaphysik der dummen Kerle“ sprach.[45] Auch James Webb, der 1971 mit The Flight from Reason als Erster eine Untersuchung des Okkultismus in kulturgeschichtlicher Perspektive vorlegte, betonte noch den Aspekt der Gegenbewegung, der „Flucht vor der Vernunft“. Demgegenüber wird in neuerer Literatur der Ansatz vertreten, den Okkultismus als Bestandteil der Moderne selbst aufzufassen. So weist Antoine Faivre in Esoterik im Überblick (2001) darauf hin, dass die Okkultisten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts sich im Allgemeinen weder gegen den wissenschaftlichen Fortschritt noch gegen die Modernität wendeten, und er schlägt vor, den Okkultismus jener Zeit als Äußerung der „mit sich selbst konfrontierten Moderne“ anzusehen.[46] Speziell für den deutschsprachigen Raum führt das Corinna Treitel in A Science for the Soul (2004) aus, und in ähnlicher Weise Alex Owen in The Place of Enchantment (2004) für Großbritannien.

Wirkung

Kunst

Okkultistische Überzeugungen und Praktiken hatten großen Einfluss auf die zeitgenössische (moderne) Kunst.[47] Schriftsteller wie Rainer Maria Rilke, Gustav Meyrink und Thomas Mann griffen okkultistische Ideen und Erfahrungen auf. In Kinofilme wie Das Cabinet des Dr. Caligari (1919) und Der Golem, wie er in die Welt kam (1920) flossen okkultistische Motive ein. An der Produktion des Vampirfilm-Klassikers Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens (1922) waren zwei überzeugte Okkultisten, Friedrich Wilhelm Murnau und Albin Grau, maßgeblich beteiligt. Vom Okkultismus beeinflusste Maler waren Wassily Kandinsky, Max Ernst, Piet Mondrian, Paul Klee, Hans Arp und andere. Kandinskys bahnbrechender Schrift Über das Geistige in der Kunst (1911) war eine intensive Auseinandersetzung mit okkultistischen Werken Zöllners, du Prels und Aksakows sowie mit Artikeln in der Sphinx vorausgegangen. Corinna Treitel bezeichnet daher in ihrer Studie A Science for the Soul (2004) den Okkultismus und die neue Ästhetik der Moderne als zwei Facetten desselben Phänomens: des Aufkommens einer neuen Sensibilität auf der Grundlage intuitiver Erfahrung.[48]

Medizin

Im Bereich der Alternativmedizin wurden vielfach Praktiken aus dem Bereich des Okkultismus eingesetzt, so dass man von einer „Okkulten Medizin“ sprechen konnte.[49] Beispiele dieser okkultistischen Praktiken sind Hellsehen, Pendeln, Graphologie, Irisdiagnostik, spiritistischer Mediumismus und Astrologie.

Kriminalistik

Vor allem in den 1920er Jahren wurden die vermeintlichen Fähigkeiten von Hellsehern und Telepathen in Deutschland vielfach auch bei der Aufklärung von Verbrechen in Anspruch genommen, und zwar sowohl von privaten Auftraggebern wie auch in direkter Kooperation mit der Polizei.[50] Berühmte Vertreter dieses kriminalistischen Mediumismus' waren Else Günther-Geffers und August Christian Drost. Die Inanspruchnahme solcher Personen durch staatliche Organe war allerdings umstritten, und einige von ihnen wurden als Betrüger überführt, während etwa Drost und Günther-Geffers zwar wegen Betrugs angeklagt, aber für unschuldig befunden wurden.

Für Betrüger, die sich okkulter Methoden bedienen oder die „okkulte, abergläubische Einstellung der von ihr ausgegangenen Personenkreise“ zu ihren Zwecken ausnützen, führte der Jurist Herbert Schäfer den Begriff des Okkulttäters ein, wobei er zwischen dem an die Richtigkeit seiner Behauptungen glaubenden „echten“ und dem den „fremden Aberglauben“ bei „vorhandener besserer Einsicht“ ausnützenden „unechten“ Okkulttäter unterscheidet. Diesen Tätertyp habe es „seiner Grundstruktur nach schon immer gegeben“, sein „eigentliches Betätigungsfeld“ habe ihm aber erst der Siegeszug des Rationalismus bereitet; erst seit dieser Zeit sei er für die kriminologische Forschung als Tätertyp, der sich von anderen durch seine besondere geistige Einstellung unterscheide, interessant und zugänglich. Schäfer beschränkte sich bei seinen Untersuchungen auf den Raum der Bundesrepublik Deutschland und drei Typen des Okkulttäters: den in der Öffentlichkeit wenig bekannten und hauptsächlich auf dem Land tätigen Hexenbanner, dessen „heimtückisches Wirken“ bestimmten Dorfbewohnern schade, den großes Aufsehen erregenden magischen Heiler, dessen Tätigkeiten der Gesundheit seiner Anhänger schadeten, und den Erdentstrahler, der sich als Forscher tarne und mit seinen Entstrahlungs- und Abschirmgeräten die Gesundheit und das Vermögen technisch faszinierter Abergläubischer erheblich gefährde.[51]

Militär

Im Kriegsjahr 1942 führte die deutsche Marine Experimente mit Pendeln durch, um deren Eignung für die Ortung feindlicher Schiffe zu prüfen.[52] Vorausgegangen war eine auffällige Häufung von Verlusten deutscher U-Boote, und es gab Hinweise, wonach die britische Marine in der Lage sei, mit Hilfe von Pendeln U-Boote zu orten. Die Experimente lieferten jedoch keinerlei verwertbare Ergebnisse und wurden anscheinend nach weniger als einem Jahr wieder eingestellt. Die ungewöhnlichen Erfolge der britischen Marine fanden später eine andere Erklärung: Es war den Briten zeitweilig gelungen, den deutschen Funkverkehr zu entschlüsseln (siehe Enigma).

Rezeption

Verschwörungstheorien

Zur Rezeption des Okkultismus gehört ein umfangreiches verschwörungstheoretisches Schrifttum, das sich ab den 1960er Jahren entfaltete, sich in Anfängen aber bis in die späten 1930er Jahre zurückverfolgen lässt und bedeutende okkulte Einflüsse auf den Nationalsozialismus und insbesondere auf Adolf Hitler postuliert, die dessen Aufstieg und Macht erklären sollen.[53] Nach der Einschätzung Hans Thomas Hakls war der wichtigste Ursprung dieser Legenden das Buch Hitler m’a dit des emigrierten Ex-Nationalsozialisten Hermann Rauschning, das 1939 in Paris und kurz darauf auch in einer englischen (Hitler Speaks, 1939) und in einer deutschen Ausgabe (Gespräche mit Hitler, 1940) erschien.[54] Rauschning behauptete, zahlreiche Gespräche mit Hitler geführt zu haben, die aufgrund neuerer Forschungen heute jedoch als größtenteils oder vollständig frei erfunden gelten. Auf der Grundlage dieser angeblich intimen Kenntnis Hitlers schrieb er, dieser stehe unter dem Einfluss dunkler und zerstörerischer magischer Kräfte. Rauschnings Behauptungen fanden in Frankreich weite Verbreitung, insbesondere durch den Rundfunk, der, wie Hakl schreibt, „bis zur Invasion durch die deutschen Truppen praktisch täglich längere Auszüge aus dem Buch“ sendete.[55] Ebenfalls 1939 in Paris erschien das Buch Hitler et les Forces Occultes von Edouard Saby, in dem Hitler als Magier und Eingeweihter bezeichnet wird, der unter dem Einfluss okkulter Geheimgesellschaften stehe.[56] Saby erhob den Anspruch, erstmals „das okkulte Wirken Adolf Hitlers“ darzustellen. Ähnliche Schriften, in denen Hitler mit Okkultismus und Satanismus in Verbindung gebracht und so der militärische Gegner dämonisiert wurde, erschienen um 1940 auch in Großbritannien.[57]

Einen regelrechten Boom derartiger Publikationen über einen angeblichen „Nazi-Okkultismus“ löste 1960 das Buch Le matin des magiciens (deutsch: Aufbruch ins dritte Jahrtausend, 1962) von Louis Pauwels und Jacques Bergier aus.[58] Darin wurde behauptet, die Nationalsozialisten hätten den Kontakt mit einer geheimnisvollen unterirdischen Zivilisation gesucht, die über eine ungeheuer mächtige Energie namens „Vril“ verfüge, mit deren Hilfe man die Welt grundlegend verändern könne. (Vril und die unterirdische Zivilisation sind Motive aus Edward Bulwer-Lyttons fiktionaler Schrift The Coming Race von 1871.[59]) Zu diesem Zweck sei in Berlin eine „Vril-Gesellschaft“ eingerichtet worden, und das Ziel dieser Anstrengungen sei die Schaffung einer neuen Menschenrasse gewesen. Eine noch wichtigere Rolle schrieben Pauwels und Bergier der Thule-Gesellschaft zu, die im Geheimen die eigentlich lenkende Kraft des Dritten Reiches gewesen sei und deren angebliche Mitglieder Dietrich Eckart und Karl Haushofer Hitler durch die Übermittlung geheimen Wissens beeinflusst hätten. (Eine Thule-Gesellschaft hat es, anders als die fiktive Vril-Gesellschaft, tatsächlich gegeben, aber sie existierte nur von 1918 bis etwa 1925, und weder Eckart noch Haushofer zählten zu ihren Mitgliedern.)

In Bevor Hitler kam (1964) baute Dietrich Bronder diese Fiktion weiter aus, indem er Elemente aus Blavatskys Theosophie aufgriff.[60] Demnach sei Haushofer in tibetanische Geheimlehren eingeweiht gewesen, und die Thule-Gesellschaft habe Kontakte mit einem geheimen Klosterorden in Tibet gepflegt. Trevor Ravenscroft schilderte in The Spear of Destiny (1972, deutsch: Der Speer des Schicksals), dass Hitler schon in seiner Wiener Zeit ein eifriger Student des Okkultismus gewesen sei und geplant habe, die in der dortigen Hofburg aufbewahrte Heilige Lanze in Besitz zu nehmen, um ihre vermeintlichen magischen Kräfte zur Erlangung der Weltherrschaft zu nutzen.[61] Später sei er von Eckart und Haushofer in schwarzmagische Rituale eingeweiht und zum Werkzeug böser Mächte gemacht worden.

Rechtsextremismus

Neben der Flut verschwörungstheoretischer Schriften, in denen Hitler und der Nationalsozialismus durch fiktive Verbindungen mit Okkultismus und Satanismus dämonisiert wurden und die während des Krieges zum Teil auch von der alliierten Propaganda herangezogen wurden, gab es in der Nachkriegszeit vereinzelt auch Autoren, welche diesen „Okkultmythos“ aufgriffen, um ihn zur Propagierung rechtsextremer Ansichten und Ziele zu nutzen, so etwa Wilhelm Landig, Savitri Devi und Miguel Serrano.[62]

Literatur

  • Claudia Dichter, Michael Krajewski, Susanne Zander (Hrsg.): The Message – Kunst und Okkultismus. König, Köln 2007, ISBN 978-3-86560-342-5.
  • Sabine Doering-Manteuffel: Das Okkulte. Eine Erfolgsgeschichte im Schatten der Aufklärung – Von Gutenberg bis zum World Wide Web. Siedler, München 2008, ISBN 978-3-88680-888-5.
  • Sabine Doering-Manteuffel: Okkultismus. Geheimlehren, Geisterglaube, magische Praktiken. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-61220-6.
  • David Allen Harvey: Beyond Enlightenment. Occultism and Politics in Modern France. Northern Illinois University Press, DeKalb 2005, ISBN 0-87580-344-X.
  • Carl Kiesewetter: Geschichte des neueren Okkultismus. Geheimwissenschaftliche Systeme von Agrippa von Nettesheim bis Carl du Prel. Leipzig 1891; Marix, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-86539-121-6.
  • Johannes Mischo: Okkultismus bei Jugendlichen. Ergebnisse einer empirischen Untersuchung. Grünewald, Mainz 1991, ISBN 3-7867-1525-4.
  • Alex Owen: The Place of Enchantment. British Occultism and the Culture of the Modern. University of Chicago Press, Chicago 2004, ISBN 978-0-226-64204-8.
  • Otto Prokop, Wolf Wimmer: Der moderne Okkultismus. Parapsychologie und Paramedizin. Fischer, Stuttgart 1976; überarbeitete Neuausgabe: Voltmedia, Paderborn 2006, ISBN 3-938478-97-7.
  • Priska Pytlik: Okkultismus und Moderne. Ein kulturhistorisches Phänomen und seine Bedeutung für die Literatur um 1900. Schöningh, Paderborn 2005, ISBN 3-506-71382-5.
  • Corinna Treitel: A Science for the Soul. Occultism and the Genesis of the German Modern. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2004, ISBN 0-8018-7812-8.
  • James Webb: The Occult Underground. Open Court, La Salle 1974, ISBN 0-8126-9073-7.
    • deutsch: Die Flucht vor der Vernunft. Politik, Kultur und Okkultismus im 19. Jahrhundert. Marix, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-86539-213-8.
  • James Webb: The Occult Establishment. Open Court, La Salle 1976, ISBN 0-87548-434-4.
    • deutsch: Das Zeitalter des Irrationalen. Politik, Kultur & Okkultismus im 20. Jahrhundert. Marix, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-86539-152-0.

Weblinks

 Commons: Okkultismus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Okkultismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Eberhard Bauer, Bernhard Wenisch: Okkultismus, in: Hans Gasper, Joachim Müller, Friederike Valentin: Lexikon der Sekten, Sondergruppen und Weltanschauungen, Herder, Freiburg, 6. Aufl. 2000, S. 768-775, hier S. 768.
  2. Gerhard Wehr, Lexikon der Spiritualität, Köln 2006, S. 251; Helmut Zander: Anthroposophie in Deutschland. Theosophische Weltanschauung und gesellschaftliche Praxis 1884-1945. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, ISBN 978-3-525-36753-7, S. 936.
  3. Wouter J. Hanegraaff: Occult/Occultism, in Dictionary of Gnosis and Western Esotericism, Leiden 2005, S. 884f.
  4. 4,0 4,1 4,2 Hanegraaff, S. 886.
  5. 5,0 5,1 Carl Kiesewetter: Geschichte des neueren Okkultismus, Wiesbaden 2007, S. 20f.
  6. Kocku von Stuckrad: Was ist Esoterik? Kleine Geschichte des geheimen Wissens, C.H. Beck, München 2004, S. 107f.
  7. 7,0 7,1 Hanegraaff, S. 887.
  8. Antoine Faivre: Esoterik im Überblick, Freiburg 2001, S. 73-77.
  9. Siehe auch Frances A. Yates: The Occult Philosophy in the Elizabethan Age, 1979; deutsch: Die okkulte Philosophie im elisabethanischen Zeitalter, Clemens Zerling, Berlin 2001; sowie Martin Dembowsky: Okkulte Philosophie: Geschichte einer vergessenen Inspirationsquelle bei Philognosie.
  10. Hanegraaff, S. 885f.
  11. Hanegraaff, S. 887f; Antoine Faivre: Access to Western Esotericism, Albany 1994, S. 34f; Eduard Gugenberger, Roman Schweidlenka: Mutter Erde – Magie und Politik zwischen Faschismus und neuer Gesellschaft, Wien 1987, S. 69.
  12. Hanegraaff, S. 888.
  13. Bauer & Wenisch, S. 769.
  14. Edward A. Tiryakian: Toward the Sociology of Esoteric Culture. In: On the Margin of the Visible – Sociology, the Esoteric, and the Occult, 1974, S. 257-280.
  15. Robert Galbreath: Explaining modern occultism. In: Howard Kerr, Charles L. Crow (Hrsg.), The Occult in America – New Historical Perspectives, 1983, S. 11-37.
  16. Nicholas Goodrick-Clarke, Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus, Lizenzausgabe Wiesbaden 2004, S. 23.
  17. Faivre 2001, S. 111.
  18. Faivre 2001, S. 112-114.
  19. Corinna Treitel: A Science for the Soul – Occultism and the Genesis of the German Modern, Johns Hopkins University Press, Baltimore und London 2004, S. 37-40.
  20. Treitel, S. 3-24.
  21. Treitel, S. 39.
  22. Stuckrad, S. 200-203; Treitel, S. 85f.
  23. Goodrick-Clarke 2004, S. 24-27.
  24. Treitel, S. 39f.
  25. Treitel, S. 40f, 52 und 83f.
  26. Treitel, S. 41-45.
  27. Treitel, S. 50-53.
  28. Treitel, S. 56-76.
  29. Treitel, S. 93-102.
  30. Treitel, S. 102-107; ausführlich dargestellt bei Goodrick-Clarke 2004.
  31. In der Nachkriegszeit wurde im Bayerischen Landtag 1954 ein neuer Gesetzesentwurf vorgelegt, dessen Strafbestimmungen in Artikel 27 sich auf die „sehr populären Hellseher und Astrologen“ konzentrierte. Der 1955 vorgelegte Gesetzesentwurf enthielt keinen Gaukeleiartikel mehr, vermutlich unter anderem wegen der Nichtstrafbarkeit in anderen Bundesländern (entsprechende Verbote hielten sich jedoch in Württemberg-Baden und Hessen), der als nicht möglich eingestuften „zuverlässige[n] Abgrenzung strafwürdiger Wahrsagepraktiken gegenüber dem weiten Gebiet der Parapsychologie“ und der bedenklichen Nähe des Artikels zur Betrugsbestimmung und damit des Widerspruchs zum Bundesrecht, das den Strafbestand des Betrufes im Strafgesetzbuch regle. Neben der Gesetzgebung zeigte auch die Rechtsprechung „deutliche ‚Aufweichungstendenzen‘“: Hellseher wurden nicht mehr wegen Betrugs verurteilt, und „[d]ie zahlreichen Verfahren gegen die entstrahlenden Rutengänger endeten mit Einstellung oder Freispruch“. (Herbert Schäfer: Der Okkulttäter. KRIMINALISTIK, Verlag für kriminalistische Fachliteratur, Hamburg 1959, S. 6f.)
  32. Treitel, S. 192-209.
  33. Treitel, S. 213.
  34. Goodrick-Clarke 2004, S. 155-166.
  35. Andreas Klump: Rechtsextremismus und Esoterik – Verbindungslinien, Erscheinungsformen, offene Fragen. , archiviert vom Original am 21. Juni 2008; abgerufen am 28. Dezember 2010.
  36. Treitel, S. 220f.
  37. Treitel, S. 222f.
  38. Treitel, S. 224-226.
  39. Treitel, S. 213f.
  40. Treitel, 224f.
  41. Zitiert nach Uwe Schellinger, Andreas Anton, Michael Schetsche: Zwischen Szientismus und Okkultismus. Grenzwissenschaftliche Experimente der deutschen Marine im Zweiten Weltkrieg, Zeitschrift für Anomalistik 10: 287-321 (2010), Zitat auf S. 293.
  42. Schellinger & al., S. 292.
  43. Zitiert nach Schellinger & al., S. 294
  44. 44,0 44,1 Schellinger & al., S. 295
  45. Zitiert nach Sabine Doering-Manteuffel: Okkultismus, Beck, München 2011, S. 7.
  46. Faivre 2001, S. 112.
  47. Treitel, S. 108-110. Siehe auch Priska Pytlik: Okkultismus und Moderne. Ein kulturhistorisches Phänomen und seine Bedeutung für die Literatur um 1900. Schöningh, Paderborn 2005.
  48. Treitel, S. 110.
  49. Treitel, S. 154-161.
  50. Treitel, S. 143-150.
  51. Herbert Schäfer: Der Okkulttäter. KRIMINALISTIK, Verlag für kriminalistische Fachliteratur, Hamburg 1959, S. 4-10.
  52. Schellinger & al.
  53. Goodrick-Clarke 2004, S. 186-193; H.T. Hakl: Nationalsozialismus und Okkultismus, bei Goodrick-Clarke 2004, S. 194-217.
  54. Hakl, S. 211f.
  55. Hakl, S. 211.
  56. Hakl, S. 212-214.
  57. Hakl, S. 215f.
  58. Goodrick-Clarke 2004, S. 188f; Hakl, S. 217.
  59. Goodrick-Clarke 2004, S. 187.
  60. Goodrick-Clarke 2004, S. 189f.
  61. Goodrick-Clarke 2004, S. 190-192.
  62. Nicholas Goodrick-Clarke: Im Schatten der Schwarzen Sonne, marixverlag, Wiesbaden 2009.
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