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Nachfolge Christi

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Dieser Artikel behandelt ein Buch; zu der auf Jesus Christus basierenden Lebensweise siehe Nachfolge Jesu.

Die Nachfolge Christi (De imitatione Christi) von Thomas a Kempis ist ein weit verbreitetes und oft gelesenes geistliches Buch, ursprünglich in lateinischer Sprache geschrieben. Es erschien zuerst anonym um das Jahr 1418.

Autorschaft und Verbreitung

Die Autorschaft war lange umstritten, doch ist inzwischen allgemein anerkannt, dass Thomas von Kempen Autor des Werks war. Autor jedoch in dem Sinne, dass Thomas darin Gedanken einer bestimmten mystischen Denkschule nur zusammenfasste. Die deutlichsten und frühesten Parallelen zeigen sich zu den in den letzten 200 Jahren wiederentdeckten und zusammengetragenen Schriften und Predigten von Meister Eckhart, insbesondere zu den Reden der Unterweisung und dem Buch der göttlichen Tröstung, welche um 1300 entstanden. Heinrich Seuse, Johannes Tauler, Nikolaus von Landau, Johannes von Dambach, der Franziskaner Marquard von Lindau sowie andere Autoren des 14. Jahrhunderts waren stark von Eckhart inspiriert und zitierten ihn häufig ohne Nennung seines Namens, weil seine Schriften durch eine päpstliche Bulle verurteilt worden waren. Im Schutz der Anonymität konnte Eckharts mystischer Geist mittels der Nachfolge Christi in einer für die Kirche akzeptableren Gestalt weite Verbreitung finden.

Die Nachfolge Christi gehört zur mystischen deutsch-niederländischen Schule des 14. und 15. Jahrhunderts (vgl. Devotio moderna). Sie wurde lange als bedeutendste Anleitung zur christlichen Nachfolge angesehen und war unter Katholiken wie Protestanten verbreitet. Die Jesuiten gaben ihr einen Platz in ihren Exerzitien. John Wesley und John Newton schrieben ihr einen Einfluss auf ihre Bekehrung zu. General Gordon trug sie selbst auf dem Schlachtfeld bei sich.

Es gibt mehr als 3000 verschiedene Ausgaben, davon allein 1000 in der British Library. Es soll allein 545 lateinische und etwa 900 französische Ausgaben geben. Es ist vermutlich das nach der Bibel am weitesten verbreitete Buch des Christentums.

Ursprünglich wurde das Buch in Latein verfasst. Es liegt ein Autograph von 1441 vor und es gibt eine französische Übersetzung von 1447. Erste Drucke erschienen 1488 in Toulouse. Eine handschriftliche Übersetzung ins Deutsche aus dem Jahre 1434 wird in Köln aufbewahrt. Ein erster deutschsprachiger Druck erschien 1486 in Augsburg. 1489 erschien bei Hans van Ghetelen eine mittelniederdeutsche Fassung als Dat boek van der navolghinge Ihesu Christi.[1] Ein englischer Druck folgte 1502, ein italienischer 1488, ein spanischer 1536, ein arabischer 1663, ein armenischer 1674 und ein hebräischer 1837. Pierre Corneille schuf 1651 eine dichterische Paraphrase. Gottfried Wilhelm Leibniz und Dag Hammarskjöld haben die Nachfolge Christi gelobt.

Inhalt

Die Nachfolge Christi hat ihren Titel von der Überschrift des ersten ihrer vier Bücher. Der Urtext ist im Versmaß und in Reimen abgefasst. Die vier Bücher tauchen nicht in allen Ausgaben auf, auch variiert die Reihenfolge. Textlich handelt es sich um eine Kompilation bzw. Anthologie von einzelnen Gedanken, die anhand bestimmter Gesichtspunkte geordnet sind, nicht jedoch um eine durchgängige Gedankenführung.

Das Werk ist in vier Bücher gegliedert. Buch I leitet Anfänger zum christlichen Leben an. Buch II handelt von Demut, Friedfertigkeit, Einfalt und Leidensbereitschaft. Buch IV gibt eucharistische Betrachtungen und Gebete. Buch III, das umfangreichste, beleuchtet den Trost, den der Christ durch den Umgang mit Christus empfängt. (Die Reihenfolge des Autographs ist I-II-IV-III, im Druck meist I-II-III-IV.)

Das Werk will ein Handbuch zur christlichen Nachfolge sein, das der christlichen Seele auf dem Weg der Heiligung und zur Gemeinschaft mit Gott hilft. Die einzelnen Sätze sind Aussagen, keine Argumente, die aus der christlichen Erfahrung fließen. Es ist für Mönche, Nonnen, Asketen usw. bestimmt. Tragender Gedanke aller Reflexionen ist der Rat der Selbstaufgabe.

Das Leben Jesu Christi wird als höchstes mögliches Studium für Christen dargestellt, da seine Lehre die Lehren aller Heiligen weit übersteigt. Das Buch gibt Ratschläge zur Lektüre der Bibel, zur Unterwerfung unter geistliche Obere, Warnungen vor Versuchungen und wie man ihnen widerstehen kann, Reflexionen über den Tod und das Jüngste Gericht, Meditationen über die Hingabe an Christus und Ermunterungen, den Eitelkeiten der Welt zu entfliehen. Christus ist mehr als alle Weisheit.

Zur Einordnung

Das Buch ist eines der am weitesten verbreiteten und bekanntesten christlichen Andachtswerke überhaupt. Es wurde allerdings von einem Augustiner-Chorherren geschrieben und ist daher hauptsächlich auf das geistliche Leben im Kloster ausgerichtet. Es legt besondere Betonung auf die Loslösung von der „vergänglichen Welt“ und gibt kaum Anweisungen für aktives Verhalten in der Welt. Für die meisten Christen ist das Buch attraktiv, weil es viel Gewicht auf Jesus Christus und die direkte Verbindung mit Gott legt.

Obwohl die Reformatoren einzelne theologische Positionen, die das Werk rezipiert, bekämpften – etwa die Verdienstlichkeit guter Werke, die Transsubstantiation, die Heiligenverehrung und das Fegefeuer –, entfaltete es trotzdem eine tiefe Wirkung auf den Protestantismus (z. B. auf Gerhard Tersteegen).

Siehe auch

Ausgaben

  • Nachfolge Christi, von Thomas von Kempen, hrsg. v. Walter Kröber, übersetzt von Johann Michael Sailer, Ditzingen: Reclam, 4. Aufl. 1986, 239 S., ISBN 3-15-007663-3 (= Reclams Universal-Bibliothek 7883) (Studienausgabe), Online bei Projekt Gutenberg unter Nachfolge Christi und bei Zeno.org unter Das Buch von der Nachfolge Christi
  • De imitatione Christi libri quatuor, hrsg. v. Tiburzio Lupo, Vatikanstadt: Libreria Editrice Vaticana 1982, XXVII und 369 S. ISBN 88-209-1365-8 (= Storia e attualità 6) (Urtext)
  • Heinrich Brewer: Viri, Vitae sanctimonia, & doctrinae fama eximii, Theologiae Asceticae Doctoris primarii, Canonicor. Regular. Ord. S. Augustini, Congregationis Windesheimensis, Religiosissimi Presbyteri, Thomae a Kempis, Viographia, Proque Ipsius Libris IV. De Imitatione Christi Apologia, Köln, Kinckius, 1683
  • Peter Dyckhoff: Nachfolge Christi : geistlich leben nach Thomas von Kempen. Benno, Leipzig 2019, ISBN 978-3-7462-5453-1 (aktualisierte Neuübersetzung).
  • Thomas von Kempen: Imitatio Christi. [Anton Koberger], [Nürnberg] 1492 (Daran: Gerson, Johannes: De meditatione cordis) Digitalisat der ULB Düsseldorf

Literatur

  • Ulrich Köpf: Art. Thomas von Kempen. In: TRE Bd. 33 (2002), S. 480–483.
  • Bernhard Lang: Religion und Literatur in drei Jahrtausenden. Hundert Bücher, Paderborn: Schöningh 2019, S. 251–257.

Weblinks

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Nachfolge Christi aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.