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Mjölnir

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Dieser Artikel erläutert die mythologische Waffe. Zum Grafiker mit dem Pseudonym „Mjölnir“ siehe Hans Herbert Schweitzer.
Mjölnir, archäologischer Fund von Bredsättra auf Öland/Schweden.
Fund von Rømersdal, Bornholm

Mjölnir (isländisch/deutsch), Mjolnir (englisch), Mjölner (schwedisch), Mjølner (norwegisch), Mjølnir (färöisch) oder Mjølne (dänisch) ursprünglich vom altnordischen Mjǫllnir (Bedeutung: Zermalmer, aus der Proto-Germanischen Wurzel melwą: zermalmen, zerschlagen, pulverisieren [1][2]) heißt in der germanischen Mythologie ein Kriegshammer, die magische Waffe des Gottes Thor, mit der dieser die Feinde der Götter, vor allem die Thursen (Riesen) und die Midgardschlange, bekämpfte. Mjölnir wird in der nordischen Mythologie als eine der furchtbarsten und mächtigsten Waffen der Welt beschrieben, die ganze Berge dem Erdboden gleichmachen kann.

Mythologie

Erschaffung und Eigenschaften

Snorri Sturluson berichtet in seiner Snorra-Edda (in den Skáldskaparmál) von der Erschaffung des Hammers. Mjölnir wurde von den beiden Zwergen Sindri und Brokk geschmiedet und besitzt die Eigenschaft, dass er, wenn er geworfen wird, nie sein Ziel verfehlt und wieder in die Hand des Werfers zurückkehrt (Vgl.Gungnir).

Diebstahl und Wiederbeschaffung

Die þrymskviða, ein Lied der Älteren Edda, erzählt vom Diebstahl des Hammers durch den Riesen Thrym (an. þrymr „Lärm“). Im Tausch gegen das für die Götter unverzichtbare Utensil fordert der Riese die Göttin Freyja als Braut. Da diese den Handel rundheraus ablehnt, werden Thor und Loki mit Frauenkleidern als Braut und Brautjungfer getarnt ins Reich der Riesen geschickt. Fast entdecken die Riesen den Betrug, da Thor viel zu schnell beinahe alles hinunterschlingt, was als Festmahl gereicht wird. Doch Loki behauptet geistesgegenwärtig, die Braut hätte sehr lange gefastet und deswegen so großen Appetit. Auf diese Weise gelingt es, Thrym zu überlisten, bis der „Braut“ nach altem Brauch der Hammer als Zeichen der Segnung in den Schoß gelegt wird. Wieder im Besitz seiner Wunderwaffe erschlägt Thor den Riesen und seine Sippe und kehrt siegreich nach Asgard zurück.

Hammer-Amulette

Thor mit Hammer, isländische Darstellung aus dem 18. Jahrhundert

Historisch

Mjölnir war zugleich auch das Symbol für Thor und wurde als Amulett um den Hals getragen (siehe Bild). Eiserne Thorshämmer an eisernen Halsreifen fand man in Brandgräbern des 9. und 10. Jahrhunderts, hauptsächlich im Gebiet der Svea, in Mittelschweden, auf Åland und in Russland. Etwa 50 silberne Thorshämmer kennt man aus Schatz-, Grab- oder Siedlungsfunden. Sie konzentrieren sich auf Süd- und Mittelskandinavien und Island. Sie können in das 10. und auf Gotland bis ans Ende des Jahrhunderts datiert werden. Einige Funde stammen aus Polen und England, von denen einige aus Bernstein bestehen. Es gibt viele verschiedene Formen von Hammer-Amuletten, z. B. den Schonenhammer. Aus der Übergangszeit zwischen heidnischem und christlichem Glauben in Skandinavien wurden Amulette gefunden, die möglicherweise eine Reaktion auf das christliche Kreuz darstellen könnten. Tatsächlich sind die Funde mehrheitlich in Gräbern weiblicher Personen festgestellt worden und stehen unter Umständen eher mit Fruchtbarkeitsriten und Eheweihungen in Verbindung. Eine weitere gleichsinnige Verwendung ist die des Thorhammers auf einigen Runensteinen in Dänemark und Schweden in der Übergangszeit.

Thorshammer als neuzeitlicher Schmuck

Der Runen-Thorshammer von Købelev, 2014 gefunden bei Købelev auf der dänischen Insel Lolland,[3] ist der bisher einzige mit einer Runeninschrift. Diese bestätigt erstmals den Gegenstand als Hammer. Lis Imer, Kuratorin am Dänischen Nationalmuseum, versteht H M A R x I S als eine fehlerhafte Schreibung von hamar is, „Hammer ist“, wobei das x ein Worttrenner sei, und ordnet die Inschrift einem wenig schreibkundigen Menschen zu.[4] Näher betrachtet, stellen wir jedoch fest, dass die R-Rune durch Auslassung (links) und Ergänzung (rechts) übergroß in die Mitte rückt, womit sich die Runenfolge um den Angelpunkt R dreht. Der Runenname *raiðo beschreibt die ‚Ausfahrt’ und im Nordischen speziell, mit dem Ausdruck þunorrad, Thors (Þunors) Ausfahrt mit seinem gewappneten Wagen über die Wolken. So wie der geschleuderte Hammer Mjölnir beim Auftreffen Blitze erzeugt, so verursacht die Ausfahrt dumpfes Grollen bis zum Donnerschlag.

Wenn die Inschrift runenmagisch konzipiert ist, dann ist auch eine numerische Absicht denkbar: Der Runenwert von R ist 5 (nach ihrem Platz in der Runenreihe); der Runenwert der Inschrift beträgt 50, wobei das Zehnfache stets eine Potenzierung der Kraft bedeutet. Wenn die Rune R (ähnlich wie auf dem Runenkästchen von Auzon) Schutz beim Ausritt in den Kampf – vielleicht sogar Thors Beistand – bewirken soll, dann würde diese Formel entsprechend bekräftigt.

Wie Becker darlegt, kann man auch in der Folge der Runenbegriffe eine Schicksal lenkende magische Formel vermuten. Diese beginnt mit H (Unglück) und wendet sich über R mit I und S zu Tod und Auferstehung nach Walhall, wozu der Valknut, der sich auf diesem Thorshammer ebenso wie auf vielen anderen findet, sinnvoll in Verbindung steht.[5]

Moderne Verwendung

Thorshammer im Wappen der schwedischen Gemeinde Torsås
Hammer of Thor
(USVA-Emblem 55)

Heutzutage werden solche Hammer-Amulette in verschiedensten Formen als originalgetreue Replik historischen Vorbildern nachempfunden oder als fantasievolle Neuschöpfung angeboten. Sie werden oftmals von Anhängern des Asatru (germanisches Neuheidentum) ebenfalls als Zeichen ihres Glaubens getragen. In der Metalszene wird dieses Symbol hauptsächlich von Anhängern der Musikrichtungen Pagan Metal und Viking Metal getragen und gilt dort als ein positives Symbol innerer Stärke und Tatkraft und als Zeichen der Verbundenheit untereinander. Beliebt ist der Thorshammer außerdem bei Angehörigen der „Schwarzen Szene“ und traditionell bei Rockern (Bikern). Zahlreiche Menschen, insbesondere in Skandinavien und Norddeutschland, tragen Thorshämmer allerdings auch als reinen Schmuck ohne religiösen oder ideologischen Symbolgehalt, abgesehen von einer Verbundenheit mit nordischer bzw. skandinavischer Kultur und Geschichte und Interesse an der Wikingerzeit.

Der Thorshammer findet auch in der Heraldik Verwendung. In den USA ist er eines der offiziell zugelassenen Glaubenssymbole auf Gräbern von Regierungsbeamten.[6]

Mjölnir als politisches Symbol

Der Thorshammer wurde von der um 1880 entstandenen Völkischen Bewegung als Abzeichen verwendet, wurde aber 1910 zunehmend vom Hakenkreuz abgelöst. In jüngerer Zeit wurde der Hammer als legal verwendbares germanisches Symbol von der rechtsextremen Szene wiederentdeckt. Aus diesem Grunde wird er immer häufiger auch in Listen rechtsextremer Symbole und Zeichen geführt. Aufgrund seiner Beliebtheit auch bei Personen, die nicht der rechten Szene angehören, und weil ihm ein unmittelbarer Bezug zur NS-Zeit fehlt, weil er nicht als offizielles Zeichen der NS-Regierung oder irgendeines ihrer Organe geführt wurde, kann der Thorshammer für sich genommen allerdings nicht als rechtsextremes Erkennungsmerkmal gelten.

„Mjölnir“ war auch der Künstlername des Reichsbeauftragten für Künstlerische Formgebung Hans Herbert Schweitzer, eines bekannten Grafikers aus der Zeit des Dritten Reichs.

Literatur

  • Joachim Henning, Anders HultgårdHammer. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 13, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1999, ISBN 3-11-016315-2, S. 483–492.
  • Rudolf Simek: Lexikon der germanischen Mythologie. 3., völlig überarbeitete Auflage, Kröner Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-520-36803-4, S. 284–286.
  • Jörn Staecker: Rex regum et dominus dominorum. Die wikingerzeitlichen Kreuz- und Kruzifixanhänger als Ausdruck der Mission in Altdänemark und Schweden. Almqvist & Wiksell International, Stockholm 1999 (Lund Studies in medieval Archaeology 23, ISSN 0283-6874), (zugleich: Kiel, Univ., Diss., 1995).
  • Egon Wamers: Hammer und Kreuz. Typologische Aspekte einer nordeuropäischen Amulettsitte aus der Zeit des Glaubenswechsels. In: Michael Müller-Wille (Hrsg.): Rom und Byzanz im Norden. Mission und Glaubenswechsel im Ostseeraum während des 8.–14. Jahrhunderts. Band 1. Steiner, Stuttgart 1997, ISBN 3-515-07124-5, S. 83–107 (Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz. Abhandlungen der Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Klasse. Bd. 3, 1).

Weblinks

 Commons: Mjöllnir – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. melwą: zermalmen, zerschlagen, pulverisierenReconstruction:Proto-Germanic/melwą
  2. Jackson Crawford: The Poetic Edda: Stories of the Norse Gods and Heroes, S. 36–39, ISBN 978-1-62466-356-7
  3. http://news.discovery.com/history/archaeology/viking-hammer-of-thor-unearthed-140702.htm
  4. http://www.pasthorizonspr.com/index.php/archives/06/2014/the-hammer-of-thor
  5. Alfred Becker: Mjölnir: Runen auf dem Thorshammer von Købelev (Lolland), mit Abbildungen
  6. Available Emblems of Belief for Placement on Government Headstones and Markers. U.S. Department of Veterans Affairs – National Cemetery Administration. 17. April 2015. Abgerufen am 3. Juli 2015.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Mjölnir aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.