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Mircea Eliade

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Briefmarkenausgabe zum 100. Geburtstag von Mircea Eliade (Moldawien 2007)

Mircea Eliade [ˈmirtʃa eliˈade] (* 24. Februarjul./ 9. März 1907greg.[1] in Bukarest; † 22. April 1986 in Chicago) war ein rumänischer Religionswissenschaftler, Philosoph und Schriftsteller.

Leben

Eliades Wohnung in Bukarest (1934–1940)

Mircea Eliade wurde 1907 in Bukarest geboren, studierte an der dortigen Universität unter Nae Ionescu, reiste mit 21 Jahren nach Indien und studierte dort von 1928 bis 1931 an der University of Calcutta. Ab 1937 sympathisierte er, nach einer bis dahin eher nur nationalistischen Phase, mit der antisemitischen und faschistischen Eisernen Garde (Legionärsbewegung, „Legion des Erzengels Michael“) in Rumänien.[2] Hier wurde er – genauso wie bei vielen Grundzügen seiner Arbeiten – durch seinen Doktorvater Nae Ionescu beeinflusst. 1937 unterstützte er die Garde aktiv im Wahlkampf für die Parlamentswahlen. Von 1940 bis 1945 arbeitete er als Propagandabeauftragter an den rumänischen Botschaften in London und Lissabon für die pro-faschistische Regierung in Bukarest.[3]

Ab 1945 lebte und lehrte er in Paris. Ab 1957 lehrte er als Professor für Religionswissenschaften an der University of Chicago. Nach 1945 veröffentlichte er vereinzelt Beiträge in Zeitschriften der Legionärsbewegung.[4] Später näherte er sich der Neuen Rechten in Frankreich, und bis zu seinem Tode hielt er Kontakt zu legionären Freunden.[5] Gemeinsam mit Ernst Jünger gab er die Zeitschrift Antaios. Zeitschrift für eine freie Welt heraus, die von 1959 bis 1971 alle zwei Monate im Klett-Verlag erschien.

Sein literarisches Werk umfasst Romane (Das Mädchen Maitreyi), fantastische Erzählungen (Nächte in Serampore, Das Geheimnis des Doktor Honigberger) und Reisebeschreibungen (Indisches Tagebuch). Er schrieb auch für die avantgardistische Literaturzeitschrift Contimporanul.

Wissenschaftliche Arbeit

Eliade gehörte zu den Religionsphänomenologen. Er suchte die tiefere Bedeutung religiöser Phänomene zu begreifen. Hierbei vertrat er die Ansicht, dies sei nur durch ein Verstehen von ‚innen heraus‘ möglich: durch ein Erfassen des Glaubens auf der Gefühlsebene. Er führte damit eine im Wesentlichen von Rudolf Otto gegründete und von Gustav Mensching weiter differenzierte Richtung der Religionswissenschaft fort, in der das Vergleichen und Verstehen religiöser Erfahrung in den Vordergrund gerückt wurde. Eliade erachtete zwar auch den systematischen Aspekt der Religionswissenschaft als durchaus wichtig, aber ‚sobald es sich um spirituelle Werte handelt, vermag er den Reichtum des Gegenstandes nicht zu erschöpfen‘. Zugunsten dieser phänomenologischen Forschung verzichtete er meistens darauf, historische Kontexte genauer zu betrachten. Es ging ihm um die übergeschichtliche Bedeutung und die Universalität religiöser Phänomene, deren Archetypen (im Sinne von beispielhaften Vorbildern) er darstellen wollte. In seinen Betrachtungen ging Eliade stets von der nachweisbaren Wirklichkeit der religiösen Phänomene aus. Ob er tatsächlich an sie glaubte, lässt er weitgehend offen.

Bedeutung für die Schamanismusforschung

Hauptartikel: Schamanismus als archaische Ekstasetechnik

Eliade gilt als der Pionier und Begründer des ersten spirituellen Schamanismus-Konzeptes. Er konzipierte den Schamanismus als das weltweit verbreitete Ur-Phänomen der menschlichen Religiosität und erhob die (passive) ekstatische Trance mit dem „Seelenflug in die Geisterwelt“ zum zentralen Merkmal aller schamanischer Phänomene.

Mit seinem Werk Schamanismus und archaische Ekstasetechnik (Erstausgabe auf Französisch 1957) löste Eliade 1964 bei der Veröffentlichung in den USA in intellektuellen Kreisen Begeisterung für ein Thema aus. Lange Zeit galt seine These als das Standardwerk zum Schamanismus. Er wirkte der in damaligen Fachkreisen weit verbreiteten Meinung entgegen, es handele sich bei schamanischen Erfahrungen um pathologische Zustände und bei den Schamanen um Geisteskranke oder Scharlatane.

Seit den 1990er Jahren wurde es in der Ethnologie jedoch mehr und mehr verpönt. Lediglich Kunsthistoriker, Literaturwissenschaftler sowie esoterische, neoschamanistische und populärwissenschaftliche Autoren berufen sich allerdings nach wie vor auf ihn, obwohl die Kritikpunkte seine These weitgehend demontieren.[6]

Philosophische Bedeutung

Philosophisch setzte er sich für eine Aufwertung von Mythos, Religion und Erfahrung – gegen Geschichte und Wissenschaft also – ein und suchte noch in einer für ihn entzauberten modernen Welt nach Überbleibseln religiösen Verhaltens. Er betonte, dass die Überlegenheit des modernen Menschen gegenüber dem „Primitiven“ nur scheinbar, ja dass in vielen Teilen sogar das Gegenteil der Fall sei. Er beschreibt die notwendige metaphysische Bedeutung archaischer Ontologie. Für Eliade kommt im Mythos das Sakrale zum Vorschein, dies bilde die wirkliche Grundlage der Welt. Im Mythos werde nicht nur geschildert, wie der Kosmos als Ganzes, sondern auch jeder einzelne Teil in der Natur entstanden ist. Das vom Menschen Gemachte und die Entstehung der herrschenden Dynastien werden erklärt und durch Beantwortung der Warum-Frage begründet. Mythen und Rituale liefern nach Eliade die kosmogonische Legitimierung für die traditionelle Gesellschaft und damit das räumliche Zentrum für deren kosmische Einordnung. Die Gegensatzpaare Ordnung – Chaos und Profan – Sakral nimmt Eliade als Ausgangspunkt seiner antike Hochkulturen und „primitive“ Gesellschaften vergleichenden Betrachtungen. In periodischen Ritualen müsse die Welterschaffung wiederholt und die Ordnung erneuert werden, um nicht ins Chaos zurückzufallen. Die Trennung vom Bereich des Sakralen sei vollzogen, sie kann nur noch über mythologische Hilfskonstruktionen (Himmelsleiter, Weltenbaum) von Schamanen überwunden werden.

Werke

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Wissenschaftliche Arbeiten

  • mit Ioan Petru Culianu: Handbuch der Religionen. 14, Verlag der Weltreligionen, Berlin 2010 (übersetzt von Liselotte Ronte), ISBN 978-3-458-72014-0 (Inhaltsverzeichnis).
  • Das Heilige und das Profane. Vom Wesen des Religiösen. Anaconda Verlag, Köln 2008, ISBN 978-3-86647-213-6.
  • mit Sergius Golowin und Joseph Campbell: Die großen Mythen der Menschheit. Hohe, Erftstadt 2007, ISBN 978-3-86756-072-6.
  • Kosmos und Geschichte. Der Mythos der ewigen Wiederkehr. Verlag der Weltreligionen, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-458-72004-1.
  • Hans-Joachim Simm (Hrsg.): Vom Wesen des Religiösen. Schriften und Erinnerungen. Insel-Verlag, Frankfurt am Main/Leipzig 2007, ISBN 978-3-458-17346-5.
  • Yoga. Unsterblichkeit und Freiheit. Insel-Verlag, Frankfurt am Main/Leipzig 2004, ISBN 3-458-34701-1.
  • Die Schöpfungsmythen. Albatros, Düsseldorf 2002, ISBN 3-491-96063-0.
  • Geschichte der religiösen Ideen. In vier Bänden. Herder, Freiburg im Breisgau/Basel/Wien 2002, ISBN 3-451-05274-1.
    • Von der Steinzeit bis zu den Mysterien von Eleusis (Band 1).
    • Von Gautama Buddha bis zu den Anfängen des Christentums (Band 2).
    • Von Mohammed bis zum Beginn der Neuzeit (Band 3).
    • Vom Zeitalter der Entdeckungen bis zur Gegenwart (Band 4).
  • Das Okkulte und die moderne Welt. Zeitströmungen in der Sicht der Religionsgeschichte. AAGW, Sinzheim 2000.
  • Mephistopheles und der Androgyn. Insel-Verlag, Frankfurt am Main/Leipzig 1999, ISBN 3-458-16945-8.
  • Ewige Bilder und Sinnbilder. Über die magisch-religiöge Symbolik. Insel-Verlag, Frankfurt am Main/Leipzig 1998, ISBN 3-458-34212-5.
  • Die Religionen und das Heilige. Elemente der Religionsgeschichte. Insel-Verlag, Frankfurt am Main/Leipzig 1998, ISBN 3-458-33887-X.
  • Das Mysterium der Wiedergeburt. Versuch über einige Initiationstypen. Insel-Verlag, Frankfurt am Main/Leipzig 1997, ISBN 3-458-33810-1.
  • Schamanismus und archaische Ekstasetechnik. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-518-27726-X.
  • Die Schöpfungsmythen. Ägypter, Sumerer, Hurriter, Hethiter, Kanaaniter und Israeliten. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1993.
  • Schmiede und Alchemisten. Mythos und Magie der Machbarkeit. Herder, Freiburg im Breisgau/Basel/Wien 1992, ISBN 3-451-04175-8.
  • Schamanen, Götter und Mysterien. Die Welt der alten Griechen. Herder, Freiburg im Breisgau/Basel/Wien 1992, ISBN 3-451-04108-1.
  • Erinnerungen 1907–1937. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-518-38377-9.
  • Von Zalmoxis zu Dschingis Khan. Religion und Volkskultur in Südosteuropa. Insel-Verlag, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-458-16115-5.
  • Die Sehnsucht nach dem Ursprung. Von den Quellen der Humanität. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-518-01408-0.
  • Hans Peter Duerr (Hrsg.): Alcheringa oder die beginnende Zeit. Studien zu Mythologie, Schamanismus und Religion. Athenäum, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-610-04724-0.
  • Mythos und Wirklichkeit. Insel-Verlag, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-458-14635-0.
  • Exile's Odyssey. Autobiography Vol. II 1937–1960. The University of Chicago Press, Chicago 1988.
  • mit Claude-Henri Rocquet: Die Prüfung des Labyrinths. Gespräche mit Claude-Henri Rocquet. Insel-Verlag, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-458-14588-5.
  • Im Mittelpunkt. Bruchstücke eines Tagebuches. Europaverlag, Wien/München/Zürich 1977, ISBN 3-203-50631-9.
  • Joseph Mitsuo Kitagawa (Hrsg.): Grundfragen der Religionswissenschaft. 8 Studien. O. Müller, Salzburg 1963.
  • Mythen, Träume und Mysterien. O. Müller, Salzburg 1961.

Belletristik

Literatur

  • Paul Barié: Mircea Eliade. Das Heilige im Profanen oder wie real ist die Realität?. Sonnenberg, Annweiler 2002, ISBN 3-933264-21-9.
  • Wolfgang Heller: Mircea Eliade. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 17, Herzberg 2000, ISBN 3-88309-080-8, Sp. 317–319.
  • Marcello De Martino: Mircea Eliade esoterico. Settimo Sigillo, Roma 2008, ISBN 88-6148-042-X.
  • Ulrich Berner: Mircea Eliade, In: Klassiker der Religionswissenschaft, Von Friedrich Schleiermacher bis Mircea Eliade, Hg. Axel Michaels. C.H.Beck, München 1997, ISBN 3-406-42813-4, S. 341–353.
  • Hannelore Müller: Der frühe Mircea Eliade. Sein rumänischer Hintergrund und die Anfänge seiner universalistischen Religionsphilosophie. Lit, Münster 2004, ISBN 3-8258-7525-3.
  • Claudio Mutti: Mircea Eliade und die Eiserne Garde. Rumänische Intellektuelle im Umfeld der Legion Erzengel Michael. Regin, Preetz 2009, ISBN 978-3-941247-11-6.
  • Richard Reschika: Mircea Eliade zur Einführung. Junius, Hamburg 1997, ISBN 3-88506-960-1.
  • Richard Reschika: Mircea Eliade interkulturell gelesen. (Interkulturelle Bibliothek Band 47). Traugott Bautz, Nordhausen 2006, ISBN 3-88309-192-8.
  • Mark Sedgwick: Against the Modern World: Traditionalism and the Secret Intellectual History of the Twentieth Century. Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-515297-2.
  • William Totok: Die Generation von Mircea Eliade im Bann des rumänischen Faschismus. In: Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik. 7. Jg., Nr. 1, 1995, S. 42–55.
  • Florin Turcanu: Mircea Eliade. Der Philosoph des Heiligen oder im Gefängnis der Geschichte. Eine Biographie. Edition Antaios, Schnellroda 2006, ISBN 978-3-935063-27-2. (Standardwerk)
  • Christian Wachtmannn: Der Religionsbegriff bei Mircea Eliade. Lang, Frankfurt am Main/Berlin/Bern/New York/Paris/Wien 1996, ISBN 3-631-49843-8.
  • Steven M. Wasserstrom: Religion after Religion: Gershom Scholem, Mircea Eliade, and Henry Corbin at Eranos. Princeton University Press, Princeton 1999, ISBN 0-691-00540-0.
  • Moshe Idel: Mircea Eliade. From Magic to Myth. (= After spirituality: studies in mystical traditions. 3). Peter Lang Publishing, New York 2014, ISBN 978-1-4331-2012-1.

Filme

Weblinks

 Commons: Mircea Eliade – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. dagegen 13. März: Bryan Rennie:Mircea Eliade. www.westminster.edu
  2. Müller 2004, Turcanu 2006.
  3. Alexandra Laignel-Lavastine: Cioran, Eliade, Ionesco: L’oubli du fascisme. Presses Universitaires de France, Paris 2002, S. 275–328.
  4. Hannelore Müller: Der frühe Mircea Eliade. Sein rumänischer Hintergrund und die Anfänge seiner universalistischen Religionsphilosophie. Lit, Münster 2004, S. 94, 89, 103.
  5. Alexandra Laignel-Lavastine: Cioran, Eliade, Ionesco: L’oubli du fascisme. Presses Universitaires de France, Paris 2002, S. 461 f., 485–490.
  6. Karin Riedl: Künstlerschamanen. Zur Aneignung des Schamanenkonzepts bei Jim Morrison und Joseph Beuys. transcript, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-8376-2683-4., S. 91–98.
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