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Massenmedien

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Zu den Massenmedien zählen die Printmedien (Zeitungen, Zeitschriften, Plakate, Flugblätter u. Ä.), der Rundfunk (Hörfunk und Fernsehen) und, seit den 1990er Jahren, die sog. Digitalen Medien (Internet, Social Media usw.).

Eine bekannte Definition lautet: Die Massenmedien sind Kommunikationsmittel, die durch technische Vervielfältigung und Verbreitung mittels Schrift, Bild oder Ton Inhalte (Content) an eine unbestimmte (weder eindeutig festgelegte noch quantitativ begrenzte) Zahl von Menschen vermitteln und somit öffentlich an ein anonymes, räumlich verstreutes Publikum weitergeben.[1]
In bestimmten historischen Phasen bzw. Epochen lassen sich Leitmedien identifizieren.

Das wissenschaftliche Fach, das sich mit Geschichte und Wirkung der Massenmedien beschäftigt, heißt Medienwissenschaft; mit den Akteuren, Strukturen und Leistungen des Journalismus befasst sich die Journalistik, ein Teilgebiet der Kommunikationswissenschaft. Die wissenschaftliche Betrachtung und Beschäftigung mit Massenmedien findet also im Spannungsfeld sowohl der Geistes- als auch der Sozial- und der Kulturwissenschaften statt (→ Interdisziplinarität).

Definition

Eine bekannte Definition von Massenkommunikation stammt von Gerhard Maletzke. Er definiert fünf entscheidende Faktoren für Massenkommunikation:[2]

„Unter Massenkommunikation verstehen wir jene Form der Kommunikation, bei der Aussagen öffentlich (also ohne begrenzte und personell definierte Empfängerschaft) durch technische Verbreitungsmittel (Medien) indirekt (also bei räumlicher oder zeitlicher oder raumzeitlicher Distanz zwischen den Kommunikationspartnern) und einseitig (also ohne Rollenwechsel zw. Aussagenden und Aufnehmenden) an ein disperses Publikum vermittelt werden.“

Diese Definition schließt z. B. Theaterveranstaltungen als Massenkommunikation aus, da das Publikum nicht ausreichend verteilt (dispers) ist. Auch ist zu bedenken, dass Massenmedien zu komplexen sozialen Institutionen geworden sind, die durch Politik, Recht und Ökonomie in ihrer Ausgestaltung beeinflusst werden. Ohne diese Dimension ist ein sinnvoller internationaler Vergleich von Medien und Mediensystemen kaum möglich.

Während jedoch dieser Kritikpunkt auch als strittig behauptet werden kann, da auch die klassischen Massenmedien „durch Politik, Recht und Ökonomie“ in ihrer Ausgestaltung beeinflusst waren und weiterhin sind, wodurch dieser Charakter nicht zwangsläufig zur Definition Maletzkes im Widerspruch gesehen werden muss, sehen Kunczik/Zipfel die Schwachstelle in der fehlenden Vereinbarkeit mit der technischen Weiterentwicklung, die in den vergangenen Jahrzehnten stattgefunden hat: „Diese Kriterien eignen sich zur Beschreibung der Massenkommunikation durch Medien wie Presse, Radio und Fernsehen. Für die sogenannten ‚Neuen Medien‘ ist diese Definition allerdings nicht mehr adäquat, da v.a. interaktive Dienste auch Komponenten interpersonaler Kommunikation aufweisen“"[3].

Hierauf aufbauend entwickelte Ulrich Saxer 1998 eine Definition, die Medien nicht nur als technische Artefakte, sondern in ihrer gesellschaftlichen Dimension zu erfassen versucht.[4] „Medien sind komplexe institutionalisierte Systeme um organisierte Kommunikationskanäle von spezifischem Leistungsvermögen” und sind durch fünf mehr oder weniger stark ausgeprägte Merkmale gekennzeichnet[5]:

  1. Medien stellen technische Kommunikationskanäle dar, die verschiedene Zeichensysteme - visuelle (z.B. Zeitungen), auditive (z.B. Radio) und audiovisuelle (z.B. Fernsehen) - mit unterschiedlich ausgeprägter Kapazität transportieren können.
  2. Medien müssen sich organisieren, um ihre jeweilige Medientechnik wirkungsvoll zum Tragen bringen zu können.
  3. Medienkommunikation resultiert aus Herstellungs-, Bereitstellungs- und Empfangsprozessen und bildet damit ein komplexes System der Medien.
  4. Medien können sowohl funktional als auch dysfunktional sein. Sie sind in kultureller, wirtschaftlicher, politischer und sozialer Hinsicht problemlösend und problemschaffend zugleich.
  5. Medien sind institutionalisiert.

Durch Massenmedien wird Massenkommunikation ermöglicht. Die Massenkommunikation geschieht öffentlich, wodurch im Prinzip jeder Zugang zu den Angeboten von Massenmedien hat.[6] In diesem Sinne umfasst die sozialwissenschaftliche Definition von Massenmedien:[1][7]

Harry Pross teilt Medien abhängig von deren Produktions- und Rezeptionsbedingungen in Gruppen ein:[8]

  • primäre Medien sind Mittel des menschlichen Elementarkontaktes ohne Gerät,
  • sekundäre Medien bedürfen zu ihrer Hervorbringung, nicht jedoch zu ihrer Wahrnehmung, Geräte,
  • tertiäre Medien setzen auf Seiten des Produzenten wie auf der des Konsumenten Geräte voraus.

Ergänzt werden können quartäre Medien, die auf beiden Seiten Geräte voraussetzen, nicht aber ausschließlich massenmedialer Kommunikation oder Mitteilungsverbreitung dienen. Das Internet ist z. B. ein Medium, das vom Nutzer in anderem Ausmaß aktive Entscheidungen über den Konsum verlangt und z.T. direkte Rückkopplung des Nutzers zum Anbieter erlaubt. Daraus ergeben sich schnelle und spontane Wechsel der Zuordnung aufgrund der wechselnden Benutzungsmodi: Wechsel zwischen tertiären Eigenschaften und quartären sind etwas Neues, das in diese Struktur einzufügen ist. Digitalisierung ermöglicht die Integration und Mischung der ersten drei Medienstufen in der vierten. Quartäre Medien bieten eine enge Verbindung massenmedialer Eigenschaften (tertiäre Medien), erlauben aber den jederzeitigen schnellen Wechsel zwischen individualer und Gruppenansprache bzw. Kommunikation, aber immer unter Bedingungen, die auf beiden Seiten der Kommunikation auf Geräte angewiesen ist. [9]

Allein die Technizität eines Mediums definiert dieses aber noch nicht als Massenmedium, vielmehr muss dieses Medium in den sozialen Prozess der Massenkommunikation integriert sein. So ist beispielsweise ein nicht für den Markt, sondern für einen genau definierten Empfängerkreis privat produziertes Buch zwar als Printmedium technisch hergestellt und Hörfunk- und Fernsehtechnik können im Küstenfunk oder zur Videoüberwachung eingesetzt werden – in diesen Fällen fungieren diese Medien aber nicht als Massenmedien.[10]

Geschichte

Mediengeschichte im allgemeinen Sinn bezeichnet die historische Entwicklung der Kommunikationsmittel. Sie fokussiert vor allem auf Massenmedien wie Presse, Hörfunk und Fernsehen. Der Begriff „Medien“ etablierte sich erst in den 1960er-Jahren. Das Wort wurde vom englischen Begriff „mass media“ übertragen, der bereits in den 1920er-Jahren aufkam.[11]

Es gibt zahlreiche verschiedene Ansätze zur Mediengeschichte. Neben Einflussfaktoren und charakteristischen Merkmalen gibt es auch eine Reihe von Grundproblematiken, die das Schreiben einer Mediengeschichte erschweren. Medien sind vielfältig und in sich komplex. Zudem sind ihre Ausprägungen nationalspezifisch und die mediale Entwicklung hoch different. Mit Mediengeschichte als Wissenschaft haben sich in Deutschland vor allem Klaus Merten, Knut Hickethier und Werner Faulstich auseinander gesetzt.[12]

Rezipienten

Die mit Massenmedien einhergehende Massenkommunikation ist gegenüber der Individualkommunikation durch eine fehlende Auswahl der Empfänger gekennzeichnet, d. h., die Rezipienten sind nicht im Vorhinein festgelegt, sie sind räumlich verstreut (im Gegensatz zum „Präsenzpublikum“ z. B. bei einem Theaterstück, einem Vortrag oder einem Konzert) und ihre Anzahl ist prinzipiell unbegrenzt.[6] Dieses disperse Publikum ist kein überdauerndes soziales Gebilde, die Rezipienten oder Rezipientengruppen sind untereinander anonym, unstrukturiert, unorganisiert und inhomogen (Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten, mit unterschiedlichen Einstellungen, Lebensweisen und Interessen). Die Bezeichnung „Masse“ deutet in diesem Zusammenhang auf die unbestimmt große Anzahl von Menschen, an die Aussagen übermittelt werden, ohne sie persönlich individuell zu adressieren – in Abgrenzung zum soziologischen Begriff der Masse in seiner massenpsychologischen oder kulturkritischen Dimension.[1]

Entsprechend fungiert das Internet nicht zwangsweise als Massenmedium, da auch hier Individualkommunikation möglich ist (z. B. bei der Nutzung von E-Mail-Systemen).

Meist kommt dazu eine räumliche Distanz, wie z. B. bei Live-Sendungen in Hörfunk und Fernsehen, oder eine raum-zeitliche Trennung zwischen Kommunikator und Rezipienten, etwa beim Lesen einer Zeitung oder beim Sehen einer bereits aufgezeichneten Fernsehsendung.[13]

Gesellschaftliche Funktion

In demokratischen Staaten wird den Massenmedien und insbesondere dem Journalismus häufig die Aufgabe zugeordnet, zur Information und Meinungsbildung der Bevölkerung beizutragen, sowie Kontrolle und Kritik auszuüben. Teilweise werden ihnen auch eine Rolle als „Vierte Gewalt“ zugeschrieben. Zur Kritik an den Medien siehe: Funktionen der Massenmedien und Medienkritik bzw. Medienmanipulation.

Literatur

Weblinks

Wiktionary: Massenmedien – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Roland Burkart: Kommunikationswissenschaft. Böhlau Verlag, Wien/Köln/Weimar 2002, S. 169–172.
  2. Maletzke, Gerhard (1998): Psychologie der Massenkommunikation. In: Ders.: Kommunikationswissenschaft im Überblick: Grundlagen, Probleme, Perspektiven. Opladen: Westdeutscher Verlag, S. 45 f.
  3. Michael Kunczik und Astrid Zipfel: Publizistik. Ein Studienhandbuch. Köln/Weimar/Wien: Böhlau, 2001. ISBN 3-412-11899-0, S. 50.
  4. Vgl. Barbara Thomaß: Mediensysteme im internationalen Vergleich. Konstanz: UVK, 2007. ISBN 978-3-8252-2831-6, S. 16.
  5. Vgl. Ulrich Saxer (1998): Mediengesellschaft: Verständnisse und Mißverständnisse. In: Sarcinelli, Ulrich (Hrsg): Politikvermittlung und Demokratie in der Mediengesellschaft. Opladen: Westdeutscher Verlag, S. 54.
  6. 6,0 6,1 Vgl. Schmidt, Siegfried J./Zurstiege, Guido (2000): Orientierung Kommunikationswissenschaft. Was sie kann, was sie will. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt TB, S. 175.
  7. Vgl. Habscheid, Stephan (2005): Das Internet – ein Massenmedium? In: Siever, Torsten/Schlobinsi, Peter/Runkehl, Jens (Hrsg.): Linguistik. Impulse & Tendenzen. Websprache.net. Sprache und Kommunikation im Internet. Berlin/New York: Verlag Walter de Gruyter, S. 51.
  8. Pross, Harry (1970): Publizistik: Thesen zu einem Grundcolloquium. Neuwied: Luchterhand, S. 129.
  9. Vgl. Dittmar, Jakob F. (2009): Grundlagen der Medienwissenschaft. Berlin: Verlag der TU Berlin, S. ?.
  10. Vgl. Schreiber, Erhard (1990): Repetitorium Kommunikationswissenschaft. 3. Auflage. München: Öhlschläger Verlag, S. 134.
  11. Vgl. Frank Bösch: Mediengeschichte. Historische Einführung. Campus Verlag, Frankfurt am Main, 2011. S. 9f.
  12. vgl. Uni. Halle
  13. Vgl. Maletzke, Gerhard (1963): Psychologie der Massenkommunikation. Hamburg: Verlag Hans Bredow-Institut, S. 21f.
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