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Maria Magdalena (Donatello)

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Frontalansicht

Die Maria Magdalena, in der Literatur auch Büßende Maria Magdalena, ist eine Skulptur in Florenz. Sie wurde von Donatello in der Mitte des 15. Jahrhunderts geschaffen und gilt wegen des Realismus der Darstellung als eines der „stärksten, jedenfalls als eines der befremdlichsten“[1] Werke Donatellos.

Auftraggeber und Entstehungsweise

Die etwas unterlebensgroße Figur entstand als Auftragsarbeit der Medici von 1453 bis 1455. Donatello war zu dieser Zeit bereits weit über sechzig Jahre alt und von seinem Aufenthalt in Padua zurückgekehrt. Er war in Florenz beinahe in Vergessenheit geraten und hielt sich mit kleineren Auftragsarbeiten mehr schlecht als recht am Leben[2].

Detail des Kopfes

Dargestellt ist die Figur der büßenden Maria Magdalena, ein Motiv, welches auf die im Mittelalter bekannte Legenda aurea des Jacobus de Voragine zurückgeht[3]. Demnach zog sich die Zeugin für die Auferstehung Christi (vgl. Joh. 20, 1–18) in die Wildnis zurück und büßte dort. Donatello zeigt die Figur bereits als vom Tode gekennzeichnet[4].

Donatello fertigte die Figur aus einem Block des Stammes einer Silber-Pappel an[5]. Er arbeitete zunächst die Grundstruktur mit einem Hohleisen grob heraus und modellierte dann die Feinheiten mit Gips. Daran anschließend bemalte er die Figur vielfarbig, ursprünglich unter Verwendung von reichlich Blattgold. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde die Figur noch mehrfach vollständig, allerdings einfarbig, übermalt, wobei die ursprüngliche Fassung fast gänzlich verlorenging. Erst die Restaurierungen in den 1960er Jahren brachten die Reste der ursprünglichen Arbeit Donatellos wieder hervor.

Aufenthaltsorte

Die Figur befand sich nach der Fertigstellung in einer Nische an der Südwestseite[6] des zum florentinischen Dom Santa Maria del Fiore gehörenden Baptisteriums San Giovanni, es ist aber nicht bekannt, ob sie tatsächlich für diesen Standort geschaffen wurde[3]. Beim Jahrhunderthochwasser des Arno am 4. November 1966 – an diesem Tag wurden mehr als zwei Drittel der Innenstadt von Florenz überschwemmt und es entstanden starke Schäden an fast allen historischen Gebäuden – wurde auch die Figur beschädigt. Sie stand bis über die Beine in Schlamm und Wasser[1]. Nach der Bergung und der Restaurierung mit der Herstellung der ursprünglichen Fassung wurde sie zunächst provisorisch, dann endgültig in einem eigenen Raum im Museo dell'Opera del Duomo aufgestellt.

Darstellungsweise

Die Figur stellte die Büßerin extrem realistisch dem Tode nah dar, was auch als in der menschlichen Wandelung von Donatello von einem Humanisten zum Pessimisten begründet gilt.[4] Sie steht in einem leichten Kontrapost auf dem linken Bein, das rechte ist etwas angewinkelt. Die Arme sind zu einer Gebetshaltung erhoben. Bekleidet ist Maria Magdalena mit einem sehr detailliert gearbeiteten zottigen Fell, die Haare laufen bis auf die Oberarme und in einer Strähne bis auf die Beine. Das Gesicht ist eingefallen, das lückenhafte Gebiss wie auch die tiefliegenden Augenhöhlen lassen die Büßerin ausgezehrt erscheinen[3]. Die eigentliche Spannung erhält die Figur aus dem Gegensatz zwischen dem nahenden Tod und der einstigen Schönheit dieses Menschen[4], wovon die hohen Wangenknochen des Gesichts und die durchaus als sinnlich geltenden langen Haare noch Andeutungen sind[3]. Das Thema der Figur ist letztlich die Auflösung allen materiellen und körperlichen Seins im Widerstand und in der Auflehnung gegen den Tod[7] durch Reue und Christusverehrung. Auch wenn heute von der ursprünglichen Vergoldung nur noch Reste erhalten sind, so war es gerade diese, die der Figur im nur von Kerzen erhellten Baptisterium ihre ursprüngliche Anziehungskraft gab[8].

Baldini bemerkt zur Figur: „Er (gemeint ist Donatello, Anm. des Verf.) zeigt nicht mehr den Menschen, der den Lauf der Dinge bestimmt, sondern den Menschen, der an seine ureigene Grenze stößt: den Tod. Es ist sicher diese Fähigkeit, den Kampf zwischen Leben – in der verbleibenden Schönheit – und Tod – im Verfall des Leibes – an einer[9] Figur zu verdeutlichen, die dieses Werk so großartig macht“[4].

Es wird berichtet, die Figur habe nach der Fertigstellung wegen ihres schockierenden Realismus „wie ein Donnerschlag“[1] auf die zeitgenössischen florentinischen Künstler gewirkt.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Grote, Florenz – Gestalt und Geschichte eines Gemeinwesens, S. 195
  2. Braunfels, Kleine italienische Kunstgeschichte, S. 233
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 Tomann, Die Kunst der italienischen Renaissance – Architektur, Skulptur, Malerei, Zeichnung, S. 196
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 Baldini, Dom und Baptisterium in Florenz, S. 34
  5. Baldini, Dom und Baptisterium in Florenz, S. 5
  6. Grote, Florenz – Gestalt und Geschichte eines Gemeinwesens, S. 194
  7. Baldini, Dom und Baptisterium in Florenz, S. 6
  8. Baldini, Dom und Baptisterium in Florenz, S. 7
  9. Hervorhebung auch im Originalzitat

Literatur

  • Umberto Baldini: Dom und Baptisterium in Florenz, Manfred Pawlak Verlagsgesellschaft, Herrsching 1989. ISBN 3-88199-607-9
  • Wolfgang Braunfels: Kleine italienische Kunstgeschichte, DuMont Buchverlag, Köln 1984. ISBN 3-7701-1509-0
  • Andreas Grote: Florenz – Gestalt und Geschichte eines Gemeinwesens, 5. Aufl., Prestel Verlag, München 1980. ISBN 3-7913-0511-5
  • Loretta Santini: Florenz, Die Wiege der italienischen Kunst, Nova Lux, Giusti di Becocci, Florenz 1973
  • Rolf Toman (Hrsg.): Die Kunst der italienischen Renaissance – Architektur, Skulptur, Malerei, Zeichnung, Tandem Verlag, Köln 2007. ISBN 978-3-8331-4582-7

Weblinks

 Commons: Mary_Magdalene_by_Donatello – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Maria Magdalena (Donatello) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.