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Blattgold

Aus Jewiki
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Ein Blatt loses Blattgold, 80 × 80 mm
Blattgold im Durchlicht unter dem Mikroskop, 10er Objektiv

Blattgold ist die Bezeichnung für eine aus reinem Gold oder hochkarätigen Goldlegierungen hergestellte, dünne Folie. Verwendet wird es, um den Eindruck von massivem Gold zu erwecken (Vergolden). Im Auflicht glänzt Blattgold goldgelb, im Gegenlicht scheint eine weiße Lichtquelle grünlich-blau durch.

Herstellung

Blattgold oder Rauschgold für Christbaumschmuck, Anfang des 20. Jahrhunderts
Verarbeitung elastischer Goldfolie
Goldschläger in Mandalay (Myanmar)
Der mit Blattgold überzogene Phra Sri Rattana Chedi des Wat Phra Kaeo (Bangkok, Thailand)
Bis zur Unkenntlichkeit vergoldete Buddhastatuen, Hpaung Daw U Pagode, Myanmar
Inführ Sekt – „Österreich Gold“ mit 23-karätigem Blattgold

Reines Gold oder Goldlegierungen werden geschmolzen und in 2–5 Millimeter dicke Zaine (Barren) gegossen. Zusatzstoffe (Platin, Silber, Kupfer) geben dem Blattgold die gewünschte Farbe. Die Zaine werden anschließend in noch glühendem Zustand geschmiedet und mehrfach geglüht, um die Geschmeidigkeit des Goldes zu bewahren. Danach wird es zu einem Goldband von etwa der Stärke von Zeitungspapier (ca. 30 Mikrometer) gewalzt und in Quadrate (Quartiere) geschnitten. 400 bis 500 dieser Quartiere werden in einer Quetsche zwischen Pergamentpapier übereinander gelegt und in mehreren Arbeitsgängen unter Drehen vom sogenannten Goldschläger immer wieder mit einem Federhammer bis auf etwa 1 µm geschlagen. Die Blätter werden nach dem Vierteln nun in einer Goldschlägerform zwischen Lagen von präpariertem Ochsenblinddarm (sog. Goldschlägerhäutchen), eingestäubt mit feinstem Fasergips, mit immer schwerer werdenden Hämmern in mühsamer Handarbeit immer weiter geschlagen. Die eben noch zweckmäßige Feinheit der ca. 80 mal 80 (aber auch 60 bis 120) Millimeter großen Goldblätter beträgt danach 100 bis 110 Nanometer.

Nach der ausgeschlagenen Dicke wird das Blattgold

Einfachgold (etwa 100–110 nm)
wird oftmals nicht extra als Einfachgold gekennzeichnet. Ist ein Blattgold nicht ausdrücklich als besonders haltbar oder doppelt gekennzeichnet, handelt es sich um Einfachgold.
Doppelgold (etwa 200–220 nm)
es wird wegen seiner Dicke und geringen Porosität gerne für Außenarbeiten verwendet.
Dreifachgold (etwa 300–330 nm)
für besonders beanspruchte Außenvergoldungen.[1]

Ein Gramm Gold ergibt bei der üblichen Dicke von 100 Nanometern eine Fläche von etwa einem halben Quadratmeter. Im römischen Zeitalter betrug die Dicke noch etwa drei Mikrometer, im 14. Jahrhundert einen Mikrometer.

Das deutsche Zentrum dieses Handwerks ist Schwabach. Dort wird im Stadtmuseum in einer nachgestellten Goldschlägerwerkstatt von einem Goldschlägermeister die Blattgoldherstellung demonstriert.

Weitere Formen

Sturmgold
Unter Sturmgold versteht man auf Seidenpapier aufgebrachtes Blattgold zum Vergolden im Freien, d. h. für die Außenverwendung (zum Beispiel Schriften für Grabsteine). Andere Ausdrücke dafür sind: Abziehgold, Transfergold bzw. Turmgold. In der Regel wird es in ein Klebebett eingelegt, dann gesäubert, jedoch lässt es sich nicht in vollem Maße glänzend polieren.
Zwischgold
Beim Zwischgold besteht nur eine Seite der Folie aus Gold, die andere dagegen aus Silber. Es ist daher billiger als Blattgold, läuft aber mit der Zeit an.

Weitere goldähnlich aussehende Legierungen siehe unter Blattmetall und Rauschgold.

Anwendungsbeispiele

Blattgold wird hauptsächlich zur Vergoldung von Bilderrahmen, Büchern (Goldschnitt), Mobiliar, Figuren, Architekturelementen, Stuck, Ikonen etc. verwendet. Blattgold wird dafür – je nach Zweck und gewünschter Wirkung – mit speziellen Klebemitteln aufgebracht und oftmals anschließend poliert. Man unterscheidet zwischen der wetterfesten Ölvergoldung (Klebemittel ist das so genannte Mixtion, ein trocknendes Öl bestehend aus Leinöl, Bleiglätte und Terpentinöl), der Leimvergoldung (Klebemittel: organischer Leim auf Kreidegrund) oder der Polimentvergoldung (Kreidegrund sowie mit organischem Leim versetzter feiner Bolus, die sich hervorragend mit Poliersteinen auf Hochglanz polieren lässt). Im Buddhismus wird Blattgold für rituelle Opferhandlungen verwendet.

Bei einigen Buddhastatuen in Myanmar durften Pilger als Zeichen ihrer Reverenz Blattgold auftragen. Insbesondere die fünf Statuen der Hpaung Daw U Pagode wurden im Laufe der Zeit so mit Gold eingedeckt, dass ihre ursprünglichen Formen kaum noch zu erkennen sind.[2]

Der Verzehr von Blattgold ist ungefährlich und beispielhaft in Danziger Goldwasser, Schwabacher Goldwasser oder als aromatisiertes, weinhaltiges Getränk (zum Beispiel: Goldcuvée mit Goldlikör oder Österreich Gold von Inführ Sekt) trinkbar. 22-karätiges Blattgold wird als Lebensmittelfarbstoff E 175 auch zum Vergolden von Speisen verwendet und dient Körperbemalern beim Schminken und in der Kosmetik im Allgemeinen zu besonderen Effekten.

In Atlanta wurde Blattgold zum Dekorieren der Spitze eines Wolkenkratzers verwendet. Die 1993 fertiggestellte Bank of America Plaza hat an ihrer Turmspitze einige vergoldete Elemente. Das Bauwerk ist 317 Meter hoch.

Die 1840 gegründete Blattgoldfabrik Kühny, die langjährig in Augsburg ansässig war und heute ihren Unternehmenssitz in Neusäß im schwäbischen Landkreis Augsburg hat, lieferte u. a. das Blattgold für Restaurierungs- und (Neu-)Vergoldungsarbeiten bei folgenden Baudenkmälern: Goldener Saal im Augsburger Rathaus (Restaurierung bis 1996), Bronzerelief Der Lichtbringer in der Bremer Böttcherstraße (Neuvergoldung 1993), Schloss Bruchsal (verschiedene Innenraum-Restaurierungen), Cuvilliés-Theater in der Münchner Residenz (Restaurierung 2008), Kaisersaal im Kloster Ottobeuren (Restaurierung), Hôtel Beauharnais in Paris – Deutsche Botschaft Paris (verschiedene Innenraum-Restaurierungen), und Würzburger Residenz (verschiedene Restaurierungsprojekte).

Weblinks

 Commons: Blattgold – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Blattgold – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Sponsel, Wallenfang, Waldau: Lexikon der Anstrichtechnik 1. 8. Auflage, Callway München, 1987, ISBN 3-7667-0853-8, S. 389ff.
  2. Nahaufnahmen der Buddhastatuen
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Blattgold aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.