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Margarete Kahn

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Stolperstein zum Gedenken an Margarete Kahn

Margarete Kahn (geb. 27. August 1880 in Eschwege; 28. März 1942 in Piaski[1] bzw. am 28. März 1942 nach Trawniki deportiert und dort „verschollen“[2]) war eine deutsche Mathematikerin und Holocaust-Opfer. Sie zählt zu den Pionierinnen des Frauenstudiums. Bis heute werden Grundlagen ihrer Promotion in der modernen CAD-Software für Architekten und in anderen Anwendungsbereichen genutzt.

Leben

Margarete, genannt Grete, war die Tochter des Eschweger Kaufmanns und Fabrikbesitzers für Flanellwaren Albert Kahn (1853–1905) und dessen Frau Johanne, geborene Plaut (1857–1882). Sie hatte einen älteren Bruder Otto (* 1879) und eine jüngere Halbschwester. Der Vater heiratete fünf Jahre nach dem frühen Tod seiner Frau Johanne deren jüngere Schwester Julie (1860–1934), mit der er eine Tochter, Margaretes Halbschwester Martha (* 1888) hatte.[3]

Nach dem Besuch der Volksschule ab 1887 sowie von 1889 bis 1896 der Höheren Töchterschule wurde sie bis 1904 im Privatunterricht auf das Abitur vorbereitet, da in jener Zeit in Hessen kaum Mädchen-Gymnasien existierten. 1904 wurde sie zusammen mit einer weiteren weiblichen Kandidatin, ihrer späteren Freundin Klara Löbenstein (1883–?), zur Abiturprüfung am Königlichen Gymnasium in Bad Hersfeld zugelassen. Damit zählte sie zu der kleinen Elite junger Frauen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Abitur extern an Knabenschulen ablegen durften.

Unterzeichner ihres Abiturzeugnisses war Konrad Duden als damaliger Schulleiter. Da Preußen Frauen erst zum Wintersemester 1908/09 zum regulären Studium zuließ, besuchten die beiden Frauen zunächst als Gasthörerinnen die Universitäten zu Berlin und Göttingen. Zusätzlich belegte Grete Kahn Vorlesungen und mathematische Übungen an der Technischen Hochschule Berlin. Danach studierte Grete Kahn regulär Mathematik, Physik und Propädeutik in Berlin und Göttingen. An der Göttinger Georg-August-Universität hörte sie unter anderem David Hilbert, Felix Klein, Woldemar Voigt, Georg Elias Müller; in Berlin besuchte sie Vorlesungen von Hermann Amandus Schwarz und Paul Drude an der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften. Die algebraische Geometrie wurde zu ihrem Fachgebiet. Zusammen mit ihrer Freundin Klara konnte sie zu Hilberts sechzehntem Problem einen maßgeblichen Beitrag leisten.

Gegen den Widerstand insbesondere ihrer Berliner Dozenten, aber gefördert von der Universität Göttingen und Felix Klein, promovierte Grete Kahn 1909 bei David Hilbert in Göttingen mit Eine allgemeine Methode zur Untersuchung der Gestalten algebraischer Kurven und war damit eine der ersten deutschen Frauen, denen die Doktorwürde in Mathematik verliehen wurde (wobei die Mathematik damals Teil der philosophischen Fakultät war). Die mündliche Prüfung legte sie – wiederum zusammen mit ihrer Freundin Klara Löbenstein – am 30. Juni 1909 ab.

Eine wissenschaftliche Karriere blieb ihr versagt, weil Frauen in Deutschland erst ab 1920 zur Habilitation zugelassen wurden. Sie schlug daher den Schuldienst ein und erhielt im Oktober 1912 eine Anstellung im preußischen Schuldienst, wo sie als Studienrätin für höhere Schulen in Kattowitz, Dortmund und ab 1929 in Berlin-Tegel tätig war.

Als Jüdin wurde sie von den Nationalsozialisten 1933 zwangsbeurlaubt und 1936 aus dem Schuldienst entlassen. Sie musste Zwangsarbeit als Fabrikarbeiterin bei der Firma Nordland Schneeketten leisten. Am 28. März 1942 wurde Margarete Kahn ins Zwangsarbeitslager Trawniki deportiert und gilt als seither verschollen.

Am 13. September 2008 wurde vor der Rudolstädter Straße 127 in Wilmersdorf ein Stolperstein zum Gedenken an Margarete Kahn verlegt.[4]

Literatur

  • York-Egbert König, Christina Prauss, Renate Tobies: Margarete Kahn und Klara Löbenstein. Hentrich & Hentrich, 2011, ISBN 3-942-27123-0
  • Renate Tobies: „Aller Männerkultur zum Trotz“: Frauen in Mathematik und Naturwissenschaften. Campus Verlag, 1997, ISBN 3-593-35749-6

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Band 2. Bundesarchiv 2006. ISBN 3-891-92137-3. S. 1595
  2. Tobies: Frauen in Mathematik und Naturwissenschaften. S. 50
  3. York-Egbert König: Ein Leben für die Mathematik - Vor 90 Jahren legte Grete Kahn als erste Eschwegerin die Doktorprüfung ab.
  4. Berlin.de: Stolperstein Rudolstädter Str. 127
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Margarete Kahn aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.