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Koloquinte

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Koloquinte
Koloquinte (Citrullus colocynthis)

Koloquinte (Citrullus colocynthis)

Systematik
Rosiden
Eurosiden I
Ordnung: Kürbisartige (Cucurbitales)
Familie: Kürbisgewächse (Cucurbitaceae)
Gattung: Citrullus
Art: Koloquinte
Wissenschaftlicher Name
Citrullus colocynthis
(L.) Schrad.

Die Koloquinte (Citrullus colocynthis), auch Pomaquinte, Alhandal (von arabisch al-ḥanẓal, الحنظل), Koloquintenkürbis, Bitterkürbis, Purgiergurke oder Teufelsapfel, ist eine giftige Pflanze aus der Familie der Kürbisgewächse (Cucurbitaceae).

Merkmale

Die Koloquinte ist eine ausdauernde, krautige Pflanze mit Knollen. Sie wächst niederliegend oder kletternd, wird bis zu zehn Zentimeter hoch und kann einen Durchmesser von zwei Meter überwachsen. Die Blätter sind gestielt und drei bis neun Zentimeter lang und ebenso breit. Sie sind handförmig drei- bis fünffach gelappt, haben einen herzförmigen Blattgrund. Die Spreite ist beidseitig behaart. Die Ranken sind einfach oder verzweigt.

Die Blüten stehen einzeln meist in Blattachseln. Sie sind meist gelb. Der Fruchtknoten enthält 20 bis 50 Samenanlagen. Der einfache Griffel trägt eine dreilappige Narbe. Blütezeit ist im Mittelmeergebiet Mai bis September.

Die Frucht ist eine fleischige, grüne, weiße oder gelbe Panzerbeere von 25 bis 70 (selten 120) Millimeter Länge und 25 bis 80 (selten 120) Millimeter Breite.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 22.[1]

Im Jahr 2012 wurde die Koloquinte in Deutschland zur Heilpflanze des Jahres gekürt.

Verbreitung

Das natürliche Verbreitungsgebiet der Koloquinte ist Nordafrika und Südwestasien. Sie ist jedoch in tropischen und subtropischen Gebieten wie in Australien, Südeuropa, Indien, und Zentralafrika verwildert und eingebürgert. Hier wachsen sie vor allem in gestörter Vegetation, an Flussufern, Flussniederungen, an Straßenrändern usw. Die Koloquinte wächst bis in 1200 Meter Seehöhe.

Koloquinte (Citrullus colocynthis)
Koloquinte (Citrullus colocynthis)

Nutzung

Die Koloquinte wurde und wird als Medizinalpflanze angebaut, vor allem im Mittelmeergebiet, in Afrika und Indien. Verwendet wird das getrocknete Fruchtfleisch von unreifen, aber ausgewachsenen Früchten. Zu den Anwendungsgebieten in der Volksmedizin zählen Geschwüre, Asthma, Bronchitis, Gelbsucht, Dyspepsie, Verstopfung, Anämie,[2] aber auch Tumoren, Wassersucht, Probleme mit dem Harnablassen, Rheumatismus und Schlangenbisse.[3] Die seit der assyrischen Zeit kultivierte Pflanze wurde ebenfalls im alten Rom zur Bekämpfung von Nagetieren verwendet.[4] Die medizinische Nutzung ist bereits im Papyrus Ebers (1600 v. Chr.) beschrieben. Insbesondere bei Erkrankungen des Bauches (Abschnitt 2) ist die Anwendung beschrieben. Salomo ließ gegossene Abbilder der (höchstwahrscheinlich) Koloquinte als Dekoration am Rand um das Eherne Meer herum anbringen (vgl. in der Bibel 1 Kön 7,23–24 ELB). Darüber hinaus werden die nichtbitteren Samen gegessen und in Afrika das aus ihnen gewonnene Öl zum Kochen verwendet. Auch zur Behandlung des Aussatzes galt das Koloquintenmark[5] als geeignet.

Die unerwünschten Wirkungen der Koloquinte waren bereits früh bekannt und wurden im 16. Jahrhundert von dem Wormser Stadtarzt Philipp Begardi deutlich beschrieben: „Coloquint ist eyn boeß gifftige artznei, letziget den magen und die leber, betrübet die andern inwendigen glider auch, zerreißt die adern, schabt die daerm, bringt das krimmen, den bluotfluß, und laem in glidern“.[6]

Wirkstoffe

Die Wirkung der Koloquinte beruht auf ihrem Gehalt an Cucurbitacinen, Triterpene mit bitterem Geschmack, der bis zu drei Prozent beträgt.[4] Die Cucurbitacine, bei dieser Pflanze B, E und J, liegen in freier und in glykosidischer Form vor.[4] Die Wirkung beruht dabei auf den freien Cucurbitacinen.[4] Der Gehalt im Fruchtfleisch beträgt 0,22 %, in den Samen 0,18 %, im Stängel 0,17 % und in den Blättern 0,15 %.[4]

Symptomatik

Die Einnahme kann zu Reizung der Schleimhäute im Magen-Darm-Trakt und blutigen Durchfällen führen. Nierenschäden und eine abortive Wirkung sind möglich. Die Cucurbitacine wirken zytotoxisch und antimitotisch. Die Wirkstoffe gehen in Harn und Muttermilch über und können bei Schwangeren zum Abort führen.[4] Weitere Vergiftungserscheinungen sind Geschwüre, Wanddurchbrüche, Peritonitis, Blutungen der Niere und Harnblasenschleimhaut-Entzündungen. Oft treten Hyperämie im Gehirn, Delirien und Kollaps auf. Der Tod tritt infolge eines Atemstillstandes ein.[4] In der Homöopathie wird die Pflanze bei Durchfall, Darmkatarrh und chronischem Darmkatarrh angewendet.[7] Verwechselungen der Koloquinte mit Wassermelonen oder Zucchini führten mitunter zu Vergiftungen. Hierbei wurden auch Vergiftungen bei Tieren beobachtet, die die Früchte verzehrten.[4] Die Einnahme von 3 g C. colocynthis ist tödlich.[4] Nach einer Exposition der Haut mit den Wirkstoffen kann es zu einer Blasenbildung kommen.[4]

Pharmakologie

Die Cucurbitacine hemmen die mitotische Zellteilung und wirken daher cytotoxisch.[4]

Erste Hilfe und klinische Therapie

Als erste Hilfe erfolgt die Gabe von Aktivkohle und Natriumsulfat sowie die anschließende Verabreichung von viel Flüssigkeit.[4] In der Klinik erfolgt nach einer Überdosierung in der Regel eine Magenspülung, beispielsweise mit 0,1 % Kaliumpermanganat-Lösung.

Trivialnamen

Für die Koloquinte (über lateinisch coloquintida von griechisch kolokynté: Bezeichnung für einen runden Kürbis)[8] bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: Alexandrienappel, Apfel von Alexandria (mittelhochdeutsch), Appel von Alexandern, Appel von Alexandrien, Bitterapfel, Wildin Churbez (althochdeutsch), Wilder Kürbis, Colocynth, Coloquinte, Koloquintengurke, Wild Corbs (mittelhochdeutsch, mittelniederdeutsch), Curbiz (mittelhochdeutsch, mittelniederdeutsch), Corbicz (mittelhochdeutsch, mittelniederdeutsch), Korbs (mittelhochdeutsch, mittelniederdeutsch), Eliasapfel, Pitter Kirbs (mittelhochdeutsch), Wild Kirbs (mittelhochdeutsch), Kürbis (mittelhochdeutsch), Morapfel, Quintappel (mittelniederdeutsch, holländisch), Wilkirbes (mittelhochdeutsch), Wiltkorb (mittelhochdeutsch) und Windapfel.[9][10]

Rezeption

Die biblische Erzählung vom Tod im Topf (2 Kön 4,38–41 LUT) handelt von einem tödlichen Koloquintengericht, dem der Prophet Elischa durch ein Wunder Genießbarkeit verleiht. So übersetzt Martin Luther unter Einbeziehung des Vulgata-Begriffs colocyntida[11]: der Prophetenschüler „fand wilde Rancken / vnd las dauon Colochinten sein kleid vol / vnd da er kam / schneit ers ins Töpffen zum Gemüse…“[12]

Literatur

  • P. Galán Cela: Citrullus. In: Santiago Castroviejo Bolibar u. a.: Flora iberica. Plantas vasculares de la Península Ibérica e Islas Baleares. Vol. III - Plumbaginaceae (partim) - Capparaceae. Real Jardín Botánico Madrid 2005, ISBN 84-00-06221-3, S. 459–461. (Merkmale, Verbreitung)
  • Amanda Spooner, James Carpenter, Gillian Smith, Kim Spence: Citrullus colocynthis In: Florabase - the Western Australian Flora, abgerufen 17. April 2008. (Merkmale, Verbreitung)
  • R. W. Robinson, D. S. Decker-Walters: Cucurbits. CAB International, Wallingford 1997, ISBN 0-85199-133-5, S. 88. (nicht-medizinische Nutzung)

Einzelnachweise

  1. Citrullus colocynthis bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  2. N. M. Nayar, Rajendra Singh: Taxonomy, distribution and ethnobotanical uses. In: N. M. Nayar, T. A. More: Cucurbits. Science Publishers, Enfield 1998, ISBN 1-57808-003-7, S. 1–18.
  3. J. Guha, S. P. Sen: Physiology, biochemistry and medicinal importance. In: N. M. Nayar, T. A. More: Cucurbits. Science Publishers, Enfield 1998, ISBN 1-57808-003-7, S. 97–127.
  4. 4,00 4,01 4,02 4,03 4,04 4,05 4,06 4,07 4,08 4,09 4,10 4,11 Wink, Michael; Ben-Erik van Wyk; Coralie Wink, Handbuch der giftigen und psychoaktiven Pflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 2008, ISBN 978-3-8047-2425-9.
  5. Gerhard Roßbach und Peter Proff: Cassius-Felix-Interpretationen: Teile I und II. Würzburg 1991 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen, 37), S. 148
  6. Philippus Begardi: Index Sanitatits. Eyn schoens und vast nützichs Buechlin, genant Zeyger der gesuntheyt ..., Worms 1539, Blatt XLI
  7. Gesamter Absatz nach: L. Roth, M. Daunderer, K. Kormann: Giftpflanzen, Pflanzengifte. 4. Auflage. ecomed, Landsberg 1994, S. 235 f. (Nachdruck, ISBN 3-933203-31-7).
  8. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. Birkhäuser, Basel/Stuttgart 1976, ISBN 3-7643-0755-2, S. 120.
  9. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, Seite 102. (online).
  10. Heinrich Marzell: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen. I–V, Leipzig ... (1937–1979), Band I, S. 1028
  11. Das Septuaginta-Äquivalent „Τολύπη“ = Kürbispflanze wird im Griechischen ebenfalls mit „κολοκύνθη“ wiedergegeben.
  12. Vers 39b in der Biblia Deudsch 1545; Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. 1, Rogner & Bernhard, München 1972, ISBN 3-9208-0283-7, S. 690.

Weblinks

 Commons: Koloquinte (Citrullus colocynthis) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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