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Der Tod im Topf

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Reife Koloquinten
Cucumis prophetarum, fotografiert im Negev
Detail der Titelseite von Accums Traktat gegen Lebensmittelverfälschung

Der Tod im Topf ist ein in der Bibel erwähntes ungenießbares Gericht. Es ist sprichwörtlich, auch in seiner lateinischen Form (mors in olla).

Biblische Erzählung

In 2 Kön 4,38–41 LUT wird von der Nahrungssuche während einer Hungersnot erzählt. Der Prophet Elischa lässt einen großen Topf aufstellen, in dem ein Gemüseeintopf für seine Prophetenschüler gekocht werden soll. Ein Schüler sammelt Zutaten und entdeckt Koloquinten, die er nicht kennt und für essbar hält. Er bringt sie mit, schneidet sie in den Eintopf und verdirbt damit das Essen für alle, da Koloquinten ungenießbar sind.

Beim gemeinsamen Essen reagieren die Schüler entsetzt auf den bitteren Geschmack: „Mann Gottes, der Tod im Topf!“ Elischa lässt Mehl in den Eintopf streuen, worauf die Mahlzeit wunderbarerweise genießbar wird. Die Meinung des Erzählers ist nicht, dass Mehl Koloquinten entgiftet, sondern dass Elischa Wunder wirken kann und sich dazu des Mehls bedient.

Auslegungsgeschichte

Bereits Martin Luther identifizierte die ungenießbare Zutat mit den melonenähnlichen, insofern attraktiv aussehenden, Früchten von Citrullus colocynthis: der Prophetenschüler „fand wilde Rancken / vnd las dauon Colochinten sein kleid vol / vnd da er kam / schneit ers ins Töpffen zum Gemüse…“ (Vers 39b in der Biblia Deudsch 1545[1])

Eine klassische pietistische Interpretation – in der Tradition des vierfachen Schriftsinns – bietet Johann Arndt: Der eingangs erwähnte Hunger ist ein Hunger nach dem Wort Gottes. Die „hungrigen Seelen“ suchen etwas Nahrhaftes, aber sie finden nur „Colochinten / giftige Aepffel / Menschenlehr von Menschen erdacht / welche wol ein schön Ansehen hat … aber wann man es essen will / so ist es gifftig und bitter / und ist keine rechte Speise und Trost drinnen…“[2]

Kulturgeschichte

Das Fruchtfleisch der Koloquinte hat eine stark abführende Wirkung. Der bittere Geschmack verhindert einen versehentlichen Verzehr der Koloquinte, wie die biblische Geschichte zeigt. Die Samen sind allerdings essbar und wurden in Notzeiten von Beduinen zu Mehl vermahlen, um als Hungerbrot gebacken zu werden.

Carl von Linné benannte ein anderes Kürbisgewächs, das traditionell mit der biblischen Pflanze identifiziert wurde, als Cucumis prophetarum (Prophetengurke).

Der Chemiker Friedrich Accum kämpfte im frühen 19. Jahrhundert gegen Lebensmittelverfälschungen. Seine Schrift Treatise on adulterations of food and culinary poisons (1820) zierte ein Titelbild mit dem „Tod im Topf.“

„Der Tod im Topf“ war 2001 Titel einer Sonderausstellung im Stadtmuseum Memmingen, die sich den Ausgrabungen im römischen Gräberfeld von Oberpeiching widmete.[3]

Weblinks

 Commons: Der Tod im Topf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Ernst Würthwein: Die Bücher der Könige. 1. Kön 17–2. Kön 25,2. (= Das Alte Testament Deutsch. Band 11/2) Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1984. ISBN 3-525-51152-3. S. 295.
  • F. Nigel Hepper: Pflanzenwelt der Bibel. Eine illustrierte Enzyklopädie. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 1992. ISBN 3-438-04478-1. S. 152.
  • Koloquinte ist „Heilpflanze des Jahres 2012.“ In: Deutsche Apothekerzeitung Nr. 44 (2011), S. 50 (online)

Einzelnachweise

  1. Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. 1, Rogner & Bernhard, München 1972, ISBN 3-9208-0283-7, S. 690.
  2. Johann Arndt: Postilla, Das ist: Geistreiche Erklärung / der Evangelischen Texte / durchs gantze Jahr .... 1, Johann David Zunner, Frankfurt am Main 1625, S. 442.
  3. Der Tod im Topf (29.04.2001 bis 22.07.2001). In: Stadt Memmingen. Abgerufen am 29. September 2018.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Der Tod im Topf aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.