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KZ Barth

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Das KZ Barth war ein Außenlager des KZ Ravensbrück und befand sich in der Nähe des Ortes Barth (heute Landkreis Vorpommern-Rügen). Das Lager wurde angelegt, um für die Heinkel-Flugzeugwerke dringend benötigte und preiswerte Arbeitskräfte zur Verfügung zu stellen. Die Überwachung des Lagers erfolgte durch die SS.

Vorgeschichte

Durch die Errichtung von Industriebetrieben und eines Fliegerhorstes erhielt die Stadt Barth während der NS-Zeit wirtschaftlichen Aufschwung. Wachsendes Einkommen ließ die Einwohnerzahl steigen. Zahlreiche Rüstungsbetriebe wie beispielsweise die Pommersche Eisengießerei, die Ernst-Bachmann-Flugzeugwerke, die Ernst-Heinkel-Flugzeugwerke und die Pommerschen Industrie-Werke ließen sich hier nieder. Am 10. Juli 1936 wurde am südlichen Stadtrand ein Fliegerhorst eröffnet.

Lager

Um dem Arbeitskräftemangel im anhaltenden Krieg zu begegnen und zusätzlich günstig produzieren zu können, wurden KZ-Häftlinge als Zwangsarbeiter eingesetzt. So wollte man dem wachsenden Produktionsdruck begegnen. Auf dem Fliegerhorst Barth errichteten die Heinkelwerke Rüstungsbetriebe. Von den dort vorhandenen Kasernen trennte man 1943 sechs Baracken ab, umzäunte diese und schuf Unterkünfte für KZ-Häftlinge. In einem 15 Quadratmeter großen Raum brachte man 20 Häftlinge unter, die dort auf dreistöckigen Pritschen schliefen. An jeden Häftling wurde lediglich eine Baumwolldecke, eine Strohmatratze sowie ein kleines Kopfkissen ausgegeben.

Im November 1943 trafen die ersten 200 Gefangenen aus dem Konzentrationslager Buchenwald ein, am 9. November 1943 folgten weitere 300 aus Dachau. Im Laufe des Jahres 1944 wurden sie durch etwa 2.700 Zwangsarbeiter aus Ravensbrück, Dachau und Buchenwald ergänzt. Zwischen Januar und Ende April erreichten die letzten 770 Häftlinge aus den Außenlagern Pölitz, Karlshagen sowie der SS-Meilerei Born das Außenlager. Insgesamt wurden etwa 7.000 Häftlinge im Lager Barth festgehalten.

Männer und Frauen aus mehr als 20 Nationen arbeiteten täglich im vierzehntäglich wechselnden Zweischichtdienst zwölf Stunden. Eine große Zahl Juden, Sinti und Roma sowie Homosexuelle waren im Lager interniert.

Die Verpflegung der Insassen war extrem schlecht. Sie bestand in der Regel aus einem Liter dünner Kartoffel-, Steckrüben- oder Kohlsuppe. Hinzu kam Ersatzkaffee sowie eine Ration von 100 Gramm Ersatzbrot, eine geringe Menge Marmelade, Margarine, Käse oder Wurst. Die Ration reichte nicht aus, um satt zu werden, so dass die Häftlinge täglich unter Hunger litten. Fielen Gefangene aufgrund von Schwäche oder Krankheit aus, so wurden sie nach Ravensbrück zurückgeschickt und durch neue ersetzt.

Die Kleidung der Inhaftierten war unzureichend. Sie bestand lediglich aus einer blauweißen Häftlingskleidung, die kaum Schutz vor Kälte bot, sowie Holzpantinen.

Viele Häftlinge erkrankten an Tuberkulose. Eine große Zahl der Geschwächten erlag den Strapazen des Lagerlebens, verhungerte oder wurde erschossen.

Todesmärsche

Gedenktafel am Ribnitzer Rathaus

Nachdem zuvor die erkrankten Häftlinge von der SS erschossen worden waren, begann am 30. April 1945 die Räumung des Lagers mit dem Todesmarsch in Richtung Rostock. In drei Kolonnen verließen die männlichen Gefangenen das Lager, wobei größere Straßen gemieden wurden. Eine erste Gruppe weiblicher Häftlinge verließ das Lager wenig später. Als ca. 800 weibliche Häftlinge im Lager verblieben und deren SS-Bewacher flohen, konnten sie in die benachbarte Stadt entkommen. Sie wurden dort von bewaffneter Hitlerjugend aufgegriffen. Die beabsichtigte Erschießung wurde durch die Bevölkerung von Ribnitz verhindert. Die zweite Frauenkolonne kam während des Marsches frei.

Gedenkstätte

Im Jahre 1955 wurde eine Gedenkstätte zur Erinnerung an die Toten des Lagers errichtet. Aus diesem Anlass wurden zahlreiche Tote umgebettet, die im zuvor auf dem Lagergelände bestattet worden waren. Am 8. Mai 1966 wurde eine neue Gedenkstätte errichtet. Das von Joachim Jastram geschaffene Denkmal zeigt acht steinerne Grabplatten, einen Turm sowie eine Betonmauer, die sich auf einer Terrasse befinden. Die Toten wurden erneut umgebettet und zusammen mit Toten aus den umliegenden Massengräbern Galgenberg sowie Rövershagen bestattet.

Siehe auch

Weblinks

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