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Käthe Kollwitz

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Käthe Kollwitz; Porträtfoto von Robert Sennecke

Käthe Kollwitz (geb. Schmidt; geb. 8. Juli 1867 in Königsberg in Preußen; gest. 22. April 1945 in Moritzburg bei Dresden) zählt zu den bekanntesten deutschen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Sie entwickelte trotz schwieriger Lebensumstände mit ihren ernsten Lithografien, Radierungen, Kupferstichen und Holzschnitten einen zeitlosen Kunststil und war zeitweilig auch als Bildhauerin tätig.

Leben

Käthe Kollwitz wurde als Tochter von Katharina (1837–1925) und Karl (1825–1889) Schmidt geboren. Karl hatte zunächst Jura studiert, und war dann, als er aufgrund seiner liberalen Ansichten keine Anstellung beim preußischen Staat fand, Maurermeister geworden. Katharina geborene Rupp, war Tochter des Politikers Julius Rupp. Käthes Geschwister waren Lisbeth und der Ökonom und Philosoph Conrad Schmidt (1863–1932). Sie verbrachte ihre Kindheit von 1867 bis 1885 in Königsberg. Ab 1881 nahm sie Unterricht bei dem Kupferstecher Rudolf Mauer und Kunstunterricht bei dem Maler Gustav Naujok. Schon mit 13 Jahren verfertigte sie erste Kupferstiche. 1885/86 ging sie in die sogenannte Damenakademie des Vereins der Berliner Künstlerinnen bei Karl Stauffer-Bern und wurde mit Gerhart Hauptmann und Arno Holz bekannt. In dieser Zeit fällt ihr Interesse auch auf die graphischen Arbeiten Max Klingers, dessen Radierzyklen sie nachhaltig beeinflussten. 1886 kehrte sie nach Königsberg zurück und wurde von Emil Neide an der Kunstakademie Königsberg unterrichtet. Anschließend studierte sie bis 1889 in München bei Ludwig Herterich.

Käthe-Kollwitz-Plastik von Gustav Seitz (1960) auf dem Kollwitzplatz in Berlin
Ehrengrab von Käthe Kollwitz auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin

Nach ihrem Studium in Berlin heiratete sie 1891 den Arzt Karl Kollwitz, zog mit ihm in einen Berliner Arbeiterbezirk, den Ortsteil Prenzlauer Berg, in ein Eckhaus der damaligen Weißenburger Straße (heute Kollwitzstraße 56A) direkt am damaligen Wörther Platz (Straße und Platz sind seit 1947 nach ihr benannt). 1892 gebar sie ihren Sohn Hans, 1896 Sohn Peter, der 1914 in Flandern fiel[1] und auf der Kriegsgräberstätte Vladslo beigesetzt ist. Dieser Verlust brachte sie in Kontakt mit dem Pazifismus und auch mit Sozialisten. Von 1898 bis 1902/03 war sie Lehrerin an der Damenakademie des Vereins der Berliner Künstlerinnen. Allgemeine Aufmerksamkeit zog Käthe Kollwitz erstmals durch die Teilnahme an der Großen Berliner Kunstausstellung 1898 auf sich, wo sie die ersten Blätter ihrer Radierfolge „Ein Weberaufstand“ zeigte. Adolph Menzel war davon so beeindruckt, dass er die junge Künstlerin noch im selben Jahr zur kleinen goldenen Medaille vorschlug. Dies wurde jedoch von Kaiser Wilhelm II. abgelehnt; er bezeichnete ihre sozialkritischen Arbeiten als Rinnsteinkunst, sie standen in krassem Widerspruch zum damals bevorzugten Historismus und der großbürgerlichen Salonmalerei. 1910 begann sie mit der Bildhauerei mit einem Stil, der dem Ernst Barlachs verwandt ist. Käthe Kollwitz verband auch eine enge Freundschaft mit dem Berliner Maler Otto Nagel.

Nach der Ermordung Karl Liebknechts widmete sie ihm einen Holzschnitt. Ihrer Meinung nach hat Kunst die Aufgabe, die sozialen Bedingungen darzustellen. Sie war Mitglied in der Künstlerorganisation Berliner Secession, arbeitete für die Internationale Arbeiterhilfe (IAH) und man ernannte sie 1919 zur Professorin. Damit wurde Käthe Kollwitz als erste Frau Mitglied der Preußischen Akademie der Künste. Ebenfalls als erste Frau wurde sie am 29. Mai 1929 in den preußischen Orden Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste aufgenommen.[2] Einer Partei gehörte sie nie an, empfand sich aber als Sozialistin und unterstützte einen Aufruf des ISK zu einer Zusammenarbeit von KPD und SPD. 1933 wurde sie zum Austritt aus der Preußischen Akademie der Künste gezwungen und ihres Amtes als Leiterin der Meisterklasse für Grafik enthoben, da sie zu den Unterzeichnerinnen des Dringenden Appells zum Aufbau einer einheitlichen Arbeiterfront gegen den Nationalsozialismus gehörte. Im Jahr 1936 wurden die Exponate der Künstlerin aus der Berliner Akademieausstellung entfernt, was einem Ausstellungsverbot gleichkam.

Ihr Mann starb 1940 und wurde im Familiengrab auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde begraben. Während des Zweiten Weltkrieges lebte Käthe Kollwitz eine Zeit auf Schloss Bischofstein in Lengenfeld unterm Stein; nach dem Krieg wurde auf dem Dachboden eine vergessene Kiste mit verschollen geglaubten Grafiken gefunden. 1943 übersiedelte sie nach Nordhausen. Im November 1943 wurde ihre Wohnung in der Weißenburger Straße ausgebombt; dabei wurden zahlreiche Grafiken, Drucke und Druckplatten zerstört. Im Juli 1944 zog sie auf Einladung von Ernst Heinrich von Sachsen in den Rüdenhof des Ortes Moritzburg um. Dort bewohnte sie im 1. Stock ein Eckzimmer mit Blick auf das Schloss Moritzburg und ein danebenliegendes Zimmer mit Balkon. Von der Wohnungseinrichtung ist nur der Nachttisch, ihr Tagebuch und die Sterbebüste von Johann Wolfgang von Goethe erhalten. Sie starb am 22. April 1945, wenige Tage vor dem Ende des Krieges und damit des Naziregimes, in Moritzburg. In dem Rüdenhof (Meißner Straße 7) erinnert eine Gedenkstätte an Leben und Werk der sozial engagierten Künstlerin. In der Ortsmitte steht ein ihr gewidmetes Denkmal, das der Architekt Schuchart mit einem Relief von Etha Richter versehen hat.

Nach Käthe Kollwitz ist der Käthe-Kollwitz-Preis benannt. Ihr selbst wurde 1908 der Villa-Romana-Preis verliehen.

Werk

Muschelkalk-Figur Mutter mit zwei Kindern, ausgestellt auf dem Gelände des Bezirksamts Pankow in der Fröbelstraße (Berlin-Prenzlauer Berg)
Gedenktafel am Haus Kollwitzstraße 58, in Berlin-Prenzlauer Berg

Ihr Werk umfasst Radierungen, Lithografien, Holzschnitte, Zeichnungen und Plastiken.

  • 1897:[3] Zyklus Ein Weberaufstand[4]
  • 1908: Zyklus Bauernkrieg
  • 1909: Beginn der plastischen Arbeiten
  • 1913–1915: Entstehung der Plastik Liebespaar
  • 1919 Holzschnitt in memoriam Karl Liebknecht
  • 1934: Plastik Mutter mit zwei Kindern
  • nach dem Ersten Weltkrieg: Zyklen Krieg, Proletariat, Tod und Kinderhunger.
  • 1932: Selbstbildnis Trauerndes Elternpaar auf dem Deutschen Soldatenfriedhof Vladslo. Es erinnert an ihren gefallenen Sohn und entstand in den Jahren 1914 bis 1932. Eine um 10 Prozent vergrößerte Kopie steht seit 1959 in der Kirchenruine (Gedenkstätte) der St.-Alban-Kirche in Köln.
  • sozialpolitische Plakate wie Nie wieder Krieg für den Mitteldeutschen Jugendtag in Leipzig und Nieder mit den Abtreibungs-Paragraphen!
  • 1935/36: Entstehung des Bronzereliefs Ruht im Frieden seiner Hände für die eigene Familiengrabstätte
  • 1937–1939: Entstehung der Plastik Pieta
  • 1938–1940: Entstehung des Bronzereliefs Die Klage
  • 1940–1941: Kollwitz verarbeitet die Trauer um ihren Mann in der Kleinplastik Abschied
  • Um 1940: weitere ernste Zeichnungen zu diesen Themen, zum Beispiel 1943 Da stehe ich und grabe mir mein eigenes Grab
  • 1943: die letzte Kleinplastik Zwei wartende Soldatenfrauen entsteht

Etwa zweihundert Arbeiten von ihr sind im Dresdner Kupferstichkabinett ausgestellt.

In der Neuen Wache, der Zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft in Berlin, befindet sich seit 1993 die auf rund 1,6 Meter Höhe vergrößerte Kopie der Skulptur Mutter mit totem Sohn von Käthe Kollwitz, auch Pietà genannt.

Ehrungen

Trauerndes Elternpaar von Käthe Kollwitz

Käthe-Kollwitz-Museen in Dresden, Berlin und Köln sind ihrem Werk gewidmet. Jenes in Köln wurde 1985 von der Kreissparkasse Köln als erstes Kollwitz-Museum überhaupt gegründet. Es besitzt die größte Sammlung ihrer Werke und zeigt oft Monografien thematischer Zusammenhänge (zum Beispiel Goya, Ernst Barlach, Otto Dix, Henry Moore oder Picasso).

Als besonders ist das Käthe-Kollwitz-Haus in Moritzburg (bei Dresden) anzusehen. In diesem Haus starb Käthe Kollwitz am 22. April 1945. Heute werden dort Originalgrafiken, Fotografien und Tagebuchauszüge gezeigt. Weitere Ausstellungen stehen in historischem Bezug oder stellen künstlerische Techniken in den Mittelpunkt („Imago Mortis - Das Bild des Todes“, „Geschichte der Lithographie“). Ein Höhepunkt war 1995 „Käthe Kollwitz - Meisterwerke der Zeichnung“ zum 50. Todestag der Künstlerin mit 130 Blättern aus 48 internationalen Museen und Privatsammlungen.

Nach Käthe Kollwitz sind Schulen (dazu Käthe-Kollwitz-Schule) und Straßen in vielen Städten benannt.

Schriften und Briefe

Datei:Käthe Kollwitz FDC 1970.jpg
Ersttagsbrief mit den Motiven Nie wieder Krieg und Mutter mit Kind auf dem Arm (DDR-Briefmarken auf FDC, 1970)
  • Die Tagebücher 1908-1943. Hrsg. von Jutta Bohnke-Kollwitz. Siedler, Berlin 1989, ISBN 3-88680-251-5; Neuausgabe btb, München 2007, ISBN 978-3-442-73683-6
  • Briefe an den Sohn 1904–1945. Hrsg. von Jutta Bohnke-Kollwitz. Siedler, Berlin 1992, ISBN 3-88680-250-7 (bei den Briefen an ihren Sohn Hans Konrad Karl handelt es sich um die größte geschlossene Briefüberlieferung von Käthe Kollwitz)
  • Aus meinem Leben. Ein Testament des Herzens. Mit Zeichnungen von Käthe Kollwitz und einem Vorwort von Hans Kollwitz. Herder, Freiburg/Basel/Wien 1992, ISBN 3-451-04105-7; zuletzt 2006, ISBN 3-451-05757-3

Literatur

  • Hannelore Fischer, Alexandra von dem Knesebeck (Hrsg.) „Paris bezauberte mich...“ - Monographie zur Sonderausstellung im Käthe Kollwitz Museum Köln „Paris bezauberte mich...“ - Käthe Kollwitz und die französische Moderne vom 29. Oktober 2010 bis 16. Januar 2011, Hirmer Verlag, München, 2010, ISBN 978-3-7774-3041-6
  • Käthe Kollwitz. Meisterwerke der Zeichnung, Käthe Kollwitz Museum Köln, DuMont Köln 1995, ISBN 3-7701-3461-3
  • Andreas Benz: Es gibt auch ein Leben vor dem Tod. Zu Käthe Kollwitz. In: Der Überlebenskünstler: Drei Inszenierungen zur Überwindung eines Traumas. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 1997, ISBN 3-434-46233-3
  • Martin Fritsch (Hrsg.): Käthe Kollwitz. Zeichnung, Grafik, Plastik. Bestandskatalog des Käthe-Kollwitz-Museums Berlin. Seemann, Leipzig 1999, ISBN 3-86502-036-4
  • Martin Fritsch (Hrsg.): Hommage an, Homage to Käthe Kollwitz. Seemann, Leipzig 2005, ISBN 3-86502-117-4
  • Lorenz Grimoni (Hrsg.): Käthe Kollwitz - Königsberger Jahre. Einflüsse und Wirkungen. Verlag der Kunst, Husum 2007, ISBN 978-3-86530-100-0
  • Hildegard Reinhardt, "Sella Hasse und Käthe Kollwitz im Vergleich. Zwei sozialkritische Künstlerinnen zu Beginn der klassischen Moderne", in: Profession ohne Tradition. 125 Jahre Verein Berliner Künstlerinnen, Berlinische Galerie (Hrsg.), Berlin 1992.
  • Alexandra von dem Knesebeck: Käthe Kollwitz. Werkverzeichnis der Graphik, Neubearbeitung des Verzeichnisses von August Klipstein, publiziert 1955. 2 Bände, Bern 2002, ISBN 978-3-85773-040-5
  • Ludwig Kaemmerer: Kaethe Kollwitz. Griffelkunst und Weltanschauung. Dresden 1923.
  • Lenka von Koerber: Erlebtes mit Käthe Kollwitz (Berlin, 1957)
  • Hans Kollwitz (Hrsg.): Käthe Kollwitz. Tagebuchblätter und Briefe (Berlin, 1948)
  • Fritz Schmalenbach: Käthe Kollwitz. Langewiesche, Königstein 1965, ISBN 3-7845-2671-3
  • Werner Schmidt (Hrsg.): Die Kollwitz-Sammlung des Dresdner Kupferstichkabinetts. Graphik und Zeichnungen 1890-1912. DuMont, Köln 1988, ISBN 3-7701-2297-6
  • Ute Seiderer: Between Minor Sculpture and Promethean Creativity. Käthe Kollwitz and Berlin's Women Sculptors in the Discourse on Intellectual Motherhood and the Myth of Masculinity, in: Practicing Modernity. Female Creativity in the Weimar Republic, hg. v. Christiane Schönfeld, Königshausen & Neumann, Würzburg, 2006, S. 89-119, ISBN 3-8260-3241-1
  • Ursula Trüper: Leider war ich ein Mädchen. Über Käthe Kollwitz. Edition Nautilus, Hamburg 2001, ISBN 3-89401-370-2
  • Irmgard Wirth: Kollwitz, Käthe, geborene Schmidt. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, S. 470 f. (Onlinefassung).

Weblinks

 Commons: Käthe Kollwitz – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Deutsche Verlustlisten (Preußische Verlustliste Nr. 520) vom 3. Mai 1916, S. 12292: Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 207. Kollwitz [nicht Bollirtz], Peter (4. Komp.) - Berlin - gefallen. (bereits in VL Nr. 93 vom 4. Dezember 1914, S. 3306, als "Krgsfreiw. Peter Bollirtz" gemeldet)
  2. Der Orden Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste: Die Mitglieder des Ordens Band II (1882-1952), Gebr. Mann-Verlag, Berlin 1978, Seite 350.
  3. Norbert Schulz: Streik: Detailansicht. Dhm.de. Abgerufen am 18. Mai 2010.
  4. Das Bild "Not" daraus im Großformat bei Norbert Berghof (Red.): Bildmappe Kunst in der Verfolgung: Entartete Kunst (Ausstellung) 1937 in München. 18 Beispiele, ferner Beiheft: Lebensdaten und Selbstzeugnisse, beides Neckar, Villingen 1998, ohne ISBN
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