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Josef Wolfsthal

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Josef Wolfsthal, um 1920

Josef Wolfsthal (geb. 12. Juni 1899 in Wien, Österreich-Ungarn; gest. 3. Februar 1931 in Berlin, Deutschland), geboren als Josef Wolfthal, war ein österreichischer Violinist, in Deutschland auch Orchesterleiter und Musikpädagoge.

Familie und Ausbildung

Wolfsthals Familie stammte aus Galizien und war sehr musikalisch geprägt, auch sein Vater Lazar und sein älterer Bruder Max (* 1896) spielten Geige.[1] Er wurde zunächst von seinem Vater, der ein ausgezeichneter Lehrer war und auch Sigmund Feuermann (1900–1952) schulte, an diesem Instrument unterrichtet. Ab dem Alter von zehn Jahren erhielt er sechs Jahre lang Geigenunterricht durch den ungarischen Virtuosen Carl Flesch.

Er heiratete die Pianistin und Musikpädagogin Olga Szell, geb. Band, die von 1920-1926 mit George Szell verheiratet war, und bekam mit ihr eine Tochter. Wolfsthal starb mit 31 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung; seine Witwe heiratete später Benar Heifetz.

Engagements

Hochschule für Musik in Berlin im Jahr 1928 – Josef Wolfsthal lehrte hier als Professor von 1926–1931

Im Alter von sechzehn Jahren trat Wolfsthal erstmals öffentlich auf.[2] Sein Debut mit den Berliner Philharmonikern war am 7. April 1916, bei dem er mit Carl Flesch das Doppelkonzert für zwei Violinen d-Moll BWV 1043 von Johann Sebastian Bach unter der Leitung von Camillo Hildebrand (1876–1953) bestritt. Flesch verordnete ihm danach eine Zeit als Orchestermitglied, um Wolfsthal mehr Disziplin anzuerziehen.

Wolfsthal begann in Bremen als Nachfolger von Georg Kulenkampff in der Orchesterleitung, zog kurzzeitig nach Stockholm, bis man ihm 1921 die Leitung des besten deutschen Ensembles der damaligen Zeit, das Orchester der Berliner Staatsoper Unter den Linden, übertrug. Er wurde von Richard Strauss protegiert, der dieses Orchester oft dirigierte. Wolfsthal ist in Strauss’ erster Einspielung von Ein Heldenleben zu hören und ebenso in der ersten Aufnahme von Molières Der Bürger als Edelmann, in der er insbesondere im Tanz der Schneider brilliert. Im Alter von 26 Jahren wurde Wolfsthal Dozent an der Berliner Hochschule für Musik und erhielt eine Professur. Unter anderen gehörte dort Kurt Sydow zu seinen Studenten. Wolfsthal unterrichtete auch Szymon Goldberg und Marianne Liedtke, die später als Maria Lidka bekannt wurde.

Im Jahr 1928 war er aktiver Teil der Premiere von Karl Weigls Violinkonzert.[3] Gemeinsam mit Emanuel Feuermann und Paul Hindemith bildete er ein Streichertrio. Nach Wolfsthals frühem Tod übernahm dort sein Schüler Szymon Goldberg seinen Platz.

Während der 1920er Jahre wurden eine Vielzahl von Stücken mit Wolfsthal aufgenommen. Sein Stil wird als „rhythmisch korrekt mit staunenswerten Resulaten“, als „sehr konzentriert“, „von gepflegter Modernität“, als „süß“ und „die Portamentotechnik meidend“ beschrieben.[4][5] Der Penguin Guide of Compact Discs beschreibt Wolfsthals Stil als „meisterhaft und atemberaubend“. Die Rezeption führe dazu, sein viel zu frühes Ableben zu bedauern.

Ab 1928 war er Vertreter von Otto Klemperer in der Orchesterleitung der Berliner Krolloper. Dort gab er im Februar 1929 die Premiere von Hindemiths Kammermusik No. 4, Op. 36. Gemeinsam mit Leonid Kreutzer und Gregor Piatigorsky bildete er ein Trio. Als er die Chance erhielt, zusammen mit Vladimir Horowitz in die Vereinigten Staaten zu gehen, machte ihm seine nach wie vor mangelnde Disziplin einen Strich durch diese Zukunftsaussicht. Während des dafür angesetzten Vorspielens bei Piatigorskys Manager fing er unvermittelt an, mitten im Stück zu improvisieren und brach darüber in jungenhaftes Lachen aus.

Nachruhm

Am 18. April 2016 fand im Kulturzentrum Gasteig in München im Rahmen der Vortragsreihe Im Kosmos großer Violinkunst. Berühmte Virtuosen und ihre Meisterklassen eine Veranstaltung mit dem Titel Carl Flesch und seine Schule: Josef Wolfsthal, Szymon Goldberg, Max Rostal, Roman Totenberg, Henryk Szeryng u. a. statt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. T. Josef Potter: Wolfsthal plays Beethoven and Mozart Concertos, auf: pristineclassical.com, abgerufen am 17. April 2016
  2. Walter Kolneder / Reinhard G. Pauly: The Amadeus book of the violin: construction, history, and music. Amadeus Press. Portland, Oregon 1998. ISBN 978-1574670387. S. 467.
  3. Michael Haas: Forbidden Music: The Jewish Composers Banned by the Nazis. Yale University Press. 2013. ISBN 978-0-300-15431-3. S. 1903.
  4. Jonathan Woolf: Ludwig van Beethoven (1770–1827): Violin Concerto in D major Op 61; Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791): Violin Concerto No.5 in A major, auf: musicweb-international.com, abgerufen am 17. April 2016
  5. Reinhard J. Brembeck: Tanze Tango, Muse!. In: Süddeutsche Zeitung, 11. Mai 2010, abgerufen am 17. April 2016
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Josef Wolfsthal aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.