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Jüdische Gemeinde Bzenec

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Die jüdische Gemeinde (Kehillah) in Bzenec (deutsch Bisenz), einer Stadt im Bezirk Okres Hodonín in der südmährischen Region Jihomoravský kraj in Tschechien, reihte sich vor allem im 18. Jahrhundert zu den größten jüdischen Gemeinden in Mähren.

Geschichte

Die jüdische Gemeinde, die vermutlich bereits im 14. Jahrhundert bestand, gehört zu den ältesten jüdischen Gemeinden Mährens. Schriftliche Zeugnisse über die Gemeinde stammen jedoch erst aus dem 16. Jahrhundert. Im 18. und besonders im 19. Jahrhundert bildete die jüdische Bevölkerung einen nicht unerheblichen Teil der Einwohner von Bzenec. Der erste belegte Rabbiner war 1589 Moyses ben Jicchak. Ende des 19. Jahrhunderts kam es allerdings zu einer Abnahme der jüdischen Bevölkerung: die Juden zogen es vor, in größere Städte umzusiedeln, darunter auch Wien, so dass zu Beginn des 20. Jahrhundert in Bzenec nur noch 416 Personen jüdischen Glaubens lebten.[1][2]

Dieser Trend setzte sich nach dem Zerfall der Monarchie und der Gründung der selbständigen Tschechoslowakei fort. 1930 zählte die jüdische Bevölkerung nur noch 138 Personen. Zu einer kurzfristigen Zunahme der jüdischen Bevölkerung kam es zwischen der Eingliederung des Sudetenlandes in das Deutsche Reich (am 2. Oktober 1938) und der sog. Zerschlagung der Rest-Tschechei am 15./16. März 1939, als viele Juden aus den besetzten Gebieten in der damals noch nicht besetzten Tschechoslowakei Schutz suchen wollten.[2]

Shoa

Bereits am 15. März 1939 kamen die ersten deutschen Truppen nach Bzenec. Am 27. Januar 1941 kam es zu einer Massendeportation aller Juden der Stadt zuerst nach nach Uherský Brod und anschließend am 31. Januar 1943 nach Theresienstadt (Transport Cp, 837 Personen[3]); von hier wurden sie am 1. Februar 1943 gleich nach Auschwitz-Birkenau deportiert (Transport Cu, 1001 Personen[4]). Nach der sog. Selektion blieben nur 6 Personen übrig, die anderen wurden gleich nach der Ankunft in Gaskammern ermordet. Die Konzentrationslager haben nur zwei Personen überlebt.[2][5]

Berufe, Handwerk

Außer Handel mit verschiedenen Gütern, auch außerhalb der Stadt (Bzenec lag gut am Handelsweg von Brünn nach Nordungarn) waren Juden im in Südmähren verbreiteten Weinbau erfolgreich (sie besaßen über 20 Prozent der Rebenacker); sie interessierten sich auch für Obst und Gemüse, um 1850 betrieben sie Lebensmittelerzeugung und -industrie allgemein und arbeiteten als Fleischer. Außerdem waren sie Handwerker – sie besaßen Glasereien, Kürschnereien und Schneidereien; auch im Hotelgewerbe waren Juden tätig.[2][6]

Entwicklung der jüdischen Bevölkerung

Die Einwohnerzahl der jüdischen Gemeinde in Kolín entwickelte sich wie folgt[7]:

Jahr
Anzahl
Anmerkung
um 1585 25 Familien
1604 67 Familien (etwa 400 Personen[1])
um 1810/1820   130 Familien
1830 657 Personen
1834 772 Personen gleich 27 Prozent der Einwohner[1]
1848 910 Personen 1850: 900 Personen gleich ¼ der Einwohner[1]; 1850: über 900 Personen[2][8]  
1857 965 Personen
1869 540 Personen
1880 272 Personen
1890 228 Personen
1900 182 Personen [Anm 1]
1900 416 Personen (10 Prozent der Einwohner)[Anm 1]
1924 ca. 290 Personen  
1930 138 Personen (3 Prozent der Einwohner)

Anmerkungen

  1. 1,0 1,1 Bei D. Alicke (jüdische-gemeinden.de/...) finden sich unkommentiert sowohl die Zal 182 Personen wie auch 416 Personen, J. Fiedler (holocaust.cz/...) führt nur die Zahl 416 Personen (mit der Prozentangabe) an.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Jiří Fiedler: Židovské památky v Čechách a na Moravě, Stichwort Bzenec, online auf: holocaust.cz/...
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Židovská obec ve Bzenci [Jüdische Gemeinde in Bzenec], Zusammenstellung nach mehreren Biographien, Portal des Vereins “Starý Bzenec”, online auf: starybzenec.cz/zidovska-obec
  3. Liste aller Transporte nach Theresienstadt (sortiert nach Abfahrtsort), Datenbank der "Theresienstädter Initiative" und des "Instituts Theresienstädter Initiative", online auf: katalog.terezinstudies.cz/...from
  4. Liste aller Transporte nach Theresienstadt (sortiert nach Abfahrtsort), Datenbank der "Theresienstädter Initiative" und des "Instituts Theresienstädter Initiative", online auf: katalog.terezinstudies.cz/...to
  5. Náhle se započalo všechno měnit, Material der Initiative “Zmizelí sousedé” [Verschwundene Nachbarn] und des Projektes “Pocta obětem” [Ehre den Opfern] (unter Beteiligung lokaler Schulen), online auf: pocta-obetem.cz/.../menit
  6. Bzenečtí židé, Material der Initiative “Zmizelí sousedé” [Verschwundene Nachbarn] und des Projektes “Pocta obětem” [Ehre den Opfern] (unter Beteiligung lokaler Schulen), online auf: pocta-obetem.cz/.../zide
  7. Theodor Haas: Juden in Mähren - Darstellung der Rechtsgeschichte und Statistik unter besonderer Berücksichtigung des 19.Jahrhunderts, Brünn 1908, S. 63; Josef Hoff: Geschichte der Juden in Bisenz, in: Hugo Gold (Hrg.), Die Juden und Judengemeinden Mährens in Vergangenheit und Gegenwart, Jüdischer Verlag, Brünn 1929, S. 119 - 123; beide zit. nach: Klaus-Dieter Alicke: Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum, 3 Bände, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2008, ISBN 978-3-579-08035-2, Stichwort Bisenz, online auf: jüdische-gemeinden.de/...
  8. Něco z historie, Material der Initiative “Zmizelí sousedé” [Verschwundene Nachbarn] und des Projektes “Pocta obětem” [Ehre den Opfern] (unter Beteiligung lokaler Schulen), online auf: pocta-obetem.cz/.../historie

Siehe auch

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Jüdische Gemeinde Bzenec aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.