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Gott der Vater

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Gott der Vater (auch: Gott Vater, Gottvater, der Vater Jesu Christi, der Vater) heißt im Christentum der Gott JHWH in seiner einzigartigen Beziehung zu Jesus Christus, der als Sohn Gottes bezeichnet wird.

Dieser Gott wird schon im Tanach und anderen Schriften des Judentums auch als (mein, unser) „Vater“ angesprochen und bezeichnet. Damit ist vor allem sein Handeln als den Menschen zugewandter Schöpfer der Welt und barmherziger Erhalter der erwählten Israeliten gemeint. Damit widersprach das Judentum polytheistischen Religionen, die einen „Göttervater“ als Hauptgottheit eines Pantheons, einen männlichen „Himmelsvater“ gegenüber einer weiblichen „Erdmutter“ oder einen menschlichen Gottkönig als „Vater“ seiner Untertanen verehrten.

An diese jüdische Tradition knüpfte Jesus von Nazaret an, indem er JHWH wie andere Juden seiner Zeit vertraulich als Abba („Papa“) anredete und seine Jünger das Vaterunser lehrte.[1] Die Urchristen bezeichneten JHWH daher als „Vater Jesu Christi“ und betonten damit seine Identität mit dem Bundesgott der Israeliten.[2] Daher trat der Ausdruck „Gott der Vater (Jesu Christi)“ im Christentum an die Stelle des Gottesnamens.

Im Anschluss an diesen Sprachgebrauch im Neuen Testament (NT) beschreibt die christliche Trinitätslehre Gottes Wesen in den drei Personen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Die Alte Kirche hat diese Lehre im 4. Jahrhundert dogmatisiert, um die Einheit und Einzigartigkeit des Gottes der Bibel zu wahren. Damit schloss sie christliche Richtungen, die den Schöpfergott Israels vom Erlösergott Jesu trennen wollten (Marcion, Gnosis, Doketismus), als Häresien aus. Die altkirchlichen Glaubensbekenntnisse und meisten christlichen Konfessionen vertreten die Trinitätslehre.

Außerbiblische Analogien

Die ägyptische Mythologie kannte eine Urgottheit, die mit einer Vielzahl von Attributen, darunter auch „Vater der Götter“ (... und Göttinnen/ und Menschen) im Sinne einer Theogonie („der den erzeugt, der ihn erzeugt“) umschrieben wurde.[3]

Die griechische Mythologie nannte den Hauptgott Zeus öfter „Vater“, um seine höchste Autorität über Götter und Menschen auszudrücken. An eine Schöpfertätigkeit war dabei nicht gedacht. Der Titel erscheint in den beiden Hauptwerken Homers, Ilias und Odyssee, vor allem als direkte Anrede an Zeus. Dieses Herrschaftsattribut ging auf den Hauptgott der römischen Religion namens Jupiter (von iu- für „Tag“, „hell“ und pater für „Vater“) über.[4]

Carl Emil Doepler: Odin, der Göttervater (Gemälde von 1880)

Die germanische Mythologie der Edda kannte einen „Gott-Vater“ oder „Vater-Gott“ Tyr. Sein Name wird wie die Namen Zeus und Jupiter etymologisch auf den indogermanischen Himmelsgott Dyaus Pita zurückgeführt. Seine Eigenschaften gingen später auf die germanische Hauptgottheit Odin (Wodan) über.[5]

Einige Götterbilder des Alten Orients zeigen Merkmale, die als Hinweise auf einen „Vatergott“ gedeutet werden: einen Bart, Sitzposition und einen „Kalathos“-Korb als Kopfbedeckung. Diese Merkmale hat zum Beispiel die Marmorskulptur eines Götterkopfes aus der römischen Kaiserzeit, die mangels weiterer typischer Indizien auf Amun, Asclepius, Jupiter, Neptun, Saturn oder Serapis gedeutet wurde.[6] Serapis wurde auf Münzen der Ptolemäerzeit in Alexandria ebenso dargestellt. Vermutet wird, dass solche Bilder die spätere Vorstellung von Gott als bärtigem, weisen alten Mann mit angeregt haben.[7]

Das Pantheon von Ugarit kannte neben dem Hauptgott El auch einen mit ihm verwandten El-ib. Unklar ist, ob dieser Titel als Genitiv „Gott des Vaters“ (des Ahnen einer semitischen Sippe) oder als Apposition „Gott-Vater“ (vergöttlichter Ahnherr) zu deuten ist. Hier wird eine Vorform des „Gottes der Väter“ vermutet, der in den Erzväter-Geschichten der Bibel (Gen 12-50) erscheint.[8] El wurde in Ugarit auch als „Schöpfer des Himmels und der Erde“, „König“, „Vater“ und „Erschaffer der Götter“ bezeichnet. Abraham, der Stammvater Israels, übertrug das Schöpferattribut laut Gen 14,22 EU auf seinen Gott JHWH.[9]

Judentum

In einigen Gebeten des Tanach wird JHWH als Vater angeredet, etwa in Weish 14,3 EU und Sir 23,1 EU, dort verbunden mit Adonaj („Herr“). Im apokryphen Ezechiel heißt es betont: „Wenn ihr umkehrt und sagt: ‚Vater‘, werde ich euch erhören.“ Auch die Anrede Gottes als „mein Vater“ war im vorchristlichen Judentum üblich (Sifra Lev 20,16; Mekh Y Ex 20,6).[10]

Christentum

Neues Testament

JHWH wird im NT meist als Kyrios oder Theos bezeichnet. In Eigenaussagen Jesu taucht jedoch oft die Anrede „Vater“ oder „mein Vater“, in Reden an seine Jünger auch „euer Vater“ auf. Viele dieser Aussagen, besonders in den Ich-bin-Reden des Johannesevangeliums, wurden Jesus nachösterlich in den Mund gelegt. Doch die Paulusbriefe legen nahe, dass die Vater-Anrede der Urchristen für Gott auf Jesu eigene aramäische Gebetsweise zurückgeht:[11]

NT-Vers Kontext Zitat
Mk 14,36 Gebet in Getsemani Abba, Vater, alles ist dir möglich.
Lk 23,34 Fürbitte des Gekreuzigten Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.
Joh 8,38 Auftrag Jesu als Offenbarer Gottes Ich sage, was ich beim Vater gesehen habe, und ihr tut, was ihr von eurem Vater gehört habt.
Joh 11,41 Dankgebet für die Auferweckung des Lazarus Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast.
Joh 12,27 Letzte öffentliche Rede Jesu Was soll ich sagen: Vater, rette mich aus dieser Stunde? Aber deshalb bin ich in diese Stunde gekommen.
Mt 28,19 Missionsauftrag des Auferstandenen ...tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes...
Gal 4,6 Erinnerung der Galater Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unser Herz, den Geist, der ruft: Abba, Vater.
Röm 8,15 Leben im Geist Denn ihr habt nicht einen Geist empfangen, der euch zu Sklaven macht, so dass ihr euch immer noch fürchten müsstet,
sondern ihr habt den Geist empfangen, der euch zu Söhnen macht, den Geist, in dem wir rufen: Abba, Vater!

Literatur

  • Felix Albrecht, Reinhard Feldmeier (Hrsg.): The Divine Father: Religious and Philosophical Concepts of Divine Parenthood in Antiquity. Brill, Leiden 2014, ISBN 9004256253
  • Frances Back: Gott als Vater der Jünger im Johannesevangelium. Mohr Siebeck, Tübingen 2012, ISBN 3161522621
  • Hermann Spieckermann: Gottvater. Religionsgeschichte und Altes Testament. In: Jahrbuch der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 2007, Walter de Gruyter, Berlin 2008, ISBN 978-3-11-020778-1, S. 401-406.
  • Reinhard Feldmeier: Gottvater. Religionsgeschichte und Neues Testament. In: Jahrbuch der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 2007, S. 407-412.
  • Annette Böckler: Gott als Vater im Alten Testament. Traditionsgeschichtliche Untersuchungen zur Entstehung und Entwicklung eines Gottesbildes. Gütersloher Verlag-Haus, Gütersloh 2002, ISBN 357902664X
  • D. Martyn Lloyd-Jones: Gott der Vater. 3 L, 2. Auflage 2005, ISBN 3935188005
  • Helmut Jaschke: Gott Vater? Matthias-Grünewald-Verlag, 1997, ISBN 3786720517

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Martin Karrer: Jesus Christus im Neuen Testament. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, S. 205
  2. K. W. Niebuhr: Grundinformation Neues Testament. 4. Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht/UTB, Göttingen 2011, ISBN 3-8252-3594-7, S. 30
  3. Lothar Goldbrunner, Christian Leitz: Lexikon der Agyptischen Gotter und Gotterbezeichnungen. Peeters, 2004, ISBN 9042913762, S. 57
  4. Ken Dowden: Zeus (Gods and Heroes of the Ancient World). Routledge Chapman & Hall, 2006, ISBN 9780415305020, S. 9 und S. 29 ff.
  5. Otto Höfler: Kleine Schriften: Ausgewählte Arbeiten zur germanischen Altertumskunde und Religionsgeschichte, zur Literatur des Mittelalters, zur germanischen Sprachwissenschaft sowie zur Kulturphilosophie und -morphologie. Helmut Buske, 1992, ISBN 3875480155, S. 297
  6. Irene Romano (Hrsg.): Classical Sculpture. Catalogue of the Cypriot, Greek, and Roman Stone Sculpture in the University of Pennsylvania Museum of Archaeology and Anthropology. University of Pennsylvania Press, 2006, S. 182
  7. Manfred Görg: Religionen in der Umwelt des Alten Testaments III: Ägyptische Religion. Kohlhammer, Stuttgart 2007, ISBN 3-17-014448-0, S. 161
  8. Eckart Otto (Hrsg.): Studien zur alttestamentlichen und altorientalischen Religionsgeschichte: Zum 60. Geburtstag von Klaus Koch. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1997, ISBN 3525535791, S. 22 f.
  9. Karl Erich Grözinger: Jüdisches Denken. Theologie, Philosophie, Mystik Band 1: Vom Gott Abrahams zum Gott Aristoteles. Campus, ISBN 3-593-37512-5, S. 58
  10. Klaus Berger: Gebet IV: Neues Testament. In: Theologische Realenzyklopädie Band V, Walter de Gruyter, Berlin 1984, ISBN 3110085798, S. 49
  11. Klaus Berger: Gebet IV: Neues Testament. TRE V, Berlin 1984, S. 49
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