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Dora Schimanko

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Als Rednerin bei der Demonstration gegen den WKR-Ball 2012

Dora Schimanko (* 1932 in Wien) ist pensionierte Gärtnerin, frühere Emigrantin, Schriftstellerin und Zeitzeugin.

Leben und Werk

Schimanko ist die Urenkelin des Statistikers Walter Schiff und die Nichte von Karl Popper. Ihre Familie kann auf eine lange Tradition sozialen und kulturellen Engagements verweisen. Ihr Urgroßvater organisierte gemeinsam mit seiner Frau Caroline Schiff Ausspeisungen für die Armen und gründete 1918 die Wiener öffentlichen Küchen. Ihr Großvater, der ebenfalls Walter Schiff hieß, engagierte sich im Verein Wiener Settlement, war Mitbegründer des ersten öffentlichen Realgymnasiums für Mädchen und initiierte den Warenkorb, der heute noch – als Verbraucherpreisindex – die Grundlage für Lohnrunden und Versicherungsanpassungen bildet. Ihre Mutter war Geigerin und veranstaltete oft Hauskonzerte.

Die kleine Dora war ein selbstbewusstes Mädchen. Als sie bei einer Begrüßung am Lockenkopf gestreichelt wurde, wehrte sie sich: „Ich bin ein Mensch und kein Schoßhund, den man ungefragt streichelt.“[1] Ihr Großvater rügte sie nicht darob nicht, sondern bemerkte: „Das ist noch gut ausgegangen, ein Hunderl hätte vielleicht zugebissen!“ Die glückliche Kinderwelt der 6-jährigen zerbrach jäh im Jahre 1938, als die ganze Familie vor den Nazis nach England flüchten musste. „Wir haben es uns aussuchen können. Ob sie uns als Linke oder als Juden verfolgt hätten, wäre in unserem Fall völlig egal gewesen.“[2] Mit einem Kindertransport kam Schimanko als Sechsjährige zu ihrem Großvater nach London und konnte erst 1946 nach Wien zurückkehren. „Als Heimkehrer hatten wir nichts. Die enteignete Wohnung bekamen wir nicht zurück. Wir waren obdachlos. Hilfe Null.“[3] Freunde halfen, Dora wurde Gärtnerin. Sie engagierte sich zuerst in der Freien Österreichischen Jugend, der damals Kommunisten, Sozialisten und Katholische angehörten, und später, wie die meisten ihrer näheren Verwandten, in der KPÖ.

2006 veröffentlichte die Theodor Kramer Gesellschaft ihr Buch Warum so und nicht anders, welches ihre Großfamilie - die Schiffs – beschrieb. Eine Reihe von Mitglieder dieser jüdischen Mittelschichtsfamilie spielte eine wichtige Rolle im Wien der Jahrhundertwende und in der Ersten Republik. Die Nationalsozialisten ermordeten einige Familienmitglieder und vertrieben die anderen. Derzeit schreibt Schimanko an ihrem zweiten Buch, einem Roman über einen demokratischen Politiker, der sich zum totalitären Machthaber wandelt.

Als Zeitzeugin und Aktivistin

Schimanko ist seit vielen Jahren als Zeitzeugin in Schulen, öffentlichen Veranstaltungen und Medien aktiv. Sie engagiert sich – gemeinsam mit Konstantin Wecker und anderen – für das Projekt Rassismusfreie Zone[4] in der Leopoldstadt und spricht sich deutlich gegen die Veranstaltung des Akademikerballs in der Wiener Hofburg aus. Schimanko setzte sich auch gegen die Verbauung des öffentlichen Augartenspitzes durch einen privaten Verein ein. Sie lebt in der Leopoldstadt, dem zweiten Wiener Gemeindebezirk.

Zwei Zitate

Im Jahr 2014 verglich sie den Polizeieinsatz betreffend die Demonstration gegen den Akademikerball mit den Protesten gegen das Schattendorfer Urteil im Jahr 1927, welche aufgrund massiven Einschreitens der Polizei zum Brand des Wiener Justizpalastes führte. Sie kritisierte massiv die politisch Verantwortlichen:

„Ich halte es für einen Wahnsinn, wenn mir offiziell mitgeteilt wird, das Parlament und die Regierung hätten keinerlei Mitspracherecht, wer in der Hofburg was veranstaltet. Die Republik Österreich und die Stadt Wien machen sich lächerlich vor der ganzen Welt. Sollen sie tanzen wo sie wollen, aber in offiziellen Räumen der Republik bitte nicht.“

Dora Schimanko: "Wien macht sich lächerlich vor der ganzen Welt", Der Standard, 24. Jänner 2014

„Es gehört [...] eine parlamentarische Anfrage ob der Angemessenheit des Polizeieinsatzes, und wer trägt die Kosten? […] Die Polizei hatte es auf Gewalt angelegt. Dafür gibt es ein wichtiges Indiz: Die Absperrung des Heldenplatzes war mit mehr Polizei und breiter ausgelegt als etwa beim Besuch des Präsidenten der USA. […] Damit war die Kundgebung am Heldenplatz selber sozusagen auswagoniert. Die Polizei hat zwei Ersatzorte vorgeschlagen. Eines wäre gewesen der Kohlmarkt, eng und durch die Absperrungen eine Sackgasse. Das andere - viel Gravierendere - war der Maria-Theresien-Platz, wo die F bereits eine Kundgebung angemeldet hatte. Das ist einmal gesetzwidrig von der Polizei, weil zwei sich widersprechenden Kundgebungen an einem Platz nicht gesetzlich erlaubt wären. Zweitens […] wäre Gewalt vorprogrammiert gewesen. Ergo dessen, nehme ich an, es war von der Polizei erwünscht.“

Dora Schimanko: Gespräch in Augustin TV, 6. März 2014

Buchpublikation

  • Warum so und nicht anders. Die Schiffs: Eine Familie wird vorgestellt, Wien: Theodor Kramer Gesellschaft 2006

Weblinks

Nachweise

  1. Doris Kittler: Das Buch singt, Rezension des Buches von Dora Schimanko, abgerufen am 14. Dezember 2014
  2. a.a.O.
  3. a.a.O.
  4. Rassismusfreie Zone, abgerufen am 14. Dezember 2014
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Dora Schimanko aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.