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Darknet

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Dieser Artikel beschreibt ein Netzwerk in der Informatik. Zum gleichnamigen Roman siehe Daniel Suarez (Schriftsteller).
Die Anonymous- oder Guy-Fawkes-Maske ist eines der Symbole des Darknet.

Darknet (englisch für „Dunkles Netz“) beschreibt in der Informatik ein Peer-to-Peer-Overlay-Netzwerk, dessen Teilnehmer ihre Verbindungen untereinander manuell herstellen. Dieses Konzept steht im Gegensatz zu konventionellen Peer-to-Peer-Netzwerken, bei denen zumeist die Verbindungen zu den Clients fremder Personen automatisch und willkürlich initiiert werden. Im Ergebnis bietet ein Darknet ein höheres Maß an Sicherheit, da einem Angreifer der Zugriff auf das Netzwerk nicht ohne weiteres möglich ist – oder er im Idealfall gar nichts von der Existenz des Netzwerks weiß.

Überblick

Die Daten werden häufig verschlüsselt übertragen und gespeichert. Ihre Anwendung reicht von normalem Datenaustausch zwischen Privatpersonen über kleine Tauschbörsen-Netzwerke für Musik und Filme bis hin zur Vernetzung von Regimekritikern.[1][2] Um dem Vorwurf der Nutzung beispielsweise zur Urheberrechtsverletzung durch Musiktausch zu begegnen, wird von Darknet-Betreibern betont, dass die Meinungsfreiheit, besonders in Zensurländern wie China, durch solche Netzwerke gestärkt werden kann.

Unterschied zum Deep Web

Das Darknet bezeichnet ein abgeschlossenes Netzwerk und beinhaltet abgeschlossene Webseiten, welche nur über einen bestimmten Browser zu finden sind, und welche nicht in normalen Suchmaschinen indexiert sind.

Das Deep Web hingegen bezeichnet nur einen abgeschlossenen Teil des Internets, welcher allerdings von allen Browsern aus erreichbar ist aber nur manchen Benutzern zugänglich ist. Ein Beispiel hierfür sind Banknetzwerke.[3]

Arbeitsweise

Datei:Anleitung- Der Einstieg ins Darknet mit dem Tor Browser.webm Falls das Netz dem Filesharing dient, bezeichnet Darknet eine Art von Friend-to-friend-Netzwerk (F2F). Die meisten Filesharingprogramme sind keine Darknets, da die Knoten (Peers) mit jedem anderen Knoten (öffentliche, ungeprüfte peers) im Netzwerk kommunizieren können.

Ein Freund-zu-Freund-Netzwerk unterscheidet sich von einem Darknet insofern, als ein Freund-zu-Freund-Netzwerk die Weiterleitung von Dateien auch an die Freunde der Freunde unterstützt, die IP-Adressen der Freunde jedoch den Freunden nicht ersichtlich sind. Ein F2F-Netzwerk muss daher dezentral organisiert sein (man kennt die IP-Adressen der Freunde, aber deren Freunde nicht), ein Darknet kann auch zentral organisiert sein (das heißt, auch ein Hub mit allen Freunden könnte ein Darknet sein; hier kennen jedoch alle die IP-Adressen von allen).

Die vielleicht bekannteste Darknet-Software ist WASTE von Nullsoft. Ein echtes F2F-Netzwerk kann über den Instant Messenger Turtle F2F errichtet werden, der auch Filesharing über den Client giFT erlaubt. Dabei kennt man als Teilnehmer – anders als WASTE im Broadcasting-Modus – die Freunde der Freunde nicht. In Turtle wird somit ein Schildkröten-Netzwerk gegründet, in dem sich nur Verbindungen etablieren lassen, die von geprüften Freunden kommen. Turtle scheint jedoch nicht weiter entwickelt zu werden, ähnliche Ansätze werden aber auch von RetroShare, HybridShare, OnShare, ExoSee, GigaTribe oder Gazzera verfolgt.

Freenet, ein Netz zum anonymen und zensurfreien Informationsaustausch, arbeitet ab Version 0.7 darauf hin, ein globales Darknet zu bilden, das Millionen Teilnehmer haben kann. Solch ein untypisches Darknet soll durch eine Anwendung des Kleine-Welt-Phänomens möglich sein.

Begriffsgeschichte

Bereits in den 1970er Jahren wurde mit dem Begriff Darknet vom ARPANET isolierte Netzwerke bezeichnet[4] und durch den Artikel The Darknet and the Future of Content Distribution aus dem Jahre 2002 weiter popularisiert.[5] Vier Microsoft-Angestellte argumentieren darin, das Vorhandensein von Darknets sei das wesentliche Hindernis in der Entwicklung funktionierender Techniken zur digitalen Rechteverwaltung.

Rezeption

Aufgrund der Eigenschaften des Darknets werden erhebliche Möglichkeiten für kriminelle Aktionen, wie etwa illegalen Drogen- oder Waffenhandel gesehen. Dahingehende kriminalistische Ermittlungen werden in jüngerer Zeit verstärkt durchgeführt.[6] Eine Anfang Februar 2016 veröffentlichte Studie des britischen Thinktanks International Institute for Strategic Studies[7] stufte 57 Prozent von 5205 untersuchten aktiven Seiten im Darknet inhaltlich als „illegal“ ein. Jedoch würde über ein Drittel der Angebote legal genutzt, darunter auch Onion Services wie jene von Facebook oder Mailbox.org.[8][9] Constanze Kurz, Sprecherin des Chaos Computer Clubs (CCC), kritisierte auf netzpolitik.org eine einseitige Sicht der Massenmedien auf das Darknet; so würden „verschlüsselte Netzwerke genauso von Journalisten, von Menschenrechtsorganisationen, von Whistleblowern oder von Menschen, die sich aus anderen Gründen schützen müssen, verwendet.“[10] Der Sprecher des CCC Linus Neumann sagte: „Das Darknet ist das Internet, wie man es sich eigentlich wünschen würde. Ein Netz ohne Zensur und Überwachung, mit all seinen Vor- und Nachteilen“. Die in Deutschland geführte Debatte um Darknet-Kriminalität zeige auch, dass man in einer relativ freien Gesellschaft lebe. „In einem Land wie China landest du schneller im Darknet, weil du deine Kommunikation stärker schützen musst.“ Der Geschäftsführer der Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen (ROG), Christian Mihr, verweist auf die Kommunikation per Darknet in Ländern wie Syrien oder Iran. Jedoch würde gerade das Darknet auch für Deutschland relevant sein, da „auch hier […] das Internet immer mehr überwacht“ werde. Mit zunehmender Überwachung steige „die Zahl derer, die die Anonymität von Darknets schätzen lernen.“ Man habe ein Recht auf „anonyme Kommunikation“, und eine Gleichsetzung von Kriminalität und Darknet sei „brandgefährlich“.[11]

Besondere Bedeutung hat das Darknet auch für Whistleblower, diesbezüglich haben auch schon bedeutende Zeitungen wie die New York Times Seiten im Darknet eingerichtet, um dort anonymisiert vertrauliche Information erhalten zu können.[12]

Der Telegram Messenger gehört aufgrund seiner Merkmale mit Verschlüsselung[13] und nach dem Verbot von Territorien verschiedener Länder zum Darknet.[14] Aufgrund der Anonymität enthält es verschlüsselte Kanäle für den Verkauf verbotener Substanzen, die Rekrutierung verschiedener Organisationen und die Koordination regierungsfeindlicher Maßnahmen.[15]

Siehe auch

Ein Kartogramm, welches die durchschnittliche Benutzung des Tor-Netzwerkes in den Jahren 2012/2013 anzeigt. Quelle: University of Oxford

Literatur

Allgemeiner Überblick

  • Jamie Bartlett: The Dark Net: Inside the Digital Underworld. Melville House, Brooklyn/London 2015, ISBN 978-1-61219-521-6.
  • Cornelius Granig: Darknet: Die Welt im Schatten der Computerkriminalität. Verlag Kremayr & Scheriau, Wien 2019, ISBN 978-3-218-01157-0.
  • Otto Hostettler: Darknet. Die Schattenwelt des Internets. NZZ Libro/FAZ, Zürich 2017, ISBN 978-3-03810-257-1.
  • Stefan Mey: Darknet. Waffen, Drogen, Whistleblower. Wie die digitale Unterwelt funktioniert. C.H. Beck Verlag, München 2017, ISBN 978-3-406-71383-5.

Handling

  • Peter Loshin: Anonym im Internet mit Tor und Tails. Franzis Verlag, Haar bei München 2015, ISBN 978-3-645-60416-1.

Lexikoneinträge und Studien

  • Darknet. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. 67, Nr. 46-47, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2017-11-10 (Online).
  • Daniel Moore, Thomas Rid: Cryptopolitik and the Darknet. In: Survival. 58, 2016, S. 7, doi:10.1080/00396338.2016.1142085
  • Das Darknet – Schutzraum für politisch verfolgte oder Tummelplatz für Kriminelle?. In: Studienarbeit im Rahmen eines Schwerpunktseminars im Sommersemester 2018 an der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald. Greifswald (Online).

Weblinks

Wiktionary: Darknet – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Jessica Wood: A Digital Copyright Revolution. In: Richmond Journal of Law and Technology. 16, Nr. 4, 2010. Abgerufen am 25. Oktober 2011.
  2. J. D. Lasica: Darknets: Hollywood's War Against the Digital Generation. J. Wiley & Sons, Hoboken, NJ 2005, ISBN 0471683345.
  3. Unterschied DEEP Web - DARK Web? In: WWInterface. 16. September 2017, abgerufen am 17. Dezember 2019 (deutsch).
  4. About Darknet (Memento vom 25. März 2015 im Internet Archive)
  5. Peter Biddle, Paul England, Marcus Peinado, Bryan Willman: The Darknet and the Future of Content Distribution. In: ACM Workshop on Digital Rights Management. Microsoft Corporation.
  6. Drogen, Waffen, Falschgeld: Ermittler heben Kriminelle im Darknet aus. In: n-tv.de. 29. Februar 2016, abgerufen am 26. Juli 2016.
  7. Das Dark Web quillt über vor illegalen Angeboten, Süddeutsche Zeitung vom 2. Februar 2016, abgerufen am 30. Juli 2016
  8. The darkness online – Cryptopolitik and the Darknet, Daniel Moore & Thomas Rid in Survival: Global Politics and Strategy, 2016
  9. Drogen, Pornos und Gewalt: So kriminell ist das Darknet wirklich, chip.de vom 5. Februar 2016, abgerufen am 29. Juli 2016
  10. Constanze: Kommentar: Kriecht aus dem fiesen „Darknet“ das Unheil der Welt? In: netzpolitik.org. 25. Juli 2016, abgerufen am 26. Juli 2016.
  11. Kriminalität im Netz: Das Darknet ist besser als sein Ruf, Spiegel Online vom 30. Juli 2016, abgerufen am gleichen Tag
  12. Das Darknet – Schutzraum für politisch verfolgte oder Tummelplatz für Kriminelle?, Hrsg.: Dr. jur. Matthias Brauer, abgerufen 22. August 2018
  13. DividedBy0: EU Parliament Committee Proposes Requiring End-to-End Encryption for All Communications. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Deep Dot Web. 17. Juni 2017, archiviert vom Original am 3. August 2018; abgerufen am 29. Oktober 2018 (english).
  14. netstalkers: ДАРКНЕТ ПЕРЕЕХАЛ В ТЕЛЕГРАМ [netstalkers]. 7. September 2017, abgerufen am 29. Oktober 2018 (русский).
  15. Опасный Telegram: закрытость мессенждера на руку террористам и наркоторговцам. Abgerufen am 29. Oktober 2018 (русский).
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