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Crown Heights (Brooklyn)

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Lage von Crown Heights innerhalb von Brooklyn

Crown Heights ist der Name eines Stadtteils im New Yorker Bezirk Brooklyn. Bekannt durch die große Population orthodoxer Juden, die sich im Verlauf des 20. Jahrhunderts dort niedergelassen haben, wird das Viertel heute durch Einwanderer aus der Karibik maßgeblich mitgeprägt. Ungeachtet seiner sozial teils prekären Lage wartet der Stadtteil mit einer vergleichsweise hohen Dichte kultureller Institutionen sowie architektonischer Sehenswürdigkeiten auf.

Lage und Verwaltung

Gründerzeitbauten in der Pacific Street

Der Stadtteil Crown Heights liegt nordöstlich des zentralen Brooklyner Bezirksmittelpunkts Prospect Park. Nördlich an schließt sich der Stadtteil Bedford-Stuyvesant. Im Süden wird Crown Heights von East Flatbush sowie dem kleineren Stadtteil Lefferts Gardens begrenzt. In Richtung Westen beziehungsweise Manhattan schließt sich das Viertel Prospect Heights an. Verkehrstechnisch eingerahmt wird Crown Heights im Norden von der Atlantic Avenue, im Süden dem Empire Boulevard sowie der East New York Avenue, im Westen von Prospect Park und Washington Avenue und an der schmalen Ostseite von einem kleinen Stück der Howard Avenue. Wichtigste Ost–West-Verbindungsstraße durch den Stadtteil ist der Eastern Parkway.[1]

Sitz des Community Boards in der Nostrand Avenue
Menachem Mendel Schneerson (rechts), bis 1992 Oberrabbi der jüdisch-orthodoxen Chabad-Bewegung

Verwaltungstechnisch ist Crown Heights zwei New Yorker Community Districts zugeordnet: Brooklyn CD 8 und Brooklyn CD 9. Brooklyn CD 8 umfasst die nördliche Hälfte von Crown Heights sowie die Viertel Prospect Heights und Weeksville. Brooklyn CD 9 fasst die Viertel östlich des Prospect Park zusammen und beinhaltet den südlichen Teil von Crown Heights sowie Lefferts Gardens und das kleinere Viertel Wingate. Die Grenze zwischen den beiden Verwaltungseinheiten bildet der Eastern Parkway. Als relativ eigenständige Neightborhoods innerhalb von Crown Heights gelten das stark von karibischen Einwanderern dominierte Viertel Weeksville am östlichen Ende sowie Wingate – ein am südlichen Rand des Stadtteils gelegenes Viertel, welches manchmal auch East Flatbush zugerechnet wird.[2] Die polizeilichen Zuständigkeiten orientieren sich grob an der Distriktaufteilung. Das zu Brooklyn-Süd zählende 71. Polizeirevier befindet sich in der Nähe des Empire Boulevards. Das Brooklyn-Nord zugehörende 77. Polizeirevier liegt zentral im Stadtteil zwischen Atlantic und Kingston Avenue.[3] Verkehrstechnisch in das Nahverkehrsnetz eingebunden ist Crown Heights unter anderem durch zwei überregionale Schnelllinien der New York City Subway: die IRT Eastern Parkway Line und die IRT Nostrand Avenue Line. Zentrale Subway-Stationen sind zu finden an den Avenues Franklin, Nostrand, Kingston und Utica.

Geschichte

Mural in der Nostrand Avenue (1974)

Entdeckt wurde die Gegend um den heutigen Brooklyner Stadtteil zu Anfang des 17. Jahrhunderts von den Holländern. Erste Siedlungen von Europäern entstanden in den Jahrzehnten nach 1650. Einher ging die Besiedlung mit der Verdrängung der indianischen Urbevölkerung – vorwiegend Angehörige der Lenni Lenape, die nach einigen Auseinandersetzungen ins Küsten-Hinterland auswichen. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurden die unter der Verwaltungseinheit Kings County zusammengefassten Ansiedlungen im Westen der Long Island-Insel Zug um Zug von der prosperierenden Lokalmetropole Brooklyn aufgesogen. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich der Stadtteil als Wohnquartier für besser verdienende Wegzügler aus Manhattan etabliert – wobei abseits der großen Verbindungsstraßen auch ausreichend Quartiere vorhanden waren mit eher kleinbürgerlichem Zuschnitt.

Seit der Wende zum 20. Jahrhundert profilierte sich der Stadtteil mehr und mehr als Zuzugsarreal für Angehörige der jüdischstämmigen Mittelklasse. Um die Jahrhundertmitte stellten zugezogene Juden die Mehrheit der weißen Stadtteilbewohner. Ab dem Zweiten Weltkrieg setzte ein verstärkter Zuzug farbiger Bevölkerung ein. Der in mehreren Wellen erfolgende Zuzug – erst Wegzügler aus Harlem infolge der verbesserten (und durch Duke Ellingtons bekannten Titel Take the A-Train in die Populärkultur eingegangene) Subway-Anbindung, später dann verarmte Südstaaten-Farbige sowie Einwanderer aus der Karibik – setzte Verdrängungsprozesse in Gang, welche durch forcierte Immobilienverkäufe zusätzlich verschärft wurden. Brownsville, East New York, Flatbush und Bushwick avancierten im Verlauf dieses Prozesses zu vorwiegend schwarzen Stadtvierteln; die untere weiße Mittelklasse hingegen wurde Zug um Zug in Randlage-Viertel wie Carnasie und Bensonhurst abgedrängt. Eine Ausnahme bei diesen innerbezirklichen Migrationsbewegungen war Crown Heights. Die orthodox-jüdischen Lubawitscher scharten sich um den legendären New Yorker Rebbe Menachem Mendel Schneerson, der sich explizit dafür einsetzte, den Stadtteil als jüdisches Wohnquartier nicht aufzugeben.[4]

Die Finanzkrise 1975, der einseitige Boom der Dienstleistungswirtschaft seit den 1980ern sowie der damit einhergehende Bedeutungsverlust der alten Industrien zog Brooklyn insgesamt stark in Mitleidenschaft. Armut und soziale Polarisierung beeinträchtigten das Zusammenleben der unterschiedlichen Ethnien. Die schwelenden Rassenkonflikte in Crown Heights eskalierten im Sommer 1991 schließlich in den sogenannten Crown Heights Riots. Auslöser war der unfallverursachte Tod eines Einwanderers aus Guayana. Begleitet war die Eskalation zwischen dem orthodox-jüdischen und dem karibischstämmigen Bevölkerungsteil einerseits vom Vorwurf der sozialen Ausgrenzung, andererseits von antisemitischer Stimmungsmache sowie pogromartigen Attacken auf jüdische Bewohner.[4]

Mit ausgelöst durch die anlaufenden Gentrifizierungsprozesse im Ostteil Brooklyns, hat sich die prekäre Lage im Stadtteil seit den 1990er-Jahren ein Stück weit verbessert. Ein Bericht der Jüdischen Allgemeinen konstatierte 2011 allerdings, dass das Zusammenleben der unterschiedlichen ethnischen Gruppen eher von Nebeneinander und von Gleichgültigkeit geprägt sei als von einem wirklichen Miteinander.[5] Der orthodox-jüdische Bevölkerungsanteil hat sich zwischenzeitlich konsolidiert. So arbeiten zwischenzeitlich zahlreiche farbige Angestellte in Betrieben der Lubawitscher. Erneute antisemitische Vorfälle gab es im Jahr 2013. Von übergrifflichen Attacken betroffen waren diesmal vorwiegend jüdische Kinder und Jugendliche.[6]

Bevölkerung

Demografisch wird der Stadtteil mittlerweile von einer schwarzen Bevölkerungsmehrheit dominiert. Einem Beitrag der New York Times zufolge wohnten 1994 rund 150.000 Einwohner in Crown Heights – davon 19,1 % Weiße und 74,7 % Schwarze – vorwiegend Einwanderer von den westindischen Inseln.[7] Offizielle Berichte der Stadt New York wiesen für das Jahr 2010 eine insgesamt rückläufige Einwohnerentwicklung für die Crown Heights umfassenden zwei Community Districts auf. Den Zahlen der Stadt zufolge ist der Anteil weißer Bewohner in beiden Community-Distrikten deutlich angestiegen, der Anteil farbiger Bewohner hingegen gesunken. Ungeachtet dessen stellen Bewohner mit dunkler Hauptfarbe die überwiegende Mehrheit: rund 63.000 von 96.000 im nördlichen CD und knapp 67.000 von 98.000 im südlichen CD.[2]

Nach wie vor ist der Bezirk stark von Armut sowie sozialen Spannungen geprägt. Die Kriminalitätsrate ist seit Mitte der 1990er-Jahre zwar rückläufig. Der 71. Polizeibezirk mit seinen insgesamt 450.000 Bewohnern (dessen Hauptrevier von Medien mitunter als „Fort Dogde“ bezeichnet wurde), galt jedoch bis weit in die 1990er als einer der härtesten in New York – mit einer Kriminalitätsrate, die diejenige des Problemstadtteils East New York übertraf. Für den Rückgang führte eine Vor-Ort-Reportage der Berliner Zeitung 1996 mehrere Gründe auf: zum einen die Zero-Tolerance-Politik von New Yorks damaligem Oberbürgermeister Rudy Giuliani, zum zweiten auf den Rückgang der Crack-Welle der 1990er-Jahre. An deren Stelle sei zwischenzeitlich, so ein in dem Bericht zitierter Police Officer, die eher beruhigende Droge Heroin getreten. In die Schlagzeilen geraten war der Polizeibezirk darüber hinaus durch eine hohe Anzahl von polizeilicher Mißhandlungen. Ein Report von Amnesty International hätte, so der Artikel der Berliner Zeitung, 90 Fälle aufgelistet – mit beinhaltend auch solche mit Tod durch Polizeieinwirkung.[8]

Das orthodox-jüdische Leben der Lubawitscher sowie kleinerer orthodoxen Richtungen konzentriert sich am dichtesten im zentralen Abschnitt des Stadtteils auf beiden Seiten des Eastern Parkway zwischen Nostrand Avenue und Kingston Avenue. Die jüdische Population des Stadtteils gilt als die größte innerhalb New Yorks. Vereinzelter Verbesserungen ungeachtet wird der Stadtteil in Berichten und Reisetipp-Ratgebern jedoch nach wie vor als gefährliches Pflaster ausgewiesen.[9]

Kulturelle Bedeutung

West Indian Day Parade (2008)

Verglichen mit anderen Stadtteilen wartet Crown Heights mit einer überdurchschnittlichen Anzahl bedeutender architektonischer und kultureller Einrichtungen auf. Über den Stadtteil hinaus von Bedeutung waren oder sind:

  • das an der Grenze zum Prospect Park liegende Brooklyn Museum – das zweitgrößte Museum New Yorks
  • das Brooklyn Children’s Museum. Das 1899 gegründete und unweit der Atlantic Avenue im Stadtteil Bedford-Stuyvesant gelegene Museum ist das älteste Kindermuseum der Welt. Es wurde 1899 gegründet und nach seiner umbaubedingten Wiedereröffnung 2008 das erste Grüne Museum New Yorks.
  • das Jewish Children’s Museum. Die zentral im Stadtteil nahe dem Eastern Parkway gelegene Einrichtung ist das größte jüdische Kindermuseum der USA.
  • das im gotischen Stil erbaute Hauptquartier der jüdisch-orthodoxen Lubawitscher-Chassidim am Eastern Parkway
  • das Weeksville Heritage Center – ein historisches Viertel in Weeksville, das bekannt wurde als Hochburg der freien farbigen Nordstaaten-Community und Hochburg des Abolitionismus.
  • das Ebbets Field – das ehemalige Heimstadion der Brooklyner National League-Baseballmannschaft Brooklyn Dodgers. Nach dem Wegzug der Dodgers 1957 wurde das Stadion aufgegeben. Auf dem Areal befindet sich nunmehr ein Sozialwohnungskomplex mit 25.000 meist farbigen Bewohnern.[8]
  • der Labor Day Carnival mit der zentralen Veranstaltung West Indian Day Parade findet alljährlich im September statt. Mit ein bis drei Millionen Teilnehmern ist der Labor Day Carnival eine der beiden zentralen Straßenkarneval-Festivitäten in Brooklyn.

Bedeutende Persönlichkeiten

Musiklabel-Manager Clive Davis (2007)
Die Opernsängerin Beverly Sills (1956)

Ebenso wie andere Stadtteile Brooklyns weist auch Crown Heights einen hohen Anteil prominenter Bürger oder ehemaliger Bürger auf. Folgende bekannten Personen sind entweder im Brooklyner Stadtteil Crown Heights geboren oder haben zeitweilig dort gelebt:

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Angaben zu Stadtteilgrenzen: entsprechende Markierung bei Google Maps
  2. 2,0 2,1 Angaben aus den Community-District-Berichten der New Yorker Stadtverwaltung für 2010. Online: Brooklyn Community District 8, Brooklyn Community District 9, aufgerufen am 21. März 2015 (PDF; Engl.)
  3. Map of NYPD Brooklyn Police Precincts, brooklyn.com, aufgerufen am 21. März 2015 (Engl.)
  4. 4,0 4,1 Die Zeit des Bettelns ist vorbei, Spiegel, Ausgabe 39/1991, 23. September 1991
  5. New York: Frieden in Crown Heights, Hannes Stein, Jüdische Allgemeine, 25. August 2011
  6. Antisemitisches Spiel in Crown Heights: „Fuck the Jews“, CFCA – Forum zur Koordination des Kampfes gegen Antisemitismus, 13. November 2013
  7. The Voices and Faces of Crown Heights, Sheila Rule, New York Times, 15. April 1994 (Engl.)
  8. 8,0 8,1 Einsatz in Dodge City, Jan Heidtmann, Berliner Zeitung, 12. August 1996
  9. „Ein größenwahnsinniges Irrenhaus“, Malte Hering, Till Krause, Lars Reichardt, Süddeutsche Zeitung Magazin, Heft 44/2012
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Crown Heights (Brooklyn) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.