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Billy Graham

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Billy Graham (Begriffsklärung) aufgeführt.
Billy Graham, 1966

Datei:Billy Graham in het Feyenoord stadion.ogv William Franklin „Billy“ Graham KBE (* 7. November 1918 in Charlotte, North Carolina; † 21. Februar 2018 in Montreat, North Carolina) war ein US-amerikanischer Baptistenpastor und Erweckungsprediger des Evangelikalismus. Er wird in den Vereinigten Staaten nicht nur von konservativen Theologen als einer der einflussreichsten christlichen Prediger des 20. Jahrhunderts bezeichnet.[1]

Aus Grahams Ehe mit Ruth Bell Graham, die als Tochter von Missionaren in China und Korea aufwuchs, gingen drei Töchter und zwei Söhne hervor, die ebenfalls in evangelikalen amerikanischen Kirchen aktiv und überregional bekannt sind. Sein Sohn Franklin Graham führt die Geschäfte der Billy Graham Evangelistic Association. Billy Graham lebte in Montreat in North Carolina, wo er im Februar 2018 im Alter von 99 Jahren starb.

Leben

Richard Nixon und Billy Graham am 28. Mai 1970 während einer Evangelisation

Graham wurde 1918 in einem konservativen presbyterianischen Elternhaus in North Carolina geboren. Bei einer Evangelisationsveranstaltung in seinem Heimatort Charlotte, gehalten von dem baptistischen Prediger Mordecai Ham im Herbst 1934, hatte Graham ein Bekehrungserlebnis. Daraufhin begann er ein Theologiestudium an der Bob Jones University und dem Florida Bible College. 1939 wurde er in der Southern Baptist Convention zum Pastor ordiniert. 1943 schloss er sein Studium am Wheaton College ab. Dort lernte Graham seine spätere Frau Ruth McCue Bell kennen, deren Vater Arzt und Missionar war.

Graham war der Mitbegründer und erste Vollzeitmitarbeiter der evangelikalen Organisation Youth for Christ (YFC), für die er verschiedene Erweckungsveranstaltungen durchführte. 1949 predigte er bei einer Erweckungsveranstaltung in Los Angeles, die wegen zunehmender Popularität auf insgesamt mehr als acht Wochen ausgeweitet wurde. 1950 gründete er sein eigenes Missionswerk, die Billy Graham Evangelistic Association (BGEA). Im selben Jahr begann er mit einer eigenen Radiosendung unter dem Namen The Hour of Decision (engl. für „Stunde der Entscheidung“), die in den folgenden 50 Jahren sowohl in den Vereinigten Staaten als auch im Ausland gesendet wurde. 1951 entschloss sich Graham, zukünftig ausschließlich als Evangelist tätig zu sein, und legte sein Amt als Präsident einer Schule nieder, das er während seiner Tätigkeit für YFC übernommen hatte.[2]

1953 erschien sein erstes von Buch. Insgesamt veröffentlichte er mehr als 25 Bücher. Graham gilt als Initiator des Internationalen Kongresses für Weltevangelisation, der 1974 im schweizerischen Lausanne stattfand und als dessen Ergebnis die Lausanner Verpflichtung gilt, ein maßgebliches Dokument des Evangelikalismus.[3]

Graham führte von den 1950er-Jahren bis zum Jahr 2000 Massenevangelisationen, sogenannte Crusades (engl. für Kreuzzüge) durch. Er begann seinen evangelistischen Dienst bei YFC in den USA und weitete sein Evangelisationswerk auf alle Erdteile aus. Ende der 1980er-Jahre wirkte er als einer der ersten ausländischen Evangelisten in Moskau. In Deutschland führte er in Verbindung mit der Evangelischen Allianz insgesamt fünf Crusades durch. Die bekannteste unter ihnen war die Euro ’70, die in der Dortmunder Westfalenhalle stattfand und mit damals modernster Technik in viele Großstädte Deutschlands live übertragen wurde. Er war in den 1990er-Jahren ebenfalls am Aufbau von ProChrist beteiligt.

Graham litt an der Parkinson-Krankheit sowie an Prostatakrebs und beendete im Jahre 2000 seine Missionsarbeit. Er predigte jedoch auch später noch vor großem Publikum. Graham soll mit der BGEA, deren Geschäftsführer er war, ein Vermögen von 384,4 Millionen Dollar erwirtschaftet haben. Die BGEA vertreibt Bücher, Magazine, CDs, Videos, DVDs und sammelt Spenden.[4]

Wirken und Positionen

Neben Pat Robertson gilt Graham als eine der Schlüsselfiguren für „den ideologischen Wandel von der Trennung von Staat und Religion hin zu einer Unterwanderung des Staates durch religiöse Akteure und deren Agenda“.[5]

Graham war Pastor der Southern Baptist Convention, aber seine Verkündigung war niemals konfessionell gebunden. Er arbeitete mit vielen unterschiedlichen Denominationen zusammen. Theologisch gehörte er zu den Begründern der evangelikalen Bewegung, die sich in den 1950er-Jahren vom Christlichen Fundamentalismus löste. Graham war gegen Abtreibung und Homosexualität. In diesen politischen Fragen trat er auf Seiten konservativer Rechter in den USA auf. Der Südstaatler Graham lehnte Rassentrennung ab und trat schon in den 1950ern vor gemischten Publikum auf. Sein Freund Martin Luther King bemerkte, dass er ohne den Einsatz Grahams – dessen Meinung bei Weißen in den Südstaaten einflussreich war – nicht so erfolgreich gewesen wäre.[6] Allerdings lehnte Graham eine Teilnahme am Selma-Marsch wohl auch in Hinblick auf seine weißen Anhänger ab. 2005 äußerte er sich, er bereue, nicht aktiver in der Rassenfrage gewesen zu sein.[7] Kritik erntete Graham dafür, sich für den Vietnamkrieg einspannen zu lassen.[8] In der Tat unterstützte er die Soldaten geistlich im Krieg der USA in Vietnam durch Truppenbesuche und Großveranstaltungen (crusades) zu Weihnachten 1966, 1967 und 1968. Anlässlich des Vietnamkrieges predigte er:

„Irgendwo und irgendwann muss man eine Grenze ziehen, bis zu der der kommunistische Aggressor gehen kann und keinen Schritt weiter. Wo soll man diese Grenze ziehen? Soll man sie in Thailand und Südvietnam ziehen, oder soll man weichen und sie bei den Philippinen ziehen, oder soll man weichen und sie bei Hawaii ziehen, oder soll man weichen und sie an der Westküste Kaliforniens ziehen, oder soll man weichen und sie an der Westgrenze von Texas ziehen oder soll man noch weiter weichen und diese Grenze am Mississippi ziehen? Wo steht ihr? An einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Zeit muss Amerika standhaft bleiben.“[9]

Seinen Argwohn gegenüber „der gewaltigen Macht des Kommunismus“, des „Feindes des Christentums“, verknüpfte er mit endzeitlichen Vorstellungen (1954):[10]

„Der Antichrist, vor dem die Propheten warnten, daß er in den letzten Tagen erscheinen würde, wächst und nimmt Gestalt an vor unseren Augen …“[11]

Das Erscheinen des Antichristen schien für Graham bereits sehr nahe:

„Die Zeit rückt nahe, die Zielstrecke ist schon abgesteckt... Die Anzeichen des falschen Propheten sind überall zu erkennen, und viele von uns mögen lebendige Zeugen des furchtbaren Augenblicks werden, wenn der letzte Akt dieses uralten Dramas beginnt.“[12]

Allerdings legte sich Graham zeitlich nicht fest, im Unterschied zu solchen Buchautoren und Gemeinschaften, für die das Thema Endzeit zentral war. Das zentrale Anliegen für Graham war, dass Menschen Frieden mit Gott (so ein Buchtitel) finden.

Schon früh begann Graham die modernen Massenkommunikationsmittel zu nutzen. Neben umfangreicher Literaturarbeit (er gründete die Zeitschrift Decision / Entscheidung) nutzte er schon früh das Radio und den Film (World Wide Pictures Inc.) als Massenmedien. Später kam das Fernsehen hinzu, schließlich das Satellitenfernsehen (Fernsehprediger). Laut Aussagen des Journalisten Ben Bagdikian wurde Graham durch Unterstützung der sprichwörtlichen (Citizen Kane) Zeitungsmogule William Randolph Hearst und Henry Luce bekannt. So erwirkte Hearst durch ein Telegramm an den Herausgeber des Nachrichtenmagazins TIME Anfang der 1950er-Jahre to puff Graham, dass dieser auf dem Titelbild der Zeitschrift erschien.

Billy Graham in Duisburg (1954)

Insgesamt verkündigte Graham auf 417 Großveranstaltungen vor 210 Millionen Menschen in 185 Ländern. Allein sieben Mal trat er in Deutschland auf, zuletzt 1993 bei der Veranstaltung ProChrist. Millionen von Menschen weltweit bringen ihre Konversion zum christlichen Glauben mit der Verkündigung Billy Grahams in Verbindung. In seinen Predigten erwähnte er immer wieder Anekdoten und Beispiele aus dem persönlichen Erleben.

Grahams Bemühungen um einen religiösen Neuanfang in den Nachfolgestaaten der atheistischen Sowjetunion brachten wenig Ergebnisse. Zu Grahams Arbeit gehörte die Schulung ehrenamtlicher Mitarbeiter und sogenannter Multiplikatoren. Bedeutsam – aber auch umstritten – war sein Kontakt zu politischen Entscheidungsträgern. Graham fungierte auch als seelsorgerlicher Berater mehrerer US-amerikanischer Präsidenten, so etwa bei Richard Nixon. Präsident George W. Bush wurde nach eigenen Aussagen bei der Überwindung seiner Alkoholprobleme entscheidend durch Graham, einen Freund der Familie Bush, unterstützt.

Als 30 Jahre nach dem erzwungenen Rücktritt von Präsident Nixon dessen illegal mitgeschnittene Tonbänder durch das National Archive veröffentlicht wurden, kam es nach der Freigabe eines aufgezeichneten Gesprächs zwischen Nixon und Graham zu einem Eklat. O-Ton Graham am 1. Februar 1972:

“A lot of the Jews are great friends of mine, they swarm around me and are friendly to me because they know that I'm friendly with Israel. But they don't know how I really feel about what they are doing to this country. And I have no power, no way to handle them, but I would stand up if under proper circumstances.”

„Eine Menge Juden sind gute Freunde von mir, sie umschwärmen mich und sind freundlich zu mir, denn sie wissen, dass ich freundlich zu Israel bin. Aber sie wissen nicht, wie ich wirklich darüber denke, was sie mit diesem Land machen. Und ich habe nicht die Macht, das zu ändern, habe keine Möglichkeit, anders mit ihnen umzugehen, aber unter angemessenen Umständen würde ich mich dagegen wehren.“

Nachdem die Mitschnitte veröffentlicht worden waren, sagte Graham, er könne sich nicht an das Gespräch aus der Zeit seiner Evangelisationen und angetragenen moralischen Führerschaft erinnern, und entschuldigte sich – die Tonbandmitschnitte gäben jedenfalls nicht seine Meinung wieder.

Graham hatte den Spitznamen „Das Maschinengewehr Gottes“.[4] Zu seinen Standardphrasen gehörte „Die Bibel sagt“.[13]

Schriften

  • mit Ulrich Wever: Das Geheimnis des Glücks. R. Brockhaus 1954.
  • mit Richard Dumath: Friede mit Gott. R. Brockhaus, 1954. Weitere Auflagen, z.B. ISBN 3-417-20464-X.
  • mit Alfred Schmidt: Billy Graham an die Teenager. Oncken, Kassel 1960.
  • mit Alfred Schmidt: Christus bricht Ketten. Oncken, Kassel 1963.
  • Herausforderung zum Leben. R. Brockhaus, 1970.
  • So wie ich bin. Brunnen, Gießen 2001, ISBN 3-7655-3694-6.
  • Jedes Leben – eine Reise. Hänssler, 2007, ISBN 978-3-7751-4638-8.
  • Der biblischen Botschaft verpflichtet – im evangelistischen Dienst. Esras.net, 2007, ISBN 978-3-905899-56-6.

Literatur

Weblinks

 Commons: Billy Graham – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Time Magazine: The 100 most important people of the century
  2. J. Gordon Melton: Graham, William Franklin "Billy". In: Encyclopedia of World Religions. Encyclopedia of Protestantism, Nr. 6, Facts of File, New York 2008, ISBN 978-0-8160-5456-5, S. 248.
  3. J. Gordon Melton: Lausanne Covenant. In: Encyclopedia of World Religions. Encyclopedia of Protestantism, Nr. 6, Facts of File, New York 2005, ISBN 978-0-8160-5456-5, S. 334.
  4. 4,0 4,1 Letzte Salve aus „Gottes Maschinengewehr“ in Spiegel Online, 26. Juni 2005.
  5. https://hpd.de/artikel/bestseller-beschreibt-aufstieg-und-wirken-evangelikalen-14287
  6. https://www.christianitytoday.com/news/2018/february/billy-graham-martin-luther-king-jr-friendship-civil-rights.html
  7. http://abcnews.go.com/US/wireStory/billy-graham-played-complicated-role-us-race-relations-53344966
  8. https://hpd.de/node/14880
  9. https://hpd.de/node/14880
  10. Ausführliche Zitate bei Franz Graf-Stuhlhofer: „Das Ende naht!“ Die Irrtümer der Endzeit-Spezialisten (Theologisches Lehr- und Studienmaterial; 24). 3. Auflage, Verlag für Kultur und Wissenschaft, Bonn 2007, S. 32, 34, 47f, 86f, 147.
  11. Billy Graham: Friede mit Gott. 10. Taschenbuch-Auflage, 1971, S.151 f.
  12. Billy Graham: Friede mit Gott. 10. Taschenbuch-Auflage, 1971, S. 46.
  13. Nachruf: Die globale Kirche schuldet Billy Graham unermesslich viel, idea.de, Artikel vom 22. Februar 2018.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Billy Graham aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.