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August von Finck junior

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August François von Finck (* 11. März 1930 in München; † 28. November 2021 in London[1]) war ein deutscher Erbe, Investor und Bankier. Er lebte ab 1999 in der Schweiz.

Sein Vermögen wurde auf rund 8,2 Milliarden US-Dollar geschätzt.[2] Von Finck geriet durch seine Finanzzuwendungen an die wirtschaftsliberalen Parteien FDP und CSU im Vorfeld der Senkung der Mehrwertsteuer auf Hotelübernachtungen in den Fokus der Öffentlichkeit.[3][4] Finck unterstützte finanziell deutsche Parteien und Bewegungen wie die rechtspopulistische Alternative für Deutschland (AfD),[5][6] den wirtschaftsliberalen Bürgerkonvent und den rechtspopulistischen Bund freier Bürger.[3][4][7][8][9][10][11]

Leben

Der Stammsitz des Bankhauses Merck Finck & Co in München, bis 1990 im Besitz von August von Finck junior

August von Finck junior war der zweite von vier Söhnen des August von Finck senior. Er strebte zunächst in beruflicher Hinsicht an, die 4000 Hektar des familiären Landbesitzes zu verwalten. Stattdessen setzte sein Vater durch, dass er zum Bankkaufmann ausgebildet wurde. Finck trat in das damals im Familienbesitz befindliche Münchner Bankhaus Merck Finck & Co ein, dessen Gesellschafter er 1973 wurde. Nach dem Tod seines Vaters 1980 wurde er Vorstand der Privatbank.[12]

Familie

Aus seiner Ehe mit Francine von Finck, geb. Le Tanneux von Saint Paul, gingen vier Kinder hervor: August François (* 1968), Maximilian Rudolf (* 1969), Luitpold Ferdinand (* 1971) und Maria Theresia von Finck (* 1975).

Helmut von Finck (* 1959), der jüngste Sohn aus zweiter Ehe des 1980 verstorbenen August von Finck senior, kämpfte gerichtlich gegen seine beiden Halbbrüder August und Wilhelm († 2003) aus erster Ehe des Vaters um einen höheren Erbanteil, dessen Streitwert inzwischen auf über eine Milliarde Euro geschätzt wird.[13][14][11]

Siehe auch: Finck (Unternehmerfamilie)

Beteiligungen

Von Finck erbte von seinem Vater u. a. Beteiligungen an der Münchner Löwenbräu (seit 2004 Custodia Holding AG). 1990 verkaufte er die Bank Merck Finck & Co und konzentrierte sich danach auf Beteiligungen an Schweizer Unternehmen. Ab 1992 verfügte er über die Aktienmehrheit an der schweizerischen Restaurant- und Hotelgruppe Mövenpick (Hauptaktionär). Später folgten Beteiligungen am Maschinenbauer Von Roll, an Alusuisse-Lonza, dem Rüstungshersteller Oerlikon-Bührle, der Warenprüf-Holding Société Générale de Surveillance (SGS in Genf) und dem Feuerfestunternehmen RHI AG in Wien. Anfang 2006 machte von Finck mit einer indirekten Beteiligung in Höhe von 25,1 % an dem deutschen Baukonzern Hochtief, Schlagzeilen; diese wurde im März 2007 wieder veräußert. 2007 übernahm der Finanzier den schweizerischen Technologiekonzern Von Roll vollständig[15] und gründete die Bank von Roll. August von Finck junior hielt auch Anteile an einem Fonds-Konsortium, dessen Mietforderungen der Warenhauskonzern Arcandor nicht mehr bedienen konnte und daher im Juni 2009 Insolvenz anmelden musste.[16] 2011 veräußerte er die von seinem Vater in den 1930er Jahren erworbenen Anteile an der Sektkellerei J. Oppmann AG.[17][18] Der Anteil an Mövenpick wurde 2018 an Accor veräußert.

Von Finck engagierte sich ab 2010 im Goldhandel; dazu erwarb er die Namensrechte des Konzerns Degussa, um diesen für die 2010 neugegründete Degussa Goldhandel zu nutzen.[19][20]

In seinen letzten Jahren zog sich August von Finck immer mehr aus dem aktiven Geschäft zurück. Dieses wurde von seinen Söhnen August François von Finck und Luitpold Ferdinand von Finck übernommen.

Politisches Engagement

Wirtschaftsliberalismus

Über die Substantia AG (ehemals VM Holding Aktiengesellschaft), eine Tochter seiner Vercura Vermögensverwaltungs GmbH, spendete von Finck in den Jahren 2008 und 2009 insgesamt 1,1 Millionen Euro an die FDP.[21][22] Über die Clair Immobilien Deutschland GmbH (430.000 Euro) und die Mercator Verwaltung GmbH (390.000 Euro) wurden 2008 im September insgesamt 820.000 Euro an die CSU gespendet[23][24], die sich primär für die Mehrwertsteuerreform starkgemacht hat. Von Finck hatte bereits in der Vergangenheit immer wieder an bürgerliche, konservative und liberale Parteien gespendet.[25] Er galt als einer der Hauptprofiteure der Mehrwertsteuersenkung für Hotelübernachtungen, woraufhin die FDP als Mövenpick-Partei verspottet wurde.[26][27]

Rechtspopulismus

Von Finck galt als Förderer der rechtspopulistischen und in Teilen rechtsextremen Partei Alternative für Deutschland (AfD).[3][4][8][9][10] Zum 24. November 2018 publizierte das Nachrichtenmagazin Der Spiegel eine Recherche mit Indizien dafür, dass Finck eine Rolle bei der Finanzierung der AfD in ihrer Gründungsphase spielte. Laut Spiegel war Degussa Goldhandel einer von mehreren Lieferanten von Gold für den „AfD-Goldshop“, der zur Finanzierung der Partei beitrug.[28][29]

Weiterhin engagierte sich von Finck politisch durch die indirekte Finanzierung der Kampagne gegen die Euro-Einführung der rechtspopulistischen Partei Bund freier Bürger um den ehemaligen FDP-Politiker Manfred Brunner.[30]

Von Finck finanzierte mit 6 Millionen Euro den Bürgerkonvent von Meinhard Miegel.[31][32] Einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung zufolge verstand sich der Bürgerkonvent als eine überparteiliche Einrichtung von Bürgern, welche die Staatsgesellschaft zu einer echten Bürgergesellschaft umformen wollen.[33] Eine Analyse der Hauptabteilung Politik und Beratung der Konrad-Adenauer-Stiftung zur Beurteilung der Alternative für Deutschland bezeichnet den Bürgerkonvent als „Apo von rechts“ und „von oben“, die auf die Rückführung des Staates auf Kernkompetenzen und den Abbau von Sozialleistungen zugunsten privater Vorsorge abziele.[34]

Zahlungen an Peter Gauweiler

Im März 2021 wurde durch Recherchen der Süddeutschen Zeitung bekannt, dass der europakritische CSU-Politiker und Rechtsanwalt Peter Gauweiler zwischen 2008 und 2015 Beraterhonorare von über zwölf Millionen Euro von August von Finck erhalten hat – den Großteil davon in der Zeit bis März 2015, als Gauweiler dem Deutschen Bundestag angehörte.[35]

Vermögen

Schloss Weinfelden, Thurgau in der Schweiz, ist im Besitz der Familie von Finck
Schloss Seeseiten

August von Finck junior stand 2013 mit einem geschätzten Vermögen von rund 8,2 Milliarden US-Dollar auf Platz 10 des Forbes-Rankings für Deutschland und auf Platz 138 weltweit.[2] 1999 verlegte Finck seinen Wohnsitz in die Schweiz auf Schloss Weinfelden im Kanton Thurgau. Ein weiterer Wohnsitz war das Schloss Seeseiten am Starnberger See aus dem Besitz seiner Frau Francine. Er stand 2015 auf Platz 172 der Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt (mit einem geschätzten Vermögen von ca. 7,7 Milliarden US-Dollar).[36]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. August von Finck ist tot: Münchner Multi-Milliardär mit 91 Jahren gestorben. In: Abendzeitung, 3. Dezember 2021. Abgerufen am 3. Dezember 2021.
  2. 2,0 2,1 August von Finck.
  3. 3,0 3,1 3,2 Robin Alexander: Neue Partei: Finanziert Mövenpick-Milliardär AfD-Wahlkampf? In: welt.de. 22. April 2013, abgerufen am 26. November 2018.
  4. 4,0 4,1 4,2 Tomasz Konicz: AfD: Die Masken fallen. In: TELEPOLIS. 14. September 2017, abgerufen am 14. September 2017.
  5. Kai Arzheimer: Die Alternative fuer Deutschland. Programmatik, Entwicklung und politische Verortung. In: German Politics. 26, 2016, S. 334, doi:10.1080/09644008.2016.1269499.
  6. Alexander Häusler: Die Alternative für Deutschland: Programmatik, Entwicklung und politische Verortung. Springer-Verlag 18. Januar 2016, ISBN 978-3-658-10638-6
  7. Thomas Petersen: Wie antisemitisch ist Deutschland? In: FAZ.net. 20. Juni 2018, abgerufen am 25. November 2018.
  8. 8,0 8,1 Verdeckte AfD-Unterstützung: Spur führt zu Milliardär von Finck. In: woz.ch. 23. November 2018, abgerufen am 23. November 2018.
  9. 9,0 9,1 Melanie Amann: Verdeckte AfD-Unterstützung: Spur führt zu Milliardär August von Finck. In: Spiegel Online. 23. November 2018, abgerufen am 23. November 2018.
  10. 10,0 10,1 tagesschau.de: AfD-Unterstützerverein: Spur zu Münchner Milliardär? In: tagesschau.de. 23. November 2018, abgerufen am 23. November 2018.
  11. 11,0 11,1 Tomasz Konicz: Faschismus im 21. Jahrhundert (Telepolis): Skizzen der drohenden Barbarei. Heise Medien GmbH & Co. KG 20 September 2018, ISBN 978-3-95788-174-8
  12. August von Finck, Who’s Who, abgerufen am 27. März 2009
  13. Von-Finck-Dynastie: Ein Erbstreit sondergleichen, bilanz.ch vom 30. Dezember 2015, abgerufen am 31. Dezember 2015
  14. Henning Peitsmeier: „Bankiersfamilie Finck. Adel vernichtet“, FAZ, 14. Januar 2010
  15. Von Roll unter neuer Führung, NZZ, 14. August 2007
  16. „Deutschlands Geldadel profitierte von Karstadt-Mieten“, Spiegel Online, 14. Juni 2009
  17. Milliardär von Finck verkauft Sektkellerei. In: Financial Times Deutschland, 22. November 2011
  18. Die Firmengeschichte von Merck Finck & Co, Privatbankiers (Memento vom 24. März 2012 im Internet Archive) (PDF; 868 kB)
  19. Simone Boehringer: Recycling der edlen Sorte. 11. November 2011.
  20. Goldhändler Degussa will in der Schweiz expandieren. 5. April 2013.
  21. Milliardär Finck spült FDP viel Geld in die Kasse, stern, 17. Juni 2009
  22. Thorsten Denkler: Finck: Parteispenden. Wenn Millionen lohnen: Die FDP und ihre Klientel (Memento vom 21. Januar 2010 im Internet Archive), Süddeutsche Zeitung, 18. Januar 2010
  23. Geld für FDP und CSU, n-tv, 18. Januar 2010
  24. Parteispenden über 50.000 € - Jahr 2008/September (PDF; 116 kB), Deutscher Bundestag, 20. Oktober 2008
  25. Hans Leyendecker: FDP-Spende: „Rechts vom Gustl nur Dschingis Khan“. Süddeutsche Zeitung, 17. Mai 2010, abgerufen am 23. November 2018 (Basiered auf einer Fassung vom 18. Januar 2010 (Memento vom 27. März 2010 im Internet Archive)).
  26. Deutsche Welle (www.dw.com): Angriff auf die "Mövenpick-Partei". In: dw.com. 19. Januar 2010, abgerufen am 26. November 2018.
  27. Florian Gathmann: Debatte um FDP-Spende: Hohn und Spott für die "Mövenpick-Partei". In: Spiegel Online. 19. Januar 2010, abgerufen am 26. November 2018.
  28. Der Milliardär und die AfD. Wie geheime Spenden die Rechtspopulisten groß machten, Der Spiegel Heft 48/2018 vom 23. November 2018 (abgerufen am 24. November 2018)
  29. August von Finck und die Rechten. Der Milliardär und die AfD, spiegel.de vom 23. November 2018 (abgerufen am 24. November 2018)
  30. August von Finck: Portrait eines der reichsten Deutschen.
  31. Thomas Leif: Beraten & verkauft McKinsey & Co. Der große Bluff der Unternehmensberater. München 2006, S. 287.
  32. Christian Rickens: manager magazin: August von Finck finanzierte Werbekampagne der Vereinigung „Bürgerkonvent“. (Memento vom 2. Februar 2010 im Internet Archive) Website der Spiegel-Gruppe, 14. Dezember 2005.
  33. Heinz Theisen: Die Zukunftsfähigkeit der politischen Mitte. Konrad-Adenauer-Stiftung, Mai 2004.
  34. Dietmar Neuerer: Konservativ, liberal, rechts – wohin steuert die AfD? In: Handelsblatt, 28. Juni 2013.
  35. Roman Deininger, Andreas Glas, Klaus Ott: Horrende Nebeneinkünfte: Mehr als elf Millionen Euro für Gauweiler. Süddeutsche Zeitung, 25. März 2021, abgerufen am 25. März 2021.
  36. Forbes: Liste der Milliardäre
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