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Arbeiterwohlfahrt

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AWO ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Weitere Bedeutungen sind unter AWO (Begriffsklärung) aufgeführt.
Arbeiterwohlfahrt
Logo
Gründer Marie Juchacz
Typ gemeinnütziger eingetragener Verein
Gründung 13. Dezember 1919
Sitz Berlin, Deutschland
Personen

Wilhelm Schmidt, Vorsitzender des Bundespräsidiums und Wolfgang Stadler, Vorstandsvorsitzender

Schwerpunkt Sozialpolitik, Sozialrecht
Freiwillige 100.000
Angestellte 145.000
Mitglieder 401.000
Website http://www.awo.org/

Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) ist ein dezentral organisierter deutscher Wohlfahrtsverband, der auf persönliche Mitgliedschaften in seinen Ortsvereinen aufbaut. Sie ist einer der sechs Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege und mit rund 145.000 hauptamtlichen Mitarbeitern einer der großen Arbeitgeber in Deutschland. Ihre Hauptaufgabe ist es, sozial schlechter gestellte Menschen zu unterstützen. Heutzutage betreut sie hauptsächlich Menschen mit Behinderungen und Senioren, betreibt aber beispielsweise auch Kindergärten, offene Ganztagsschulen, psychiatrische und forensische Kliniken, Einrichtungen für Ferienfreizeit und Beratungsstellen für Migranten, Asylbewerber und Menschen in Notlagen.

Geschichte

Marie Juchacz (um 1919)
Schild am AWO-Gebäude in Lüdenscheid
Das Gebäude der Arbeiterwohlfahrt in Gößnitz (Thüringen).

Am 13. Dezember 1919 gründete Marie Juchacz (1879–1956), die Mitglied der Nationalversammlung war, die AWO als „Hauptausschuss für Arbeiterwohlfahrt in der SPD“. Neben ihr waren u.a. Lore Agnes, Walter Friedländer, Louise Schroeder, und Hedwig Wachenheim Gründungsmitglieder.[1] Reichspräsident Friedrich Ebert beschrieb sie mit dem Motto „Arbeiterwohlfahrt ist die Selbsthilfe der Arbeiterschaft“. Zunächst versuchte sie, vor allem die Not der durch den Ersten Weltkrieg Geschädigten zu lindern, indem sie Nähstuben, Mittagstische, Werkstätten zur Selbsthilfe und Beratungsstellen einrichtete. Später entwickelte sie sich zu einer Hilfsorganisation für alle sozial bedürftigen Menschen.

Nach der „MachtergreifungAdolf Hitlers wurde nach einem erfolglosen Versuch, die AWO gleichzuschalten, die Arbeiterwohlfahrt aufgelöst und verboten. Einige Mitglieder arbeiteten illegal weiter, wie Johanna Kirchner, die mithalf, bedrohte Personen aus der Arbeiterbewegung ins Exil zu schleusen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die AWO 1946 in Hannover als parteipolitisch und konfessionell unabhängige Hilfsorganisation neu gegründet. In der Sowjetischen Besatzungszone und der späteren DDR wurde sie nicht zugelassen. Eine Ausnahme bildet hier Ostberlin, wo die AWO bis zum Mauerbau im August 1961 als gesamtstädtischer Landesverband arbeitete. Noch zu DDR-Zeiten konnte die Arbeiterwohlfahrt am 18. Februar 1990, 57 Jahre nach ihrem Verbot, in Sonneberg auf Initiative von Walter Knauer und Edmund Fröhlich wiedergegründet werden.[2] Seit der Wiedervereinigung ist die Arbeiterwohlfahrt im gesamten Bundesgebiet tätig. Der Sitz des Bundesverbandes befindet sich in Berlin. Sie ist Trägerin des DZI-Spenden-Siegels.

Die Arbeiterwohlfahrt sieht sich selbst den Grundwerten Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit verpflichtet und arbeitet im ehrenamtlichen wie im hauptamtlichen Bereich nach den Leitsätzen und dem Leitbild der AWO, das zumindest bei einigen Neueinstellungen auch für Mitarbeiter verbindlich ist.

2012 schloss sich die Arbeiterwohlfahrt dem Bündnis Umfairteilen an.[3]

Organisation der AWO

Die AWO gliedert sich bundesweit in 30 Bezirks- und Landesverbände, 480 Kreisverbände und 3.800 Ortsvereine.

Die AWO wird bundesweit getragen von 382.000 Mitgliedern, 70.000 ehrenamtlichen Mitarbeitenden (Helfer) und 173.000 hauptamtlichen Mitarbeitern.

Die AWO unterhält in allen Bundesländern über 14.000 Einrichtungen und Dienste/Dienstleistungen, darunter:

  • Heime inkl. Wohngemeinschaften
  • Tagesstätten, etwa für Kinder und Jugendliche und für alte Menschen, dabei etwa 2.300 Kindertagesstätten deutschlandweit[4]
  • Auskunfts- und Beratungsstellen, z.B. für Ausländer, Arbeitslose, Familien, Schwangere, Alte, Behinderte, Jugendliche
  • ambulante Dienste insgesamt, darunter sozialpflegerische Dienste
  • Beratungsstellen unterschiedlichster Art, einschl. Geschäftsstellen
  • Tages- und Werkstätten für Arbeitslose, Werkstätten aller Art

Die AWO ist Trägerin von über 2.000 Heimen, darunter:

  • Altenheime, Altenpflegeheime, Altenwohnheime, Tagespflegeheime
  • Heime/Wohngemeinschaften für Behinderte/psychisch Kranke
  • Wohnheime für Aussiedler und Ausländer
  • Heime/Wohngemeinschaften für Kinder und Jugendliche
  • Aus-, Fort- und Weiterbildungsstätten
  • Einrichtungen der Gesundheitshilfe wie z.B. Erholungs- und Kurheime
  • Frauenhäuser

Im Rahmen der AWO sind zudem über 3.500 Selbsthilfe-, Helfer- und andere Gruppen Bürgerschaftlichen Engagements tätig, darunter:

  • in Altenclubs, Seniorengruppen
  • in der Jugendhilfe/Jugendarbeit
  • für chronisch Kranke und Behinderte
  • gesundheitliche Selbsthilfe- und Kontaktgruppen
  • Freiwilligenagenturen/-büros
  • Helfergruppen für Menschen in besonderen Notlagen (etwa Arbeitslosen-Selbsthilfe, Frauen-Selbsthilfe)
  • in der Familienhilfe

Über 800 selbstständige Einrichtungen, Initiativen und Organisationen haben sich der AWO auf allen Ebenen als korporative Mitglieder angeschlossen.[5]

AWO Landes- und Bezirksverbände

Partner der AWO

Das Bundesjugendwerk der AWO ist der eigenständige Kinder- und Jugendverband der AWO. Es wurde 1978 gegründet. Das Bundesjugendwerk der AWO arbeitet als Dach der Landes- und Bezirksjugendwerke eng mit seinen Gliederungen zusammen und veranstaltet für die haupt- und ehrenamtlich Engagierten Arbeitstagungen, Seminare und Treffen. Das Bundesjugendwerk mischt sich – als Interessenvertretung für Kinder und Jugendliche – in politische Diskussionen ein.[6] Die AWO ist Gründungsmitglied der Aktion Mensch.

Korporative Mitglieder der AWO

Vereinigungen mit sozialen Aufgaben können sich der Arbeiterwohlfahrt als korporatives Mitglied anschließen. Die AWO kann die Basis ihrer eigenen Arbeit so verbreitern, neue Aufgaben aufgreifen und gewinnt Verbündete zur Durchsetzung ihrer sozial- und fachpolitischen Ziele.[6]

Die Vorsitzenden der AWO

Seit November 2008 hat die AWO einen hauptamtlichen Vorstand und ein ehrenamtliches Präsidium.

  • seit 2010 Ist Wolfgang Stadler Vorsitzender des Vorstands.[7]

Auszeichnungen der AWO

Die Marie-Juchacz-Plakette ist eine Ehrenauszeichnung, die von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) verliehen wird. Sie ist die höchste Auszeichnung dieses Verbandes. Namensgeberin ist die Gründerin der Arbeiterwohlfahrt Marie Juchacz. Die Auszeichnung wird an Mitglieder der Arbeiterwohlfahrt verliehen, die besonderes Engagement für den Verein gezeigt haben und politisch für die Belange der AWO einstanden.

Mit dem Lotte-Lemke-Preis[8] werden Institutionen, Organisationen, Vereine, Verbände, deren Vertreter, aber auch Einzelpersonen ausgezeichnet, die mit ihrem Handeln den einzelnen Leitsätzen und Aussagen des Leitbildes der AWO entsprechen, die nachhaltig soziale Projekte, Initiativen, national wie internationale wohlfahrtspflegerische Aufgaben der AWO entwickelt haben, gestalten, unterstützen und fördern. Benannt ist der Preis nach der langjährigen Vorsitzende der AWO Lotte Lemke.

Mit der Verleihung des Heinrich-Albertz-Friedenspreises zeichnet der Bundesverband der AWO seit 1999 eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens für ihr Engagement für den sozialen Frieden aus.

Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung

2004 begrüßte der damalige AWO-Bundesvorsitzende Manfred Ragati die Einführung von Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung (AGH-MAE) und kündigte an, dass die deutschen Wohlfahrtsverbände mindestens dreißigtausend AGH-MAE für Langzeitarbeitslose einrichten würden. Viele von ihnen empfanden die Einführung dieser Arbeitsgelegenheiten als entwürdigend, unsolidarisch und dem Gleichheitsprinzip widersprechend und protestierten. Sie nannten diese daher 1-Euro-Jobs. Die soziale Gruppierung Die Überflüssigen besetzte damals symbolisch die AWO Landeszentrale Berlin. Der Wohlfahrtsverband akzeptierte dies nicht und stellte Strafantrag wegen Hausfriedensbruchs.

Leiharbeit

Der AWO Bundesverband erklärte in einer Pressemitteilung vom 5. November 2010: „Systematische Leiharbeit lehnen wir ab!“[9] Dazu erklärt der AWO-Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler: „Generell ist das Instrument der Leiharbeit kritisch zu betrachten und sensibel anzuwenden. Es ist als Instrument zur Schaffung von Beschäftigungschancen gedacht und dazu, Auftragsspitzen in Unternehmen abzudecken. Das heißt auch, dass ein sehr zurückhaltender und verantwortungsvoller Einsatz intendiert war und ist. Eine systematische Anwendung von Leiharbeit lehnen wir von daher als Bundesverband ab. Wenn es in Ausnahmefällen zum Einsatz von Leiharbeit kommen sollte, dann muss verbindlich klar sein, dass Leiharbeiter den Festangestellten nach dem Grundsatz ,gleicher Lohn für gleiche Arbeit‛ gleichzustellen sind.“[9]

Die AWO im westlichen Westfalen beschäftigt rund 15.000 Mitarbeiter (Stand 2010) unter den Rahmenbedingungen des mit Ver.di geschlossenen Tarifvertrags AWO NRW. Die AWO im Bezirk Westliches Westfalen bietet Arbeitnehmern zeitlich befristet nach einem Auslaufen der Vertragszeit an, neue Verträge bei der Arbeiterwohlfahrt-Servicegesellschaft (AW PSG) abzuschließen. Diese hauseigene Zeitarbeitsfirma leiht das Personal dann an die Muttergesellschaft AWO aus. Dadurch ist es möglich, den Leiharbeitern Tarifverträge mit schlechterer Bezahlung als den Festangestellten anzubieten. Im Bezirk Westliches Westfalen hat die AWO etwa 300 Mitarbeiter in die Leiharbeit ausgegliedert.

Die Vorteile für die AWO sind zum einen der geringere Lohn und Einsparungen bei der Mehrwertsteuer. Der Vorteil für die AWO bestehe nach eigener Aussage nicht in geringeren Lohnkosten – die Stunde Leiharbeit sei in der Regel sogar teurer als eine Stunde gemäß Tarifvertrag AWO NRW – sondern in einer größeren Flexibilität des Arbeitseinsatzes, zum Beispiel bei Krankheits- oder Urlaubsvertretungen und bei Belegungsschwankungen. Dagegen gibt die Gewerkschaft Ver.di jedoch u. a. zu bedenken, dass der Tarifvertrag gegenüber dem Öffentlichen Dienst nachteilig sei, für viele Beschäftigte ohnehin nicht gelte und vor allem gering Qualifizierte von der Ausgründung in Zeitarbeitsbeschäftigung betroffen seien.[10]

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Arbeiterwohlfahrt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gründung der AWO
  2. Edmund Fröhlich, Theresia Danco (Hrsg.): Nach 57 Jahren: Die AWO gründet sich in Thüringen wieder. In: Quo vadis Freie Wohlfahrtspflege, Bank für Sozialwirtschaft; Köln, 1990
  3. Christian Weßling (Redaktion): Wir, Unterseite auf umfairteilen.de, zuletzt abgerufen am 30. September 2012
  4. Hinweis in: Vorwärts 7/8 2013, S. 13
  5. Zu diesem Abschnitt Homepage AWO Bundesverband
  6. 6,0 6,1 Partner/innen des Bundesverbandes auf der Homepage der AWO
  7. | Website AWO
  8. Webseite zur Bundeskonferenz 2012
  9. 9,0 9,1 AWO-Bundesverband: AWO lehnt systematische Leiharbeit ab!
  10. Gewerkschaftsseite Herzlos-online.de: Regelungswerk.ppt (Downloadseite, nur als Powerpoint-Präsentation verfügbar, 46 kB)
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