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Anthropologie in pragmatischer Hinsicht

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Die Anthropologie in pragmatischer Hinsicht ist eine um 1796/97 verfasste philosophische Schrift von Immanuel Kant. Sie erschien als letzte von Kant selbst herausgegebene Schrift 1798.

Kant grenzt die pragmatische Anthropologie von der physiologischen ab. Es geht nicht um den Menschen als Naturwesen, sondern darum, „was er als frei handelndes Wesen aus sich selber macht, oder machen kann und soll.“ (Vorrede)

Der erste Teil, die anthropologische Didaktik, handelt von der generellen Menschenkenntnis. Dieser Teil ist entsprechend den menschlichen Grundvermögen (Erkenntnisvermögen, Begehrungsvermögen und Gefühl der Lust und Unlust) untergliedert. Der zweite Teil beschäftigt sich mit der anthropologischen Charakteristik, in Kants Verständnis eine Analyse unterscheidender Eigenschaften von Individuen (oder Personen), Geschlechter, Nationen, Rassen und der Menschheit als ganzer. Dabei liegt das Augenmerk bei letzterer Einheit auf der Frage, was den Menschen als animal rationabile ausmacht.

Grundlage der populär gehaltenen Schrift bildeten Kants Vorlesungen über Anthropologie, die er über die mehr als zwanzig Jahre seiner akademischen Lehrtätigkeit an der Albertina hielt, in jedem Wintersemester von 1772/73 bis 1795/96. Die Vorlesung war an den Studentenzahlen gemessen die erfolgreichste unter seinen Lehrveranstaltungen.[1]

Rezeption

Kants Buch wurde von seinen Zeitgenossen mit vorsichtiger Kritik aufgenommen, erntete zum Teil aber auch heftige Ablehnung. Am 19. Dezember 1798 äußerte Goethe gegenüber Schiller: „Kants Anthropologie ist mir ein sehr wertes Buch und wird es künftig noch mehr sein, wenn ich es in geringen Dosen wiederholt genieße, denn im ganzen, wie es dasteht, ist es nicht erquicklich. Von diesem Gesichtspunkte aus sieht sich der Mensch immer im pathologischen Zustande, und da man, wie der alte Herr selbst versichert, vor dem sechzigsten Jahr nicht vernünftig werden kann, so ist es ein schlechter Spaß, sich die übrige Zeit seines Lebens für einen Narren zu erklären.

1799 beschrieb Schleiermacher in seiner Rezension in der Zeitschrift Athenaeum Kants Arbeit als Negation aller Anthropologie: als Behauptung und Beweis zugleich, daß so etwas nach der von Kant aufgestellten Idee durch ihn und bei seiner Denkungsart gar nicht möglich ist.[2]

In jüngeren Jahren ist Kants Anthropologie dagegen verstärkt von der Kantforschung aufgenommen und dabei teils auch positiver beurteilt worden. Viele Interpreten rekonstruieren eine enge Beziehung zwischen Kants Anthropologie und seiner Ethik.[3] Andere sehen Kants Anthropologie eher als seinen originellen Beitrag zur im 18. Jahrhundert weit geführten Debatte über die Möglichkeit und die Grundlagen einer umfassenden "Wissenschaft vom Menschen".[4] Daneben stehen breitere Kommentare zur Schrift wie auch Analysen zu zahlreichen Detailaspekten des Buches wie der ihm vorausgehenden Vorlesungen und ihre Beziehungen zu Kants übrigem Werk.[5]

Quellen

  • Immanuel Kant: Anthropologie in pragmatischer Hinsicht. Herausgegeben und eingeleitet von Wolfgang Becker, Nachwort von Hans Ebeling. Reclams Universal-Bibliothek Nr. 7541 [4], Stuttgart 1983. ISBN 3-15-007541-6

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Reinhard Brandt & Werner Stark: „Einleitung.“ In: Immanuel Kants Gesammelte Schriften, Academy edition, vol. XXV (Göttingen 2007), S. vii-cli. Siehe auch (Online).
  2. Immanuel Kant: Anthropologie in pragmatischer Hinsicht. Reclams Universal-Bibliothek Nr. 7541 [4], S. 369–370.
  3. Robert B. Louden: Kant’s Impure Ethics (New York, 2000); Allen Wood: "Unsocial Sociability: The Anthropological Basis of Kant’s Ethics", in Philosophical Topics 19, S. 325–351.
  4. Thomas Sturm: Kant und die Wissenschaften vom Menschen (Paderborn, 2009); Themenheft "Kant and the human sciences", Studies in History and Philosophy of Science 39 (2008).
  5. Reinhard Brandt: Kritischer Kommentar zu Kants Anthropologie in pragmatischer Hinsicht (Hamburg 1999); Brian Jacobs und Patrick Kain (Hrsg.): Essays on Kant’s Anthropology (Cambridge/England, 2003); Themenheft "Anthropologie", Kant Yearbook 3 (2011).
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