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Albert Heim

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Albert Heim

Albert Heim (* 12. April 1849 in Zürich; † 31. August 1937 ebenda) war ein Schweizer Geologe. Heim war Professor für Geologie an der ETH Zürich und nebenbei Kynologe. Er war einer der Begründer der Kontraktionstheorie der Erde, die fast 100 Jahre – bis etwa 1960 – das Standardmodell der Geotektonik war.

Leben

Albert Heim wurde als zweites Kind des Kaufmanns und Bankiers Johann Konrad Heim und der Sophie Elisabeth Heim geb. Fries in Zürich geboren. Im Anschluss an die Grundschule in Zürich und Hottingen besuchte er von 1864 bis 1866 die Industrieschule (Kantonsschule). Unmittelbar nach der Matura begann Albert Heim 1866 sein naturwissenschaftliches Studium an der Universität Zürich. Nach drei Semestern wechselte er an das Eidgenössische Polytechnikum (seit 1911 ETH Zürich), das er 1869 als diplomierter „Fachlehrer in naturwissenschaftlicher Richtung“ verliess. Nach dem Diplom bildete sich Albert Heim im Ausland weiter: Er immatrikulierte sich für ein Semester an der Universität und Bergbauschule Berlin, um sich danach auf die traditionelle Studienreise zu begeben, die ihn nach Dänemark und Norwegen führte.

Zurück in Zürich nahm Albert Heims akademische Karriere einen auch für die damalige Zeit raschen Verlauf: 1871 habilitierte er sich an der Universität Zürich und am Polytechnikum. Bereits 1872, im Alter von 23 Jahren, erfolgte seine Wahl als Professor für technische und allgemeine Geologie am Polytechnikum. Drei Jahre später wurde er zudem Professor an der benachbarten Universität. 1875 heiratete Albert Heim Marie Vögtlin, die ein Jahr zuvor als erste Ärztin der Schweiz ihre eigene Praxis in Zürich eröffnet hatte, in der sie auch nach der Eheschliessung tätig war. Die berufliche Tätigkeit des Ehepaars Heim hatte einen stark prägenden Einfluss auf ihre beiden Kinder: Arnold (1882–1965) wurde Geologe, Helene (1886–1979) Krankenschwester.

Albert Heim engagierte sich aber nicht nur für die Forschung und Lehre, er war auch ein gefragter Verfasser von geologischen Gutachten etwa im Zusammenhang mit Eisenbahnbauprojekten wie dem Simplontunnel oder Unglücksfällen wie der Vorstadtkatastrophe von Zug (1887). Darüber hinaus entfaltete er eine intensive Kommissionstätigkeit, so zum Beispiel als langjähriger Präsident der Geologischen Kommission, als Mitglied und zeitweiliger Präsident der Naturforschenden Gesellschaft Zürich oder als Mitglied des SAC. Ausserhalb seiner geologischen Interessen trat er als Befürworter der Feuerbestattung für den Bau des Zürchers Krematoriums ein und war zusammen mit seiner Frau in der Abstinenzbewegung aktiv.

Bis zu seinem Tod hatte Albert Heim sein grosser Einsatz für die Wissenschaft und die Verbreitung des Interesses an geologischen Fragen viele Ehrungen und Auszeichnungen eingebracht, unter anderem wurde auch die Albert-Heim-Hütte am Furkapass nach ihm benannt. 1898 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. 1918 erhielt Heim die erste Eduard-Sueß-Gedenkmünze der Österreichischen Geologischen Gesellschaft. Im Jahr 1925 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt.

Er starb am 31. August 1937 im Alter von 88 Jahren. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof Sihlfeld in Zürich.

Leistungen

Geologie

Zeichnung des Bristen von Albert Heim, 2. Februar 1872

Albert Heims geologische und kartografische Hauptwerke beschäftigten sich mit dem für ihn zentralen Thema der Tektonik und Entstehung der Alpen. Dabei legte er die Kontraktionshypothese einer sich abkühlenden Erde zugrunde, die durch seine Arbeiten für viele Jahrzehnte zur Standardtheorie wurde.

So berechnete er die Abnahme des Erdumfangs durch fiktive Glättung der Gebirge, um die Fläche der Erde vor ihrem Schrumpfen zu erhalten. Es ergab sich, dass der Erdumfang ohne das Jura-Gebirge 5 km größer wäre, ohne die Alpen sogar 120 km größer wäre. Ein Zitat:

„Schätzen wir die Faltung der anderen von dem Central-Alpen-Meridian geschnittenen Gebirge noch in ihrem Zusammenschube ab, so finden wir, dass die Umfangverkürzung durch die gesamte Gebirgsbildung bis jetzt nicht ganz 1 % betragen hat.“

Nach Heim wäre die Erde seit ihrer Entstehung um etwa 500 °C abgekühlt. Er schloss aber weitere horizontale Verschiebungen und Gebirgsbildungen aus, worin ihm Otto Ampferer widersprach. Dass es weiterhin Erdbeben gäbe, erklärte er mit Belastungsänderung, Verwitterung und Erosion.

Albert Heims Detailstudien befassten sich oft mit den Glarner Alpen und dem Säntisgebiet. Hier verband er seine eigenen Beobachtungen mit dem Fachwissen seiner Zeit und entwickelte neue Theorien, die teilweise zu heftigen Kontroversen mit Fachkollegen führten. Das bekannteste Beispiel ist der Disput über den Ursprung der so genannten Glarner Doppelfalte, heute Glarner Hauptüberschiebung,[1] den er schließlich beendete, indem er die Richtigkeit der Theorie seiner Gegner anerkannte. Zunächst vertrat er die Faltungstheorie seines Vorgängers als Professor an der ETH Zürich Arnold Escher von der Linth und war deshalb in den 1890er Jahren in heftige Kontroversen mit August Rothpletz verwickelt. Die Untersuchungen insbesondere von Maurice Lugeon in der Westschweiz ließen ihn um 1901 umdenken, was er auch öffentlich eingestand. Heims Publikationen, Karten, Panoramen und Reliefs sind aber nicht nur wichtige Beiträge zur Entwicklung der Geologie, sie zeigen auch seine Verdienste um die Verwendung wissenschaftlicher Zeichnung und Fotografie zur Dokumentation und Darstellung geologischer Zusammenhänge.

Berühmt wurde sein Fund im Kesslerloch, die Gravur des sogenannten "Suchenden Rentiers" (früher "Weidendes Rentier" genannt), auf einem Lochstab aus Rentiergeweih im Beisein von Jakob Messikommer, am 4. Januar 1874. Es befindet sich heute im Rosgartenmuseum in Konstanz.

Kynologie

Albert Heim leistete auf dem Gebiet der Kynologie bedeutende Beiträge zur Förderung der Schweizer Sennenhundrassen. Die Rassestandards der vier noch heute gezüchteten Rassen Berner Sennenhund, Appenzeller Sennenhund, Entlebucher Sennenhund und Grosser Schweizer Sennenhund gehen massgeblich auf ihn zurück. Die 1929 gegründete Albert-Heim-Stiftung der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft (SKG) zur Förderung der kynologischen Forschung am Naturhistorischen Museum Bern ist nach ihm benannt.[2]

Veröffentlichungen

  • Untersuchungen über den Mechanismus der Gebirgsbildung im Anschluss an die geologische Monographie der Tödi-Windgällengruppe, 1878
  • Der Bergsturz von Elm den 11. September 1881. Denkschrift, 1881
  • Handbuch der Gletscherkunde, 1885
  • Geologische Karte der Schweiz, 1894
  • Die Fahrt der „Wega“ über Alpen und Jura, 1899[3]
  • Luft-Farben, 1912
  • Geologie der Schweiz, 1916–1922[4]
  • Der Neufundländerhund, 1927
  • Bergsturz und Menschenleben, 1932
  • Patent CH68865: Verfahren zur Herstellung graphischer Reproduktionen mit nur auf Wunsch sichtbaren Einzeichnungen. Angemeldet am 1. Mai 1915, Erfinder: Albert Heim, Hans Hofer.

Archiv

In den Archive und Nachlässen der ETH-Bibliothek befindet sich ein Teilnachlass Albert Heims (Hs 400 und 401) mit zahlreichen Manuskripten, Skizzen, Zeichnungen, Aquarellen, Fotografien und Briefwechseln. Eine Übersicht über diesen Bestand bietet das online einsehbare Nachlassverzeichnis in der ETH E-Collection.[5]

Literatur

Weblinks

 Commons: Albert Heim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Von der Glarner Doppelfalte zur Glarner Überschiebung, in geo-life.ch (PDF; 328 kB)
  2. Albert Heim auf der Webseite der Albert-Heim-Stiftung
  3. Die Fahrt der „Wega“ über Alpen und Jura online im Internet-Archiv
  4. PDF der „Geologie der Schweiz“ online in der e-collection der ETH-Bibliothek
  5. Verzeichnis des Nachlasses Albert Heim an der ETH-Bibliothek und digitalisierte Fotografien von Albert Heim an der ETH-Bibliothek
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Albert Heim aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.