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Auslandsdienst Österreichs
Auslandsdienst bezeichnet einen im Ausland abzuleistenden Ersatz des österreichischen Zivildienstes als Gedenkdienst, Sozialdienst oder Friedensdienst. Der Innsbrucker Politikwissenschaftler Andreas Maislinger hatte die Idee von der deutschen Aktion Sühnezeichen Friedensdienste übernommen.
Allgemeines
Der Begriff Auslandsdienst oder Auslandszivildienst ist jedoch der österreichischen Rechtsordnung fremd. Da der Zivildienst als hoheitlicher, staatlicher Dienst nur auf dem Gebiet der Republik Österreich geleistet werden kann, stellt der Auslandsdienst gemäß der Regelung des § 12b des Zivildienstgesetzes im rechtlichen Sinn keine besondere Form des ordentlichen Zivildienstes dar. Der Auslandsdiener wird nur nach Ableistung seines Dienstes von seiner Zivildienstpflicht befreit.
Der Auslandsdienst entspricht in etwa dem deutschen Anderen Dienst im Ausland.
Geschichte
Vorgeschichte
Andreas Maislinger setzte sich ab dem Ende der 1970er Jahre[1] für die gesetzliche Verankerung dieser Art des Militärersatzdienstes ein, die die Aufklärung über den Holocaust zum Ziel hatte.[2] Am 10. Oktober 1980 hatte er auf Einladung von Anton Pelinka die Möglichkeit in der von Dolores Bauer geleiteten ORF-Sendung „Kreuzverhör“ seinen „Zivildienst in Auschwitz“[3] vorzustellen. Bundespräsident Rudolf Kirchschläger hatte sein Konzept jedoch mit der Begründung „ein Österreicher hat in Auschwitz nichts zu sühnen“ abgelehnt. Später anerkannte Kirchschläger „das positive Ergebnis“ des von Maislinger „durchgesetzten Gedenkdienstes“[4].
1980/81 war Maislinger mit Joachim Schlör Freiwilliger im von Volker von Törne und Christoph Heubner geleiteten Polenreferat der deutschen Aktion Sühnezeichen Friedensdienste tätig.[5] Im Museum Auschwitz-Birkenau betreute er deutsche Jugendgruppen. Nach seiner Rückkehr war er noch stärker davon überzeugt ein ähnliches Programm auch in Österreich zu verwirklichen.[6] Unterstützt wurde er dabei vor allem von Simon Wiesenthal, Teddy Kollek[7], Ari Rath, Herbert Rosenkranz, Gerhard Röthler und Karl Pfeifer. Einer der Söhne Röthlers hat später Gedenkdienst geleistet und Pfeifer veröffentlichte ein Interview in der IKG-Zeitschrift „Die GEMEINDE“.[8]
Realisierung
Im Mai 1991 wurde Andreas Maislinger schließlich in einem Brief[9] von Innenminister Franz Löschnak darüber informiert, dass der Gedenkdienst von der österreichischen Regierung als Alternative zum Zivildienst zugelassen wird und die dafür notwendigen Mittel bis zu einem festgelegten Rahmen vom Bundesministerium für Inneres getragen werden.
Am 1. September 1992 konnte der erste Gedenkdiener seinen Dienst im Museum Auschwitz-Birkenau antreten.[10]
Entwicklung
Im November 1997 wurde eine gesetzliche Neuregelung des Auslandsdienstes beschlossen, die ab diesem Zeitpunkt auch Sozial- und Friedensdienste außerhalb von Österreich ermöglichte.
2001 wurde unter Innenminister Ernst Strasser ein Auslandsdienst-Förderverein[11] eingerichtet, der die Mittel an unabhängige Trägerorganisationen, wie zum Beispiel den Österreichischen Auslandsdienst, weiterverteilt.
Inzwischen haben mehr als 1.000 junge Österreicher ihre Zivildienstpflicht im Ausland abgeleistet. Heute ist der Verein Österreichischer Auslandsdienst die einzige Trägerorganisation, die Gedenk-, Sozial- und Friedensdienst anbietet und auf allen fünf Kontinenten aktiv ist.
Finanzierung
Die Republik Österreich stellt jedem Auslandsdienst-Trägerverein über den Verein zur Förderung der Auslandsdienste im Sinne des § 12b Zivildienstgesetz – Auslandsdienst Förderverein ein gewisses Budget zur Verfügung. Jeder finanzierte Auslandsdiener wird mit maximal 9.000 Euro gefördert. Die Trägerorganisation kann aber Umschichtungen vornehmen, damit eine größere Anzahl von Auslandsdienern unterstützt werden kann, wobei allerdings der Betrag von 4.500 Euro pro Zivildienstpflichtigen nicht unterschritten werden darf. Durch diese beschränkten Geldmittel ist es daher nicht jedem Interessierten möglich, einen geförderten Auslandsdienst zu leisten.[12]
Trägerorganisationen gemäß § 12b ZDG
- Gedenkdienst
→ Hauptartikel: Gedenkdienst
- Verein Gedenkdienst
- Verein Niemals Vergessen
- Verein Österreichischer Auslandsdienst
- Friedensdienst
- Verein Österreichische Friedensdienste
- Verein Österreichischer Auslandsdienst
- Sozialdienst
- Allianz für Kinder
- Bund Evangelikaler Gemeinden in Österreich
- Concordia Austria, Verein für Sozialprojekte P. Georg Sporschill SJ
- Eine Welt – Oberösterreichische Landlerhilfe
- Gesellschaft für Österreichisch – Arabische Beziehungen
- Guatemala Initiative
- Horizont 3000
- Informationsgruppe Lateinamerika
- Intersol – Verein zur_Förderung internationaler Solidarität
- Jugend Eine Welt – Don Bosco Aktion Austria
- Verein Österreichischer Auslandsdienst
- Verein Österreichische Friedensdienste
- Österreichische Jungarbeiterbewegung
- Pfarre Frastanz [13]
- Provinz Österreich der Gemeinschaft der Missionsschwestern vom Kostbaren Blut
- Unsere kleinen Brüder und Schwestern, Verein zur Unterstützung von Waisenkindern
- Vides Austria
- Waldorfbund Österreich
Auslandsdienst-Einsatzstellen
Momentan gibt es unter anderem folgende Einsatzstellen:
- Buenos Aires – Centro de Atención Integral a la Niñez y Adolescencia
- Brüssel – European Disability Forum
- Brüssel – CEGES-SOMA
- Sarajevo – Phoenix Initiative
- Alagoinhas – Associação Lar São Benedito
- Lauro de Freitas – Centro Comunitario Cristo Libertador
- Petrópolis – Casa Stefan Zweig
- Rio de Janeiro – Center for Justice and International Law (CEJIL)
- Nanjing – John-Rabe-Haus
- Qiqihar – China SOS Children's Village Association
- Shanghai – Center for Jewish Studies
- Santiago de Chile – CTD Galvarino (SENAME)
- La Gamba – Tropenstation La Gamba
- Puntarenas – Finca Sonador – Asociaicón de Cooperativas Europeas Longo Mai
- Puntarenas – Unión de Amigos para la Protección del Ambiente (UNAPROA)
- San Isidro de El General – Asociación Vida Nueva
- Berchtesgaden - Dokumentation Obersalzberg
- Berlin – Jüdisches Museum Berlin
- Marburg – Terra Tech
- Moringen – KZ-Gedenkstätte im Torhaus Moringen
- München – Jüdisches Museum München
- London – Royal London Society for the Blind
- London – The National Yad Vashem Charitable Trust
- London – Institute of Contemporary History and Wiener Library
- Oradour-sur-Glane – Centre de la Mémoire d’Oradour
- Paris – La Fondation pour la Mémoire de la Déportation
- Paris – Amicale de Mauthausen
- Paris – Alliance Israélite Universelle
- Quetzaltenango – Instituto de Formacion e Investigacion Municipal,
- Santa Rosita – Casa Hogar Estudiantil ASOL
- Auroville – Auroville Village Action Group (AVAG)
- Dharmshala – Nishtha – Rural Health, Education and Environment Center
- Dharmshala – Tibetan Children’s Village
- Dharmshala – Tibetan Welfare Office
- Kerala – Mata Amritanandamayi Mission
- Jerusalem – Alternative Information Center
- Jerusalem – Österreichisches Hospiz zur Heiligen Familie
- Jerusalem – St. Vinzenz-Ein Karem
- Jerusalem – Yad Vashem
- Como – Istituto di Storia Contemporanea „Pier Amato Perretta“ (ISC)
- Mailand – Centro di Documentazione Ebraica Contemporanea(CDEC)
- Prato – Museo della Deportazione
- Hiroshima – Hiroshima Peace Culture Foundation (Friedensmuseum Hiroshima)
- Montreal – Holocaust Memorial Centre
- Montreal – Kleinmann Family Foundation
- Toronto - (Sarah and Chaim Neuberger Holocaust Education Centre)
- Nairobi – Kenia Water for Health Organisation
- Jasenovac – Gedenkstätte KZ Jasenovac
- Antalaha – D'Analalava
- Mexiko-Stadt - Museo Memoria y Tolerancia
- Bandipur – Himalayan Welfare Service Centre of Helpless Children
- Oslo – Jodisk Aldersbolig
- Lahore – SOS children villages Pakistan
- Lahore – proLoka Pakistan
- Huancayo – Teilorganisation des peruanischen Gesundheitsministerium
- Lima – Centro de Información y Educación para la Prevención del Abuso de Drogas (CEDRO)
- Krakau – Polnische Humanitäre Organisation
- Krakau – Stiftung Judaica – Zentrum für Jüdische Kultur
- Krakau – Galicia Jewish Museum
- Oświęcim – Auschwitz Jewish Center
- Warschau – Jüdisches Museum Warschau
- Großau – Oberösterreichische Landlerhilfe
- Großpold – Oberösterreichische Landlerhilfe
- Iași – Nădejdea Copiilor din România
- Neppendorf – Oberösterreichische Landlerhilfe
- Oberwischau – Oberösterreichische Landlerhilfe
- Timișoara (geplant)
- Moskau – Russisches Forschungs- und Bildungszentrum „Holocaust“
- Moskau – SOS-Kinderdörfer
- Moskau – Zentrum für soziale Entwicklung und Selbsthilfe Perspektive
- Moskau – Dobroje Delo
- Sankt Petersburg – Rehabilitationszentrum „Glaube“
- Laibach – Nationalmuseum der Zeitgeschichte
- Stockholm – Forum för levande historia
- Uppsala – The Uppsala Programme for Holocaust and Genocide Studies
- Prag – Jüdische Gemeinde
- Istanbul – Jüdisches Museum Istanbul
- Fort Portal – Mountains of the Moon University (MMU)
- Kabale – Diözese Kabale – Bishops House
- Zigoti – Kindern eine Chance
- Deutsch-Mokra – Oberösterreichische Landlerhilfe
- Königsfeld – Oberösterreichische Landlerhilfe
- Kiew – The Jewish Foundation of Ukraine
- Chicago – Illinois Holocaust Museum and Education Center (2010)
- Detroit – Holocaust Memorial Center
- Houston – Holocaust Museum Houston
- Los Angeles – Los Angeles Museum of the Holocaust
- Los Angeles – Simon Wiesenthal Center
- Los Angeles – USC Shoah Foundation Institute for Visual History and Education
- New York – Gay Men’s Health Crisis
- New York – Museum of Jewish Heritage
- New York – Anti-Defamation League
- New York – American Jewish Committee
- Reno – Center for Holocaust, Genocide & Peace Studies
- Richmond – Virginia Holocaust Museum
- Saint Petersburg – The Florida Holocaust Museum
- San Francisco – Holocaust Center of Northern California
- Minsk – Belarussian Children's Hospice
- Minsk – 'Dietski dom no. 6' – Kinderheim no.6
- Minsk – Kindergarten for Children with Special Needs
Bekannte ehemalige Auslandsdiener
- Heinz Chen (Musikpädagoge)
- Tim Cupal (ORF Korrespondent)
- Ralph Gabriel (Architekt)
- Christian Klösch (Historiker)
- Gebi Mair (Tiroler Landtagsabgeordneter)
- Stefan Stoev (Gründer der IDEA-Society)
- Gregor Sieböck (Autor & Weltenwanderer)
Literatur
- René J. Laglstorfer: Heimweh nach der Welt. 20 Jahre Auslandsdienst. Vorwort von Andreas Maislinger, Nachwort von Alejandro Boucabeile, Kyrene Verlag, Innsbruck 2012, ISBN 978-3-902873-03-3.[14]
- Anton Legerer: Tatort: Versöhnung. Aktion Sühnezeichen in der BRD und in der DDR und Gedenkdienst in Österreich. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2011, ISBN 978-3-374-02868-9.
Weblinks
- Buch: „Heimweh nach der Welt. 20 Jahre Auslandsdienst“
- Bundesministerium für Inneres: Zivildienstserviceagentur
- Bundesministerium für Inneres: Trägerorganisationen des Auslandsdienstes, Stand 1. Juli 2010 (PDF; 951 kB)
Einzelnachweise
- ↑ Pressearchiv und Briefarchiv dokumentieren das erwähnte Engagement für den Gedenkdienst seit 1977.
- ↑ „Zivildienst in Holocaust Gedenkstätten“: Dr. Peter Huemer und Dr. Andreas Maislinger, ORF Moment – Leben Heute, 9. März 1988
- ↑ Andreas Maislinger: „ZIVILDIENST“ in Auschwitz, Stattblatt – Linzer Programm- und Belangzeitschrift 22/1980
- ↑ Brief von Dr. Rudolf Kirchschläger an Dr. Andreas Maislinger, Wien 3. Februar 1995
- ↑ Einsam unter Friedensengeln: Wehrdienstverweigerer Andreas Maislinger lebt alternativen Friedensdienst vor, PROFIL, 12. Juli 1982
- ↑ „Zivildienst in Holocaust Gedenkstätten“, Dr. Peter Huemer und Dr. Andreas Maislinger, ORF „Moment – leben heute“, 9. März 1988
- ↑ Teddy Kollek zum Projekt Gedenkdienst (Tiroler Tageszeitung, 12. Jänner 1993)
- ↑ Interview mit Dr. Andreas Maislinger, Die GEMEINDE, 22. Dezember 1982
- ↑ Brief von Innenminister Franz Löschnak an Andreas Maislinger, Die GEMEINDE, 22. Juli 1991
- ↑ Positives Echo auf Österreichs ersten Zivildiener, der in ehemaligem KZ Auschwitz dient, Tiroler Tageszeitung, 12./13. September 1992
- ↑ Zivildiener: Neuer Verein für Auslandsdienste – „Verein zur Förderung des Auslandsdienstes“, Der Standard, 5. März 2001
- ↑ Der Standard Gerald John: Harter Schnitt bei Gedenkdienst, Der Standard 10. November 2010
- ↑ Pfarre Frastanz siehe: Auslandsdienst: Südamerika, Asien, Afrika, Abgerufen am 22. Dezember 2010
- ↑ Heimweh nach der Welt. 20 Jahre Auslandsdienst
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