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Zwarte Piet

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Der Zwarte Piet („Schwarzer Peter“ auf Niederländisch) ist in den Niederlanden und Belgien der Helfer des Sinterklaas, des Heiligen Nikolaus in der niederländischen Überlieferung. Der im November und Dezember allgegenwärtige Zwarte Piet ist außerordentlich beliebt in der Bevölkerung, das Sinterklaasfest ist überhaupt wesentlich wichtiger als Weihnachten.

Der Zwarte Piet hatte eine ähnliche Funktion wie der Knecht Ruprecht in deutschen Landen: das Bestrafen böser Kinder anstelle des sich körperlich zurückhaltenden Heiligen. Doch seit seiner Einführung im 19. Jahrhundert ist der Helfer ein dunkelhäutiger Diener orientalischer Anmutung. Gerade im 20. Jahrhundert wurde aus dem einzelnen Helfer eine Gruppe von Zwarte Pieten, die dem Sinterklaas zur Seite stehen. Die Gesichter der Darsteller sind braun oder schwarz geschminkt, getragen wird bunte festliche Kleidung, die an Diener des 16. Jahrhunderts erinnert.

Vereinzelt bereits zuvor, vor allem aber im Jahre 2013 ist die Frage aufgekommen, ob die Figur des Zwarte Piet rassistisch geprägt sein könne. Anlass war die Forderung der jamaikanischen Professorin für Sozialgeschichte Verene Shepherd, Mitglied einer Arbeitsgruppe bei dem Hohen Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte (UNHCHR), das Sinterklaasfest mitsamt dem Zwarte Piet abzuschaffen. Auf die Vorwürfe wurde in der Bevölkerung überaus emotional reagiert.

Funktion und Merkmale

Das Sinterklaasfest am 5. Dezember ist die beliebteste Volkstradition in den Niederlanden, wie 2010 eine Umfrage ergeben hat. In seiner heutigen Form ist es in den Niederlanden und Flandern einzigartig. Es ist vor allem ein Kinderfest, doch auch Erwachsene nehmen daran teil.[1] Der Tradition nach bringen Sinterklaas und Zwarte Piet während des Sinterklaasfestes am 5. Dezember Geschenke. Zwarte Piet klettert dabei durch die Schornsteine der Häuser – in denen die Menschen schlafen – und verteilt Süßigkeiten. Zudem tritt er als Helfer des Sinterklaas auf, um sein Buch oder seinen Stab festzuhalten, sein Pferd zu leiten, oder sonstige Arbeit für ihn zu verrichten.

St. Nikolaas en zijn knecht bei einer disziplinarischen Maßnahme, um 1910

Bis in die 1970er-Jahre hatte Zwarte Piet oft eine Rute bei sich, mit der er böse Kinder bestrafte. Die Rute sieht man heutzutage nur noch sehr selten in der Hand des Zwarte Piet; obwohl sie als Attribut noch vorhanden ist, wird sie nicht mehr benutzt.

Manche Kinder haben Angst vor dem Zwarte Piet, denn in dem Buch des Sinterklaas sind alle bösen Taten vermerkt. Zudem behaupteten einige Eltern gegenüber ihren Kindern, dass Zwarte Piet die störrischen Kinder in einem Jute-Sack mit nach Spanien nimmt.

In der jüngeren Zeit sind Sinterklaas und Zwarte Piet schon Wochen vor dem 5. Dezember in den Innenstädten zu sehen, nicht zufällig in der Nähe von Kaufhäusern. Mitte November hält der Sinterklaas festlichen Einzug in eine bestimmte Stadt, was vom Fernsehen übertragen wird. Vor allem der im Sinterklaasjournaal des Kinderfernsehens dargestellte Sinterklaas wird von vielen Zwarte Pieten begleitet. In der Logistik des Sinterklaasfestes entstanden Pieten mit verschiedenen Aufgaben, wie Einkauf, Einpacken, Transport usw. Auch kennt man nun einen Leiter der Pieten, den sogenannten „Hauptpiet“. Typischerweise hat ein Zwarte Piet die Geschenke verloren, so dass es gemeinsamer Anstrengung der bischöflichen Entourage bedarf, um das Fest für die Kinder zu retten.

In den älteren Darstellungen hatte Zwarte Piet ein schwarzes Gesicht, große rote Lippen, eine Afrofrisur und goldene Ohrringe. Er war wild, kindlich und unzuverlässig, riss Possen und sprach unbeholfen. Laut einem Kinderlied sagt er: Want ook al ben ik zwart als roet / Ik meen het wel goed (Auch wenn ich schwarz wie Ruß bin, so meine ich es doch gut). Demzufolge musste er sein Gutsein erst behaupten, da vom Äußeren her nicht davon auszugehen war. Später wurde Zwarte Piet ernsthafter und klüger, als Stütze für den betagten Sinterklaas.[2]

Ursprung

Sinterklaas bei der Buchhaltung, mit einem schwarzen Hausdiener. 1850, aus dem Buch von Jan Schenkman.

Der Kultus um den Heiligen Nikolaus von Myra ist bereits sehr alt, der typisch niederländische Zwarte Piet stammt aber erst aus dem 19. Jahrhundert. Für die Entstehung des Zwarte Piet gibt es unterschiedliche Erklärungsansätze. Der niederländische Heilige wohnt laut dem Lehrer Jan Schenkman (1850) in Spanien. Möglicherweise stammt das daher, dass sich der niederländische Landesname Spanje auf appeltjes van oranje (goldene Äpfelchen) reimt, wie man es in mehreren Liedern findet. Oder es hat damit zu tun, dass die Niederlande im 16. Jahrhundert, als das Kinderfest entstanden ist, mit Spanien zum habsburgischen Reich gehörte. Auf jeden Fall könnte das Land damit zu tun haben, dass ein Mohr in orientalischer Tracht die Bühne betreten hat, denn in Spanien hat es lange Zeit arabische Reiche (der Mauren) gegeben. Das Wort moor, das oft für den Zwarte Piet verwendet wird, kann sich sowohl auf einen Schwarzafrikaner als auch auf einen dunkleren Nordafrikaner beziehen.[3]

Eine Schenkman-Ausgabe von etwa 1910, mit einem grimmigen schwarzen knecht.

Laut dem Direktor des Rijksmuseum gibt es aus dem Jahre 1520 ein Gemälde über den Hof von Kaiser Karl V. Ein stolzer schwarzer Mann habe darauf bereits die Attribute, wie sie später vom Zwarte Piet her bekannt wurden.[4] Sinterklaas hatte jedoch zunächst noch keine Begleitung, erst 1850 bildete Schenkman ihn in seinem Bilderbuch mit einem schwarzen Diener ab. In einer späteren Ausgabe von 1858 hat dieser dann eine Pagen-Uniform mit Puffhose und Barett an. Schenkman hat den knecht zwar nicht erfunden, da es Hinweise auf eine frühere Verwendung gibt, aber kanonisiert, so das Meertens Instituut für Volkskunde. Ein Bezug zur Sklaverei, wie es sie damals noch in den niederländischen Kolonien gab, kann zwar nicht belegt werden, doch könnten die stereotypisierenden Abbildungen durchaus durch den damaligen Diskurs über Kolonialismus und Sklaverei geprägt sein.[5] Den Namen Pieter gibt es seit 1859, erst um 1900 bürgerte sich der Name Zwarte Piet ein.[6]

Ein Bezug zu den schwarzen Raben von Wotan ist hingegen eher auszuschließen, ebenso wie der Vergleich des durch die Luft reitenden Wotan mit dem über die Dächer reitenden Sinterklaas eher oberflächlich ist. Auch ist Zwarte Piet nicht schwarz durch Ruß, denn schwarz ist er bereits bei der Ankunft mit dem Boot aus Spanien und nicht erst, nachdem er die Geschenke durch die Schornsteine abgeliefert hat.[7]

Kontroverse

Vereinzelter Protest

Puppen in einem Amsterdamer Kaufhaus, November 2012

Seit etwa den 1970er-Jahren hat es immer wieder Klagen über den Zwarte Piet gegeben, da dieser mit seinem Äußeren und Verhalten an einen ungebildeten Schwarzen erinnere und daher rassistisch sei. Beispielsweise sagte 1987 eine schwarze Niederländerin in der Kindersendung Sesamstraat, dass sie die Tradition nicht möge, weil zur Sinterklaaszeit Schwarze als Zwarte Piet angesprochen werden würden.[8]

Im Jahre 2011 wollten zwei schwarze Niederländer beim Einzug des Sinterklaas ein Transparent „Nederland kan beter“ („Die Niederlande können es besser“) hochhalten. Als die Polizei dies untersagte, folgten sie der Anweisung, ließen aber ihre T-Shirts mit der Aufschrift „Zwarte Piet is racisme“ sehen. Dies wollten die Polizisten als nicht genehmigte Demonstration verbieten, doch die beiden Betroffenen folgten der Anweisung nicht. Folglich kam es zu einem Handgemenge und einem Arrest. Die beiden mussten 140 Euro Buße bezahlen.[9]

EenVandaag vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk sammelte 2013 Äußerungen von dunkelhäutigen Niederländern (oft surinamischer oder karibischer Abstammung). Viele sagten, sie hätten als Kind ein schönes Sinterklaasfest erlebt, dem stünden aber auch Diskriminierung und Mobbing gegenüber. Sowohl Erwachsene als auch Kinder hätten „Witze“ gemacht, ob das dunkelhäutige Kind zu früh ins Land gekommen sei oder das Boot (zurück nach Spanien) verpasst habe. Wenn sie etwas dagegen gesagt hätten, seien sie auf Unverständnis gestoßen. Daher hätten sie gelernt, sich anzupassen. Als Erwachsene würden viele nun Sinterklaas feiern, einige aber vermieden die Feierlichkeiten so weit wie möglich. Das Fest solle zwar nicht abgeschafft, aber der Knecht an die heutige Zeit angepasst werden.[10]

Vorwürfe 2013

Sinterklaas mit zwei Zwarte Pieten in der niederländischen Kolonie Ostindien, erste Hälfte 1930er-Jahre

Im Oktober 2013 kam es in den Niederlanden zu einem landesweiten Protest, als eine jamaikanische Professorin für Sozialgeschichte meinte, die Niederlande müssten den Zwarte Piet abschaffen. Verene Shepherd gehört seit 2008 zu einer vierköpfigen Arbeitsgruppe Working Group of Experts on People of African Descent bei dem Hohen Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte (UNHCHR), die auf Missstände auf dem Gebiet der Menschenrechte aufmerksam macht. Im Januar 2013 hatte die Gruppe die niederländische Regierung um Aufklärung über das Sinterklaasfest gebeten. Der Zwarte Piet halte ein Stereotyp aufrecht, das Menschen afrikanischer Herkunft als zweitklassigen Bürger darstelle und Rassismus wecke. Die Gruppe schrieb auch, dass sie gehört habe, dass Sinterklaas und Zwarte Piet der UNESCO als immaterielles Kulturerbe der Niederlande vorgeschlagen werden solle. Letzteres aber, so erklärte ein Vertreter der Regierung im Juli, stimme aber nicht.[11]

Shepherd sagte in einem Interview mit einer niederländischen Zeitung:[12]

„Als schwarze Person empfinde ich, dass, wenn ich in den Niederlanden wohnen würde, ich mich dagegen wehren würde. Als Mitglied der Forschungsgruppe bin ich verpflichtet, mehr Forschung zu betreiben, aber als schwarze Person würde ich mich bestimmt zur Wehr setzen. [...] Wir untersuchen, ob die Information, die wir erhalten haben, stimmt. Wenn nicht, dann ändern wir unseren Standpunkt. Aber die Klagen, die wir erhalten, weisen auf Rassismus und eine Rückkehr zur Sklaverei hin. Das untersuchen wir.“

Ihrer Meinung nach solle das Sinterklaasfest 2013 zum letzten Mal stattfinden, ein einziger Santa Claus sei doch ausreichend (statt Nikolaus am 6. Dezember und Weihnachtsmann am 24.). Sie wolle die Frage in der UN-Vollversammlung behandelt sehen.[13]

Der belgische UNESCO-Vertreter Marc Jabobs antwortete einige Tage nach dem Medienaufruhr, dass die Arbeitsgruppe nicht im Namen der Vereinten Nationen oder der UNESCO sprechen könne. Er nannte die Arbeitsgruppe inkompetent, und ihre quasioffizielle Anfrage solle nicht ernst genommen werden. Das Instrument des immateriellen Kulturerbes werde missbraucht.[14] Eine Delegation der Zweiten Kammer des niederländischen Parlamentes, die sich in New York befand, wollte mit der Sozialhistorikerin sprechen und ihr das Sinterklaasfest erläutern.[15]

Eine niederländische Online-Zeitung stellte einen Zusammenhang zwischen der Debatte und der Entschädigungsfrage für die Nachkommen von Sklaven her. Seit Jahrzehnten verlangen karibische Länder eine Art von Entschädigung durch diejenigen Länder, die am meisten vom Sklavenhandel profitiert haben. Im Sommer 2013 formulierten die Regierungschefs 14 karibischer Länder in Miami eine entsprechende Forderung an Großbritannien, Frankreich und die Niederlande.[16] Die Hochschullehrerin Verene Shepherd aus Jamaika sei eine der treibenden Kräfte hinter dem „Schlachtplan“ dieser 14 Länder.[17]

Zustimmung oder vermittelnde Positionen

Sinterklaas mit Zwarte Pieten, 2012

Manche Stimmen haben bei der Gelegenheit in Frage gestellt, wie der Zwarte Piet dargestellt wird. Peter Jan Magry, Professor für Ethnologie in Amsterdam, sagte dem Algemeen Dagblad am 24. Oktober 2013:[18]

„Weil das Sinterklaasfest dem Niederländer beinahe in den Genen sitzt, haben wir Scheuklappen gehabt mit Blick darauf, was das Erscheinungsbild des Zwarte Piet betrifft. Pieterbaas hat sich in den letzten Jahrzehnten durchaus von einem dummen Buhmann in einen schlauen Kinderfreund verwandelt, aber er ist immer noch mit Kraushaar, Puffhose, roten Lippen und großen Ohrringen ausgestattet. Für Außenstehende [gemeint ist die UN-Arbeitsgruppe] ist er ein schwarzes Stereotyp, das als rassistisch erfahren wird.“

Kulturelle Traditionen müssten gründlich verstanden werden, anstatt sofort eine Meinung zu ventilieren. Aber das Äußere des Zwarte Piet habe sich tatsächlich unzureichend mit der Gesellschaft verändert. Vom Knecht sei er zum Freund des Sinterklaas geworden, habe keine Rute mehr, spreche nicht mehr in krummen Sätzen und sei kein dummer Grimassenschneider mehr. Aber es müsse sich ändern, dass er immer noch so aussehe, wie ein Weißer sich 1858 einen Schwarzen vorgestellt hat.[19]

Einige Organisatoren und Politiker haben sich teilweise ebenfalls in diese Richtung bewegt oder zumindest Verständnis geäußert. Wenn sich die Meinung im Volke langsam wandele, so würden auch Organisatoren und Kaufhäuser mitgehen.[20] Der rechtsliberale Ministerpräsident Mark Rutte sagte, er könne wohl kaum die Farbe des Piet verändern, während Innenminister Ronald Plasterk (Sozialdemokraten) sagte, dass es den Kindern nicht weniger Spaß machen würde, wenn künftig zwischen den schwarzen auch ein paar grüne oder blaue Pieten mitliefen.[21]

Auf der Karibik-Insel Bonaire, die seit 2010 den Status einer besonderen niederländischen Gemeinde hat, wird ebenfalls Sinterklaas gefeiert. Meist dunkelhäutige Bewohner schminken sich entsprechend schwarz oder braun für ihren Auftritt als Zwarte Piet, der Sinterklaas schminkt sich weiß. Wegen des Andrangs müsse man die Kandidaten vorsprechen lassen, sagte der Sinterklaas-Koordinator eines Jugendzentrums, Rassismus-Vorwürfe habe es nie gegeben. Auf der Nachbarinsel Curaçao hingegen gab es 2011 eine Diskussion, die dazu führte, dass die Zwarte Pieten in anderen Farben angemalt wurden. Den Kindern wurde erklärt, das Boot sei durch einen Regenbogen gefahren. Ein Mitarbeiter des Jugendzentrums in Bonaire erklärte, der Zwarte Piet habe seine Farbe vom Ruß des Schornsteins. Einwohner von Bonaire würden sich nicht gern an die Sklavenvergangenheit erinnern, sie sähen sich lieber als Abkömmlinge von Indianern.[22]

Negative Reaktionen

In der breiten Bevölkerung ist eine massive Protestwelle mit besonders heftiger Emotionalität entstanden. Laut einer Umfrage wollen 92 Prozent der Befragten Zwarte Piet behalten, eine Facebook-Unterstützerseite namens Pietitie (Piet-ition) erhielt innerhalb von zwei Tagen 2 Millionen Likes.[23] Es wird berichtet, dass themenbezogene Tätowierungen schlagartig zugenommen hätten.[24]

Zwei verkleidete Mädchen, 2009 in Zoetermeer

Geert Wilders von der rechtspopulistischen Partij voor de Vrijheid schlug per Twitter vor, die Vereinten Nationen statt des Sinterklaasfestes abzuschaffen.[25] Die UN beklagten, dass Mitglieder der ehrenamtlich tätigen Menschenrechtsgruppe belästigt, eingeschüchtert und in ihrer persönlichen Integrität angegriffen worden seien.[26] Die volkstümliche niederländische Zeitung De Telegraaf nannte Shepherd, die unerreichbar sei, einen zeurpiet (etwa: Meckerfritze).[27]

In Groningen wollte eine Stiftung, die das Fest für Unterschichtkinder organisiert, neben schwarzen auch gelbe und grüne Pieten den Sinterklaas begleiten lassen. Davon sah sie wieder ab, als sie Morddrohungen erhielt sowie Beschuldigungen, die Stiftung verhalte sich wie Landesverräter im Zweiten Weltkrieg oder NSB-Leute. Die Chefredakteurin zweier Kinderzeitschriften sagte, die Diskussion spiele sich nur unter Erwachsenen ab und ihre Zeitschrift für Grundschüler würde nicht darüber berichten. Denn sonst müsse man sogleich verraten, dass es sich nur um Männer in Kostümen handelt. Kinder seien konservativ, sie wollten, dass alles so bleibt, wie sie es gewohnt sind.[28]

Am 26. Oktober 2013 haben laut Polizeiangaben 500 Menschen gewaltlos auf dem Malieveld in Den Haag für den Zwarte Piet demonstriert. Angestoßen hatte das Ereignis eine Sechzehnjährige. Während der Demonstration wurden Facebook-Petitionen dem PVV-Parlamentarier Joram van Klaveren überreicht, der sie mit in die Zweite Kammer mitnehmen wolle.[29] Eine schwarze Frau protestierte am Rande der Demonstration gegen die UN, wegen deren Rolle bei der Übertragung der ehemaligen niederländischen Kolonie West-Papuas an Indonesien 1996 (Act of Free Choice). Die Frau wurde versehentlich für eine Zwarte-Piet-Gegnerin gehalten und von Demonstranten bedrängt und beschimpft („hau ab in dein eigenes Land“). Die Polizei brachte die Frau in Sicherheit.[30]

Die Literaturwissenschaftlerin Marleen de Vries schrieb am 24. Oktober in der Zeitung de Volkskrant, die Figur des „Zwarte Piet“ sei schon immer wandlungsfähig gewesen. Sie führt den schwarzen Mann auf die Mauren zurück, die durch die Eroberung Spaniens (ab 711; Aufgabe der letzten Festung 1492) früh und jahrhundertelang auf dem europäischen Kontinent präsent waren. Mohren in Verbindung mit einem Bischof sind seit dem späten Mittelalter bekannt. De Vries sieht das Vorbild für den „Zwarte Piet“ in den Sarazenen, die gefürchtet waren. Sie bezeichnet die Darstellung des Mohren als Teil der europäischen Kulturgeschichte seit 700 Jahren. Der Hinweis auf die Sklaverei führt nach Ansicht von de Vries in die Irre.[31]

Niederländische UNESCO-Liste

Unabhängig von Verene Shepherds Gruppe wurde das Sinterklaasfest auch im Hinblick auf eine UNESCO-Liste für immaterielles Kulturgut untersucht. Im Frühsommer hatte die Sint Nicolaasgenootschap um die Aufnahme des Festes in diese Liste gebeten. Befasst damit war das Nederlands Centrum voor Volkscultuur en Immaterieel Erfgoed.[32]

Die Direktorin des Centrums sagte in der Behandlung der Anfrage, dass sie die Anfrage begrüße, äußerte aber besorgt, dass die Diskussion über den Zwarte Piet wieder aufleben könnte und fragte, wie die Genootschap mit der Frage umgehen wolle.[33] Die Sint Nicolaasgenootschap wiederum weigert sich, Änderungen vorzunehmen.[34]

Kartenspiel

Zwarte Piet ist in den Niederlanden auch der Name des Kartenspiels Schwarzer Peter.

Siehe auch

Literatur

  • John Helsloot: Die ambivalente Botschaft des ersten „Zwarte Piet“ (1850). Arbeitskreis Bild Druck Papier, Tagungsband Amsterdam 2007, Band 12, S. 29-44

Weblinks

Belege

  1. Meertens Instituut: Piet en Sint - veelgestelde vragen, Abruf am 25. Oktober 2013.
  2. Meertens Instituut: Piet en Sint - veelgestelde vragen, Abruf am 25. Oktober 2013.
  3. Meertens Instituut: Piet en Sint - veelgestelde vragen, Abruf am 25. Oktober 2013.
  4. Nieuwsuur.nl: Het slavernijverleden van Zwarte Piet, Abruf am 25. Oktober 2013.
  5. Meertens Instituut: Piet en Sint - veelgestelde vragen, Abruf am 25. Oktober 2013.
  6. Nieuwsuur.nl: Het slavernijverleden van Zwarte Piet, Abruf am 25. Oktober 2013.
  7. Meertens Instituut: Piet en Sint - veelgestelde vragen, Abruf am 25. Oktober 2013.
  8. NRC.nl: In 1987 legde Gerda het al uit aan Pino: Zwarte Piet is 'helemaal niet leuk', Abruf am 24. Oktober 2013.
  9. John Helsloot: Zwarte Piet and Cultural Phasia in the Netherlands, Abruf am 24. Oktober 2013.
  10. EenVandaag opiniepanel: 'Heb je de pakjesboot gemist?', Abruf am 24. Oktober 2013.
  11. Volkskrant: Verenigde Naties: vrijwilliger Shepherd sprak niet namens VN over Zwarte Piet, Abruf am 24. Oktober 2013.
  12. Volkskrant.nl: Hooft VN-onderzoek: Zwarte Piet is terugkeer slavernij, Abruf am 24. Oktober 2013.
  13. EenVandaag: 'Zwarte Piet terugkeer naar slavernij en moet stoppen', Abruf am 24. Oktober 2013.
  14. Volkskrant: Verenigde Naties: vrijwilliger Shepherd sprak niet namens VN over Zwarte Piet, Abruf am 24. Oktober 2013.
  15. EenVandaag: 'Zwarte Piet terugkeer naar slavernij en moet stoppen', Abruf am 24. Oktober 2013.
  16. www.dailymail.co.uk: 14 Caribbean nations sue Britain, Holland and France for slavery reparations that could cost hundreds of billions of pounds 10. Oktober 2013
  17. Nieuwsuur.nl: Het slavernijverleden van Zwarte Piet, Abruf am 25. Oktober 2013.
  18. AD.nl: Hoogleraar over Zwarte Piet: Wij hebben oogkleppen op, Abruf am 24. Oktober 2013.
  19. AD.nl: Hoogleraar over Zwarte Piet: Wij hebben oogkleppen op, Abruf am 24. Oktober 2013.
  20. Volkskrant.nl: Doodsbedreigingen om plan 'Groene Piet', Abruf am 24. Oktober 2013.
  21. NU.nl: Plasterk is voorstander van metamorfose Zwarte Piet, Abruf am 24. Oktober 2013.
  22. Trouw.nl: Op Bonaire schminkt de Sint zijn huid elk jaar gewoon wit, Aufruf am 25. Oktober 2013.
  23. Volkskrant.nl: Doodsbedreigingen om plan 'Groene Piet', Abruf am 24. Oktober 2013.
  24. RTL NH: De Zwarte Piet-tattoos zijn niet aan te slepen, Abruf am 25. Oktober 2013.
  25. EenVandaag: 'Zwarte Piet terugkeer naar slavernij en moet stoppen', Abruf am 24. Oktober 2013.
  26. NOS.nl: Piet-onderzoekers VN geïntimideerd, Abruf am 25. Oktober 2013.
  27. Telegraaf.nl: Zeurpiet Shepherd onbereikbaar, Abruf am 25. Oktober 2013.
  28. Volkskrant.nl: Doodsbedreigingen om plan 'Groene Piet', Abruf am 24. Oktober 2013.
  29. NOS.nl: Pietenprotest op Malieveld, Abruf am 26. Oktober 2013.
  30. Elsevier.nl: Ophef om racisme op Zwarte Piet demonstratie, Abruf am 27. Oktober 2013.
  31. volkskrant.nl 24. Oktober 2013, aufgenommen in tagesspiegel.de 28. Oktober 2013
  32. NRC.nl: Sinterklaasfeest niet om Unesco-lijst vanwege Zwarte Piet, Abruf am 26. Oktober 2013.
  33. NOS.nl: "Geen erfgoedeisen Zwarte Piet", Abruf am 27. Oktober 2013.
  34. NRC.nl: Sinterklaasfeest niet op Unesco-lijst vanwege Zwarte Piet, Abruf am 26. Oktober 2013.
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