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Vera Reinhold

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Vera Reinhold

Vera Reinhold (geb. 3. Juni 1916; gest. im Sommer 2020)

Leben

ein Nachruf von Francine Brunschwig, August 2020

Engagierte Zeitzeugin

In Lausanne ist die gebürtige Baslerin Vera Reinhold mit 104 Jahren verstorben – Blick auf ein Leben und ein jüdisches Jahrhundert.

Noch am 3. Juni dieses Jahres hatte sie ihren 104. Geburtstag gefeiert. Obwohl Vera Reinhold durch die Wochen der Isolierung in der Résidence l’ilot du parc in Lutry, wo sie seit vier Jahren lebte, geschwächt war, freute sie sich über die wegen der Pandemie maximal zugelassenen zwei Besucher, denen der Zutritt ins Heim erlaubt wurde. Ihre Enkel Laurent und Edgar Bloch, die Vera beide sehr nahestanden, teilten mit ihr einen Erdbeerkuchen und tauschten sich mit ihrer Gastgeberin aus, die mit klarem Geist noch immer sehr präsent war. Doch knapp einen Monat später verliess das älteste Mitglied der Communauté israélite de Lausanne et du canton de Vaud (CILV) diese Welt im Schlaf, glücklicherweise umgeben von der Liebe und Wärme ihrer Töchter Ariane und Eve, die endlich nach Lutry hatten reisen und ihre so lange isolierte, geliebte Mutter wiedersehen können.

Humor und Lebensenergie

Vor vier Jahren, als sie ihren 100. Geburtstag feiern konnte, war Vera Reinhold noch in bester Form gewesen. Bei guter Gesundheit, lebhaft und freudestrahlend räumte sie nur hier und da ein, dass in ihrem Alter nicht mehr ganz alles so sei wie früher und sie ab und an Gedächtnislücken habe. Doch ihr ausserordentlich gutes Gedächtnis war ein Kennzeichen von Vera Reinhold bis zuletzt: Sie erinnerte sich präzise an alles; an ihre Freunde in Basel, wo sie geboren worden war, an die Reisen, die sie mit ihrem Gatten Roger und später alleine oder mit Freundinnen unternommen hatte, an dieses gelesene Buch oder an jene besuchte Bergstation, auf der sie Ferien verbracht hatte. Und natürlich an ihre Familie – Vera war eine Expertin der «Mischpochologie». Die vielen Besucher, die in den letzten Jahren regelmässig zu ihr kamen, bewunderten stets ihren guten Humor und ihre Lebensenergie.

Hingebungsvoller Familienmensch

Geboren am 3. Juni 1916 in Basel, war Vera mit Mädchennamen Rotschild in einer traditionellen jüdischen Familie aufgewachsen. Als sie sich nach dem Krieg mit ihrem Mann Roger Reinhold in Lausanne niederliess, sprach sie durch mehrere vorgängige Sprachaufenthalte schon sehr gut Französisch. Das Ehepaar besass und führte das Möbelgeschäft St. Luce, in dem Vera an der Seite ihres Mannes arbeitete, und hatte zwei Töchter, die 1942 und 1946 zur Welt gekommen waren. Nachdem sie ihr Geschäft 1959 verkauft hatten, zog die Familie Reinhold nach Paris, wo Roger eine Stelle angenommen hatte.

1975 nach Lausanne zurückgekehrt, führte Vera Reinhold ein glückliches und aktives Rentnerleben und engagierte sich in der Woman International Zionist Organisation und der Entraide des femmes israélites de Lausanne. Für Letztere stellte sie während langer Zeit die Menus für die gemeinsamen Essen der Senioren im Gemeindezentrum zusammen. Sie war der Religion sehr verbunden, und es lag ihr daran, alle Feste gebührend zu feiern. Bis fast zuletzt besuchte sie die Synagoge. Nach dem Hinschied ihres Gatten 1987 verbrachte Vera regelmässig Zeit in Israel bei ihrer Tochter Ariane und deren Mann Schlomo, aber auch in Frankreich bei ihrer Tochter Eve und ihrem Schwiegersohn Charles. Auf ihre fünf Enkel und sieben Urenkel, die mit ihr sehr verbunden waren, war Vera Reinhold stolz; sie war ihnen eine hingebungsvolle Gross- und Urgrossmutter.