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Tierwohllabel

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Ein Tierwohllabel ist ein Gütesiegel, welches Konsumenten von tierischen Produkten helfen soll, die Bedingungen der Haltung, des Transports und der Schlachtung der Tiere zu beurteilen.

Diese Label bezeichnen nicht die Qualität der Fleischprodukte.

Definition von „Tierwohl“

Der Begriff „Tierwohl“ ist markenrechtlich in Deutschland weder geschützt noch gesetzlich oder wissenschaftlich definiert.[1] Zwischen den Begriffen Tierwohl und Tiergerechtheit besteht ein komplementärer Zusammenhang.

Tierwohllabel in verschiedenen Ländern

Deutschland

Ein staatliches Tierwohllabel wurde bereits unter Agrarminister Christian Schmidt geplant und von seiner Nachfolgerin Julia Klöckner fortgeführt.[2][3] Im Mai 2018 fand im Bundeslandwirtschaftsministerium ein entsprechendes Fachgespräch mit allen Beteiligten statt.[4] Die Kriterien für das neue Label wurden im Februar 2019 von der Agrarministerin der Öffentlichkeit vorgestellt.[5]

In Deutschland existieren darüber hinaus mehrere privat organisierte Tierwohl-Kennzeichnungen, darunter das Neuland-Label, das Tierschutzlabel Für mehr Tierschutz[6] des Deutschen Tierschutzbunds und das Label Tierschutz kontrolliert der Organisation Vier Pfoten.[7] Das Tierwohllabel des Tierschutzbunds ist in zwei Stufen mit unterschiedlich strikten Anforderungen unterteilt. Die erste Stufe soll beispielsweise sicherstellen, dass in der Schweineproduktion den Tieren 45 Prozent mehr Platz im Vergleich zu den gesetzlichen Mindestanforderungen eingeräumt wird. Die Tiere sollen eigene Bereiche zum Liegen, Fressen und Koten haben. Ferner soll den Tieren Beschäftigungsmaterial angeboten werden und es gibt eine Bestandsobergrenze von 3000 Schweinen pro Betrieb. In der zweiten Stufe des Labels soll sichergestellt werden, dass die Tiere doppelt so viel Platz im Vergleich zu den gesetzlichen Mindestanforderungen haben und dass nicht mehr als 2000 Tiere pro Betrieb gehalten werden.[8]

Verschiedene Lebensmittelhandelsketten (Aldi Nord/Süd, Edeka/Netto, Kaufland/Lidl, Rewe/Penny) zeichnen Eigenmarkenprodukte seit April 2019 mit einem vierstufigen Label der Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung mbH aus.[9]

Staatliches Tierwohlkennzeichen für Schweine

Das von Klöckner vorgestellte Label soll künftig drei Stufen beinhalten und sieht u. a. folgende Voraussetzungen vor:[10]

Gesetzlicher Mindeststandard Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3
Platz im Stall 0,75 m² 0,9 m² 1,1 m² 1,5 m² (davon 0,5 m² Auslauf)
Beschäftigung freie Materialwahl Zugang zu Raufutter und organischem Beschäftigungsmaterial mit Wahlmöglichkeit
Säugezeit für Ferkel 21 Tage 25 Tage 28 Tage 35 Tage
Schwänze kürzen Im Einzelfall erlaubt Im Einzelfall erlaubt, jedoch strengere Auflagen verboten
Betäubung bei der Kastration erst ab 2021 ja
Transportzeit 24 h 8 h

Dänemark

In Dänemark gibt es ein staatliches Tierschutzlabel. Der Verbraucher wird mit grünen Herzen auf den Produkten auf die Haltungsbedingungen hingewiesen. Der Staat kontrolliert die Landwirte und ist für das Marketing zuständig.[11]

Niederlande

In den Niederlanden gibt es das Tierschutzlabel „Beter Leven“ (deutsch: Besser leben). Laut dem Agrarökonomen Achim Spiller ist das Label „am Markt ausgesprochen erfolgreich. Wenn Sie in Holland durch die Regale gehen, sehen Sie das an allen Ecken und Enden. Das hat viel größere Marktanteile als in Deutschland bisher.“[12]

Schweiz

Es gibt in der Schweiz zwei Arten von Haltungsformen: „BTS“ (Besonders tierfreundliche Stallhaltungssysteme) und „RAUS“ (Haltung mit regelmäßigem Auslauf ins Freie).[13] Der Schweizer Tierschutz kritisiert die dort erlaubten Haltungsformen in der Geflügelproduktion.[14] Rund 93 % des Label-Geflügels von der Migros stammt aus Optigal-Betrieben welche nach BTS produzieren, weswegen Micarna bereits mehrfach in der Kritik stand. (→ Micarna#Kritik)

USA

Auch in den USA gibt es Tierwohllabel (engl. Animal-Welfare Labels).[15]

Kritik

Kritik am Tierwohllabel gibt es von Tierschutzorganisationen, die stattdessen die Einführung einer verpflichtenden Haltungskennzeichnung fordern.[16][17]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wiebke Pirsich, Tierwohl in der Fleischbranche Label - Verbrauchereinstellungen - Vermarktungswege, Dissertation, erschienen am 18. Oktober 2017
  2. Rheinische Post, "Verbraucher entscheiden über Tierwohl", 27. März 2018
  3. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Das staatliche Tierwohllabel: Kriterien und Anforderungen, 2017
  4. Fortschritt erreicht auf dem Weg zu einer staatlichen Tierwohl-Kennzeichnung.; Pressemitteilung des BMEL vom 9. Mai 2018
  5. Klöckner: "Mehr Tierwohl von der Geburt bis zur Schlachtung machen wir sichtbar." In: Pressemitteilung Nr. 36. BMEL, 6. Februar 2019, abgerufen am 6. Februar 2019.
  6. Verbraucherzentrale, Das Label "Für Mehr Tierschutz", 15. Januar 2018
  7. NRD, Was bedeuten die größten Tierwohllabels?, 20. Januar 2017
  8. Spiegel, Fleisch-Gütesiegel: Wohlfühl-Label fürs Gewissen, 28. Januar 2017
  9. https://www.haltungsform.de/
  10. https://www.tierwohl-staerken.de/fileadmin/user_upload/Tierwohlkennzeichen/Tierwohlkennzeichen-Kriterien-Tabelle.pdf
  11. Hessischer Rundfunk, Warten auf das staatliche Tierwohl-Label, 8. März 2018
  12. Deutschlandfunk, Nicht Bio, aber mehr Tierschutz, 15. Januar 2018
  13. Bundesamt für Landwirtschaft: Tierwohlbeiträge (BTS/RAUS) In: blw.admin.ch, abgerufen am 8. Oktober 2018.
  14. Angelika Hardegger: Ist das noch Landwirtschaft – oder schon Industrie? In: nzz.ch, 15. September 2018, abgerufen am 6. Februar 2019.
  15. New York Times, What to Make of Those Animal-Welfare Labels on Meat and Eggs, 31. Januar 2017
  16. Händler wollen verpflichtende Haltungskennzeichnung, vom 27. März 2018, abgerufen am 8. August 2019 in Lebensmittelpraxis.de.
  17. Ehrliche Kennzeichnung vom Schnitzel bis zur Milch: VIER PFOTEN und Verbraucherschützer fordern Haltungskennzeichnung, vom 3. Mai 2018, abgerufen am 8. August 2019 in Fellbeisser.net.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Tierwohllabel aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.