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Synagoge Ehrenfeld

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Synagoge Ehrenfeld, Eingang
Inneres, Blick auf die Empore
Inneres, Blick auf den Thoraschrein
Grundriss
Gedenktafel, 2007

Die Synagoge Ehrenfeld war ein Gotteshaus in dem Kölner Stadtteil Ehrenfeld, Körnerstr. 93, die nach Entwürfen des jüdischen Architekten Robert Stern in den Jahren 1926 und 1927 erbaut wurde. In der Reichspogromnacht 1938 wurde das Gebäude bis auf die Außenmauern zerstört.

Geschichte

Das auf Grund seiner starken Industrialisierung während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts rasch wachsende Ehrenfeld besaß nur für wenige Jahre eine eigenständige Synagogengemeinde. Die Bevölkerungsstruktur von überwiegend Arbeitern und Angestellten ließ es nicht zu, eine finanzkräftige Gemeinde aufzubauen, so dass im Jahr 1914 die erst 1899 begründete, wieder in die Kölner Synagogengemeinde integriert wurde. Bis zur Mitte der 1920er Jahre war die jüdische Bevölkerung in Ehrenfeld dann aber auf etwa 1.100 Köpfe angewachsen, woraufhin Pläne zur Errichtung einer eigenen Synagoge gefasst wurden.

Als Baugrund konnte der südwestliche Teil der früheren Koenemann'schen Goldleistenfabrik erworben werden, die an der Körnerstr. 93-113 lag und deren Grundstück bis zur Wißmannstr. 24-28 reichte. Karl Koenemann war bereits vor dem Ersten Weltkrieg verstorben, seine Witwe Christine Koenemann, geb. Coblenzer, führte die Firma gemeinsam mit ihren Söhnen Harald und dem in London lebenden „Frederick Franzis, genannt Fred, Koenemann genannt Kennedy“ zunächst fort. Nach Einstellung der Produktion lässt sie das Areal dann aber im Mai 1919 aufteilen. Das neu gebildete Grundstück Körnerstr. 93 erwerben in der Folge der Ehrenfelder Kaufmann Peter Winkels und der in Cottbus wohnende Bankbeamte Johann Winkels, von denen es im Jahr 1926 dann die Synagogenegemeinde Köln ankauft.

Die Entwürfe zu dem Neubau der Synagoge und dem Umbau des bestehenden zweigeschossigen Hauses Körnerstr. 93 für Gemeindezwecke erarbeitet der Architekt Robert Stern, der auch die Bauleitung übernahm. Die Ausführung der über einem achteckigen Raum gelegenen Zeltkuppel, eine der bemerkenswertesten ingenieurtechnischen Leistungen ihrer Zeit in Köln, lag in Händen der Bauunternehmung Lincke & Cie, die von dem Regierungsbaumeister Ernst Lincke und dem jüdischen Bauingenieur Adolf Fruchtländer geführt wurde.[1] Die Grundsteinlegung erfolgte am 18. Oktober 1926, im Winter 1926/27 konnte die Kuppel aufgebracht werden und am 18. September 1927 fand in einer Feierstunde die Einweihung der Synagoge statt. Ihre Baukosten lagen bei 110.000 Reichsmark.

Vermutlich als Folge der verstärkt einsetzenden Abwanderung von Gemeindemitgliedern bzw. deren rapider Verarmung auf Grund der Rassepoltik der Nationalsozialisten bemühte sich die Synagogengemeinde bereits im Sommer 1938 um einen Verkauf der Gebäude an die katholische Kirche, die diesen jedoch ausschlug. In der Synagoge wurden die Gottesdienste, vergleichbar der Mehrheit der anderen Kölner Synagogen, im liberalen Ritus abgehalten.

Am Morgen des 9. November 1938 begann nach nur elf Jahren die willentliche Zerstörung des Gotteshauses. Zunächst traktierten zwei halb in Zivil gekleidete Männer die Inneneinrichtung des Betsaals mit Äxten bevor eine weitere Gruppe das Mobiliar in dem Nachbarhaus demolierte und in Brand steckte. Schließlich wurden durch Brandschatzung auch die Gebäude bis auf die Außenmauern zerstört. Eine rasch zusammengeströmte Menschenmenge sah dabei tatenlos zu.[2]

Der letzte Rabbiner war Dr. Isidor Caro (* 6. Oktober 1877 in Znin; † 28. August 1943 in Theresienstadt), der seit 1908 bei der Kölner Gemeinde beschäftigt war. Seine aus Berlin gebürtige Ehefrau, Klara Caro geb. Beermann (1886-1979), die sich von 1914 bis 1939 insbesondere in der Resozialisierung straffällig gewordener Frauen engagierte, konnte noch vor Kriegsende im Februar 1945 durch Freikauf das Lager verlassen und emigrierte über die Schweiz in die USA.[3]

Architektur

Durch den Erhalt des noch von dem Vorbesitzer Koenemann stammenden und an der Straße gelegenen Hauses Körnerstr. 93, das Stern für den Kantor herrichtete, wurde die eigentliche Synagoge in dessen rückwärtige Front versetzt. Hierdurch entstand ein Vorhof über den, durch eine als Säulenvorbau gestaltete Vorhalle, der Zutritt zu dem Gotteshaus erfolgte. Hinter demselben wurde ein Garten angelegt. Der Betsaal von achteckigem Grundriss fasste in dem den Männern vorbehaltenen Erdgeschoss 250 Besucher. Im Obergeschoss für die Frauen weitere 150. Daneben befanden sich im Erdgeschoss Räume für den Chor, die Garderobe und anderes.

Das Innere, des in seiner Architektur zeitlos zu nennenden Gotteshauses war durch eine starke, symbolträchtige Ausmalung geprägt. Die über dem Thoraschrein angebrachten Bibelworte „Beständiges Feuer brenne auf dem Altar und erlösche nicht“ wurden durch Rottöne, die abgestuft zur Kuppel hin immer lichter wurden, in derselben in gelbe Bahnen mündeten um in der Spitze in einem achtzackigen roten Stern zu gipfeln symbolisiert.

Nachlese

Nach der Niederlegung des bei der Schändung stehen gebliebenen Mauerwerks im Jahr 1939 wird das Grundstück im Jahr 1942 oder 1943 über die Rechtsnachfolgerin der Synagogengemeinde Köln, die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland verkauft. Kriegsbedingt unterblieb jedoch eine Wiederbebauung. Aus Sicherheitsgründen werden dann 1950 die Mauerreste eingeebnet und die Kellerräume verfüllt. Eigentümer ist zu diesem Zeitpunkt die Jewish Trust Corporation, die als Treuhänderin ehemals jüdischen aber nun "herrenlosen" Grundeigentums auftritt. 1954 veräußert sie den Grund und Boden an die Stadt Köln.

1988, 50 Jahre nach ihrer Zerstörung, wird zur Erinnerung an der Hauswand des erhaltenen linken Nachbarhauses ein Wandbild, darstellend Motive eines Mosaiks aus der Synagoge von Beth Alpha in Israel, nach einem Entwurf der Grafikerin Brigitte Schulten angebracht. Dieses wird aber zugebaut, als in den Jahren 1998 und 1999 ein Mehrfamilienhaus mit Kindertagesstätte auf dem bis dahin unbebaut gebliebenen und als Spielplatz genutzten Grundstück errichtet wird. Bei den erforderlichen Ausschachtungsarbiten werden auch die Fundamente von Synagoge und Mikwe freigelegt. Der Neubau integriert zur Erinnerung an die Synagoge verschiedene Gestaltungsmerkmale, wie ein Wandbild und im Boden eingelassene Steine, die den Grundriss der Synagoge symbolisieren. Leider sind diese von außen nicht einsehbar.

Hochbunker

Der 1942 auf dem Nachbargrundstück Körnerstr. 113 a, nach vorheriger Enteignung des britischen Staatsbürgers Fred Kennedy zu Gunsten des „Führer-Sofortprogramms“ und im Auftrag des Reichsfiskus (Luftfahrt), errichtete Hochbunker befindet sich entgegen wiederholt kolportierter Auffassung nicht auf dem Grund der Synagoge. Seit dem 25. April 1995 steht er unter Denkmalschutz (Nr. 7443).

Literatur

Weblinks

 Commons: Synagoge Ehrenfeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. Wolfram Hagspiel: Köln und seine jüdischen Architekten. J. P. Bachem Verlag, Köln 2010, ISBN 978-3-7616-2294-0, S. 403.
  2. Wolfram Hagspiel: Köln und seine jüdischen Architekten. J. P. Bachem Verlag, Köln 2010, ISBN 978-3-7616-2294-0, S. 403.
  3. Barbara Becker-Jákli: Das jüdische Köln. Geschichte und Gegenwart. Ein Stadtführer. Emons Verlag, Köln 2012, ISBN 978-3-89705-873-6, S. 229-232.
50.95096.924553
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