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Speyer (Unternehmerfamilie)

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Speyer ist der Familienname einer bekannten askenasisch-jüdischen Bankiersfamilie, deutscher Herkunft. Sie gründete im Verlauf des 19. Jahrhunderts drei geschäftlich eng miteinander verbundene Banken in Frankfurt am Main, New York und London.

Geschichte

Die askenasisch-jüdische Bankiersfamilie Speyer kann auf Michael Isaac Speyer (1644–1692) zurückgeführt werden, welcher kurz vor seinem Tod Oberhaut der jüdischen Gemeinde in Frankfurt am Main wurde. Wie der Familienname bereits nahe legt, stammte die Familie ursprünglich aus der pfälzischen Stadt Speyer[1], hatte sich aber 1644 in Frankfurt am Main niedergelassen.[2] Im späten 18. Jahrhundert waren die Speyers die wohlhabendste jüdische Familie in Frankfurt am Main, weit vor den Rothschilds.[3]

Der Patriarch der Familie, Joseph Lazard Speyer (1783-1846), übernahm das Bankhaus “Ellissen”, welches seine Frau Jette Ellissen geerbt hatte, und benannte es 1818 in J. L. Speyer-Elissen um.[4] Als sein Sohn, Lazard Joseph Speyer (1810–1876), die Familienbank 1838 übernahm, wurde deren Name erneut in “Lazard Speyer-Ellissen” geändert. Lazard Josephs Bruder, Philipp Speyer (1815–1876), gründete 1845 in New York die Bank “Philipp Speyer & Co.” (Nach Philipps Tod 1876 in “Speyer & Co.” umbenannt) und sein Bruder Gustav Speyer (1825–1883) errichtete 1861 in London das Bankhaus “Speyer Brothers”. Nachdem die Familie frühzeitig das wirtschaftliche Potenzial Nordamerikas erkannt hatte, war sie um 1870 bereits einer der fünf führenden Verkäufer von Wertpapieren US-amerikanischer und mexikanischer Eisenbahngesellschaften. Ihre nächsten Konkurrenten waren “Kuhn, Loeb & Co.” und “J.P. Morgan”.[5]

Das Londoner Bankhaus der Speyerfamilie, “Speyer Brothers”, wurde 1922 liquidiert, als Gustavs Sohn, Edgar Speyer (1862–1932), Großbritannien verließ und in die USA auswanderte. Die Frankfurter Bank der Familie Speyer, “Lazard Speyer-Ellissen”, wurde 1934, kurz nach der Machtergreifung der NSDAP aufgelöst.[6] Der Frankfurter Wohnsitz der Familie Speyer, die bekannte “Villa Speyer” (heute “Villa Kennedy”), wurde 1938 von den Nationalsozialisten enteignet.[7] Ebenfalls 1938 setzte sich James Speyer (1861-1941) zur Ruhe und entschied sich lieber “Speyer & Co.” in New York zu schließen als die Bank mit seinen Namen Geschäftspartnern zu überlassen. Dementsprechend wurde die letzte der drei Banken der Familie Speyer 1939 liquidiert.[8]

Die Familie Speyer gehörte zu den führenden Wohltätern der Stadt Frankfurt am Main und gründeten beträchtliche Stiftungen zu Gunsten der Wissenschaften und der wissenschaftlichen Erziehung. U.a. trugen ihre Zuwendungen beträchtlich zur Gründung der Universität Frankfurt am Main bei.

Stammbaum der Familie Speyer

1. Joseph Lazard Speyer (1783–1846), verheiratet mit Jette Ellissen;

2. Lazard Joseph Speyer (1810–1876);
3. Georg Speyer (1835–1902), Bankier, verheiratet mit Franziska Gumbert;
4. Alfred Julius Speyer (1871–1927);
2. Philipp Speyer (1815–1876), wanderte 1837 in die USA aus und gründete 1845 in New York “Philipp Speyer & Co.”[9] (1876 umbenannt in “Speyer & Co.”). Heiratete 1850 Charlotte Stern (1824-1906), die Tochter von Jacob Samuel Hayum Stern (1780-1833), dem Gründer der Bank “Jacob S.H. Stern” in Frankfurt am Main;
3. Helene Therese Speyer (1857-1898), verheiratet mit Dr. Paul Meyer (1844-1925), einem deutschen Eisenbahnmanager;
3. Anna Emilie Speyer (1861-1940), heiratete 1885 in Frankfurt am Main Arthur von Gwinner (1856-1931), einem Mitglied des Vorstands der “Deutsche Bank”;
2. Gustav Speyer (1825–1883), folgte seinem Bruder Philipp Speyer in die USA, trat 1845 bei “Philipp Speyer & Co.” ein und gründete 1861 in London “Speyer Brothers”;
3. James Speyer (1861–1941), seit 1899 Seniorspartner bei “Speyer & Co.”, verheiratet mit Ellin Prince Speyer (1849–1921);
3. Edgar Speyer (1862–1932), zog 1897 nach London[10], verheiratet mit Leonora von Stosch (1872–1956);
3. Hanna Lucie Speyer (1870–1930), verheiratet mit Eduard Beit von Speyer (1860–1933), einem Cousin von Alfred Beit (1853–1906);
4. Herbert Beit von Speyer (1899–1961);
4. Erwin Eduard von Speyer (1893–1914);
4. Hedwig Johanna Henriette von Speyer (1896–1966);
4. Ellin Anna von Speyer (1903–1983).

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Prominent Families of New York, The Historical company, New York, 1897
  2. Jurk, Michael: „Die anderen Rothschilds: Frankfurter Privatbankiers im 18. und 19. Jahrhundert“, S.46ff., erschienen in: Heuberger, Georg: „Die Rothschilds - Beiträge zur Geschichte einer europäischen Familie“, Jan Thorbecke Verlag, Frankfurt am Main 1995
  3. Leanne Langley: Banker, Baronet, Saviour, ‘Spy’: Sir Edgar Speyer and the Queen’s Hall Proms, 1902-14
  4. Yiddish-German Correspondence between Two Jewish-German Banks
  5. Leanne Langley: Banker, Baronet, Saviour, ‘Spy’: Sir Edgar Speyer and the Queen’s Hall Proms, 1902-14
  6. Christopher Kopper: Zwischen Marktwirtschaft und Dirigismus : Bankenpolitik im "Dritten Reich" 1933–1939 (de). Bonn: Bouvier 1995, ISBN 3-416-02529-6
  7. History of the Villa Speyer in Frankfurt
  8. Susie J. Pak: "Gentleman Bankers - The world of J.P. Morgan", Harvard Studies in Business History (Book 51) 2013, ISBN 978-0-674-07303-6
  9. Barry E. Supple: A Business Elite: German-Jewish Financiers in Nineteenth-Century New York. In: Business History Review. 31, Nr. 2, 1957, S. 143–178.
  10. M. J. Daunton: Financial elites and British society, 1880–1950. In: Finance and Financiers in European History 1880–1960, S. 121–146 [p. 134], Cambridge University Press 2002, ISBN 0521893739

Literatur

  • Birmingham, Stephen: „Our Crowd: The Great Jewish Families of New York“, Syracuse University Press, Syracuse (State of New York) 1996, ISBN 0815604114;
  • Ulrich Eisenbach: Speyer (seit 1792 auch Speier). In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, S. 674–676 (Onlinefassung).
  • Frankfurter Biographie. Personengeschichtliches Lexikon. Zweiter Band. M–Z. Waldemar Kramer, Frankfurt am Main, ISBN 3-7829-0459-1.
  • Hans-Otto Schembs: Georg und Franziska Speyer - Stifter und Mäzene für Frankfurt a. M. Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-7829-0526-1;
  • Jurk, Michael: „Die anderen Rothschilds: Frankfurter Privatbankiers im 18. und 19. Jahrhundert“, S.46ff., erschienen in: Heuberger, Georg: „Die Rothschilds - Beiträge zur Geschichte einer europäischen Familie“, Jan Thorbecke Verlag, Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-7995-1202-0.

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Speyer (Unternehmerfamilie) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.