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Schwäbischer Dialekt

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Schwäbisch

Gesprochen in

Deutschland, Österreich (Außerfern in Tirol)
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache von -
Sprachcodes
ISO 639-1:

-

ISO 639-2:

gem

ISO 639-3:

swg

Schwäbisch ist ein Dialekt, der im mittleren und südöstlichen Bereich Baden-Württembergs, im Südwesten Bayerns sowie im äußersten Nordwesten Tirols gesprochen wird.

Schwäbische und hochdeutsche Sprechmerkmale unterscheiden sich in Grammatik, Aussprache und Wortschatz erheblich voneinander. Da jedoch das Hochdeutsche als Dachsprache verwendet wurde und wird und da im Schwäbischen keine eigenständige Standard- und Verkehrssprache entwickelt wurde, gilt Schwäbisch als Dialekt, nicht als Sprache.

Linguistisch gesehen gehört Schwäbisch zu den alemannischen Dialekten und damit zum Oberdeutschen. Von den anderen alemannischen Dialekten hat es sich durch die Durchführung der neuhochdeutschen Diphtongierung abgetrennt. „Mein neues Haus“ hört sich im Schwäbischen deshalb als „Mae nuis Hous“ an, und nicht wie in anderen alemannischen Dialekten als „Mi nüs Huus“.

Sprachgeschichte

Das Schwäbische wird meist als eine sprachliche Weiterentwicklung aus einer vermuteten ehemals gemeinalemannischen Sprache dargestellt.[1] Es hat sich dieser Auffassung nach im Laufe vieler Jahrhunderte aus ihr herausgebildet. In sprachwissenschaftlicher Hinsicht wird deshalb heutzutage das Schwäbische allgemein als einer der vier bzw. fünf Unterdialekte des Alemannischen eingeordnet. Auch scheinen die alamanni, wie sie von den Römern genannt wurden, ein eher später (im dritten Jhdt.) nachgerückter Stamm gewesen zu sein. Der römische Historiker Tacitus (*58 n. Chr.) schreibt in seiner Germania, die Bari und Marsingi hätten eine den suevi ähnliche Sprache, woraus sich erschließen lässt, dass zumindest für Tacitus das Suevische sich erkennbar von anderen germanischen Stammessprachen unterschied.[2] Wie dem auch sei, es gilt davon unabhängig, dass „Schwäbisch schon gesprochen wurde, als es noch keine deutsche Allgemeinsprache gab“ [3]. Diese kam erst mehr als tausend Jahre später mit dem Lutherdeutsch auf.

Das traditionelle Verbreitungsgebiet westoberdeutscher (=alemannischer) Dialektmerkmale im 19. und 20. Jahrhundert. Die schwäbischen Mundarten bilden eine der großen alemannischen Untergruppen und sind hellblau dargestellt.

Die Eingliederung der im Südwesten des heutigen deutschen Sprachgebiets verbliebenen Schwaben im Jahr 502 in das Fränkische Reich (und bis zum 8. Jhdt. aller weiteren ehemals westgermanischen Stämme) verhinderte, dass es zur Weiterentwicklung von völlig selbständigen Sprachen innerhalb dieses Reiches kam.[4] Immerhin gab es im 10. und 11. Jhdt. über einen Zeitraum von etwa 150 Jahren das relativ selbständige Herzogtum Schwaben, dessen historische Grenzen sich bis heute fast ganz mit dem schwäbisch-alemannischen Sprachraum decken.

Phonologische Merkmale

Der Lautbestand des Schwäbischen, insbesondere an Vokalen, ist sehr viel reicher als der des heutigen Standarddeutschen. Er umfasst erheblich mehr Monophthonge und Diphthonge, dazuhin eine erhebliche Anzahl an Nasallauten und Schwa-Lauten, die weit über das vergleichsweise geringe Inventar der deutschen Hochsprache hinausgehen. Darin liegt zugleich das Grundproblem jeder Art von Schreibung des Schwäbischen. „Die 26 Buchstaben unseres lateinischen Alphabets reichen vorn und hinten nicht aus, den Reichtum des schwäbischen Vokalismus wiederzugeben“[5]. Um der Eigenart des Schwäbischen gerecht zu werden, scheint es zuerst notwendig zu sein, es wie eine eigene Sprache empirisch zu erfassen. Erst danach kann es angemessen mit dem heutigen Deutsch verglichen werden.

Grundvokale

Vom empirischen Bestand her besitzt die schwäbische Sprache insgesamt sieben Grundvokale: a, e [e], ä [ɛ], i, o, u, å [ɑ̃ː] (ähnlich wie im englischen water, warm oder im Schwäbischen Fråg=Frage usw.). Sie sind alle mit den Vokalen a, e, und o zu Diphthongen kombinierbar.

Vokaldreieck

Umlaute

Die hochdeutsche Sprache kennt drei Umlaute: a/ä, o/ö, u/ü. Diese drei Umlaute kommen aber in der schwäbischen Sprache so gut wie nicht vor. Der Vokal ä wird im Schwäbischen sehr genau vom Vokal e unterschieden und wird im Regelfall als eigenständiger Grundvokal gebraucht. Nur in wenigen Ausnahmefällen dient er als Umlaut zu a. Die Vokale ö und ü bildeten sich erst im Lauf der Entwicklung des Hochdeutschen als dessen Umlaute zu o und u heraus. Das Schwäbische dagegen ist beim altdeutschen Umlautsystem geblieben, in dem in der Regel der Umlaut zu o das e ist, und zu u das i (siehe dazu das so genannte Vokaldreieck).

Beispiele für unterschiedliche Umlaute: deutsch Ofen/Öfen = schwäbisch Ofa/Efa und Fuß/Füße = Fuaß/Fiaß

Diphthonge

Die Anzahl der Diphthonge ist erheblich höher als im Standarddeutschen. Im Lauf der Entwicklung des Schwäbischen wurden, ähnlich wie in der Entwicklung des Standarddeutschen, sowohl mittelhochdeutsche Monophthonge diphthongiert, als auch bereits bestehende Diphthonge weiterentwickelt, letztere aber fast immer in anderer Richtung als im Standarddeutschen. Die Entwicklungsprozesse der Diphthonge und ihre Ergebnisse sind im Schwäbischen derart kompliziert, dass hier für Einzelheiten auf die Fachliteratur verwiesen werden muss.[6] Hier können der Übersichtlichkeit halber nur einige wenige Details aufgeführt werden.

a) Das mittelhochdeutsche lange "i" [i:]wurde im Standarddeutschen zu "ei", ausgesprochen [aɪ]. Beispiel: Mittelhochdeutsch zīt und wīb wurden standarddeutsch zu Zeit und Weib. Im Schwäbischen wurde dieses alte lange "i" zwar auch diphthongiert, aber nicht offen wie im Standarddeutschen, sondern geschlossen, also zu [əi]. Die neuhochdeutsche Diphthongierung wurde also im Schwäbischen gleichsam nur zur Hälfte durchgeführt. Damit bleiben eine Reihe semantischer Differenzierungen erhalten, die im Hochdeutschen nicht mehr existieren. Beispielsweise unterscheidet der Schwabe in der Aussprache ganz eindeutig zwischen "Leib" [leib] und "Laib" [laib], "Seit" (Seite) [seit] und "Sait" (Saite) [sait] usw. Da der Unterschied zwischen "əi" aus mhd. ī und "ae" bzw. "oi" aus mhd. "ai" einen Beudeutungsunterschied markieren kann, handelt es sich im echte Phoneme und nicht etwa nur um allophonische Ausspracheunterschiede. Durch die enorme Vielfalt an Vokalen und Diphthongen gehört das Schwäbische zu den phonemreichsten Sprachen überhaupt, was sehr knappe und dennoch semantisch präzise Wort- und Satzbildungen ermöglicht.

Genau das Gleiche wie für mhd. ī gilt für das mittelhochdeutsche lange "u", das im Alemannischen unverändert bleibt ("Hus") und im Schwäbischen nur halb zu "əu" bzw. genauer [ʌʊ] (mit ungerundetem halboffenem Hinterzungenvokal als erstem Bestandteil des Diphthongs) diphthongiert wurde. Auch dieser Unterschied ist im Schwäbischen phonematisch, der Schwabe unterscheidet in der Aussprache eindeutig zwischen "Tauben" (= Vögeln), [ɗʌʊbɛ̃] und "Tauben" (= Gehörlosen) [ɗaobɛ̃]. Bei einigen Wörtern bleibt es auch beim "u", nämlich dann, wenn das mittelhochdeutsche lange u vor Beginn der Diphthongierung verkürzt wurde. Z.B. "aufschreiben" [ʊfʃraibɛ̃] .

Wo das lange mittelhochdeutsche lange "u" vor n oder m steht, etwa in zun = Zaun, ist die Diphthongierung vollständig, die Aussprache ist also [tsaon] und nicht [tsʌʊn]. Dasselbe gilt vor mhd. ī vor "n" oder "m", wie etwa in "mīn", "wīn" und "līm" (Leim): Es wurde im Schwäbischen zunächst wie im Standarddeutschen zum offen artikuliertem "ei" = "ai" , später kam es sogar innerhalb des schwäbischen Sprachraums zu unterschiedlichen Entwicklungen: In großen Teilen Schwabens wurde das "ī" zu [oi],[õi] oder [ɑ̃i] also zu "moi"[moi/mõi/mɑ̃i] und "Woi" [voi/või/vɑ̃i] . Im Dialektkontinuum zum alemannischen Sprachraum konnte sich das "ī" als kurzes i teilweise erhalten, z.B. [min] anstatt [moi/mõi/mɑ̃i]. Das mittelhochdeutsche Wort "klīn"(klein) entwickelte sich anstatt zu gloi[gloi/glõi/glɑ̃i] zu glåã [glɑ̃ɛ̃] In neuester Zeit werden diese Laute durch den Druck des Hochdeutschen auch von Schwaben oft wieder als "ae" artikuliert, während aber mhd. ī weiterhin als "əi" artikuliert wird, also etwa "mae Zəidung" [maɛ̃ t͡seiɗung] statt lupenrein schwäbisch "moi Zəidong" [moi/mõi/mɑ̃i t͡seiɗung] bzw. "mi Zeidung" [mi t͡seiɗung] Der traditionell-schwäbische Unterschied im Diphthong wird also beibehalten, weil die eigentlich korrekt-hochdeutsche Aussprache "maene Zaetung" auch in den Ohren stark assimilierter Schwaben immer noch ausgesprochen affektiert klingt.

b) Bereits mittelhochdeutsche Diphthonge wurden unterschiedlich verändert.

Beispiel: Mittelhochdeutsch bzw. auch Niederdeutsch geloube und koufen werden schwäbisch zu Glaoba [glaobɛ̃] und kaofa [kaofɛ̃] , standarddeutsch zu Glaube und kaufen.

c) Einige mittelhochdeutsche Diphthonge, die bei der Entwicklung des Standarddeutschen monophthongiert wurden, wurden bei der Entwicklung des Schwäbischen beibehalten.

Beispiele: Schwäbisch schiaf [ʃiɛ̃v̊] und miad [miɛ̃ɗ] standarddeutsch schief und müde. Diese alten Diphthonge sind stark im Rückzug begriffen.

d) Eher ungewöhnlich für standarddeutsche Ohren (vgl. jedoch immerhin die Interjektion pfui) klingt der schwäbische Diphthong ui. Er entstand durch Metathese von iu zu ui.

Beispiele: Der weibliche bestimmte Artikel Einzahl lautete im Mittelhochdeutschen diu. Daraus entstand durch Monophthongierung die standarddeutsche Form die, im schwäbischen dagegen durch Metathese die Form dui. In gleicher Weise entstand aus mittelhochdeutsch siu und kniu standarddeutsch sie und Knie, schwäbisch dagegen sui und Gnui [gnʊi]. In manchen Teilen Schwabens ist dieses Phänomen allerdings bereits ausgestorben.

e) Selbstverständlich können so gut wie alle Diphthonge im Schwäbischen auch nasaliert werden (was für Nichtschwaben die Aussprache des Schwäbischen noch komplizierter macht). Immerhin sind die differenzierten schwäbischen Nasalierungen fast immer "nur" allophonisch, sie markieren also - im Unterschied zum hochdifferenzierten Vokalismus des Schwäbischen - keine Bedeutungsunterschiede.

Beispiel: Schwabisch ãẽkaofa [æɛ̃ɠaofɛ̃] standarddeutsch einkaufen, da hier das n durch Nasalierung im Diphthong aufgegangen ist.

Vokalentsprechungen

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Standarddeutsch Schwäbisch Beispiel
(Deutsch = Schwäbisch)
kurzes a a Sach(en) = Sach(ã), machen = macha
langes a å (West) / au (Ost) Straße = Schdrås/Schdraus, schlafen = schlåfã/schlaufã
kurzes e ä (e vor n,m) Mensch(en) = Mensch(ã)
langes e ä, äa (e vor n,m) Leben = Läbbã
kurzes ä ä (e vor n,m) ändern = endarã
langes ä ä,äa (e vor n,m) Käse = Käs
kurzes o o Kopf = Kopf
langes o au (West) / oa (Ost) hoch = hao(ch), ho/hoã
kurzes ö e können = kenna, Köpfe = Kepf
langes ö e schön = schee
kurzes i i (e vor n,m) in = en, singen = sengã
langes i (ie) ia (ea vor n,m) nie = nia
kurzes u u (o vor n,m) und = ond
langes u ua (oa vor n,m) gut = guãt, Hut = Huãd
kurzes ü i (e vor n,m / u vor ch,ck) über = iber, Küche = Kuche/Kuchã, Brücke = Brugg, Stück = Stuck
langes ü ia (ea vor n,m) müde = miãd, Hüte = Hiãd
ei oa/oi (MHD ei) Stein = Ståã (West)/Stoi (Mitte, Ost)
ei (MHD ī) mein = mai/mae/mi/moi Weib = Wəib, Zeit = Zəit
au au (MHD ou) Rauch = Rauch
ou (MHD ū) Haus = Hous
eu ei (MHD ü) deutsch = deitsch[deit͡ʃ]
ui/ei (MHD iu) neu = nui/nuib/nei/neib
Endung -er er/kurzes å deutsch Maler[malɛr] = schwäbisch Måler[mɑ̃lɑ̃]

Nasallaute

Ein Charakteristikum des Schwäbischen ist sein etwas nasaler Klang, denn viele Vokal werden im Schwäbischen nasaliert. Vokale vor den Mitlauten m, n und ng werden grundsätzlich (leicht) nasaliert[7], auch wenn sie kurz sind, zumindest werden sie etwas weniger klar artikuliert. Entsprechend internationalem Gebrauch werden nasalierte Vokale mit einer Tilde geschrieben: ã, ẽ, õ usw. Besonders häufig kommen solche Nasallaute im Portugiesischen vor. Schwäbische haben weniger als andere deutsche Schüler Probleme, Französisch korrekt auszusprechen, da ihnen die vier Nasale des Französischen zumindest näherungsweise vertraut sind.

Schwa-Laute

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Die Germanistik erkennt meist nur einen Schwa-Laut an, den so genannten mittleren Zentralvokal, geschrieben als e, wie er z. Bsp. als Infinitivendung -en (lesen, schreiben, rechnen) usw. vorkommt. Das Schwäbische dagegen gebraucht zwei sehr genau unterschiedene Schwa-Laute, die für hochdeutsche Ohren zunächst gleich klingen und erst nach einer Eingewöhnungsphase unterscheidbar werden: Es gibt zum einen häufig den nach a tendierenden Schwa-Laut. Dieser kommt als Infinitivendung -ã[ɛ̃] (läsã, schreibã, rächnã) usw. vor; weiterhin als Pluralendung in Worten wie Farbã, Dabeda [ɗaɓeɗɛ̃],Lumba[lumɓɛ̃] (deutsch Farben, Tapeten, Lappen) usw. Oftmals tritt der Laut auch innerhalb von Wörtern, meist anstelle von e oder a, aber auch anstelle von ei in dem Suffix "-heit", auf. Des Weiteren stellt er den zweiten Teil der Diphtonge ua, ia, ea, äa, oa. Dieser nach a tendierende Schwa-Laut wird klar unterschieden von jenem anderen, der nach e tendiert. Wichtig ist diese Unterscheidung für die Erkennung von Singular und Plural der Diminutivformen anhand ihrer Endungen. Mädle und S[ch]bäzzle ist Einzahl, Mädlã und S[ch]bäzzlã (typisch schwäbische Nudelart!) ist Mehrzahl. Die standarddeutsche Diminutivendung -chen lässt dagegen keine solche Unterscheidung zu.

Konsonanten

a) k-, p- und t-Laute: Diese drei Fortis-Laute werden im Allgemeinen im Schwäbischen als weiche Lenis-Laute ausgesprochen: b, d und g. [ ɓ,ɠ,ɗ]. Eine ähnliche Abschwächung ist als so genannte Binnendeutsche Konsonantenschwächung in vielen Gegenden Deutschlands verbreitet.

Beispiele: Schdual statt Stuhl und Dabeda [ɗaɓeɗɛ̃] statt Tapeten.

Im Süden des schwäbischen Sprachraums ist die Abschwächung nicht so weit fortgeschritten und betrifft in der Regel nur den Anlaut.

Beispiele: Dag statt deutsch Tag aber Decke statt wie im Norden Degge. Am Silbenende werden Fortis- als auch Lenis-Laute immer hart (genauer: stimmlos) als Fortislaute ausgesprochen. Dieses Phänomen der sogenannten Auslautverhärtung ist die Regel fast im gesamten deutschen Sprachraum.

Beispiele: Boscht und Fahrrat für deutsch Post und Fahrrad. Im Unterschied zur Standardsprache bleibt das auslautende -d etwa in Rad oder Wind aber unbehaucht und kann deswegen auch mit -d geschrieben werden.

b) s-Laute: Das Schwäbische kennt wie andere süddeutsche Dialekte nur das stimmlose s; ein stimmhaftes s das aus dem Niederdeutschen in die deutsche Standardsprache eingedrungen ist (z.B. in Rose oder auch am Wortanfang) gibt es nicht. Die besondere Kennzeichnung eines stimmlosen s etwa durch den Buchstaben "ß" ist deshalb im Schwäbischen überflüssig.

c) sch-Laut: Dieser Laut kommt im Schwäbischen deutlich häufiger als im Deutschen vor, so gut wie immer vor d/t und b/p, auch im Inneren eines Wortes. So werden z. Bsp. Raspel und Angst im Schwäbischen als Raschbl und Angschd ausgesprochen. Er wird im Schwäbischen tendenziell eher im hinteren, im Deutschen tendenziell eher im vorderen Zungenbereich gebildet. Ganz am östlichen Rand des Schwäbischen wird der sch-Laut darüber hinaus sogar vor g/k verwendet, z.B. Bruschtmuschkel für Brustmuskel. Die Lautfolge "st" wurde im deutschen Südwesten einschließlich Schweiz und Elsass um das 11. Jahrhundert in allen Positionen zu /scht/. Die Lautfolge /st/ ist im Schwäbischen deswegen generell sehr selten, sie kommt aber vor, insbesondere in Verbformen der 3. Person Singular wie "er hoißt/er håßt" oder "s(i)e lesst" = er heißt, sie lässt. Dies erklärt sich dadurch, dass zum Zeitpunkt der Entwicklung von st zu scht diese Verbformen noch zweisilbig waren ("er heißet") und erst später das Schwa in der zweiten Silbe geschwunden ist. Aus demselben Grund hört man auch aus dem Munde waschechter Schwaben die Wochentagsbezeichnung Samsdag (aus mhd. Samestag, geschrieben sameztac!) neben häufigerem Samschdag, in dem der Wandel st > scht sekundär und analog nachvollzogen wurde (kein Schwabe würde Sonnabend sagen). Allerdings wird der Wochentag in Teilen Schwabens nicht Samschdag sondern Samschdig genannt. Dies scheint bereits eine Weiterentwicklung zu sein, aufgrund der fortlaufenden deutschen Lautverschiebung.

Als Verbalendung der 2. Person Singular (im modernen Schwäbisch -sch, im klassischen Schwäbisch -scht) ist dieser Laut eines der klassischen Merkmale aller Schwäbisch-Sprecher/innen: Du musch(t), du schreibsch(t) usw., tritt aber auch in anderen Dialekten auf.

Grammatikalische Merkmale

Das Schwäbische verfügt über eine deutlich erkennbare eigene Grammatik. Nach außen hin markiert diese einen klaren Unterschied zum Standarddeutschen. Nach innen hinein erweist sie sich als einheitliche Grundlage des ganzen schwäbischen Sprachgebiets. Im Übrigen teilt das Schwäbische viele Elemente seiner Grammatik (nicht der Phonetik!) auch mit den anderen Dialekten des gesamten oberdeutschen Sprachgebiets. Nachfolgend sind nur einige Grundregeln dargestellt. Auf Ausnahmen und regionale Abweichung wird der Übersichtlichkeit halber verzichtet.

Deklination

Das Schwäbische kennt nur drei Fälle: Nominativ, Dativ und Akkusativ. Der Genitiv kommt nur noch in wenigen feststehenden Formulierungen vor und ist nicht mehr lebendig[8]. An seiner Stelle benutzt das Schwäbische (ähnlich das Englische) zwei verschiedene Konstruktionen, um Zugehörigkeit auszudrücken. Es gibt

  1. die Dativ-Umschreibung bei Personen und Tieren: Maem Vaddr sae Hemed (Meinem Vater sein Hemd = Das Hemd meines Vaters). Häufiger ist
  2. der vo-Genitiv (englisch of-Genitiv) bei Dingen: D Rädor vo maem Audo (Die Räder von meinem Auto = Die Räder meines Autos)

Nominativ und Akkusativ lauten bei Substantiven fast immer gleich. Klare Unterschiede[9] zwischen Nominativ und Akkusativ finden sich dagegen bei den Personalpronomen, z. Bsp. (Nom./Akk.) i/mi, du/di, mir/ons (dt. ich/mich, du/dich, wir/uns) und bei Adjektiven, sowie bei den männlichen Singularformen von Demonstrativpronomen z. Bsp. där/denn, sällor/sälla (dt. dieser/diesen, jener/jenen). Die Unterschiede in der Aussprache der Personalpronomen in den einzelnen Regionen des Schwäbischen Sprachgebiets, z. Bsp. ons/aos/aes, uich/eich (dt. uns, euch) sind phonetische, nicht aber grammatikalische Varianten.

Substantive: Plural und Diminutiv

Pluralformen werden auf vier verschiedene Arten gebildet. Im Wortstamm wird dabei etwas häufiger als im Deutschen umgelautet (Daag/Dääg (Tag), Waaga/Wääga (Wagen)).

a) Plural ohne Endung: Diesen Plural haben alle Worte, deren Plural deutsch mit -e und mit -s gebildet wird. Sofern diese Worte im Plural keinen Umlaut besitzen, sind damit Singular/Plural identisch. Diese Pluralbildung kommt besonders häufig bei männlichen Substantiven vor.

Beispiele (deutsch -e): Disch/Disch (Tisch), Fuaß/Fiaß (Fuß), Ebfl/Ebfl (Apfel), Boom/Beem (Baum)
Beispiele (deutsch -s): Audo/Audo (Auto), Radio/Radio, Uhu/Uhu.

b) Plural mit der Endung -a (Schwa-Laut!): Hier finden sich diejenigen Worte, die deutsch den Plural mit -en bilden. Diese Pluralbildung kommt besonders häufig bei weiblichen Substantiven vor.

Beispiele (deutsch -en): Frau/Fraua, Sach/Sacha (Sache), Dasch/Dascha (Tasche)

c) Plural mit der Endung -ena: Diese Pluralbildung hat im Deutschen keine Entsprechung. Sie ist bei einigen Worten weiblichen Geschlechts regelhaft, ihr Gebrauch dehnt sich aber gelegentlich auch auf weitere weibliche Wörter aus[10]. Möglicherweise wird dies begünstig durch den Einfluss des weiblichen Plurals in Worten wie Beire/Beirena (Bäuerin), Segredäre/Segredärena (Sekretärin) usw.

Beispiele für feste Verwendung: Kuche/Kuchena (Küche), Schual/Schualena (Schule)

Hierher gehören auch die zweisilbigen weiblichen Worte, die im Singular (er ist im Schwäbischen zuallermeist endungslos!) die feste Endung -e aufweisen.

Beispiele: Schdregge/Schdreggena (Strecke), Bråede/Bråedena (Breite), Leenge/Leengena (Länge), Fleche/Flechena (Fläche) u. a. m.
Beispiele für schwankende Verwendung[11]: Schduub/Schduuba und 'Schduubena (Wohnzimmer), Dräbb /Dräbba und Dräbbena (Treppe)

d) Plural mit der Endung er/or: Diese Pluralbildung entspricht der deutschen auf -er. Sie klingt im Schwäbischen nach -or. Diese Pluralbildung kommt besonders häufig bei sächlichen Substantiven vor. Sie umfasst im Schwäbischen einige Worte mehr als im Deutschen.

Beispiele (deutsch -er):: Holz/Helzor, Bridd/Briddor (Brett), Dach/Dechor
Beispiele für weitere Verwendung: Hefd/Hefdor (Heft), Hemed/Hemedor (Hemd)

e) Diminutiv (schwäbisch nicht das, sondern der Diminutiv): Es wird durch Anhängen der Endungen -le (Singular) und -la (Plural) gebildet. Somit wird im Diminutiv zwischen Singular und Plural unterschieden, während bei den standarddeutschen Bildungen auf -lein bzw. -chen Singular- und Pluralform undifferenziert sind. Die Endung wird direkt an den Wortstamm angehängt. Wird der Plural mit einem Umlaut im Wortstamm gebildet, dann bleibt dieser auch im Diminutiv erhalten.

Beispiel (sg/pl/dim): Volg /Velgor/Velgle (Volk)

Besitzt schon der Singular eine Endung, wird auch hier die Diminutivendung direkt an den Wortstamm angehängt. Bei den Singularendungen auf -l (deutsch -el) und -a (deutsch -en) wird zusätzlich ein Schwa-Laut zwischen Stamm und Diminutivendung eingefügt.

Beispiele (sg/pl/dim): Bronna/Bronna/Brennale (Brunnen); Schlissl/Schlissl/Schlissele (Schlüssel).

Substantive: Anderes Geschlecht

Es gibt ca. 50 Substantive, die im Schwäbischen ein anderes Geschlecht haben als im Standarddeutschen[12], meist männlich statt weiblich. Am bekanntesten ist die Differenz dor Budder zu die Butter. Es gibt aber auch weitere sehr geläufige Abweichungen wie dor Schogglad, des Cola, des Deller. In der Regel hat das Schwäbische hier das ursprüngliche altdeutsche Geschlecht erhalten, wohingegen das Standarddeutsche es verändert hat.[13]

Ziffern haben generell männliches statt weibliches Geschlecht: Dor Oeser, Zwåeor, Dreior (der Einser, Zweier, Dreier) usw. Ebenso Zahlen, wenn sie als Nummern gebraucht werden, etwa als Nummer einer Buslinie. Traditionell hatten Buchstaben männliches statt sächliches Geschlecht: Dor A, dor B, dor C usw., was aber durch den standarddeutschen Sprachdruck weitgehend verschwunden ist.

Verbalformen

a) Infinitiv Präsens: Er endet auf den Schwa-Laut „a“.

Beispiele: schreiba, macha, fenda (finden), hälfa (helfen) usw.

Das klassische Schwäbisch hat auch einige einsilbige Infinitive bewahrt, die es im Althochdeutschen gab[14], aber nicht mehr im Standarddeutschen gibt. Sie werden parallel zu den entsprechenden zweisilbigen Infinitiven gebraucht.
Beispiele: gao/ganga (gehen), schdao/schdanda (stehen), dra/draga (tragen), gäa/gäbba (geben), lao/lassa (lassen).
Gleiche Kurzformen finden sich auch im Plattdeutschen, z. Bsp. als gahn (gehen), stan (stehen).

b) Personalendungen: Sie lauten im Indikativ: Singular 1. Person - (endungslos), 2. Person -schd (klassisch) oder -sch (neuschwäbisch), 3. Person -d; der Plural für alle drei Personen einheitlich -ed, hier ganz ähnlich wie im Plattdeutschen.
Beispiele: I schreib/mach, du schreibsch(d)/masch(d), är/sui/s schreibd/machd, mir/ir/se schreibed/mached.
Wechsel des Stammvokals im Singular: Im Deutschen wechselt bei einigen Verben im Präsens der Stammvokal von e zu i, z.B. helfen - ind ich helfe, du hilfst, er hilft und imp hilf! Im Schwäbischen wechselt bei den entsprechenden Verben der ganze ind sg den Stammvokal, während er im imp sg erhalten bleibt. Beispiele: ässa (essen) - ind i iss, du ischd, är issd, imp äss!; hälfa - ind i hilf, du hilfschd, är hilfd, imp hälf!
Einige häufige Verben bilden ihre Pluralformen einheitlich auf -nd, (deutsch nur bei sein pl 1. und 3. pers "sind").

Dazu gehören allgemeinschwäbisch: hao (haben) pl hend, sae (sein) pl send, doa (tun) pl dend, lao (lassen) pl lend.
Regional können hinzukommen: gäa (geben) pl gend, wella (wollen) pl wend, gao (gehen) pl gend, selten säa (sehen) pl säand.
Der Vokal variiert bei einigen (nicht allen!) dieser Formen regional auch nach a und o, also: hend, hand, hond; gend, gand, gond usw.

Im Konjunktiv treten, regional differenziert, andere Personalendungen auf.

c) Partizip Perfekt: Es endet bei schwach gebeugten Verben auf -d (regional auch -ed). Bei stark gebeugten Verben gilt die Endung -a (Schwa-laut).
Beispiele für schwache Beugung: gmach(e)d (gemacht), grächned (gerechnet).
Beispiele für starke Beugung: gläasa (gelesen), gschriba (geschrieben).
Auffällig ist, dass sich im Schwäbischen die Bildung des Partizips Perfekt mittels der Vorsilbe ge- (schwäbisch g-) nur teilweise durchgesetzt hat. Sie unterbleibt bei allen Verben, die mit den Lauten bzw. Buchstaben b/p, d/t (auch bei z = ts), g/k (auch qu = kw) beginnen. Dies gilt ähnlich auch für Alemannisch und Bairisch[15]. Das Englische kommt ganz ohne diese Vorsilbe aus, weitgehend auch das Plattdeutsche. Das Standarddeutsche hat mit der Einführung dieser Vorsilbe eine Sonderentwicklung genommen, die es von anderen germanischen Sprachen getrennt hat.
Beispiele (schwäb./engl./dt.): dao/done/getan, danzd/danced/getanzt, bråchd/brought/gebracht.

Zeitformen

a) Zusammengesetztes Perfekt: Die zusammengesetzte Form der Vergangenheit ist im Schwäbischen die Regelform der Vergangenheit. Sie ersetzt auch vollständig die einfache Vergangenheit (Präteritum); letztere gibt es im Schwäbischen nicht. Die Frage, ob es dennoch vom Verbum sein auch das Präteritum war gebe, und dies nicht erst durch neudeutschen Einfluss bedingt sei, ist strittig.[16].
Beispiele (schwäb./dt.): I hao gläasa/ich las, habe gelesen, i hao gmachd/ich tat, habe getan, i be z´ Reidleng gwäa/ich war in Reutlingen, bin in R. gewesen.
Verben der Bewegung und der Ruhe bilden das Perfekt mit sein und nicht wie im Deutschen mit haben.
Beispiele: I be gschdanda/ich habe gestanden, i be gsässa/ich habe gesessen.

b) Plusquamperfekt (Vorvergangenheit): Es wird nach folgender Regel gebildet: Präsens von haben bzw. sein + Partizip Perfekt des Hauptverbs + Partizip Perfekt von haben bzw. sein.
Beispiele (schwäb./dt.): I hao des Audo edd gsäa gheed/ich hatte dieses Auto nicht gesehen, i be ao dort bliba gwäa/ich war auch dort geblieben.

c) Konjunktiv: Der Indikativ Imperfekt fehlt im Schwäbischen vollständig. Der Konjunktiv Imperfekt ist dagegen bei Hilfsverben und Modalverben vorhanden.
Sehr auffällig für Nichtschwaben ist, dass der Konjunktiv des Hilfsverbums werden ganz durch Formen von tun ersetzt wird. Das Verbum tun hat im Schwäbischen die Funktion eines Hilfsverbs; es ist kein Vollverb.
Beispiele für Formen des Konjunktivs Imperfekt (schwäb./dt.): i hedd/ich hätte, wär/wäre, däd/würde, sodd/sollte, keed/könnte, geeng/ginge, wiisd/wüsste u.a.m.
Beispielsätze: I keed des edd/ich könnte das nicht; i hedd des edd kenna/ich hätte das nicht gekonnt.

Weitere Merkmale

  • Die (standardsprachlichen) Endungen „-eln“ und „-ern“ (in würfeln, meckern) werden zu „-lâ“ und „-râ“ (wirflâ, mäggrâ)
  • man wird im Schwäbischen „mâ“ oder „mr“ gesprochen
  • Das Personalpronomen der 1. Pers. Pl. nom. lautet "mir" (deutsch "wir"). Das Schwäbische führt hier eine alte deutsche Form des Pronomens weiter.[17]. Diese Form ist auch im Bayrischen ("Mia san mia") und im Rheinfränkischen ("Wolle mer se roilossa?") erhalten.
  • Dieselbe Verschiebung von „w“ zu „m“ zeigt sich beim indeklinablen Relativpronomen wo, das schwäbisch als gesprochen wird. Es entspricht dem ebenfalls indeklinablen Relativpronomen so im Lutherdeutsch.
  • Um einen besseren Sprachfluss zu ermöglichen, wird im Schwäbischen zwischen zwei einsilbigen Wörtern oftmals ein Hiatustilgendes ‚n‘ eingefügt. 1. Beispiel: Klassisch-schwäbisch wird aus "må i" (dt. "wo ich") ein "må-n-e" (der Ton liegt auf "må", wodurch das nachgestellte Personalpronomen statt der betonten Form "i" die unbetonte Form "e" annimmt). 2. Beispiel: Ähnlich wird bei „wia-n-i“ (dt. "wie ich") ebenfalls ein hiatustilgendes n eingefügt.
  • Abweichende Fälle bei bestimmten Verben, z. B. Dativ statt Akkusativ: „I leit dr aa“ (ich rufe dich an).
  • Verben, die im Standarddeutsch reflexiv sind, werden im Schwäbischen z. T. durch nicht-reflexive Umschreibungen ersetzt: sich hinsetzen, sich hinlegen, sich hinstellen wird zu „nâsitzâ“ (hinsitzen), „nâliegâ“ (hinliegen), „nâschdandâ“ (hinstehen), z. B. „D'kansch dahannâ nâsitzâ“ (Du kannst Dich hier hinsetzen). Schwaben, die 'Standardsprache' sprechen, verwenden diese Formen in der standarddeutschen Lautung oft weiter, was im norddeutschen Raum leicht befremdlich wirkt.
  • „wo“ als stets unveränderliches Relativpronomen statt „der, die, das, welcher, welche, welches“. („Dui Frao, må (auch „der må“) i ân Kuss gäbâ hann, …“, auch „gea hao, …“ – ’Die Frau, der ich einen Kuss gegeben habe, …')
  • Die Uhrzeiten „vierdl (drei)“ und „dreivierdl (fenfe/feife)“ bedeuten in anderen Sprachregionen „viertel nach … (zwei)“ und „viertel vor … (fünf)“. Diese Sprechweise kommt (oder kam) aber auch in anderen Regionen vor, z. B. in Berlin, Sachsen und Sachsen-Anhalt.
  • Zahlen:
1 oes, regional oas; (siehe "Anm. zur Zahl 1") 11 ålf
2 zwåe (siehe "Anm. zur Zahl 2") 12, 20 zwelf; zwanzich
3 drei (siehe "Anm. zur Zahl 3") 13, 30 dreizäa; dreisich
4 vir, regional viar 14, 40 virzäa, virzich
5 faef [gespr. wie engl. "five"] 15, 50 fuffzäa, fuffzich
6 seggs 16, 60 sächzäa, sächzich
7 siba 17, 70 sibzäa, sibzich
8 achd, aachd 18, 80 achzäa, achzich
9 nae 19, 90 naezäa, naenzich
10 zäa 100, 1000 hondord, daused
  • Anm. zur Zahl 1: Die schwäbische Sprache unterscheidet zwischen dem unbestimmten Artikel und dem Zahlwort: Der unbestimmte Artikel lautet "a", das Zahlwort dagegen "oe" [wie englisch "a" und "one"]. Z. Bsp: "a Mã, a Weib, a Kend" (allgemein ein Mann, eine Frau, ein Kind) und "oe Mã, oe Weib, oe Kend" (1 Mann, 1 Frau, 1 Kind). Die deutsche Sprache kann diesen Unterschied nur durch unterschiedliche Betonung ausdrücken.
  • Anm. zur Zahl 2: Regional wird nach dem Geschlecht differenziert: „Zwee Manne, zwoa/zwo Fraoa, zwoe Kend(or)“ (2 Männer, 2 Frauen, 2 Kinder).
  • Anm. zur Zahl 3: Als Uhrzeitangabe lauter sie "em drui" (um drei Uhr).
  • Um eine Tätigkeit ausdrücken, zu der man sich unmittelbar begibt, wird das Partikalwort „ge“ verwendet (entstanden aus dem Wort „gen“, das seinerseits wiederum aus „gegen“ entstanden ist). Zum Beispiel „i gang ge schaffa (ich gehe zur Arbeit)“ oder „mir goant ge metzga (wir gehen schlachten)“
  • Das Südwestschwäbische weist weitere Besonderheiten aus: Der Konjunktiv I für die Wiedergabe einer wörtlichen Rede wird im Vergleich zum gesprochenen Hochdeutsch sehr häufig verwendet (z. B. „Sie hot gsait sie komm am achte“ für „Sie hat gesagt sie komme um 8 Uhr). Im Gegensatz zum Hochdeutschen verfügt es auch über einen Hilfskonjunktiv I: „därâ“ (z. B. „Se hond gsait se därât am neine kommâ“ für „Sie haben gesagt sie würden um 9 Uhr kommen). Ebenso hat „haben“ mit „häbâ“ eine eigene Konjunktiv I-Form (z. B. „Se hond gsait se häbât koâ Zeit“ für „Sie haben gesagt sie hätten keine Zeit“). Somit lässt sich der Konjunktiv eindeutig vom Konjunktiv II abgrenzen (Se hettât koâ Zeit wenn…; Se dätât am neine komme wenn…)
  • Beim Vergleichen wird statt des standardsprachlichen „als“ das „wie“ („Ich bin größer wie du“) oder gar die Kombination „als wie“ („Ich bin größer als wie du“) verwendet.
  • Bei der Bildung der Artikel und Demonstrativpronomen ergeben sich große Unterschiede zum Hochdeutschen.
Der unbestimmte Artikel
Kasus männlich weiblich sächlich Plural
Nominativ a Mã a Frao a Kend  - Leid (dt. Leute) 
Akkusativ onn/ann Mã a Frao a Kend  - Leid
Dativ emma Mã ära Frao emma Kend  - Leid

Die Aussprache des unbestimmten Artikels ist bei grundsätzlich gleicher Grammatik dennoch regional sehr unterschiedlich. Dies hängt damit zusammen, dass alle Formen des unbestimmten Artikels unbetont sind und deshalb die Schwalaute in ihrem Auftreten und in ihrer Klangfarbe stark wechseln.

Der bestimmte Artikel
Kasus männlich weiblich sächlich Plural
Nominativ/Akkusativ d(o)r Mã d Frao s Kend d Leid (Leute)
Dativ em Mã d(o)r Frao em Kend de Leid
Demonstrativpronomen I (dt. dieser)
Kasus männlich weiblich sächlich Plural
Nominativ där Mã dui Frao dees Kend dia Leid
Akkusativ denn Mã dui Frao dees Kend dia Leid
Dativ demm/däam Mã dära Frao demm/däam Kend denne/däane Leid

Das Demonstrativpronomen I wird fast immer in Verbindung mit einem nachgestellten då (dt. hier) gebraucht, also: där Mã då, dui Frao då usw.

Demonstrativpronomen II (dt. jener)
Kasus männlich weiblich sächlich Plural
Nominativ sällor Mã sälla Frao säll Kend sälle Leid
Akkusativ sälla Mã sälla Frao säll Kend sälle Leid
Dativ sällem Mã säll(o)ra Frao sällem Kend sälle Leid
Demonstrativpronomen III (nur regional begrenzt vorkommend; dt. jener)
Kasus männlich weiblich sächlich Plural
Nominativ äner/eaner Mã äne/eane Frao änes/eanes Kend äne/eane Leid
Akkusativ äna/eana Mã äne/eane Frao änes/eanes Kend äne/eane Leid
Dativ ä(ne)m/ea(ne)m Mã änârâ/eanârâ Frao ä(ne)m/ea(ne)m Kend äne/eane Leid

Wortschatz

Falsche Freunde (engl. false friends)

Die Bezeichnung Falsche Freunde wird für Wörter aus unterschiedlichen Sprachen verwendet, die sich geschrieben oder klanglich ähneln, aber eine jeweils andere Bedeutung haben. Falsche Freunde führen leicht zu Übersetzungsfehlern.

  • Ein bekanntes Beispiel für solche false friends ist das deutsch/englische Wortpaar Frieden/freedom. Diese beiden Worte scheinen auf den ersten Blick das Gleiche zu bedeuten. Aber engl. freedom bedeutet nicht Frieden sondern Freiheit. Wer das deutsche Wort Frieden ins Englische übersetzen will, muss dafür das Wort peace nehmen.
  • Auch im Verhältnis von Deutsch und Schwäbisch gibt es zahlreiche false friends. Ein bekanntes Beispiel sind die deutsch/schwäbischen Wortpaare heben/heba bzw. halten/halda. Deutsch halten entspricht schwäbisch nicht halda, sondern heba, deutsch heben entspricht schwäbisch nicht heba sondern lubfa.

  In der nachfolgenden Auflistung finden sich Beispiele mehrerer Autoren für deutsch/schwäbische false friends.

  • bei Körperteilen: mit „Fuaß“ wird das Bein bis zum Oberschenkel bezeichnet, das „Kreiz“ (Rücken) umfasst den ganzen Rücken; in äußerst seltenen Fällen werden Hand, Unterarm, Ellbogen und Oberarm bis zum Schultergelenk auch als „Hand“ zusammengefasst, und der „Bauch“ umfasst den ganzen Korpus. Ein Schwabe ist in der Lage, einen Krampf an der Stelle zu bekommen, „wo der Fuß in den Bauch mündet“. (Oder auch: „I han en Wadâkrampf em Fuaß.“)
  • bei Tieren: eine Stubenfliege (Musca domestica) heißt im Schwäbischen „Mugg“ (oder auch „Fluig“), eine Stechmücke (Culicidae) „Schnôg“ (Schnake); für die Mückenfamilie der (nichtstechenden) Tipulidae, die üblicherweise als Schnaken bezeichnet werden, gibt es den Begriff „Mugg“ (in Stuttgart oft auch „Großvater“ genannt, Weberknechte werden als „Habergoes“ bezeichnet.). Der Bedeutungswandel des Worts „Schnake“ ist mittlerweile umgangssprachlich über das Schwäbische hinaus verbreitet. Die Fliegenklatsche heißt auf Schwäbisch „Fluigabätschr“ oder auch „Muggabatschr“ (Mückenbatscher). Für etwas unvorstellbar Kleines oder auch allgemein für „ein bisschen“ wird „Muggeseggele“ verwendet. Wörtlich bedeutet „Muggeseggele“ Zeugungsglied einer Fliege.
  • bei Bewegungsverben:
    • „gângâ“ oder „gâu“(gehen) wird nur benutzt, um den Ortswechsel zu beschreiben – gehen als Art der Bewegung heißt im Schwäbischen „laufâ“, laufen heißt „springâ“ (hüpfen heißt „hopfâ“ oder „hopsâ“), springen heißt „sprengâ“ aber auch „juggâ“ (jucken hingegen heißt „beißâ“); schnelles Laufen heißt „rennâ“ oder „sauâ“ (vgl. standardsprachlich „sausen“). Ruft der Schwabe seiner Frau zu „Alde, sau!“, so bezeichnet er sie nicht als weibliches Schwein, sondern weist sie an, schnell zu rennen. Der Begriff „Alde“ bzw. „Aldr“ ist zwar nicht besonders freundlich, unter länger verheirateten Paaren aber durchaus gebräuchlich. Darüber hinaus verwenden häufig Jugendliche die Begriffe „Alde“ bzw. „Aldr“, wenn sie untereinander über ihre Eltern sprechen; wie z. B.: „Mei Aldr hat des au gsaidt.“ (Mein Vater sagte das auch). Sprechen sie über ihre Eltern, meinen also Vater und Mutter, bezeichnen sie diese meist als „[ihre] Leit“ (Leute), z. B. „Sen deine Leit au dâ?“ (Sind deine Eltern auch da?)
    • „gângâ lâu!“ oder „Gâu lâu!“ (gehen lassen!/Imperativ) ist nicht im Sinne eines Ortswechsels zu verstehen, sondern kommt vom „den Teig gehen lassen“, also „ruhen lassen“. Wenn ein Schwabe sagt: „Oh verreck, wenn’s so isch, ôifach gâu lâu“ meint er: „So ein Mist, wenn das so ist, einfach in Ruhe lassen“ Und wenn ein Schwabe sagt: „Lame gâu.“ meint er: „Lass mich in Ruhe.“
    • Hingegen: „I muâß jetzêtt gâu gâu!“ Hier bedeutet das erste „gâu“ = „gleich“, das zweite = „gehen“. Also: „Ich muss jetzt gleich gehen!“
  • „bald“ erhält die Bedeutung des standarddeutschen „früh“ und ist auch steigerbar. So kann eine Schwäbin sagen: „I muss morgâ fei bald aufschdandâ ond mai Mâ no bäldr!“ (Ich muss morgen aber früh aufstehen und mein Mann noch früher!)
  • „G’schwend“ (geschwind) wird im schwäbischen nicht zur Definition einer Geschwindigkeit benutzt, sondern um einen Zeitabstand zu verdeutlichen: z. B. „Komsch du (oder ‚dâu‘) mol gschwênd?“ = „Kommst du mal kurz?“
  • halten heißt im Schwäbischen „hebâ“ (das gilt für „halten“ sowohl im Sinne von „festhalten“ als auch im Sinne von „haltbar sein, nicht verderben“ und auch im Sinne von „stabil sein, unter Belastung nicht zusammenbrechen“)
  • heben heißt „lupfâ“ (ein Nagel in der Wand „hebd“ das Bild, während der Stuhl auf den Tisch „g'lupfd“ wird.).
  • Uffhebâ bedeutet sowohl das Aufbewahren einer Sache, als auch das Heben eines Gegenstandes von einer niedereren Ebene (Boden) auf eine höhere Ebene. Die Kombination des Begriffes in der Dialektischen Aufhebung konnte nur vom Schwaben Hegel so formuliert werden.
  • Sitzen heißt im Schwäbischen „hoggâ“ und kommt vom standardsprachlichen „hocken“ (im Sinne von „in die Hocke gehen“)
  • Die standardsprachliche Marmelade nennt der Schwabe „G'sälz“, während er „dr (=den) Buddr“ (die Butter, man beachte den im Schwäbischen vom Standarddeutschen verschiedenen Genus) drunterstreicht.
  • arbeiten heißt im Schwäbischen „schaffâ“ und schaffen „machâ“, während für machen oftmals doa/dua (tun) verwendet wird.
  • In einigen Regionen gibt es auch Entdifferenzierungen von Farbattributen: helles Orange, Ocker, und Hellbraun werden oft zu „gäal“ (Gelb) zusammengefasst, dunkles Orange, Rot, Rosa oder Violett dagegen heißen „roâd“ oder „rood“ (Rot), analog werden Grautöne schon bei mittlerer Helligkeitsintensität als „schwarz“ bezeichnet.
  • wir heißt im Schwäbischen „mir“: „Mir kennât älles, bloß koe Hochdeitsch“ (Wir können alles außer Hochdeutsch) – „Mir kennad au Hochdeitsch, mir welled bloß ned“ (Honoratiorenschwäbisch: Wir können auch Hochdeutsch, wir wollen bloß nicht).
  • bei Haushaltsgegenständen: Mit „Debbich“ (Teppich) wird auch eine (Woll-)Decke bezeichnet, die zum Zudecken geeignet ist.
  • (Aussprache näher am ‚a‘) steht im Schwäbischen für hin (von „nach“); z. B. Gugg net lang, gang nâ! – Starr nicht in die Luft, geh hin!. Des Weiteren steht (Aussprache zwischen ‚a‘ und ‚o‘) für „dann“, „denn“, und in anderen Bedeutungen. Es ist damit ein im Schwäbischen besonders häufiges und charakteristisches Wort. So ergibt sich eine fein abgestufte Kette von ‚a‘ bis ‚o‘: na=hinab, =hin, =dann, =noch.
  • langâ wird als Verb gebraucht und bedeutet „etwas mit den Händen anfassen“; z. B. Schwätz net lang, lang nâ! – Rede nicht lange, packe zu!
  • Eine andere Bedeutung von langâ ist „schlagen“ i. S von „Eine schmieren“: „I lang dr glei Oina“
  • 'Schlagen' ist aber durchaus ebenso gebräuchlich, z. B. „Ich schlage dir auf den Kopf“: „I schla' dr and Battrie nâ!“ (wörtlich: „Ich schlage Dir an die Batterie hin!“)
  • Schließlich kann langâ auch „ausreichen“ bedeuten: „'etzt langt’s abb'r!“ („Jetzt reicht’s aber!“)
  • schmeggâ kann neben „schmecken“ auch „riechen“ bedeuten.
  • Auch bezüglich des Geisteszustandes von einzelnen Personen gibt es Umdeutungen. So wird eine g’schuggde (Form von Meschugge) Person auch als ned ganz bacha (halbgebacken) bezeichnet.
  • Der Mittag geht im Schwäbischen von 12 bis 17 oder 18 Uhr, da die Begriffe „Vormittag“ und „Nachmittag“ nicht existieren. Es gibt also nur den Morgen (en dr Fria), den Mittag, den Abend und die Nacht.[18]
  • fai (fein) verstärkt eine Aussage oder betont einen Aspekt. Man könnte es in der Standardsprache manchmal durch „wirklich“ oder „aber“ ersetzen. So entspräche „Des gôht fai et, was Sia dô probierat!“ dem standarddeutschen Satz „Das geht aber nicht, was Sie da versuchen!“. Im Satz „Der isch fai z’schnell gfahrá.“ erfüllt fai dagegen eine betonende Rolle: Wäre bei einem Autounfall die Schuldfrage beispielsweise ungeklärt, würde dieser Satz die Aussage „Er ist zu schnell gefahren“ mit dem impliziten Hinweis verbinden, dass dies einen Einfluss auf die Schuldfrage hat. Eine weitere Steigerung ergibt sich dann durch die Kombination mit „wirklich“: „Der isch aber fai wirklich z’schnell gfahrá“.
  • ha noi wird wie ein Wort gesprochen und müsste im Standarddeutschen am ehesten einem „Ha, nein“ entsprechen. Die Übertragung mit „Ach, nein“ wäre ungenau, weil sie eine Art halberschrockenes Erstaunen nicht präzise wiedergeben kann.
  • Bezeichnet der Schwabe des Kerle, so meint er nicht einen grobschlächtigen „Kerl“, sondern in der Bedeutung von „Knabe“ einen „Jungen“: „Kerle, …“ drückt also Besorgnis aus wie ein standarddeutsches „Mensch Junge“ oder „Junge, …“. Dabei ist ein „Kerle“ in entsprechender Abgrenzung auch kein „Mâ“: „Bisch ja koi Kerle meh, bisch'a en Mâ.“ ist Abgrenzung.
  • Das Adjektiv frech ist im Schwäbischen stärker, bedeutet (noch immer) „unverschämt“. Die im Standarddeutschen immerhin mögliche Abschwächung zur Charakterisierung eines annähernd sympathischen Lausbuben ist nicht in vergleichbarer Weise vorhanden.

Eigenständiges Vokabular im Schwäbischen

Aufkleber einer Werbekampagne des Landes Baden-Württemberg

Eine Vielzahl an schwäbischen Wörtern/Vokabeln (vor allem von der älteren Generation gebraucht) haben in der Standardsprache keine Entsprechung. (Daher rühren die Wörterbücher „Schwäbisch – Deutsch“). Von den nachfolgenden zahlreichen Beispielen sind allerdings eine größere Anzahl nicht im gesamten schwäbischen Sprachraum, sondern nur regional verbreitet. Nachfolgende Liste kann nur eine kleine Auswahl des eigenständigen Schwäbischen Vokabulars darstellen.

Substantive (f=weiblich, m=männlich, n=sächlich, pl=plural)

  • Afdrmedig = Dienstag (nur regional, v.a. im Raum Augsburg), s.u. Zaischdig
  • Bäbb = Klebstoff; wird aber auch als Umschreibung für „Unsinn“ verwendet („Schwätz koin Bäbb!“) [19]
  • Bäbber (m) = Aufkleber, Sticker, Klebeetikett
  • Batsch (m) = (Hand-)Schlag
  • Bebbeleskehl = Rosenkohl
  • Behne = Dachboden (von Bühne)
  • Bettfläsch(a) f = Wärmeflasche
  • Blafó (m) = Zimmerdecke (von frz. le plafond)
  • Blätzla = Weihnachtsgebäck
  • Blôdr = Blase, insbesondere Schweinsblase, Schimpfwort
  • Bulldog = Traktor (der von der Produktbezeichnung Lanz Bulldog abgeleitete Gattungsname für Traktoren wird im Schwäbischen teilweise noch verwendet, aber zunehmend durch Schlebbr = Schlepper ersetzt, das Wort "Traktor" ist unüblich).
  • Butzawaggerle = kleiner Knirps, schmeichelnd oder höhnisch
  • Butzastenkl = Purzelbaum
  • Breedla (n)= Keks/Weihnachtsgebäck
  • Bräschdleng (m) = Erdbeere, Erdbeeren
  • Brockela/Brogala = Erbsen
  • Debbich (m) = Decke (zum Zudecken) (von Teppich); selbst für Tischdecke gebräuchlich
  • Dreible n, pl Dreibla = Johannisbeere (von „Träuble“ → kleine Traube)
  • Droid = Getreide
  • Dolkâ m, pl = Tintenfleck
  • Dullâ m, pl = (Alkohol)Rausch
  • Flädlessubb f = Im Schwäbischen verbreitete spezielle Art der Pfannkuchensuppe
  • Fuaß m, pl Fiaß = Bein(e), einschließlich der Füße
  • Gaudi = Spaß
  • Giggle = kleine Tüte aus Papier oder Plastik, Frischhaltebeutel
  • Gluf f, pl Glufa = Stecknadel, Sicherheitsnadel (Glufâmichl = etwas trotteliger männlicher Mensch)
  • Glump/Glomp = Gerümpel, Schrott, Unbrauchbares, qualitativ Minderwertiges (von "Gelumpe")
  • Grädda/Gradda/Kradda m = Weidenkorb mit 1 Henkel (mit 2 Henkeln siehe Zonn)
  • Grend = Kopf
  • Grom = reg Geschenk, Mitbringsel
  • Grombir/Äbir f (auch nasaliert Grombĩr/Äbĩr) = Grund-Birne/Erd-Birne = Kartoffel
  • Gruuschd m = Kram, Zeug
  • Gschnuder = Schnupfen
  • Gschpei = Schleim, Auswurf
  • Gsälz n = Marmelade, dementsprechend ist ein „Breschdlengsgsälz“ eine Erdbeermarmelade (vgl. oben „Breschdleng“)
  • Gugg/Guggâ f, pl Gugga/Guggena = Tüte, laut Grimmschem Wörterbuch (Bd. IX Sp. 1030) "gucke, f., papiertüte, ein vornehmlich obd. (oberdeutsches) wort"
  • Gutsle/Gutzlê n, pl -la = Weihnachtsgebäck (regional auch Bonbon/Süßigkeit)
  • Häägamarg n = Hagebuttenmus (als süßer Brotaufstrich)
  • Hafa m, pl Häfa = Topf; davon abgeleitet: Häfele n = Töpfchen; Kochhafa = Kochtopf; S(ch)dogghafa = (Stocktopf) Blumentopf
  • Häggr = Schluckauf
  • heidenai! = der Brüller!
  • Heedscha, Heedsched, Heedschich m = Handschuh
  • Hengala = Himbeeren
  • Hoggâdse oder Hoggâde (f) = Straßenfest (wörtl. „(da) hocken sie“)
  • Holga = Bilder (v. Heiligenbilder)
  • Hoob = Hackmesser, vgl. Hippe
  • Hugo m, pl ebenso = Furz (weshalb es besser wäre, im Schwäbischen einem Kind nicht den Vornamen Hugo zu geben!)
  • Joomer (m) = Jammer, vgl. mhd. jamer mit langem "a"
  • Kadárr m = Erkältung
  • Kánapee n, von franz le canapé = Sofa, Couch
  • Kandl m = Rinnstein
  • Kehrwisch (neuschwäbisch, traditionell:) Kaerawisch m = Kehrbesen, Handfeger
  • Kobbr = Rülpser
  • Kries(e), gesprochen: Gries(e) = Kirschen
  • Kuddr = Kehrricht
  • Kuddrschaufl = Schaufel zum Aufnehmen des Kehrichts
  • Maurochen = Morchel
  • Meedâle = Eigenart, Make, Tick
  • Medich, Medig = Montag
  • Meggl m = Kopf
  • Migda, Michda = Mittwoch
  • Muggeseggele n = kleinstes schwäbisches Längenmaß (wörtlich „Fliegenpenis“)
  • Poader (m) = Kugel
  • Poadranuschter (m) = Kugelkette (lat.: paternoster; Rosenkranz)
  • Pfutzger = Furz
  • Quadde, gesprochen: Gwadde = Maikäferlarve
  • rode Fläggâ = Masern
  • Schässlo (Betonung teilweise auf der ersten Silbe) = Sofa (frz. chaise longue)
  • Schranna f = Biergarnitur
  • Schmarra m = Unfug, Unsinn
  • Suddrae/Suddrä m = Keller (frz. sous-terrain)
  • Schietê(n) = großer Korb, meist Holztragekorb (von „schütten“ i. S. „ausleeren“)
  • Schlägle = (nicht tödlicher) Schlaganfall, Hirnschlag (wörtl. "Schlägchen")
  • Schleck m = Süßigkeit
  • Trottwar, Droddwar n, von franz. le trottoir = Gehweg
  • Zaischdig/Daeschdich m = Dienstag
  • Wegga m, regional auch Weggle n = Brötchen
  • Wäffzg f, pl-a = Wespe
  • Zibéb f = Rosine (vom arabischen zabiba [20])
  • Zonn/Zoana/Zoina f = Weidenkorb mit zwei Henkeln (mit einem Henkel siehe Grädda), vgl. deutschschweizerisch Zaine = Wäschekorb und got. tains = Korb.

Verben

  • äschdemierâ = hoch achten, ehren
  • bäbbâ = kleben
  • batschâ = klatschen, applaudieren oder auch schlagen. I bätsch dir oine bedeutet auch „Ich schlage dich.“
  • bampa = auf's klo gehen / kacken (Ausdrück wird meist Kindern gegenüber verwendet)
  • beigâ(n) = stapeln (von der Beige, dem Stapel)
  • bledla = lustig sein
  • blegglâ = stürzen
  • blodzâ = hinfallen, stürzen (z. B. als Frage an ein Kind: „Bisch nâblodzd?“ = „Bist Du hingefallen?“)
  • bogglâ = fallen, anstoßen, rumpeln
  • bronzâ = pinkeln / urinieren
  • bruddlâ = etwa „halblaut vor sich hin schimpfen“ (vgl. Luxemburgisch: „braddelen“)
  • driâlâ = sabbern, trielen, übertragen auch: trödeln
  • drillâ = drehen, im Kreis drehen
  • firbâ = fegen
  • flagg(â) = sich hinlegen, daliegen
  • flatierâ = schmeicheln, bitten, betteln
  • fuâßlâ = zügig laufen (langsamer als „schbrengâ“)
  • gambâ = schwanken, schaukeln. Speziell auch das Hinundherbewegen der Beine. Kann auch im Sitzen erfolgen. Spezialfall: Von einem Fuß auf den anderen treten (meist bei voller Blase). Teilweise auch: springen, siehe Volkslied [21]
  • gigampfa = auf dem Stuhl wippen
  • gruâbâ = ausruhen, entspannen
  • gugga, part. perf. gugg(e)d = schauen; nãgugga = (genau) hinschauen; gugg romm! = schau her!
  • hebâ = etwas halten, nicht heben! (vgl. lupfâ)
  • hoschdubâ = tratschen
  • hudlâ = sich beeilen (von „Hud(d)el“, einem im Backhaus eingesetzten feuchten Lappen zum Auswischen des Holzofens zur Entfernung der glühenden Kohlereste vor dem Einsetzen der Brotlaibe; dieser durfte natürlich nicht verbrennen und wurde dementsprechend schnell bewegt)
  • hurglâ = kugeln
  • keiâ = werfen
  • kobba = rülpsen
  • loiba = verschwenden, (Essen) übrig lassen
  • losâ/losnâ/losânâ/lusâ = (hin-)hören/lauschen, vgl. engl. to listen!
  • luaga, part. perf. gluag(e)d = schauen (südwestschwäbisch und allgemein alemannisch; verwandt mit engl. to look
  • lupfâ = (hoch-)heben (vgl. engl. to lift)
  • nuâlâ = wühlen
  • sauâ = rennen (Im Schwäbischen darf der Trainer einem Spieler jederzeit ein „Sau!“ zurufen. Dieser Zuruf ist keine Beleidigung, sondern nur eine Aufforderung zur Anstrengung beim Sprinten)
  • soichâ = regnen, urinieren, tröpfeln (auch für auslaufende Gefäße verwendet)
  • schäddra = lachen
  • schbrengâ = rennen, "springen" heißt auf schwäbisch hobfâ
  • schdräâlâ = kämmen (Sträâl = Kamm)
  • schlotzâ = lecken (z. B. ein Eis schlotzâ), trinken
  • schnäddrâ = rattern, klingen
  • schuggâ = schubsen
  • schwätzâ = reden, sprechen, plaudern
  • dribelierâ = (jmd.) auf die Nerven gehen
  • wargla = drehen, wälzen; kugeln. Siehe auch hurgla

Adjektive, Adverbien und Modalpartikel

  • âfangâ = mittlerweile
  • änâwäâg, oinâwäg = ohnehin, wie auch immer
  • därâtwäâgâ(t) = deshalb, darum
  • fai = aber, wirklich
  • gotzig/gotzich = einzig
  • gär = steil (vgl. Schweizerdeutsch gärch und hochdeutsch jäh)
  • läg = sanft ansteigend
  • häälengâ = heimlich
  • griâbig = geruhsam, gemütlich
  • hee/heenich = kaputt (es ist (da)hin)
  • pääb/b'häb = sehr nah, sehr knapp (auch: krumm)
  • schäbbs = schief
  • zwär(ch) = quer, vgl. hochdeutsch Zwerchfell, eigentlich "Querhaut", mhd. fell = Haut, Fell
  • gau = bald
  • gladd = lustig, komisch, merkwürdig (vgl. engl. „glad“=„froh“) - kann mit der Vorsilbe „sau“ gesteigert werden („De’sch [j]a saugladd!“ = „Das ist ja sehr lustig!“)
  • äbber/äpper/jäapper = jemand, aus noch frühnhd. etwer, vgl. etwas
  • äbbes/äppes/jäappes = etwas
  • wisawí = gegenüber (aus dem Französischen: „vis à vis“)
  • derbies = als bald
  • (uf) z'mol(s) = auf einmal, plötzlich
  • diemol = neulich, letztens
  • sällmol = damals
  • omanand(r) = umher, umeinander
  • schains = anscheinend
  • wahrschains = wahrscheinlich
  • reng = gering, wenig
  • nä(r)sch, narred = wütend, zornig (sein)
  • liâdrig = liederlich
  • soddige, sogâte, sonige = solche
  • wonderfitzig = neugierig

Präpositionen, Ortsangaben, Richtungsangeben

Hinweisschild auf Schwäbisch: „Den Kreuzweg dürfen wir nicht hinunter (reiten)“
  • aa/ah = ab; davon abgeleitet: naa/nah = hinab, raa/rah = herab, (n)abe = abwärts, hinunter
  • ae = ein; davon abgeleitet: nae = hinein (nicht verwechseln mit schwäbisch nei = neu!) und rae = herein
  • aus = aus; davon abgeleitet: naus = hinaus, raus = heraus
  • iib(â)r = über; davon abgeleitet: nib(o)r = hinüber, rib(o)r = herüber
  • obâ = oben; davon abgeleitet: doba = da oben, hoba = hier oben
  • omm = um; davon abgeleitet: nomm = hinum, (omm …) romm = (um …) herum
  • ondâ = unten; davon abgeleitet: donda = da unten, honda = hier unten
  • ondâr = unter; davon abgeleitet: drondor = darunter, nondor = hinunter, rondor = herunter
  • uff = auf; davon abgeleitet: nuff = hinauf, ruff = herauf, uffe = aufwärts
  • ussâ = außen; davon abgeleitet: dussa = draußen, hussa = hier außen
  • hent(â)râ = nach hinten
  • hentârsche = rückwärts
  • fiare, ferre = nach vorne
  • fiarasche = vorwärts
  • dur = durch
  • durâ = hindurch
  • äll häck (südwestschwäbisch), äll ridd (mittelschwäbisch) = ständig (z. Bsp. "Där guggd äll häck/ridd vorbei" = "Er schaut ständig vorbei (und nervt mich damit!)")
  • äll(â)mol/äml/älsâmol = manchmal
  • (irgend) oimâ/ammâ/ommâ/wammâ = (irgend)wo
  • näânâ(ts) (südwestschwäbisch), närgâds, näâmârds (mittelschwäbisch) = nirgends
  • ällaweil/äwe/äwl = immer
  • allat (allgäuerisch/vorarlbergerisch) = immer
  • ge (Richtungsangabe; schweizerdeutsch gi/go) = nach/gegen/gen (z. Bsp. "I gang ge Dibeng" = "Ich gehe nach Tübingen")
  • z (Ortsangabe, deutsch einst zu) = in (z. Bsp. "I be z Dibeng" = "Ich bin in Tübingen")

Dialektgruppen und Regionales

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Dialektgruppen:

  • Niederschwäbisch (Neckarschwäbisch, Unterschwäbisch) im oberen und mittleren Neckartal und den angrenzenden Gebieten (Schwäbische Alb, Ostschwarzwald): Gwä, Gwäâ
  • Oberschwäbisch in Baden-Württemberg südlich der schwäbischen Alb und im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben (südlicher Übergang zum nieder- und hochalemannischen Gsi über Gsai, "Gsei" oder "Gse")
  • Ostschwäbisch in der Region Ostwürttemberg und im bayerischen Landkreis Donau-Ries (etwa zwischen Ulm, Donauwörth, Dinkelsbühl und Schwäbisch Gmünd; Niederschwäbisch mit Übergang zu Oberschwäbisch)
    • Rieser Schwäbisch – eine Dialektform, die deutliche Anklänge an das Neckarschwäbische zeigt, jedoch deutlich davon verschieden ist: so sagt der Rieser nicht „Do hanna“, sondern „do dranna“, wenn er „da dort“ meint.
  • Allgäuerisch (Tiroler Schwäbisch) in den Landkreisen Ober- und Ostallgäu, auch verwendet in angrenzenden Gebieten Tirols (Lechtal, Außerfern), Vorarlbergs und Oberbayerns (Lechrain); klar getrennt vom niederalemannischen Allgäuerisch des südlichen Landkreises Oberallgäu und des Landkreises Lindau durch die Wiib-Weib-Linie
  • Enztalschwäbisch, teilweise auch als Enztalfränkisch bezeichnet, spricht man im oberen Enztal südlich Pforzheim und im unteren Nagoldtal von Calw an abwärts. Es handelt sich um ein ursprünglich fränkisches Siedlungsgebiet, das stark schwäbisch überformt wurde. Der fränkische Ursprung zeigt sich noch beispielhaft in Formulierungen wie „I haa gsaa“ (schwäbisch „I hao gsaed“, deutsch „Ich habe gesagt“). Die alte historische Grenzlinie zwischen schwäbischer und fränkischer Mundart in diesem Bereich findet sich bei Karl Bohnenberger[22]
Einteilung von West nach Ost:
Standarddeutsch Westen Zentral Osten
Straße (althochdeutsches ā) Strôß Strôß Strauß
groß (langes o) graoß graoß groaß/groß
Schnee (langes e) Schnae Schnae Schnea
Stein (althochdeutsches ai) Stoa Stoe Stoe
Einteilung von Nord nach Süd:
Standarddeutsch Norden Süden
Flasche (e-Endung bei Substantiven) Flasch Flascha
gefragt (Endung im Perfekt) gfrôgt gfrôgat
neu (althochdeutsch iu) nei nui
nicht ned(a)/ed(a) it(a)

Regionale Herkunft:
Schwäbischexperten können die Herkunft einer Person von der Schwäbischen Alb dank ihres Dialekts überraschend zuverlässig genau einem Ort (schwäbisch „Fleggâ“) zuordnen. Dabei spielt u. a. die Aussprache von „nicht“ als „nedd“, „nedda“, „edd“, „edda“, „nitt“, „idd“, „idda“, „itt“ oder „itta“ eine Rolle. Diese Feinheiten verschwinden in der Sprachkultur der jüngeren Generationen immer mehr. Die Unterschiede zeigen sich auch darin, dass selbst eingeborene Stuttgarter kaum einen Satz verstehen, wenn ein sogenannter Älbler richtig loslegt. Das Albschwäbisch ist gekennzeichnet durch einen melodiösen Singsang in der Sprache. Ein Merkmal des Albschwäbischen ist teilweise der Gebrauch des Konjunktivs anstelle des Indikativs: „mir häbe“ (neben hand); „siâ sêie“ (neben send) – hochdt.: wir haben; sie sind. In diesem Zusammenhang interessant ist auch die unterschiedliche Färbung des Schwäbischen je nach Religionszugehörigkeit des Sprechenden. In den altwürttembergisch = evangelischen (lutherischen) Orten ist die Aussprache einiger Wörter anders als in den katholischen Orten. Th. Troll führt das auf den Predigtstil der Pfarrer zurück. Beispiele:

  • kath.: Lehrer, Seele, Ehre – evang.: Lährer, Sähle, Ähre
  • kath.: Vaddr mit kurzem A (für Vater) – evang.: Vahder mit langem A

Übergang zum Bodenseealemannischen:
In Oberschwaben, insbesondere aber am badischen Ufer des Bodensees, wird der alemannische Einfluss stärker. So findet man in dieser Region häufig das Fehlen der neuhochdeutschen Diphthongierung (z. Bsp. „Ziit“ statt „Zeid“ = hochdt. Zeit) und viele Gemeinsamkeiten mit dem Südbadischen und Schweizerdeutschen. Wie schon erwähnt, wird hier auch anstatt des niederschwäbischen Begriffs "gwäã" "gse","gsei" oder "gsai" benutzt. Durch das Dialektkontinuum sind auch an anderen Dialektgrenzen Merkmale des Gegenüber übernommen worden. Dies gilt z.B. für die Dialekte des Allgäus, das großteils zu Bayern gehört. Der im Tiroler Außerfern um die Bezirksstadt Reutte gesprochene Dialekt entspricht weitgehend der Oberallgäuer Mundart und wird von den Einheimischen ebenso meist Schwäbisch genannt (Tiroler Schwaben).

Die Bewegungsrichtungen und Ortsbestimmungen im Schwäbischen:

Wenn sich etwas nah bei jemandem befindet bzw. sich wegbewegt Wenn etwas entfernt ist bzw. sich herbewegt
dô = da/hier de(r)t = dort
dô hanna = hier/ genau hier det danna/dranna = dort dran/ genau dort
nab/nah = hinab rab/rah= herab
nondr = hinunter rondr = herunter
honna = herunten/ hier unten donna = drunten/ dort unten
nuff/nauf = hinauf ruff/rauf = herauf
hob/hoba = heroben/ hier oben dob/doba/drob/droba = droben/ dort oben
herna/hiba = herüben/ hier drüben derna/diba/driba = drüben/ dort drüben
nomm/niibr = hinüber romm/riibr = herum/ herüber
nei = hinein rei = herein
henna = herinnen/ hier drinnen denna/drenna = drinnen/ dort drinnen
naus = hinaus raus = heraus
huss/ hussa = heraußen/ hier draußen duss/dussa = draußen/ dort draußen

Befindet sich zum Beispiel Person A im Inneren eines Hauses und Person B außerhalb, dann sagt A: „I bee henna, ond du bisch dussa“, während B in derselben Situation sagt: „I bee hussa, on du bisch drenna.“

Kuriosa

Werbung auf schwäbisch: „Halten Sie sich links, wenn Sie nach Stuttgart wollen.“

Die in dieser Rubrik aufgeführten Redewendungen und Sprüche gehören in aller Regel zur Jux- und Spaßliteratur. Das heißt, sie gehören nicht zur tatsächlichen Alltagssprache, sondern sind künstlich zurechtgemacht und wollen erheitern oder verwirren. Als Stilmittel dienen bevorzugt Alliterationen, zungenbrecherische Wortkombinationen oder das Spielen mit den zahlreichen schwäbischen Vokalvariationen, die über den Vokalbestand des standardisierten Deutsch hinausgehen. Für deren Schreibung gibt es keine Regeln. Einige wenige Formulierungen kommen dagegen durchaus in der Alltagssprache vor und werden jeweils situationsangepasst variiert.

Formulierungen aus der Alltagssprache:

  • „Send d´ Henna henna?“, alliterierend („Sind die Hühner hinnen? (gemeint ist: „im Stall?“))
  • „Da Abbarad ra tra“, alliterierend („Den Apparat herunter tragen“)
  • „En a Gugg nae gugga“, alliterierend („In eine Tüte hinein schauen“)
  • „Må ganga-mor nå no nã?“, lautmalerisch („Wo gehen wir dann noch hin?“)
  • „Mål amål a Mãle nã!“, lautmalerisch („Male mal ein Männchen hin!“)

Althergebrachte volkstümliche Formulierungen:

  • „Schället se edd an sällere Schäll, sälle Schäll schällt edd. Schället se an sällere Schäll, sälle Schäll schällt.“ (‚Schäll‘ heißt ‚Klingel‘, ‚schällâ‘ ‚klingeln‘ und ‚sälle‘ heißt ‚selbige‘.)
  • „'s leit a Klötzle Blei glei bei Blaubeura, glei bei Blaubeura leit a Klötzle Blei.“[23] („Es liegt ein Klötzlein Blei gleich bei Blaubeuren, gleich bei Blaubeuren liegt ein Klötzlein Blei“)
  • „In Ulm, um Ulm und um Ulm herum“. (Ein standardeutscher[24], kein schwäbischer Zungenbrecher).

Formulierungen aus der Spaßliteratur:

  • „Dr Babschd hôt s’Schbätzlesbschtegg zschbäd bschdelld.“ (Der Papst hat das Spätzle-Besteck zu spät bestellt.)
  • „s’Rad ra draga ond s’Greiz õschlaga“ (das Rad heruntertragen, und das Kreuz anschlagen. das õ dabei nasal – etwa Richtung ö und ä – also Albschwäbisch aussprechen)
  • „I han âmôl oen kennd khedd, der hôdd oene kennd. Dui hôdd a Kend khedd, dees hôdd se abbr edd vo sällam khedd. Där hot nemlich nemme kennd khedd. Se hôdd abbr no an andârâ kennd khedd. Där hôdd no kennd khedd. Ond wenns se deen nedd khennd khedd hedd, nô hedd se koe Kend khedd.“ (Ich habe einmal einen gekannt [gehabt], der hat eine gekannt. Die hat ein Kind gehabt, das hat sie aber nicht von diesem gehabt. Der hat nämlich nicht mehr gekonnt [gehabt]. Sie hat aber noch einen anderen gekannt [gehabt]. Der hat noch gekonnt [gehabt]. Und wenn sie diesen nicht gekannt hätte, dann hätte sie kein Kind gehabt.)
  • „Hitza hodse, saidse, häbse und bei Nacht so schwitza miasdse, saidse, dädse.“ (Die Hitze hat sie, sagt sie, habe sie und bei Nacht so Schwitzen müsse sie, sagt sie, tue sie.)
  • „Isch der älle älle? Wer war do do? (Ist der alle alle [leer]? Wer war da hier? [Eine Werbung für Honig])
  • „Oi Oi!“ (Ein Ei!)
  • „Hosch au a oâhgnehm grea âhgschdrichas Gardadierle?“ (Hast du auch ein unangenehm grün angestrichenes Gartentürchen?)
  • „Do hogged die mo(wo) emmer do hogged“ (Hier sitzen die, die immer hier sitzen) Besitzanspruch auf einen Stammtisch in der Kneipe, meist durchgehend geschrieben um zu verwirren.
  • „Schuggschdumi schuggidi“ (Schubst du mich, schubs ich dich)
  • „Moisch d'mõgsch Moschd? Mõgsch Moschd, mõgsch mi.“ (Meinst du, du magst (Apfel-)Most? Magst du Most, magst du mich.)
  • „Källerätälle?“ („Wie viel Uhr ist es?“, v. frz. Quelle heure est-il?)

Mischformen

Was früher als Honoratiorenschwäbisch bezeichnet wurde und eher als Manierismus galt, ist heute eine weitverbreitete Anverwandlung des Schwäbischen an standardsprachliches Deutsch. In vielen Situationen werden Mischformen verwendet, die Schriftdeutsch, umgangssprachliches Deutsch und Schwäbisch in verschiedenen Anteilen mischen. Typische Situationen sind solche, in denen reines Schwäbisch nicht verstanden wird, die Standardsprache aber nicht angemessen wäre oder in denen der Sprecher das Gefühl hat, nicht verstanden zu werden, auch wenn die Gegenseite sehr wohl Schwäbisch versteht, oder in Situationen, in denen er dem Gesagten besonderen Nachdruck verleihen will. Beispielsweise werden im Gespräch mit schwäbischen Kindern oft Mischformen verwendet („So, jetzt muâsch du dô drückhhen.“ „Ich sag dir des noch einmal.“. „Sascha, „Geh’ nicht dahintere!“ statt „Gang ed dahendre!“).

Im Sinne eines Dialektkontinuums gibt es sowohl Unterschiede innerhalb des schwäbischen Sprachraums, als auch fließende Übergänge zu den Nachbarmundarten. Ebenso werden im Sinne eines Dialekt-Standard-Kontinuums in der Regel schwäbische und hochdeutsche Elemente je nach Sprechersituation in verschiedener Weise miteinander verknüpft, womit es zu fließenden Übergänge zwischen reinem Ortsdialekt, regionalen Dialektformen, regional gefärbtem Hochdeutsch und reinem Hochdeutsch kommt.

Neuere Tendenzen

  • In den letzten Jahrzehnten ist wie bei anderen deutschen Dialekten auch eine starke Veränderung hin zum Standarddeutschen zu erkennen. Viele traditionelle Aussprachemerkmale und Vokabeln sind nur noch bei älteren Sprechern in ländlichen Regionen anzutreffen oder schon ausgestorben.
  • Besonders kleinräumige Phänomene (z. B. „Keed“ für „Kind“) verschwinden, während Merkmale, die einen großen Radius aufweisen, lebendig bleiben (z. B. „sch“ vor „t“ oder das Verkürzen der Vorsilbe „ge“ zu „g“).
  • Des Weiteren ist zu beobachten, dass regionale Eigenheiten durch großräumigere Aussprachemerkmale ersetzt werden, insbesondere, wenn diese näher an der Standardsprache liegen. So wird beispielsweise der westschwäbische oâ-Laut allmählich von dem großräumerigen ost- und mittelschwäbischen „oi“ (für hochdeutsch /ai/ wie etwas in "beide") verdrängt.
  • Es gibt auch Entwicklungen, die nicht auf den Einfluss des Standarddeutschen zurückzuführen sind. So kann man mitunter zwischen einer traditionellen und einer neueren schwäbischen Form unterscheiden. Beispielsweise wird „I hau“ („Ich habe“) zu „I han“ (ursprünglich Alemannisch/Rheinfränkisch). Ebenso Neuschwäbisch ist das Weglassen des Schwa-â in vielen Positionen (z. B. „du hedsch“ statt „du hedâsch(t)“ für „du hättest“ oder „hendre“ statt „hendâre“ für „nach hinten“)
  • In Bayerisch-Schwaben wird das Schwäbische neben dem Einfluss der Hochdeutschen auch vom Bairischen zurückdrängt, insbesondere dort, wie die baierische Form näher an der Standardsprache liegt. So sagen jüngere Sprecher dort eher z. B. „ihr habts“ als „ihr hand“.

Schwäbische Umschrift

Obwohl das Schwäbische oft auch geschrieben wird, hat sich kein Standard für die Umschrift herausgebildet. Dies kann man beispielhaft am Laut [ɑ̃] sehen. International ist dieser Laut durch das dänische å definiert. Dennoch wird er von Mundartautoren- und dichtern als aa,oo,oa,ââ,ò,òò,ôô bzw. in Ostschwaben auch als ao und au umschrieben, weil er dem entsprechenden lateinischen Laut am nächsten kommt. Eine relativ einheitliche Schreibweise existiert dagegen bei den Nasallauten, die meistens als a (oder seltener auch als e umschrieben werden). Internationalen Standards zufolge müsste dieser Laut aber mit einem ã umschrieben werden.

Schwäbische Mundartdichter und Dialektautoren

Literatur

Wörterbücher

(Auswahl, chronologisch sortiert)

  • Johann Christoph von Schmid: Schwäbisches Wörterbuch, mit etymologischen und historischen Anmerkungen, Stuttgart 1831 (Digitalisat)
  • Dionys Kuen: Oberschwäbisches Wörterbuch der Bauernsprache von mehr als zweitausend Wörtern und Wortformen, Buchau 1844 (Digitalisat eines Faksimiles von 1986)
  • Anton Birlinger: Wörterbüchlein zum Volksthümlichen aus Schwaben, Freiburg 1862 (Digitalisat)
  • Hermann Fischer, Wilhelm Pfleiderer: Schwäbisches Wörterbuch. 7 Bände, 1901–1936 – das bis heute maßgebliche Wörterbuch des Schwäbischen (Digitalisat: Bd. 1, Bd. 2, Bd. 3, Bd. 4, Bd. 5, Bd. 6.1, Bd. 6.2 – zur Zeit aus urheberrechtlichen Gründen nicht online verfügbar)
  • Schwäbisches Handwörterbuch, Auf der Grundlage des „Schwäbischen Wörterbuchs“ … bearbeitet von Hermann Fischer und Hermann Taigel, H. Laupp´sche Buchhandlung Mohr Siebeck, 3. Aufl. 1999 (unverzichtbares wissenschaftliches Standardwerk)
  • Susanne Brudermüller: Langenscheidt-Lilliput Schwäbisch, Berlin/München 2000.
  • Hermann Wax: Etymologie des Schwäbischen. Geschichte von mehr als 8.000 schwäbischen Wörtern. 4. erw. Auflage, Tübingen 2011, ISBN 3-9809955-1-8

Sonstiges

  • Karl Bohnenberger: Die Mundarten Württembergs, Eine heimatkundliche Sprachlehre. Silberburg-Verlag, Stuttgart 1928 (Viertes Buch der Reihe „Schwäbische Volkskunde“, hg. von August Lämmle)
  • Josef Karlmann Brechenmacher: Schwäbische Sprachkunde in ausgeführten Lehrbeispielen. Versuch einer bodenständigen Grundlegung des schaffenden Deutschunterrichts. Adolf Bonz & Comp., Stuttgart 1925; Nachdruck Saulgau, 1987
  • Ulrich Engel: Mundart und Umgangssprache in Württemberg. Beiträge zur Sprachsoziologie der Gegenwart. Dissertation, Universität Tübingen 1955
  • Eberhard Frey: Stuttgarter Schwäbisch. Laut- und Formenlehre eines Stuttgarter Idiolekts. Elwert, Marburg 1975, ISBN 3-7708-0543-7.
  • Roland Groner: Gschriebå wiå gschwätzt: Schwäbisch mit all seinen Reizen – anschaulich und lebensnah; mit vielen konkreten Beispielen aus dem Alltag und einer umfangreichen Wortsammlung. SP-Verlag, Albstadt 2007, ISBN 3-9811017-4-X (Schwäbische Grammatik; Titel auf hochdeutsch: Geschrieben wie gesprochen.)
  • August Holder: Geschichte der schwäbischen Dialektdichtung. Max Kielmann, Heilbronn 1896 (Digitalisat)
  • Eduard Huber: Schwäbisch für Schwaben. Eine kleine Sprachlehre. Silberburg-Verlag, Tübingen 2008, ISBN 978-3-87407-781-1.
  • Friedrich Maurer: Zur Sprachgeschichte des deutschen Südwestens. In: Friedrich Maurer (Hg.): Oberrheiner, Schwaben, Südalemannen. Räume und Kräfte im geschichtlichen Aufbau des deutschen Südwestens. Hünenburg-Verlag, Straßburg 1942 (Arbeiten vom Oberrhein 2), S. 167–336
  • Wolf-Henning Petershagen: Schwäbisch für Besserwisser. Theiss, Stuttgart, 2003, ISBN 3-8062-1773-4 (mit Folgebänden Schwäbisch für Durchblicker und Schwäbisch für Superschlaue)
  • Friedrich E. Vogt: Schwäbisch in Laut und Schrift. Steinkopf-Verlag, Stuttgart, 2. Aufl. 1979

Quellen

  1. So bei Roland Groner, Gschriebå wiå gschwätzt, 2007, S. 14 bis 19.
  2. Tacitus, De origine et situ Germanorum liber Kap. 43, wiedergegeben nach Eduard Huber, Schwäbisch für Schwaben, 2009, S. 11
  3. Roland Groner, Gschriebå wiå gschwätzt, 2007, S. 13
  4. ebendort S. 10
  5. Eduard Huber, Schwäbisch für Schwaben, 2008, S. 17
  6. Eduard Huber, Schwäbisch für Schwaben, 2009, S. 21-23; Friedrich Vogt, Schwäbisch und Laut und Schrift, 2. Aufl. 1979, S. 37ff. u. a. m.
  7. Polyglott Sprachführer Schwäbisch, 2004, S. 5
  8. Friedrich E. Vogt, Schwäbisch in Laut und Schrift, 2. Aufl. 1979, S. 92f.
  9. Vgl. Eduard Huber, Schwäbisch für Schwäben, 2008, S. 41-44.
  10. Vgl. Friedrich E. Vogt, Schwäbisch in Wort und Schrift, 2. Aufl. 1979, S. 94
  11. Vgl. Friedrich E. Vogt, Schwäbisch in Wort und Schrift, 2. Aufl. 1979, S. 94
  12. Friedrich Vogt, Schwäbisch in Laut und Schrift, 2. Aufl. 1979, S. 95f.
  13. Genaueres, wenn bei einem Wort eine Genusdifferenz zwischen Deutsch und Schwäbisch vorliegt, findet man im Grimmschen Wörterbuch
  14. Eduard Huber, Schwäbisch für Schwaben, 2008, S. 33.
  15. Vgl. den legendären bayrischen Satz des Münchener Oberbürgermeisters beim Fassanstich zu Beginn des Oktoberfests: „Ozapft is“ = deutsch „Es ist angezapft“.
  16. Vgl. Eduard Huber, Schwäbisch für Schwaben, 2009, S. 30; Roland Groner, Gschrieba wia gschwätzt, 2007, S. 113.
  17. Jakob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd. 12, Sp. 2249: "nebenform zu wir, im oberdeutschen und mitteldeutschen des 15. und 16. jahrh. nicht unhäufig."
  18. Uni Augsburg zum Begriff mittags
  19. Knöpfle, Babette: Schwätz koin Bäpp. Schwäbischer Dolmetscher. Silberburg Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-87407-101-4
  20. Etymologie des Schwäbischen von Hermann Wax (3. Auflage Seite 559)
  21. Aufm Wasa graset d Hasa. In: Volksliederarchiv, kostenlose Datenbank zum Volkslied. Abgerufen am 21. Mai 2010.
  22. Bohnenberger, Karl, Die Mundarten Württembergs, Eine mundartliche Sprachlehre, Silberburg-Verlag Stuttgart, 1929, Seite 4f.
  23. Eduard Mörike, Die Historie von der schönen Lau, Kap. 3., 1858, dort als „ein altes Sprüchlein …, von welchem kein Gelehrter in ganz Schwabenland Bescheid zu geben weiß, woher und wie oder wann erstmals es unter die Leute gekommen“ bezeichnet.
  24. Johann Lewalter, in: Deutsches Kinderlied und Kinderspiel, In Kassel aus Kindermund in Wort und Weise gesammelt von Johann Lewalter, Kassel 1911.

Weblinks

 Wikipedia auf Alemannisch (inklusive Schwäbisch)
 Wikisource: Schwäbische Wörterbücher – Quellen und Volltexte
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