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Schafwolle

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Schafwolle vor der Weiterverarbeitung
Schafwolle vor der Weiterverarbeitung
Fasertyp

tierische Naturfaser

Herkunft

Hausschaf (Ovis orientalis aries)

Farbe

gewöhnlich weißlich, aber auch braun und schwarz

Eigenschaften
Faserlänge ca. 4 cm bis 7,5 cm (feine Wolle), bis zu 14 cm (grobe Wolle)
Faserdurchmesser 16 - 40 µm
Dichte Wollwaren enthalten bis zu 85 % Luft
Zugfestigkeit Belastung 15 - 30 g
Bruchdehnung 30 %
Wasseraufnahme < 33 %
Chemische Beständigkeit schwer entflammbar
Produkte Textilien; Dämmmaterial

Schafwolle ist die Wolle von Schafen. Üblicherweise wird der Begriff nur für die Wolle vom Hausschaf (Ovis ammon f. aries L.) verwendet, die vom Menschen zu Textilien verarbeitet wird, was seit dem Ende der Jungsteinzeit in Europa archäologisch nachweisbar ist, jedoch anhand von Spinnwirteln bereits für das Frühneolithikum vermutet werden kann.[1]

Terminologie

Die Bezeichnung Schurwolle oder Reine Schurwolle drückt aus, dass es sich um neue, unmittelbar von einem lebenden Tier stammende Wolle, und nicht um ein wiederverwendetes, also aus Alttextilien hergestelltes Recyclingprodukt wie Reißwolle oder um die aus den Fellen geschlachteter (Schwöde-, Schwitz- oder Gerberwolle) oder verendeter (Sterblingswolle) Tiere gewonnene Wolle handelt. Kennzeichnung nach dem Textilkennzeichnungsgesetz:

  • WV = Reine Schurwolle
  • WO = Reißwolle

Das Internationale Woll-Sekretariat (IWS) hat zur Kennzeichnung von Qualitätserzeugnissen aus reiner Schurwolle das Wollsiegel eingeführt.

Eigenschaften

Schafwolle ist ein nachwachsender Rohstoff. Sie hat eine sogenannte natürliche Thermoregulations-Eigenschaft. Wolle kann im Faserinneren Wasserdampf aufnehmen, die Oberfläche stößt Wasser jedoch ab. Sie kann bis zu 33 % ihres Trockengewichtes an Wasser aufnehmen, ohne sich feucht anzufühlen und sie leitet Feuchtigkeit wesentlich schneller ab als z. B. die viel verwendete Baumwolle. Da Wollwaren (bezogen auf ihr Gesamtvolumen) aus bis zu 85 % Luft bestehen, sind sie gute Wärmeisolatoren: die Körperwärme entweicht nur wenig. Umgangssprachlich heißt es deshalb, dass Wolle gut "wärmt", obwohl Wolle von sich aus hauptsächlich nur die Wärmestrahlung des Körpers reflektiert. Wolle nimmt Schmutz schlecht an, knittert kaum, da die Faser sehr elastisch ist. Wolle ist sehr farbbeständig und schwer entflammbar. Sie brennt nicht, sondern verkohlt nur. Wolle nimmt im Gegensatz zu Kunstfasern wenig Gerüche (z.B. von Schweiß) an, und hat eine natürliche Selbstreinigungsfunktion - aufgenommene Gerüche werden an die Luft wieder abgesondert, und die Wolle riecht nach kurzer Zeit an frischer Luft wieder neutral und frisch. Wolle neigt zum Fusseln (Pilling), was man durch Fusselfrei-Ausrüstungen oder Verarbeitungsqualität mindern kann. Ohne spezielle Ausrüstung kann sich grobe Wolle direkt auf der Haut unangenehm kratzig anfühlen, was bei der feinen Merinowolle jedoch nicht oder nur geringfügig der Fall ist.

Für technische Anwendungen eignet sich die Schafwolle als antistatisches und schwer entflammbares Material, z. B. in den Sitzen von Autos und Flugzeugen. Als Dämmmaterial wird sie wegen ihrer schadstoffabsorbierenden Eigenschaften eingesetzt.

Gewinnung

Schafschur
Schafschur im Mittelalter

Zur Wollgewinnung werden die Tiere geschoren (Schurwolle), einige Schafrassen (Soay) werden gezupft (das ist für die Tiere schmerzfrei, man löst jeweils vorsichtig nur die fast schon losen Haare).

Bezeichnung nach Herkunft

Wolltypen unterscheiden nach Faserbeschaffenheit.

Kurkwolle stammt von der ersten Schur eines Schafes im Alter von circa sechs Monaten. Das Wort Kurkwolle kommt vom persischen Wort für Flaum oder weiche Wolle. Die Wolle ist weniger als 50 mm lang, weich, elastisch und glatt und wird für hochwertige Textilien oder Teppiche verwendet.

Merinowolle ist fein, weich, stark gekräuselt und eine sehr hochwertige Wolle vom Merinoschaf. Sie ist kurzstapeliger als die im Folgenden genannten Typen. Die Wolle kommt in hochwertigen Kammgarnen in der Oberbekleidung zum Einsatz. Die Faserfeinheit reicht von 14,5 bis 23,5 Mikrometer. 2005 liegt der Weltrekord für die Feinheit von Merinowolle aus Neuseeland bei 11,8 Mikrometer (menschliches Haar 30 Mikrometer), gehalten von der italienischen Weberei Loro Piana. Sie ist wesentlich hochbogiger als z. B. die von Crossbred-Wollen, was zu Griff- und Volumenvorteilen führt. Die Merinowolle ist feiner und sehr elastisch. Sie ist daher besonders für den Einsatz im körpernahen Kleidungsbereich beispielsweise als Baselayer (Zwiebelschalenprinzip) geeignet. Die kommerziell eingesetzte Feinheit der Merinofaser kann bis zu 16,5µ (super fine merino wool) betragen, was zu einer extrem feinen und hochwertigen Ware führt.[2]

Crossbredwolle ist mittelstapelig, mittelfein, nicht so weich und weniger stark gekräuselt als Merinowolle. Sie stammt von Crossbredschafen, einer Kreuzung aus Merino- und Grobwollschaf. Die Crossbredwolle wird sowohl in der Oberbekleidung als auch im Heimtextilbereich eingesetzt. Die Faserfeinheit reicht von 24 bis über 40 Mikrometer.

Cheviotwolle ist eine langstapelige, grobe und derbe, eher glänzende Wolle. Sie ist eher wenig oder nicht gewellt. Sie stammt vom Cheviotwollschaf, z. B. dem Shetlandschaf. Einsatzgebiete sind z. B. die Teppichindustrie oder technische Anwendungen (Dämm-Material, Bezugsstoffe).

Weiterverarbeitung

Zuerst wird die Wolle schonend gewaschen, gekämmt, gefärbt oder gebleicht und häufig zu Kammgarn (seltener zu Streichgarn) versponnen. Die so entstandenen Fäden lassen sich dann zu Stoffen weben, zum Stricken (Strickwaren) und Trikotagen verwenden oder werden von Hand oder maschinell zu Teppichen geknüpft. Die gereinigte und gekämmte Wolle kann auch zu Filz, einem Vliesstoff, verarbeitet werden.

Um der Wolle Eigenschaften zu verleihen, die sie von Natur aus nicht hat, wird sie ausgerüstet. Einige dieser Ausrüstungen verleihen ihr z. B. Mottensicherheit, Filzfreiheit (Hercosett-Verfahren), Maschinenwaschbarkeit (EXP-Verfahren) usw.

Verwendung

Wolle wird vor allem zu Garnen mit 100 % Wollanteil oder in Mischungen mit anderen Fasern versponnen. Sie kann auch für Matratzen oder als natürliche Wärmedämmung verwendet werden (Schafwolle als Dämmstoff). Sie wird deshalb auch heute noch zu technischen Textilien (Brandschutz, Arbeitskleidung) verarbeitet. Auch Teppiche und Sitzbezüge in öffentlichen Verkehrsmitteln wie Flugzeugen, Bahnen oder Bussen bestehen aus Wolle. Die Neuentwicklung von hochwirksamen Düngepellets aus unbehandelter Rohschafwolle für alle Gartenfreunde, Gartenbaufachbetriebe und den ökologischen Landbau ergänzen die Verwendungsmöglichkeiten des Naturproduktes Schafwolle.

Spezielle Stoffe

"Super 150": 150 Meter des für diesen Schurwollstoff verwendeten Garns wiegen 1 Gramm

Tweed ist ein besonders grober, warmer und dauerhafter Wollstoff. Original Harris Tweed kommt von den Äußeren Hebriden. Bekannte italienische Webereien von hochwertigen Wollstoffen sind u. a. Cerruti, Zegna, Scabal, Fratelli, Guabello und Loro Piana.

Die Bezeichnungen wie „Super 100“, „Super 120“ etc. findet man auf jedem besseren Anzug aus Schurwolle. Es sollte auf dem Label des jeweiligen Stoffherstellers angebracht sein. Es bezeichnet die Feinheit des versponnenen Wollgarns, z. B. Super 100 bedeutet: 100 Meter des Garns wiegen 1 Gramm. Je höher die Zahl, desto feiner das Garn, derzeit (2005) werden bis Super 210 für sehr feine und sehr teure Stoffe verarbeitet. Die Bezeichnung ist aber nicht geschützt, so dass ebenso auf renommierte Stoffhersteller zu achten ist.

Sekundärprodukte

Schafwolle enthält das Wollwachs Lanolin. Üblicherweise wird es vor der Verarbeitung entzogen, um es später der gereinigten und veredelten Wolle wieder hinzuzufügen oder in der Kosmetik- und Textilindustrie für andere Zwecke zu gebrauchen. So ist zum Beispiel in Babypflegecremes (Penaten, Kaufmann's Haut- und Kindercreme) Lanolin enthalten.

Literatur

  • Gerhard Fischer, Hugo Rieder, Regina Kuhn (Fotos), Fridhelm Volk (Fotos): Gutes vom Schaf. Wolle, Leder, Fleisch, Milch, Käse. Ulmer, Stuttgart 2005, ISBN 978-3-8001-4375-7.

Weblinks

  • Schafwolle - Umfangreiche Materialinformationen und Bilder auf Materialarchiv.ch

Einzelnachweise

  1. Katharina von Kurzynski : "... und ihre Hosen nennen sie bracas". Textilfunde und Textiltechnologie der Hallstatt- und Latènezeit und ihr Kontext. IA 22, S. 20-22
  2. H.E. Schiecke: Wolle als textiler Rohstoff. 2. Auflage. Schiele & Schön, Berlin 1987, ISBN 3-7949-0446-x. S. 18 ff.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Schafwolle aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.