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Saudade

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Saudade (1899), von Almeida Júnior

Saudade ist eine spezifisch portugiesische und galicische bzw. lusophone Form des Weltschmerzes. Das Konzept der Saudade lässt sich mit „Traurigkeit“, „Wehmut“, „Sehnsucht“, „Fernweh“ oder „sanfte Melancholie“ nur annähernd übersetzen. Das Wort steht für das nostalgische Gefühl, etwas Geliebtes verloren zu haben, und drückt oft das Unglück und das unterdrückte Wissen aus, die Sehnsucht nach dem Verlorenen niemals stillen zu können, da es wohl nicht wiederkehren wird. Ähnliche Sinninhalte vermitteln womöglich das amerikanische blue und das türkische hüzün.

Das Wort stammt zwar vom lateinischen solitudo ab, doch bedeutet es mitnichten nur „Einsamkeit“, denn hierfür haben sich aus dem gleichen Wortstamm solidão bzw. soledade entwickelt. Saudade ist auch keine per se negativ bewertete Stimmung, sondern wird im Fado, dem portugiesischen Chanson, herbeigesehnt.

Die Portugiesen sind seit Generationen stolz auf ihr „persönliches Wort“, das nur sie kennen. So besagt einer der berühmtesten Vierzeiler Fernando Pessoas:

Saudades, só portugueses
Conseguem senti-las bem.
Porque têm essa palavra
para dizer que as têm.

Saudades – nur Portugiesen
können dieses Gefühl kennen.
Weil nur sie dieses Wort besitzen,
um es wirklich beim Namen zu nennen.

Als historisch belegbarer Ursprung des Begriffs wird auch der Verlust der Portugiesen nach der verlorenen Schlacht von Alcácer-Quibir gegen die Mauren genannt, den der unerfahrene König Sebastian I. 1578 erlitt. Diese verheerende Niederlage leitete den Untergang des portugiesischen Weltreichs ein, und das Phänomen des anschließend entstandenen messianischen Sebastianismus bekräftigt diese Theorie einer „nationalen Wehmut“.[1]

Weltweite Rezeption

2007 wählte eine deutsche Jury, beauftragt vom Institut für Auslandsbeziehungen e.V., Berlin, Saudade auf Platz sechs der zehn schönsten Wörter der Welt.[2] Eine britische Umfrage unter Linguisten und Dolmetschern wählte Saudade zudem in die Top-Ten-Liste der „unübersetzbaren Wörter der Welt“.[3]

Der brasilianische Gitarrist und Sänger João Gilberto brachte 1958 „Chega de Saudade“ heraus, geschrieben von Antônio Carlos Jobim (Musik) und Vinícius de Moraes (Text), der als erster Bossa Nova-Song gilt.[4]

Der südamerikanische Gitarrist und Komponist Agustín Barrios Mangoré (geboren 1885 in Paraguay, verstorben 1944 in El Salvador) schrieb ein Stück mit dem Namen Chôro Da Saudade für Gitarre, das heute bei vielen Konzertgitarristen zum Repertoire gehört.[5] Der britische Sänger und Komponist Chris Rea hat ein Musikstück mit dem Titel Saudade veröffentlicht, das ebenfalls eine starke Melancholie ausstrahlt. Farin Urlaub besingt Saudade in der B-Seite von OK auf portugiesisch.

Die US-amerikanische Funk-Metal-Band Extreme veröffentlichte am 12. August 2008 ein Album mit dem Titel Saudades de Rock.

Die Post-Punk Band Love and Rockets vertonte auf ihrem Debüt-Album von 1985 Seventh Dream Of Teenage Heaven das sphärisch getragene Stück Saudade.

Auch der amerikanische Singer/Songwriter Stephen Bishop veröffentlichte im Jahre 2008 ein Album mit dem Titel Saudade. Hier interpretiert er einige seiner Stücke mit brasilianischen Rhythmen.

2014 veröffentlichte zudem die US-amerikanische Band Thievery Corporation ein Studioalbum mit dem Titel Saudade.

2015 erschien die Saudade-EP der britischen Poppunk-Band Boston Manor.

Literatur

  • Eduardo Lourenço: Die Mythologie der Saudade. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-518-12180-4.

Weblinks

Wiktionary: Saudade (auf Portugiesisch) – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. s. Carlos A. Cunha, Rhonda Cunha: Culture and Customs of Portugal, Greenwood, 2010. ISBN 978-0313334405
  2. Kristian Magnani: Das schönste ABC der Welt. (PDF, 1,85 MB) In: KulturAustausch: Zeitschrift für internationale Perspektiven. 22. Oktober 2007, S. 22, archiviert vom Original am 2. Oktober 2013; abgerufen am 24. August 2017.
  3. Robin Young: ‘Illunga’ tops ten toughest words that leave translators tongue-tied. In: The Times. 22. Juni 2004, archiviert vom Original am 1. März 2007; abgerufen am 24. August 2017 (english).
  4. Volker Schmidt: 50 Jahre Bossa Nova. In: Zeit Online. 17. Juli 2008, abgerufen am 24. August 2017.
  5. Chôro Da Saudade. Edition Zanibon, Padova 1982
    Peter Päffgen: Die Gitarre. Schott, Mainz 2002², ISBN 3-7957-2355-8, S. 205f.
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