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Robert Hébras

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Robert Hébras (2008)

Robert Hébras (* 29. Juni 1925 in Oradour-sur-Glane; † 11. Februar 2023) war einer von nur 36 Menschen, die das Massaker von Oradour am 10. Juni 1944 überlebt haben.[1]

Biografie

Die einzige weibliche Überlebende dieses Massenmordes, die im Frankreich der Nachkriegszeit zum nationalen Sinnbild für NS-Gräueltaten wurde, hieß Marguerite Rouffanche. Sie allein entkam der zur Todesfalle gewordenen Dorfkirche, wo schließlich 207 Kinder und 254 Frauen durch das von der Waffen-SS gelegte Feuer erstickten bzw. verbrannten.

Mit Robert Hébras, Jean-Marcel Darthout, Mathieu Borie, Clément Broussaudier, Yvon Roby sowie Pierre-Henri Poutaraud überlebten nur sechs der 186 männlichen Zivilisten die mit Maschinenpistolen durchgeführten Exekutionen. Die sechs Genannten blieben – teilweise unter den Leichen ihrer Kameraden – in der Scheune Laundy liegen und stellten sich tot. Denn die Waffen-SS-Soldaten stiegen auf den Leichenberg und erschossen jeden, der sich noch bewegte. Eine Viertelstunde nach den Hinrichtungen wurde die Scheune von der Waffen-SS in Brand gesteckt, um die Spuren des Massakers zu beseitigen. Pierre-Henri Poutaraud flüchtete zu früh vom Feuer und wurde schließlich von einer der aufgestellten Waffen-SS-Wachen nahe dem Friedhof erschossen. Die fünf verbliebenen Männer harrten aufgrund der Furcht um ihr Leben so lange erst unter, dann neben den brennenden Leichen aus, bis sie sich in Nebenräume der Scheune schleichen und verstecken konnten. Drei von den fünf Männern, denen die Flucht aus dem inzwischen brennenden Dorf gelang, waren vom Kugelhagel schwer verletzt worden, darunter auch Robert Hébras. Eine Kugel blieb in seinem Bein stecken, eine weitere streifte sein Handgelenk.

Die halbe Familie Hébras – die Mutter Marie, die neunjährige Tochter Denise sowie die 22-jährige Tochter Georgette – starb bei der Auslöschung Oradours. Außer dem Sohn Robert Hébras überlebten nur der Vater, der am Tag des Massenmordes zufällig außerhalb von Oradour einem befreundeten Bauern aushalf, sowie die älteste Tochter Leni, die bereits verheiratet war und deshalb in einem anderen Ort wohnte.

Nach dem 10. Juni 1944 beteiligte sich Robert Hébras aktiv am Widerstand gegen den Nationalsozialismus und kämpfte im letzten Kriegsjahr auf Seiten der französischen Résistance. 1953 sagte er beim Prozess von Bordeaux gegen 21 Waffen-SS-Rekruten aus, die am Massaker von Oradour beteiligt waren. Im Jahr 1983 nahm Robert Hébras in der damaligen DDR als Zeuge am Gerichtsprozess gegen einen der Mörder von Oradour – Heinz Barth – teil. 2003 wurde ein Dokumentarfilm mit dem Titel „Begegnung mit Robert Hébras - Auf den Spuren ausgelöschten Lebens“ vom deutschen Filmemacher Bodo Kaiser veröffentlicht.

Robert Hébras mit Hubert Heiss, österreichischer Botschafter in Paris

Besonders verdient um die Erinnerung, das Gedenken und die Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus machte sich Robert Hébras durch sein Engagement als Zeitzeuge und Buchautor. Zeit seines Lebens setzte sich der frühere Widerstandskämpfer für die Versöhnung zwischen Deutschland, Frankreich und Österreich ein. Trotz seines hohen Alters unternahm Hébras Führungen durch die Ruinen des Dorfes. Er stand jungen Menschen – insbesondere Schülern, Studenten, Freiwilligen und Gedenkdienern – für Interviews und Videoprojekte zur Verfügung und arbeitete aktiv im Centre de la mémoire mit.

Zusätzlich bekleidete der gelernte Mechaniker über lange Jahre das Amt des Vorsitzenden der Nationalen Vereinigung der Märtyrerfamilien und fungierte lange als Präsident der Versammlung ehemaliger Kriegsteilnehmer von Oradour.

Robert Hébras war verheiratet, hatte einen Sohn und drei Enkelkinder und lebte in Saint-Junien nahe Oradour-sur-Glane.

Er starb am 11. Februar 2023 im Alter von 97 Jahren, als letzter Überlebender des Massakers von Oradour.[2]

Auszeichnungen

Veröffentlichungen

Weblinks

 Commons: Robert Hébras – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Robert Hébras aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.