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Proud Boys

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Die Proud Boys (deutsch etwa Stolze Jungs) sind eine rechtsextreme, rein männliche Organisation in den USA. Sie propagiert, wie auch viele andere Militia-Organisationen, Widerstand gegen die staatlichen Institutionen in den USA.[1][2][3][4] Entstanden 2016 in den Vereinigten Staaten, ist sie heute auch in weiteren angelsächsischen Ländern, wie Australien, Kanada und Großbritannien präsent.[5][6] Ihre Mitglieder hängen der rechten Verschwörungstheorie an, dass Männer – insbesondere weiße Männer – in der westlichen Kultur von Auslöschung bedroht würden.[7][8][9]

Gavin McInnes, Gründer der Proud Boys
Datei:Enrique Tarrio - International Chairman Proud Boys.jpg
Seit 2018 ist der Republikaner Enrique Tarrio Vorsitzender der Proud Boys

Die Organisation wurde ursprünglich scherzhaft von Gavin McInnes gegründet und nach dem Lied Proud of Your Boy des Disney-Musikals Aladdin benannt. International bekannt wurde die Organisation durch die Proteste infolge des Todes von George Floyd sowie eine Aussage des US-Präsidenten Donald Trump im ersten Fernsehduell gegen Joe Biden.[10] Sie werden in Verbindung gebracht mit den rechtsextremen Demonstrationen in Charlottesville 2017.[11]

Selbstverständnis

Auf ihrer Website gibt die Gruppe an, sich für Redefreiheit, das Recht auf Waffenbesitz, freies Unternehmertum, geschlossene Grenzen, traditionelle Geschlechterrollen und einen westlichen Chauvinismus einzusetzen. Sie spricht sich gegen Rassendiskriminierung und Diskriminierung aufgrund einer Sexualpräferenz, gegen Political Correctness und rassenbezogene Schuldgefühle („racial guilt“) aus. Sie behauptet, kein -ismus zu sein, der in ein Narrativ der Linken passe.[12]

Die Proud Boys praktizieren eine mehrstufige Initiation. Zunächst muss sich der Beitrittswillige selbst als westlicher Chauvinist bekennen, der sich weigert, sich für die Erschaffung der „modernen Welt“ zu entschuldigen. Es folgt eine Bizutage, bei der er von den anderen Gruppenmitgliedern geschlagen wird und dabei Namen von Frühstücksflocken aufsagen muss. Drittens muss er zusagen, die Zahl seiner Masturbationen auf ein Mal pro Monat zu beschränken. Viertens muss er sich den Gruppennamen tätowieren lassen.[13] Bill Morlin vom Southern Poverty Law Center nennt als letzten Schritt der Initiation die Teilnahme an einer Prügelei mit Linken bei einer öffentlichen Demonstration.[14]

Insignien

Die Proud Boys tragen bevorzugt ein gelbschwarzes Poloshirt der Marke Fred Perry. Die Firma Fred Perry ließ ab Herbst 2020 den Verkauf der gelbschwarzen Shirts in den USA und Kanada stoppen. Man wolle den Verkauf erst wieder aufnehmen, wenn die Proud Boys verschwunden seien. Damit distanziert sich das Unternehmen von politischer Vereinnahmung.[15]

Rezeption

Die Proud Boys gelten als rechtsextrem[16][17][18] bzw. faschistisch.[19][20] Sie werden der Alt-Right zugerechnet.[14]

Die Politikwissenschaftlerin Cara Daggett analysiert die spätpubertär anmutenden Initiationsriten anhand von Klaus Theweleits Männerphantasien: Ähnlich wie in den von diesem untersuchten Freikorps und anderen protofaschistischen Gruppen der Jahre 1918–1923 sieht sie bei den Proud Boys eine grundsätzliche Furcht vor Frauen am Werk, denen gegenüber es gelte, den eigenen Körper möglichst hart zu machen, etwa durch das Ertragen von Schlägen und den Verzicht auf Masturbation. Dies sei verknüpft mit der Frustration, eine Frau zu finden, die bereit wäre eine Hausfrauenehe zu führen, daher die antifeministische Einstellung der Gruppenmitglieder.[21]

Am 4. Oktober 2020 deuteten Internetuser den Titel Proud Boys um. Hunderttausende Nutzer von Twitter verwendeten den Hashtag #ProudBoys und feierten mit Fotos von Männerpaaren die homosexuelle Liebe zwischen „stolzen Jungs“.[22][23] Auch Prominente wie der Schauspieler George Takei, die Moderatorin Dunja Hayali und der Meteorologe Jörg Kachelmann beteiligten sich mit Tweets an der Aktion.[24]

Kontroverse Aussage Donald Trumps im ersten TV-Duell 2020

Trump wurde während der Debatte gefragt, ob er bereit sei, Gruppen und Milizen zu verurteilen, zu deren Ansichten die Überlegenheit Weißer gehört.[25] Daraufhin fragte Trump, wen genau er verurteilen solle,[26] und entgegnete auf Bidens Einwurf,[27] die Proud Boys, Folgendes: „Proud Boys – haltet euch zurück und haltet euch bereit“ (“stand back and stand by”).[25] Nach der Debatte herrschte Unklarheit darüber, ob es sich dabei um eine „verunglückte Formulierung“ oder den „Schulterschluss mit gewalttätigen Rechten“ handelte.[26]

Einer der Proud-Boys-Organisatoren, Joe Biggs, teilte kurz darauf über seinen Parler-Account ein Logo mit den Worten des Präsidenten „Stand back“ und „Stand by“.[28] Am 30. September sagte Trump auf Nachfrage: „Ich weiß nicht, wer die ‚Proud Boys‘ sind. Wer auch immer sie sind, sie müssen sich zurückhalten und die Strafverfolgungsbehörden ihre Arbeit machen lassen.“[25] (“I don’t know who the ‘Proud Boys’ are, you’ll have to give me a definition because I really don’t know who they are. I can only say they have to stand down, let law enforcement do their work.”[29]). Auf die erneute Frage, ob er „White Supremacists“ verurteile, sagte er: „Ich habe immer jede Form verurteilt […], jede Form von all dem, was man verurteilen muss.“ (“I’ve always denounced any form […], any form of any of that you have to denounce.”)[29]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wilson, Jason: Who are the Proud Boys, ‘western chauvinists’ involved in political violence? (en). In: the Guardian, 14. Juli 2018. 
  2. Lowry, Rich: The Poisonous Allure of Right-Wing Violence. In: National Review, 19. Oktober 2018. Abgerufen am 13. November 2018.  „McInnes is open about his glorification of violence. In a speech, he described a clash with Antifa outside a talk he gave at NYU last year: ‘My guys are left to fight. And here’s the crucial part: We do. And we beat the crap out of them.’ He related what a Proud Boy who got arrested told him afterward: ‘It was really, really fun.’ According to McInnes: ‘Violence doesn’t feel good. Justified violence feels great. And fighting solves everything.’“ 
  3. Jason Wilson: FBI now classifies far-right Proud Boys as ‘extremist group’, documents say. In: The Guardian. 19. November 2018.
  4. FBI considers Proud Boys extremists with white-nationalist ties, law enforcement officials say (en) In: Washington Post. Abgerufen am 29. November 2018.
  5. ‘Proud Boys’ back in Canada military after crashing indigenous ceremony. , BBC News, 31. August 2017. 
  6. Gilbert, Simon: Right wing activist warns people to avoid “immigrant city” Coventry which he says is “awful”. In: Coventry Telegraph, 30. Juli 2017. Abgerufen am 8. Februar 2018. 
  7. Brown, Doug: “Proud Boys” Founder Wants to “Trigger the Entire State of Oregon” by Helping Patriot Prayer’s Joey Gibson win the Oregon Person of the Year Poll (Updated) (en). In: Portland Mercury, 12. Dezember 2017. 
  8. Moser, Bob: Why the “Alt-Lite” Celebrated the Las Vegas Massacre. In: The New Republic, 6. Oktober 2017. 
  9. Walters, Joanna: Neo-Nazis, white nationalists, and internet trolls: who’s who in the far right (en). In: the Guardian, 17. August 2017. 
  10. Thomas Hummel: Trump begeistert rechte Hassgruppe. In: sueddeutsche.de. 30. September 2020, abgerufen am 1. Oktober 2020.
  11. Cara Daggett: Petro-masculinity: Fossil Fuels and Authoritarian Desire. In: Millennium. Journal of International Studies. 47, Nr. 1, 2018 S. 25–44, hier S. 38, doi:10.1177/0305829818775817.
  12. Proud Boys: Who are They? Abgerufen am 1. Oktober 2020.
  13. Cara Daggett: Petro-masculinity: Fossil Fuels and Authoritarian Desire. In: Millennium. Journal of International Studies (2018), S. 25–44, hier S. 38.
  14. 14,0 14,1 Bill Morlin: New “Fight Club” Ready for Street Violence. Southern Poverty Law Center, 25. April 2017, Zugriff 1. Oktober 2020.
  15. Christian Stör: Neonazis lieben „Fred Perry“: Modemarke reagiert und stellt wegen Proud Boys Verkauf von Shirts ein. In: Frankfurter Rundschau. 30. September 2020, abgerufen am 7. Oktober 2020.
  16. The Associated Press: 3 arrested in NYC clashes following speech by leader of far-right Proud Boys group (en-US) In: Chicago Tribune. Abgerufen am 3. Februar 2019.
  17. Proud Boys Founder Gavin McInnes Wants Neighbors to Take Down Anti-Hate Yard Signs (en) In: lawandcrime.com. Abgerufen am 3. Februar 2019.
  18. Mathias, Christopher: The Proud Boys, The GOP And ‘The Fascist Creep’ (en-US). In: Huffington Post, 18. Oktober 2018. Abgerufen am 3. Februar 2019. 
  19. Samantha Kutner: Swiping Right: The Allure of Hyper Masculinity and Cryptofascism for Men Who Join the Proud Boys. In: International Centre for Counter-Terrorism. 2020.
  20. Ali Breland: The neo-fascist proud boys organized a “free speech” rally in DC. It flopped. (en-US) In: Mother Jones. Abgerufen am 26. September 2020: „Gavin McInnes, founder of the neo-fascist group the Proud Boys, was struggling to break apart toy handcuffs he had brought onstage.“
  21. Cara Daggett: Petro-masculinity: Fossil Fuels and Authoritarian Desire. In: Millennium. Journal of International Studies (2018), S. 25–44, hier S. 36 ff.
  22. Was gerade bei Twitter trendet, wird die „Proud Boys“ nicht stolz machen. In: Watson. Abgerufen am 4. Oktober 2020.
  23. Jackie Salo: Gay community attempts to take over #ProudBoys from alt-right group. In: New York Post. 4. Oktober 2020, abgerufen am 4. Oktober 2020 (en-US).
  24. Homosexuelle kapern Hashtag #ProudBoys. In: Der Spiegel – Netzwelt. 4. Oktober 2020, abgerufen am 5. Oktober 2020.
  25. 25,0 25,1 25,2 Trump will rechte Gruppierung nicht kennen. In: tagesschau.de. 30. September 2020, abgerufen am 1. Oktober 2020.
  26. 26,0 26,1 „Proud Boys“ feiern Allianz mit Trump. In: n-tv.de. 30. September 2020, abgerufen am 1. Oktober 2020.
  27. John Fritze, Courtney Subramanian: Trump says he doesn’t know Proud Boys, but ‘they need to stand down,’ as he faces backlash for not criticizing white supremacists. In: usatoday.com. 30. September 2020, abgerufen am 1. Oktober 2020 (english).
  28. Alt-right group Proud Boys share Trump’s words on social media. In: MSNBC. 30. September 2020, abgerufen am 1. Oktober 2020 (english).
  29. 29,0 29,1 Trump denies knowledge of the Proud Boys despite telling the far-right group to ‘stand by’. In: YouTube. Guardian News, 30. September 2020, abgerufen am 1. Oktober 2020 (english).
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