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Pauline Viardot-García

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Pauline Viardot-García

Michelle Ferdinande Pauline Viardot-García, geb. García, (* 18. Juli 1821 in Paris; † 18. Mai 1910 ebenda) war eine französische Opernsängerin (Mezzosopran), Komponistin, Gesangspädagogin und eine der vielseitigsten Künstlerinnen des 19. Jahrhunderts.

Leben

Pauline Viardot-García wurde 1821 in Paris als Tochter des spanischen Tenors Manuel del Pópulo Vicente García geboren. Aufgewachsen in einer Musikerfamilie[1] – ihre Schwester war die Sängerin Maria Malibran,[1] ihr Bruder der Bariton Manuel Patricio Rodríguez García – entwickelte sie sich zu einer Sängerin mit einer außergewöhnlichen, von vielen Bewunderern als charismatisch bezeichneten Mezzosopran-Stimme, die mühelos vom Sopran zum Alt wechseln konnte. Auf allen großen Opernbühnen Europas feierte sie triumphale Erfolge. Sie trat nicht nur in Paris, London und Berlin auf, sondern auch in Sankt Petersburg, wo sie 1843 anlässlich eines Gastspiels die Bekanntschaft des russischen Dichters Iwan Sergejewitsch Turgenew machte, die sich zu einer lebenslangen intensiven Freundschaft entwickelte. Am 18. April 1840 heiratete sie den wesentlich älteren Pariser Theaterdirektor und Kunstschriftsteller Louis Viardot (1800–1883). Da er sehr vermögend war, konnte er ihr finanzielle Sicherheit bieten.

Viardot 1860 in Glucks Orfeo ed Euridice

Viardot sprach zudem fünf Sprachen: Spanisch wegen ihrer Familie; Französisch wegen ihres Geburts- und Heimatlandes Frankreich; Italienisch wegen ihrer Karriere als Opernsängerin; Deutsch, weil sie nicht nur Gastspiele in Deutschland gab, sondern auch etliche Jahre in Deutschland lebte; und Russisch wegen ihrer engen Beziehung zur russischen Kulturszene. Neben ihrer Karriere als Sängerin tat sie sich auch als Pianistin hervor, die von Franz Liszt unterrichtet worden war. Darüber hinaus arrangierte sie Musikstücke befreundeter Musiker und komponierte selbst. Komposition hatte Viardot in Paris bei Anton Reicha, der auch der Lehrer von Franz Liszt, Hector Berlioz und César Franck war, studiert.

Büste der Viardot im Baden-Badener Kurpark

Im Jahr 1859 trat sie in einem von Hector Berlioz dirigierten Konzert erstmals in Baden-Baden auf und verlieh der Stadt damit einen besonderen künstlerischen Status. 1863 zog Viardot mit ihrem Mann und ihren vier Kindern nach Baden-Baden und sorgte damit für die Entwicklung der Kurstadt zur internationalen Kulturstadt. In ihrem Baden-Badener Domizil, zu dem neben einer Villa auch ein Gartentheater und eine Kunst- und Vortragshalle gehörten, trafen sich Musiker, Dichter, Maler und andere bedeutsame Persönlichkeiten ihrer Zeit, wie etwa Wilhelm[1] und Augusta von Preußen[1] und Otto von Bismarck.[1] Viardot und Clara Schumann, mit der sie von 1838 an eng befreundet war, sorgten für die Präsentation der musikalischen Kunstwerke von Robert Schumann, Frédéric Chopin und Johannes Brahms. Bei Viardots berühmten Matineen trug unter anderem der ebenfalls weltberühmte Pianist Anton Rubinstein Klavierstücke vor. Ihr ehemaliger Klavierlehrer Franz Liszt gehörte ebenso wie Richard Wagner oder der Dichter Theodor Storm zu den Gästen des Hauses Viardot in Baden-Baden. Camille Saint-Saëns widmete ihr seine Oper Samson et Dalila.

Viardots Grab auf dem Cimetière de Montmartre

Als Viardots Stimme an Strahlkraft verlor, widmete sie sich verstärkt der Komposition und dem Unterricht und förderte dadurch viele spätere Berühmtheiten. Als Gesangslehrerin genoss sie einen legendären Ruf. Zu einer ihrer Kompositionen gehört die Operette Le Dernier Sorcier („Der Letzte Zauberer“), die 1869 von Johannes Brahms im Haus Viardot dirigiert wurde. 1870 übernahm sie die Solopartie in der Uraufführung der Alt-Rhapsodie von Johannes Brahms. Sie vertonte Texte der deutschen Dichter Eduard Mörike und Heinrich Heine, schrieb Lieder nach französischen, italienischen, spanischen und russischen Texten (Puschkin, Turgenew) und bearbeitete unter anderem Musikwerke von Haydn, Chopin und Brahms für Klavier und Gesang. Eine bis heute gelegentlich aufgeführte Komposition ist die originelle Marche Militaire AMII, 203 AMS.

Bis zum deutsch-französischen Krieg 1870/1871 entwickelte sich vom Haus Viardot aus eine facettenreiche Kunst- und Kulturszene, die die Attraktivität der Kurstadt noch erhöhte. Nach Kriegsbeginn zog die Familie Viardot nach Paris zurück. Dort verhalf sie unter anderem Jules Massenet zum Durchbruch, in dessen Oratorium Marie-Magdeleine sie bei der Uraufführung am 11. April 1873 die Titelpartie (Sopran) sang.

Als Pauline Viardot-García am 18. Mai 1910 in Paris starb, hinterließ sie neben der Erinnerung an ihre berühmten Gesangsauftritte und ihren Einsatz als äußerst kompetente Gesangslehrerin eine Vielzahl musikalischer Kunstwerke, die erst in jüngster Zeit wiederentdeckt werden.

Bewertung

Théophile Gautier über das Debüt von Pauline Viardot in der Oper Otello von Gioachino Rossini am 12. Oktober 1839 im Pariser Théâtre-Italien: „Sie besitzt eine Stimme, die als eines der prächtigsten Musikinstrumente wirkt, das man hören kann. Ihr weder zu helles, noch belegtes Timbre ist bewundernswert. Es ist keine metallische Stimme wie diese von der Grisi; aber die Töne des Mediums haben etwas Sanftes und Scharfes, das das Herz rührt. Ihr Umfang ist wunderbar. In der Fermate des Andantes der von der Elisabetta in Otello eingeschobenen Kavatine hat sie zwei Oktaven und eine Quinte herausgestellt, d. h. von dem tiefen F des Tenors zum hohen C des Soprans.“[2]

Ikonografie/Porträts (Auswahl)

  • Versilberte Bronzemedaille ohne Jahr (1901), auf ihren 80. Geburtstag. 70 mm. Medailleur: Heinrich Kautsch (Prag 1859–1943 Wien)
  • Zeichnung, Selbstporträt
  • Zeichnung von Pyotr Sokolov (1840)
  • Ölgemälde von Ary Scheffer (1840)
  • Gemälde in Wasserfarben von Pyotr Sokolov (1843)
  • Fotografie (Rollenporträt als Euridice) von André Adolphe-Eugène Disdéri (1862)
  • Zeichnung von Bernard Romain Julien (vor 1871)
  • Fotografie von Etienne Carjat (vor 1906)
  • Fotografie von Pierre Lanith Petit (vor 1909)

Schüler (Auswahl)

Literatur

(chronologisch)

  • Madame Pauline Viardot-Garcia in Leipzig. In: Illustrirte Zeitung. Nr. 11, J. J. Weber, Leipzig 1843-09-09, S. 169–170.
  • April Fitzlyon: The Price of Genius. A Biography of Pauline Viardot. London 1964.
  • Jürgen Kesting: Die großen Sänger. Claassen, Düsseldorf 1986.
  • Gustave Dulong: Pauline Viardot, tragédienne lyrique 2e éd. revue et corr. Association des amis d’Ivan Tourgueniev, Pauline Viardot et Maria Malibran, 1987. ISBN 2-903597-01-4.
  • Ute Lange-Brachmann und Joachim Draheim (Hrsg.): Pauline Viardot in Baden-Baden und Karlsruhe. Nomos, Baden-Baden 1999. ISBN 3-7890-6372-X.
  • Karl-Josef Kutsch und Leo Riemens: Großes Sängerlexikon, 7. Bd., 4., erw. u. akt. Aufl., München 2003, S. 4887–4889.
  • Michael Steen: Enchantress of nations, Pauline Viardot: soprano, muse and lover. Icon books, Thriplow 2007. ISBN 978-1-84046-843-4.
  • Michèle Friang: Pauline Viardot au miroir de sa correspondance. Hermann, Paris 2008. ISBN 978-2-7056-6568-5.
  • Patrick Barbier: Pauline Viardot. Biographie. Grasset, Paris 2009. ISBN 978-2-246-71741-6.
  • Beatrix Borchard: „Eine ›Anti-Diva‹? Zur RezeptionPauline Viardot-Garcias im 19. Jahrhundert“. In: Rebecca Grotjahn, Dörte Schmidt und Thomas Seedorf (Hrsg.): Untersuchungen zu einem kulturellen Phänomen des 19. und 20. Jahrhunderts, Schliengen 2011, S. 114–125.
  • Miriam-Alexandra Wigbers: Johannes Brahms und Pauline Viardot – der Sommer 1869: Begegnungen, Das verschollene Morgenständchen, Die Alt-Rhapsodie. In: Brahms-Studien, Veröffentlichungen der Brahms-Gesellschaft Hamburg e. V. Band 16.2011. Tutzing 2011, S. 67–89.
  • Melanie Stier: Pauline Viardot-Garcia in Großbritannien und Irland. Formen kulturellen Handelns. Olms, Hildesheim 2012. ISBN 978-3-487-14698-0.
  • Miriam Alexandra: Pauline Viardot. In: Lexikon der Gesangsstimme. Geschichte – Wissenschaftliche Grundlagen – Gesangstechniken – Interpreten. Laaber 2016. ISBN 978-3-89007-546-4
  • Beatrix Borchard: Pauline Viardot-Garcia: Fülle des Lebens. Köln u. a. Böhlau Verlag 2016. ISBN 978-3-412-50143-3
  • Beatrix Borchard: Artikel „Pauline Viardot“. In: MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen, hg. von Beatrix Borchard und Nina Noeske, Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2003ff. Stand vom 25. April 2018.

Weblinks

 Commons: Pauline Viardot – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Clive Unger-Hamilton, Neil Fairbairn, Derek Walters; deutsche Bearbeitung: Christian Barth, Holger Fliessbach, Horst Leuchtmann, et al.: Die Musik – 1000 Jahre illustrierte Musikgeschichte. Unipart-Verlag, Stuttgart 1983, ISBN 3-8122-0132-1, S. 124.
  2. Théophile Gautier, zit. nach Patrick Berthier, in: La Presse, am 14. Oktober 1839 erschienenes Feuilleton, in: Oeuvres complètes, Critique théâtrale, t. II, (1839–1840) Champion 2008.
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