Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Oskar Cassel

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Oskar Cassel
Oskar Cassel, portraitiert durch Max Liebermann, 1920

Oskar Cassel (geb. 4. Juni 1849 in Schwetz; gest. 8. August 1923 in Berlin) war ein deutscher linksliberaler Politiker. Er war eine der maßgebenden Persönlichkeiten in der Berliner Stadtverordnetenversammlung während des deutschen Kaiserreichs. Außerdem war er Mitglied im preußischen Abgeordnetenhaus und später in der verfassungsgebenden preußischen Landesversammlung. Er war zudem Vertreter jüdischer Anliegen und seit 1917 Vorsitzender des Verbandes Deutscher Juden.

Leben

Cassel besuchte das Gymnasium zum Grauen Kloster und studierte anschließend in Berlin Rechts- und Staatswissenschaften. Im Jahr 1879 wurde er Rechtsanwalt und war seit 1892 auch Notar. Cassel wurde Mitglied des Berliner Handwerkervereins und wurde für diesen als Lehrer tätig. Im Jahr 1888 wurde er Mitglied der Berliner Stadtverordnetenversammlung. In das preußische Abgeordnetenhaus wurde er 1903 gewählt. Er gehörte der Freisinnigen Volkspartei und später der Fortschrittlichen Volkspartei an.[1]

In der Stadtverordnetenversammlung war er Vorsitzender der Fraktion der Alten Linken. Cassel wurde 1908 zum stellvertretenden Vorsitzenden der Stadtverordnetenversammlung gewählt. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit war der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. Außerdem setzte er sich für das Selbstverwaltungsrecht der Kommunen gegen staatliche Einflussnahme ein. Sein Einfluss auf die Politik der Hauptstadt war so groß, dass Wilhelm von Kardorff und andere ihn als „ungekrönten König von Berlin“ bezeichneten.

Cassel war einerseits Gegner des Adels, andererseits stand er der Sozialdemokratie ablehnend gegenüber. Sein Mandat musste er im Laufe der Zeit gegen die wachsende Stimmenzahl der SPD verteidigen. Dies führte zu einer teilweise widersprüchlichen Haltung. Während Cassel für Preußen die Abschaffung des Dreiklassenwahlrechts befürwortete, lehnte er dies für Berlin ab.

Cassel engagierte sich im Parlament nicht zuletzt für die Gleichberechtigung jüdischer Richter und Lehrer im Staatsdienst. Im Parlament war er einer der Hauptvertreter jüdischer Interessen. Er war Gründungsmitglied des „Hilfsvereins der deutschen Juden für notleidende Juden in Osteuropa.“ Ausweisungen ausländischer Arbeiter und Gewerbetreibender aus konfessionellen und politischen Gründen lehnte Cassel ab. Im Parlament setzte er sich dafür ein, dass ärmere jüdische Gemeinden durch Beihilfen unterstützt werden. Während die gemäßigten bürgerlichen Parteien dem zustimmten, lehnte Adolph Hoffmann, damals SPD, dies ab. Auch später gerieten beide im Parlament häufig aneinander.

Er war langjähriges Ausschussmitglied des Verbandes Deutscher Juden und wurde 1917 Vorsitzender der Organisation.

Nach der Novemberrevolution wurde Cassel Fraktionsvorsitzender der DDP in der Berliner Stadtverordnetenversammlung. Zwischen 1919 und 1921 war er für diese Partei Mitglied der preußischen verfassungsgebenden Landesversammlung. Kurze Zeit später wurde er durch eine schwere Krankheit an den Lehnstuhl gefesselt.

Er wurde 1914 zum Ehrenbürger von Berlin ernannt. Damit war er der erste Jude, der diese Auszeichnung in Berlin erhielt. Nach seinem Tod erhielt Cassel ein Ehrengrab auf dem Friedhof der jüdischen Gemeinde von Weißensee.

Einzelnachweise

  1. Mann, Bernhard (Bearb.): Biographisches Handbuch für das Preußische Abgeordnetenhaus. 1867-1918. Mitarbeit von Martin Doerry, Cornelia Rauh und Thomas Kühne. Düsseldorf : Droste Verlag, 1988, S. 94 (Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien : Bd. 3)

Literatur

  • Ernest Hamburger: Juden im öffentlichen Leben Deutschlands: Regierungsmitglieder, Beamte und Parlamentarier in der monarchistischen Zeit. 1848 - 1918. Tübingen, 1968. S. 368f. Digitalisat

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Oskar Cassel aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.