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Nik Bärtsch

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Nik Bärtsch 2008 in Innsbruck
Nik Bärtsch 2008 in Innsbruck
Chartplatzierungen
Erklärung der Daten
Alben[1]
Continuum (Nik Bärtsch’s Mobile)
  CH 66 27.03.2016 (1 Wo.) {{{5}}}
Awase (Nik Bärtsch’s Ronin)
  CH 44 13.05.2018 (3 Wo.) {{{5}}}
Entendre
  CH 39 28.03.2021 (1 Wo.) {{{5}}}

Nik Bärtsch (* 3. August 1971 in Zürich) ist ein Schweizer Pianist, Komponist, Musikproduzent[2] und Autor aus Zürich.

Leben

Bärtsch erhielt ab dem achten Lebensjahr Unterricht in Jazzpiano und Schlagzeug. Vor seinem Studium an der Musikhochschule wurde er 5 Jahre (1986–1991) von Boris Mersson (1921–2013) unterrichtet. Er studierte Musik an der Zuricher Musikhochschule (heute Zürcher Hochschule der Künste) und beendete sein Studium 1997 mit einem klassischen Klavierdiplom.[2] Daran anschliessend studierte er von 1998 bis 2001 an der Universität Zürich, Philosophie, Linguistik und Musikwissenschaft. Ab 1993 arbeitete er mit Daniel Mouthon und Philipp Schaufelberger zusammen, ab 1996 spielte er in dem von André Desponds gegründeten Gershwin Piano Quartet. 1997 ging er mit Harald Haerter auf Tournee. Im selben Jahr gründete er das Ensemble Mobile mit Mats Eser (seit 2013 Nicolas Stocker), Kaspar Rast und Sha.

2001 ging Bärtsch mit einem Soloprojekt auf Tournee; seit dem gleichen Jahr spielt er in seinem «Zenfunk-Quartett» Ronin (mit Kaspar Rast, Björn Meyer [von 2011-20 Thomy Jordi, seit 2020 Jeremias Keller]) und Sha, das zeitweise mit Andi Pupato (2002–2012) zum Quintett erweitert wurde und mit dem er auf zahlreichen internationalen Festivals wie dem North Sea Jazz Festival, Portland Jazzfestival, dem London Jazz Festival und dem Jazzfest Berlin auftrat. Seine Musik bezeichnet Bärtsch als «Ritual Groove Music».

Seit 2005 ist er bei dem Label ECM Records unter Vertrag. 2006 erfolgte die Gründung des eigenen Labels Ronin Rhythm Records. Manfred Eicher nahm die Band Ronin bei seinem Label ECM Records unter Vertrag und veröffentlichte 2006 das erste Album Stoa.[3]

Bärtsch ist Gründungsmitglied und Mitbesitzer des Clubs Exil in Zürich (seit 2009). Zusammen mit Judd Greenstein und Etienne Abelin ist er künstlerischer Leiter des Indie-Classic Festivals Apples and Olives in Zürich (seit 2014).

Bärtsch ist/war Gastdozent u. a. an der Musikhochschule Winterthur, der Zürcher Hochschule der Künste, der Jazzschule Luzern, der Hochschule Stuttgart, dem Trinity Laban.

Bärtsch lebt mit seiner Frau, einer promovierten Biologin, Shiatsu-Therapeutin sowie Aikido-Lehrerin und seinen drei Töchtern in Zürich, wo er jeden Montag im "Exil" spielt.[4]

Musik und Projekte

Nik Bärtsch bei einem Konzert in Wuppertal 2016
Die Band Ronin (Thomy Jordi, Sha, Kaspar Rast) bei einem Konzert in Wuppertal 2016

Die Band Nik Bärtsch’s Ronin ist sein Kernprojekt. Nebst den wöchentlichen Auftritten im Rahmen seiner Konzertreihe Montags im Zürcher Club Exil hatte Nik Bärtsch Auftritte in über 50 Ländern in Clubs, Institutionen und Festivals wie dem Lincoln Center New York, der Elbphilharmonie Hamburg, dem Barbican Centre London, der Wigmore Hall London, Jazz Festival San Francisco, Jazzfest Berlin, dem Arts Center of the New York University, Abu Dhabi oder dem Cape Town Jazzfestival (Kapstadt). Mit Ronin hat er bereits acht Tonträger eingespielt, deren letzte fünf beim Label ECM Records erschienen sind.

Nik Bärtsch bezeichnet die Musik von Ronin als "Ritual Groove Music". Die zentrale Idee dieses neuen Stils ist es, mit minimalen Mitteln eine maximale Wirkung, zu erzielen.[5] Die Mitglieder der Gruppe verstehen sich als herrenlose Samurais, die sich in den Dienst einer gemeinsamen Sache stellen.[4]

Bärtschs akustische Formation Mobile tritt hauptsächlich im Zusammenhang mit Installationen auf. So entstand beispielsweise die BLUE-Trilogie mit jeweils 36-stündigen Live-Konzerten oder SEE, eine 4-stündige Live-Performance in Zusammenarbeit mit dem Zürcher Architekturbüro oos.

Auftragskompositionen sind u. a. seitens Mannheimer Schlagwerk (2021), The Third Coast Percussion Quartet, Chicago (2020), Les Percussions de Strasbourg (2020), Gershwin Piano Quartet (2020), Zürcher Kammerorchester, Bang on a Can und des Brooklyn Rider String Quartet bekannt. Des Weiteren war Bärtsch in Kollaborationen u. a. mit der Schweizer Modedesignerin Christa de Carouge, dem Butoh-Tänzer Imre Thormann und dem Tänzer Hideto Heshiki zu sehen. Zudem schuf er die Musikunterlegung der Schweizer Fernsehsendung Swissview und für den Film Between Calculus and Random[6] von Jürg Egli; auch im Film Sounds and Silence ist seine Musik zu hören.

Einflüsse und Stil

Wiederholung und Veränderung sind zentrale Motive in der Musik und in der Aufführungspraxis von Nik Bärtsch.[4]

Seine Arbeit bewegt sich an der Schnittstelle von zeitgenössischer Musik, Jazz und Funk-Einflüssen. Die Verwendung von Wiederholungen sowie Strukturen, die auf der Verwebung von Elementen in seiner Musik gründen, lassen auf den Einfluss minimalistischer Musik und insbesondere von Steve Reich schließen. Bärtsch ist auch von der orientalischen Philosophie und dem Ostinato von James Brown beeinflusst.[7] Er hat sich zudem intensiv mit dem Werk der amerikanischen Komponisten John Cage und Morton Feldman auseinandergesetzt.[8]

Ein wichtiges Kompositionsprinzip von Nik Bärtsch ist das Modul.

Ein Modul ist eine komponierte und kombinierbare Einheit. Bärtsch nennt fast jedes seiner Stücke "Modul" und nummeriert diese in der Reihenfolge ihrer Entstehung. Ein Modul kann in verschiedenen Besetzungen gespielt und mit anderen Modulen kombiniert werden. Bärtsch vergleicht seine Module auch mit "einem Grundtraining in Kampfsportarten, das an alle möglichen Situationen angepasst werden kann". Diese Module können variiert oder um Improvisationen ergänzt werden.[9] Module sind unabhängige Einheiten, die gleichzeitig Teil eines grösseren Ganzen sind (Holon) und oft variabel in Besetzung und Form sind.[10] Der Begriff Holon wurde von Arthur Koestler geprägt und bedeutet ein Ganzes, das Teil eines anderen Ganzen ist.

Bärtsch ist von der japanischen Zen-Kultur fasziniert. Seine musikalische Haltung wird unter anderem auch von seinem Interesse für die japanische Kampfkunst (Aikido) und Zen geprägt. Es ist seine Zen-Praxis der Aufmerksamkeit, die sich nicht im Vielen verliert, sondern das Viele so weit wie möglich reduziert und auf das wesentliche konzentriert.[11]

Bei aller Vielfältigkeit ihrer Einflüsse lässt diese Musik stets eine eigene Handschrift erkennen. Zwar haben Elemente aus unterschiedlichsten musikalischen Welten in sie Eingang gefunden – von Funk und Jazz über neue Klassik bis hin zu Klängen der japanischen Ritualmusik[12] –, doch diese Formen werden nicht postmodern nebeneinander gestellt oder zitiert, sondern verschmelzen zu einem neuen Stil. Das Ergebnis ist eine groovende, klanglich und rhythmisch hochdifferenzierte Musik, zusammengesetzt aus wenigen Phrasen und Motiven, die immer wieder neu und abwechslungsreich kombiniert und überlagert werden.[13]

Preise und Auszeichnungen

Beim europäischen Jazzwettbewerb der Leverkusener Jazztage 1995 kam Bärtsch mit der Band Groove Cooperative von Menico Ferrari ins Finale. 1999 und 2002 erhielt er den Förderungspreis der UBS-Kulturstiftung. 2002 wurde er mit dem Werkjahr der Stadt Zürich gefördert. 2004 erhielt er den Kulturpreis der Gemeinde Zollikon (Anerkennungspreis). 2007 erhielt er einen Kompositionsauftrag von Pro Helvetia für ein Musik- und Tanzprogramm mit Hideto Heshiki. Bärtsch wurde zugleich im Rahmen der Prioritären Jazzförderung 2007–2009 von Pro Helvetia unterstützt. 2015 wurde er für den Schweizer Musikpreis des Bundesamtes für Kultur nominiert.[14] 2016 gewann er die Kategorie «Rising Stars Keyboards» des DownBeat-Magazins.[15], 2018 wurde, der Film Between Calculus and Random des Filmemachers Jürg Egli den Bärtsch mit Musik unterlegte, mit dem "Award for Best Essay" der FIFA prämiert.[6] 2019 erhielt er den Kunstpreis der Stadt Zürich.

Diskografie

Aufnahmejahr Titel Label Gruppe Musiker
2001 Ritual Groove Music Ronin Rhythm Records Mobile Nik Bärtsch, Don Li, Mats Eser, Kaspar Rast
2002 Randori Ronin Rhythm Records Ronin Nik Bärtsch, Björn Meyer, Rast, Andy Pupato
2002 Hishiryo Ronin Rhythm Records Solo Nik Bärtsch
2003 Live Ronin Rhythm Records Ronin Nik Bärtsch, Björn Meyer, Rast, Andy Pupato
2004 Rea Ronin Rhythm Records Ronin Nik Bärtsch, Björn Meyer, Rast, Andy, Pupato und Gäste Sha, Thomy Geiger, Michael Gassmann
2004 Aer Ronin Rhythm Records Mobile Nik Bärtsch, Sha, Rast, Mats Eser
2006 Stoa ECM Ronin Nik Bärtsch, Sha, Björn Meyer, Rast, Andy Pupato
2008 Holon ECM Ronin Nik Bärtsch, Sha, Björn Meyer, Rast, Andy Pupato
2010 Llyria ECM Ronin Nik Bärtsch, Sha, Björn Meyer, Rast, Andy Pupato
2012 Nik Bärtsch's Ronin Live ECM Ronin Nik Bärtsch, Sha, Björn Meyer, Rast, Andy Pupato, Thomy Jordi
2016 Continuum ECM Mobile Nik Bärtsch, Sha, Rast, Nicolas Stocker, String quintet mit Etienne Abelin, Ola Sendecka, David Schnee, Ambrosius Huber, Solme Hong (Celli)
2018 Awase ECM Ronin Nik Bärtsch, Sha, Thomy Jordi, Rast
2021 Entendre ECM Solo Nik Bärtsch

Literatur

  • Nik Bärtsch: Listening - Music, Movement, Mind. Lars Müller publishers, Zürich 2021, ISBN 978-3-03778-670-3
  • Biografisches Lexikon des Schweizer Jazz. In: Jazz in der Schweiz: Geschichte und Geschichten. Chronos, Zürich 2005-01-01, ISBN 3-0340-0739-6.
  • Jean-Claude Kuner: Zwischen Minimalismus und Jazz: Der Schweizer Komponist und Pianist Nik Bärtsch, einstündiges Radiofeature (58’33”), Produzent WDR3 2006, Ursendung am 16. November 2006.[16]

Einzelnachweise

  1. Chartdiskografie Schweiz
  2. 2,0 2,1 Nastos, Michael G. Allmusic: Nik Bärtsch Biography, accessed May 25, 2018
  3. Nik Bärtsch. Abgerufen am 27. Juni 2021 (english).
  4. 4,0 4,1 4,2 Ulrich Stock: Immer wieder, immer weiter. Schaffhausener Jazzfestival, abgerufen am 2. Juli 2021.
  5. Ronin. Abgerufen am 2. Juli 2021 (english, deutsch).
  6. 6,0 6,1 Between Calculus and Random. In: Le Fifa. Abgerufen am 5. Juli 2021 (english, français).
  7. Steve Lake und Paul Griffiths: Horizons touched: the music of ECM. Granta Books, Großbritannien 2007, ISBN 978-1-86207-880-2, S. 484 S. 361-362.
  8. Nik Bärtch´s Ronin Stoa. Pianobleu., abgerufen am 18. Mai 2021 (français).
  9. Nik Bärtsch – der Zen-Meister des Jazz allein am Flügelgel. In: BR24 - Hier ist Bayern. Abgerufen am 5. Juli 2021.
  10. Nik Bärtsch: Module - zu meiner musikalischen Konzeption. In: Nik Bärtsch. Abgerufen am 18. Juni 2021 (english).
  11. Jazz und Zen. https://www.aargauerzeitung, abgerufen am 15. Mai 2021.
  12. Rohheit und Abstraktionswille. Website von Nik Bärtsch (PDF; 95 kB). Abgerufen am 27. Januar 2020
  13. Nik Bärtsch: The Module: About my Musical Conception. In: Nik Bärtsch. Abgerufen am 25. Juni 2021 (english).
  14. Gewinner, Nominierte 2015 (Memento vom 17. Februar 2019 im Internet Archive). Schweizer Musikpreis
  15. Washington, Iyer Among Winners in 2016 DownBeat Critics Poll. In: DownBeat Magazine. 1. Juli 2016, abgerufen am 27. Januar 2020.
  16. Zwischen Minimalismus und Jazz, abgerufen 22. September 2020

Weblinks

 Commons: Nik Bärtsch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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